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Es ziemt sich vieles nicht. – er entfernt sich nach dem Hintergrunde, Mathilde und Leopold setzen sich auf die andere Seite des Theaters, die Musik schweigt.

      HOFMEISTERIN. Ihr seid zu rasch, mein Fräulein, da habt Ihr unsre Wirthin sehr beleidigt; Ihr wißt noch nicht, wie man sich in dergleichen Gesellschaften zu betragen hat.

      ADELHEID. Ach nein!

      HOFMEISTERIN. Darum sag' ich doch: Ihr habt noch manches zu lernen.

      LEOPOLD. Und wie lange ist Euer Gemal nun schon abwesend?

      MATHILDE. Seit sechszehn Jahren.

      LEOPOLD. Schon so lange Wittwe? –

      MATHILDE. Und ich glaube, er ist schon seit lange todt, denn vor vier Jahren erhielt ich eine Bothschaft, daß er in Palästina schwer verwundet darnieder liege, und seitdem hab' ich nichts wieder von ihm vernommen.

      LEOPOLD. Gewiß ist er todt und begraben, und Ihr, schöne Frau, trauert und erwartet ihn vergebens.

      MATHILDE. Mir wird oft die Burg zu enge, dann muß ich Menschen sehn; es ist mir unmöglich, ganz wie eine Nachteule in einer düstern Einsamkeit zu leben.

      LEOPOLD. Es wäre auch Unrecht, so viel Schönheit den Augen der Welt auf immer zu entziehn.

      MATHILDE. Ihr wollt mich roth machen.

      LEOPOLD. Solltet Ihr das von mir zum erstenmale hören? Das will ich zur Ehre unsrer Ritter nicht hoffen.

      MATHILDE. Ich habe viel von Eurer Kunst gehört, die Frauen durch Schmeicheleien zu fangen.

      LEOPOLD. Schmeicheleien sind nur ein nothwendiges Uebel, bei Euch wird jede Schmeichelei zur Wahrheit.

      MATHILDE. Glaubt Ihr, daß ich die Männer so wenig kenne, um Euren Worten zu glauben?

      LEOPOLD. Ihr mögt vielleicht die Männer im Ganzen kennen, aber wahrlich mich nicht, wenn Ihr mir nicht traut.

      MATHILDE. So sagt ein jeder, und ein jeder lügt.

      LEOPOLD. Laßt die Lügner gehangen werden! doch ich bleibe lebend.

      MATHILDE. Seid Ihr Eurer Sache so gewiß?

      LEOPOLD. Ich müßte keine Augen haben, ich müßte Euch nicht gesehn haben.

      MATHILDE. Immer wieder das alte Lied?

      LEOPOLD. Mißfällt es Euch denn so sehr?

      MATHILDE. Es darf mir nicht gefallen.

      LEOPOLD. Ihr seid ja Wittwe.

      MATHILDE. O wahrlich, ich dürfte Euch nur zum Beichtvater annehmen, und Ihr riethet mir bald zu einer zweiten Heirath.

      LEOPOLD. Und ich riethe gut.

      MATHILDE. Bei Gott nein! denn schon in der ersten – doch, begehrt Ihr nicht zu tanzen? seht, ich glaube alle Fräulein warten nur auf Euch.

      LEOPOLD. Wer ist denn jene dort im weißen Kleide?

      MATHILDE. Adelheid von Orla, meine Nachbarin, ich würde sie sonst nicht geladen haben. Ihr Gesicht, ihre Sprache, ihr Wesen ist mir nicht erfreulich.

      LEOPOLD. Wir können immer nur lieben, was uns in einiger Rücksicht ähnlich ist.

      MATHILDE. Meint Ihr?

      LEOPOLD. Ja, und eben darum meine ich auch, daß Ihr – –

      MATHILDE. O tanzt doch, tanzt; Ihr tanzt weit besser als Ihr sprecht.

      LEOPOLD. So erlaubt mir Eure Hand, –

      MATHILDE. Zum Tanze noch zur Noth, –

      LEOPOLD. Sonst nicht?

      MATHILDE. O man darf Euch nur die Finger bieten und Ihr nehmt schon den ganzen Arm.

      LEOPOLD küßt ihre Hand.

      MATHILDE. O pfui doch! Alle Damen werden auf mich eifersüchtig werden.

      LEOPOLD. Und mit Recht.

