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wahr, wie sie uns vor sich hintreibt; wir wundern uns dann als schwache Menschen, wenn wir in Wüsten stehn, wenn unsre Schritte sich gegen einen Abgrund richten und wagen es nicht, uns umzudrehn. Siehst Du, Conrad, so ist es, und darum will ich dies gute Schwert mit mir nehmen. – Die Nacht kömmt schon herauf, das Gewitter zieht näher. – Horch, wie seltsam diese Panzer und Schilde an einander klirren. – Hörst Du nichts?

      CONRAD. Nein.

      KARL. Wie der Anfang eines wunderbaren Gesprächs; es sind die Geister meiner Vorfahren, die über uns flattern und mir ihr Wohlgefallen zu erkennen geben. – Komm. – sie gehn ab.

      (Ein finstres Gemach, im Hintergrunde eine Thür, zu der einige Stufen führen.)

      MATHILDE mit einer Lampe. Wie gewaltig das Wetter leuchtet! – Ist es die Sünde, das Verbot des Richters, das in meinem Gewissen herbergt, und mein unruhiges Herz von Leopold abwendet? – Ach, was ist dann die Sünde für ein Gewinn, selbst in diesem irdischen Leben! – Oder ist es die Veränderlichkeit des Menschen und seines unbegreiflichen Willens? Was ist dann Liebe und Freundschaft, die wir so gern für das wahre Element unsrer Seele halten möchten? – Alles was ich von Walther fürchtete, quält mich nun beständig in Leopolds Gestalt, in der Gestalt, die mir einst so theuer war. – Er will diese Nacht kommen. – Horch, es donnert! – Ich kenne mich selbst nicht mehr, so sehr bin ich verändert. – Ach Gott! es kann ja vielleicht noch alles gut werden. – Ich fühle mich so einsam, mein Muth, meine frohe Laune ist hin, – wenn er nur bald käme! – Und kann ich denn zurücktreten? – Und was wär' ich, wenn ich es thäte? – Wie unglücklich würd' ich sein, wenn er mich verließe und nun alles, alles nur ein Traum war, und vorüber wäre? Wenn dann die Erinnerungen die Vergangenheit schöner machten als sie war, alle traurigen Stunden mit weißen Schleiern verdeckten – o über die Untreue der Männer! – sie geht ab.

      KARL tritt auf. Nein, es soll nicht sein. – Dulde es nicht länger, mein Herz, daß mein Vater selbst noch im Grabe entehrt wird. – Das Gewitter zieht nach und nach näher, Donner und Blitz, er geht umher das Schwert unterm Arm und setzt sich auf die Stufen vor dem Schlafgemach nieder. Wie der Sturm heraufbraust, wie das Wetter schwer näher zieht. – Wie ein Gespenst sitz' ich hier in der dunkeln, einsamen Nacht, mein Herz schlägt ungeduldig und die furchtbare Stunde rückt mir meinen Feind immer näher und näher.

      LEOPOLD tritt auf.

      LEOPOLD. Alles in der Burg schläft, nur Mathilde wacht. – Ich wundre mich über mich selbst, daß ich immer noch diesen gewohnten Weg gehe und seiner doch noch nicht überdrüßig bin. – Unser Vergnügen liegt nur in der Einbildung. – Doch sie wartet, um eine zärtliche Versöhnung mit mir zu feiern. Er nähert sich dem Schlafgemach.

      KARL. Zurück!

      LEOPOLD. Zurück? – Wer ist es, der das ruft? –

      KARL. Karl von Berneck.

      LEOPOLD. Wie kommt Ihr, in der einsamen Nacht, hieher, Ritter!

      KARL. Ueber die seltsame Frage! – Dies ist die Burg meines Vaters, müßt Ihr wissen, ich bin sein Sohn, ich sitze hier vor dem Schlafgemach meiner Mutter und kann nicht begreifen, welcher Weg Euch hieherführt.

      LEOPOLD. Ihr habt darnach nicht zu fragen.

      KARL. Gut.

      LEOPOLD. Und so werd' ich also ungehindert meinen Weg fortsetzen.

      KARL. Zurück! sag' ich noch einmal.

      LEOPOLD. Und das so trotzig, junger Mensch?

      KARL. Warum nicht? – Ich bin hier Herr im Schlosse, und ihr seid ein ungebetener, überlästiger Gast.

      LEOPOLD. Was muß ich hören?

      KARL. Was Ihr schon längst hättet hören sollen, wenn ich dem Rufe meines Herzens gefolgt wäre. – Wenn Ihr Muth habt, so trefft Ihr mich morgen auf der Wiese im Walde.

      LEOPOLD. Gut, aber wenn es denn so steht, wenn Ihr es denn wißt und so mit mir zu sprechen wagt, so will ich auch jetzt zu Eurer Mutter gehn.

      KARL. Das sollt ihr nicht, bei Gott nicht.

      LEOPOLD. Wer will es mir wehren?

      KARL. Fragt nicht so einfältig, eben ich!

      LEOPOLD. Ich werde diese Drohung nicht achten. er betritt die untere Stufe.

      KARL. Laßt Euch weisen, ich beschwöre Euch, seht, Ihr sollt nicht in dies Gemach, ohne meinen Leib zur Stufe zu gebrauchen. er wirft sich queer vor die Thür.

      LEOPOLD. Wie Du willst!

      KARL, der schnell aufspringt. O mein Vater! hast Du es wohl gesehn, wie ein Verworfner, ein Nichtswürdiger, dein Mörder auf deinen Sohn seinen verrätherischen Fuß setzt! – Was wär' ich, wenn ich das erduldete? – er schleudert Leopold zurück. Hieher, Bösewicht! wagst Du es, mir in die Augen zu sehn? Wagst Du es, Dich Mann, Dich Ritter zu nennen?

      LEOPOLD. Was muß ich hören? – Wißt Ihr, frecher Jüngling, daß ich Euch dafür züchtigen werde?

      KARL. Hier ist ein gutes Schwert, zieh das Deine, wenn Du keine Memme bist! Sieh, der Donner spricht mir zu, der Blitz leuchtet herein, – Du bist verloren!

      LEOPOLD. Geh, junger Mensch, Unbesonnener, verschlaf Deinen Rausch.

      KARL. Zieh, oder ich haue Dich wehrlos nieder, Schändlicher; Du zu schlecht, um von meiner Hand zu sterben, Du, der dem Henker angehört, den Raben und Geiern des Feldes.

      LEOPOLD. Knabe! er zieht, Gefecht.

      KARL. Steh mir bei, Geist meines Vaters! – Rausche Verderben und Verdammniß über mich, wenn ich ihn nicht überwältige. – Er faßt das Schwert mit beiden Händen und haut ihn nieder.

      LEOPOLD. Hülfe!

      Die Thür im Hintergrunde öffnet sich, MATHILDE tritt mit einer Leuchte hervor.

      MATHILDE. Welch Geräusch? –

      KARL. Ha, seid Ihr auch da! – Da liegt er! –

      MATHILDE. Er ist wahnwitzig! – Mord! – sie tritt schnell zurück und verschließt die Thür.

      KARL. Ja, wahnwitzig, toll, unbändig bin ich. – Aufgemacht, Ehebrecherin! Hörst Du mich nicht! – er rennt gegen die Thür, sie fliegt auf.

      (Hinter der Scene.)

      MATHILDE. – Sohn! Sohn Karl! – eine Pause, KARL kömmt bleich und wahnwitzig zurück.

      CONRAD tritt ihm entgegen.

      CONRAD. Heiliger Gott! was ist hier vorgegangen?

      KARL stößt das Schwert gegen die Erde, daß es in Stücke springt. Das verdammte Schwert! – O Du hattest wohl Recht, Conrad! –

      CONRAD. Wie ist Euch?

      DRINNE Hülfe! Hülfe!

      KARL. Hörst Du den Donner? – Gott spricht zu mir, jetzt fürchte ich ihn! – laut schreiend. O rette mich, laß mich entfliehn! er stürzt hinaus, Conrad eilt ihm nach, stillschweigend schleicht das Gespenst des Greises herein, nimmt die Stücke des zerbrochenen Schwertes auf und entfernt sich. Der Vorhang fällt.

      Vierter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      (Saal auf Berneck.)

      KARL liegt völlig angekleidet auf einem Ruhebette, CONRAD tritt herein, er sieht ihn und will wieder fortgehn.

      KARL. Bleib, Conrad, ich schlafe nicht.

      CONRAD. Ihr solltet schlafen, das Nachtwachen wird noch Euren Verstand völlig zerrütten.

      KARL. Wo ist meine Mutter, Conrad?

      CONRAD. Lieber Karl, –

      KARL. Nicht wahr, es ist keine Mutter mehr hier im Schlosse? Die Zeiten sind vorüber. – zusammenfahrend.

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