      MATHILDE. Ihr seid gefährlich; Eure Zunge ist zu glatt.

      LEOPOLD. Ich bin nur Ritter, nur Soldat, aber seit heute wünsche ich, ich wäre zugleich ein Redner!

      MATHILDE. Warum seit heute?

      LEOPOLD. O wie Ihr auch fragt!

      MATHILDE. Ihr seid sonst mit Antworten so leichtfertig.

      LEOPOLD. Aber Ihr werdet mich schwermüthig machen.

      Die Musik und der Tanz beginnen, eine Trompete von außen, Musik und der Tanz schweigen.

      MATHILDE. Was ist das?

      BURGVOIGT. Was giebts? – Was stört unsre Freude? – Hohl der Henker das Blasen, sag' ich! –

      GEORG, kömmt herein. Der Thürmer bläst, weil ein fremder Ritter vor dem Thore hält, der Einlaß begehrt.

      BURGVOIGT. Nun, so laßt ihn kommen und stellt nur das Blasen ein. – Klingts doch, als wenn sollte Sturm gelaufen werden. Georg geht ab.

      LEOPOLD. Seid Ihr nicht wohl, gnädige Frau?

      MATHILDE. Ich weiß nicht, – mein Herz schlägt. –

      LEOPOLD. Faßt Euch – er nimmt sie in den Arm, Mathilde macht sich verwirrt los.

      RUDOLPH VON EBENBURG tritt ein.

      RUDOLPH. Seid mir alle gegrüßt, und verzeiht, wenn ich Euer Fest störe; ich wünschte unter Euch die edle Hausfrau herauszufinden.

      MATHILDE. Was soll sie, edler Ritter, was habt Ihr ihr zu sagen?

      RUDOLPH. Einen Gruß soll ich Euch bringen von Eurem Gemal und Herrn Walther von Berneck, in wenigen Wochen hofft Er Euch hier in seine Arme zu schließen.

      MATHILDE. Walther?

      LEOPOLD. Er lebt?

      KARL stürzt aus dem Hintergrunde hervor auf seine Kniee. Mein Vater? – O er kömmt! er kömmt, meine Mutter! – Jetzt ihr Spielleute, jetzt ist es Zeit zu blasen! Nehmt beide Backen voll, und stoßt in die Trompeten; laßt die Pauken laut und lauter donnern! – – Ins Teufels Namen blast!

      Die Pauken wirbeln, die Trompeten schmettern.

      CONRAD. Soll ich die Freude erleben? –

      MATHILDE steht nachdenklich. Leopold geht auf und ab.

      RUDOLPH. Ja freuet Euch, denn er ist tausend Gefahren entronnen, er war verwundet und krank, und noch ist er nicht ganz genesen, aber Eure Liebe wird ihn bald völlig wieder herstellen. Er hat sich gehalten wie ein wackrer Ritter, dafür war er im ganzen christlichen Lager bekannt, er war gewöhnlich im dicksten Gedränge der Speere.

      KARL. Und nun kehrt er wieder! Komm, Conrad, unter dem weiten gestirnten Himmel muß ich meiner Freude, meinen Thränen Luft machen. beide ab.

      MATHILDE. Ihr habt uns Allen Freude gebracht, Ritter, nehmt nun auch an unserm Feste Theil.

      RUDOLPH. Verzeiht mir, edle Frau, ich bin heut weit und schnell geritten, ein Nachtlager und ein Trunk Weines wäre mir erwünschter.

      MATHILDE. Georg, gieb dem Ritter ein Zimmer und ein Nachtessen.

      RUDOLPH. Ich danke Euch. ab mit Georg.

      HOFMEISTERIN. Lebt wohl, gnädige Frau, wir danken Euch herzlich.

      MATHILDE. Ihr wollt fort?

      HOFMEISTERIN. Unsre Sänfte wartet schon seit einer Stunde, es ist nicht weit und der Mond scheint hell. ab mit Adelheid.

      BURGVOIGT. Jetzt werd ich den Rittern ihre Nachtlager anweisen lassen, eben so den Damen, damit alles in guter Ordnung geschehe.

      LEOPOLD. Ihr seid nachdenkend, gnädige Frau?

      MATHILDE. Ach!

      LEOPOLD. Was ist Euch?

      MATHILDE. Mir ist wie im Traum, oder als wenn ich jetzt erwachte und hätte

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