Скачать книгу

– FLIEGE sieht sehr stolz aus dem Fenster des Hauses.

      V. KRÄHFELD. Sehn Sie! der unverschämte Schurke in den Kleidern, die uns gehören. –

      RABE. Könnt' ich ihn doch mit den Augen todtschießen!

      V. FUCHS. Ist es aber wahr, mein Herr, was man von dem Bedienten, dem Schmarotzer erzählt?

      V. KRÄHFELD. Kömmst Du schon wieder, uns zu quälen?

      V. FUCHS. Es thut mir wahrlich sehr leid, daß man einen so klugen, braven Mann so schändlich hintergangen hat. – Aber ich versteh mich etwas auf die Physiognomie; ich habe aus der Nase des Kerls von je an prophezeiet, daß er entweder am Galgen sterben, oder ein vornehmer Mann werden müßte; und Sie sehn, es ist eingetroffen.

      V. KRÄHFELD. Schurke –

      V. FUCHS. Aber ein Kaufmann, der so viel in der Welt erfahren hat, muß sich wirklich schämen –

      RABE. Du denkst, ich werde mich auch vielleicht schämen, Dich hier auf öffentlicher Straße auszuprügeln? Aber wart! Er geht auf ihn zu.

      V. FUCHS. Stille, lieber Herr. –

      RABE. Wart, ich will Dich lehren –

      V. FUCHS, immer zurückweichend. Ein andermal, wenn ich bitten darf.

      RABE. Nein, letzt gleich.

      FLIEGE kömmt aus dem Hause und geht vorbei.

      V. FUCHS. Hilf mir, Fliege.

      V. KRÄHFELD. Die Luft ist vergiftet, wo der Kerl athmet.

      RABE. Ja, wir wollen gehn. –

      V. KRÄHFELD und RABE gehen ab.

      V. FUCHS. O vortrefflicher Basilisk! Jetzt schieß auf den Geyer los!

       Inhaltsverzeichnis

      GEYER. FLIEGE. V. FUCHS.

      GEYER. Ja, Fliege, jetzt ist Dein Sommer; aber still, der Winter wird früh genug kommen.

      FLIEGE. Lieber Herr, so sehr haben Sie sich können hintergehn lassen? Ei, wo haben Sie denn Ihren verschlagenen Kopf gelassen?

      GEYER. Schon gut, Freund.

      V. FUCHS. Wollen Sie nicht den Schurken ausprügeln, der sich untersteht so prächtige Kleider zu tragen?

      GEYER. Wahrscheinlich ein guter Freund.

      V. FUCHS. Die Richter warten auf Sie, mein Herr. – Es ist aber merkwürdig, wie Sie sich haben können von einem Kerl so betrügen lassen, der nicht einen Paragraphen im Corpus Juris gelesen hat. – Von einem solchen Kerl! – Ich hoffe immer noch, es ist nur Ihr Spaß, und es ist an der ganzen Sache nichts. Sie sind beide einverstanden, um den andern einen blauen Dunst vorzumachen. – Nicht wahr, Sie sind der eigentliche wahre Erbe?

      GEYER. Eine Bestie von Kerl! Geh, sag' ich, Du bist mir zur Last!

      V. FUCHS. Ich weiß es wohl, – daß es nicht möglich ist, daß Sie könnten betrogen werden. Der Mensch soll noch geboren werden, der dazu kapabel wäre: Sie sind viel zu klug und vorsichtig. –

      GEYER geht ab; sie folgen ihm.

       Inhaltsverzeichnis

      (Der Gerichtssaal.)

      DIE VIER RICHTER auf ihren Sitzen. Ein NOTAR. GERICHTSDIENER. KARL V. KRÄHFELD. LOUISE. V. KRÄHFELD. RABE. ZUSCHAUER. Bald darauf GEYER. V. FUCHS. Später treten ein PETER und FRIEDRICH.

      1. RICHTER. Sind alle Parteien zugegen?

      NOTAR. Alle, außer der Advokat.

      2. RICHTER. So eben kömmt er. –

      GEYER und V. FUCHS treten herein. Dieser mischt sich unter die Zuschauer. GEYER kniet sogleich nieder.

      GEYER. Ehrwürdige Väter, ich flehe Ihr Mitleid an, mir zu verzeihen; – ich bin so verwirrt –

      V. FUCHS, für sich. Was hat er vor?

      GEYER. Ich weiß nicht, an wen ich mich zuerst wenden soll, ob an Sie, ehrwürdige Väter, oder an diese Unschuldigen, –

      RABE. Will er sich denn selbst verrathen?

      GEYER. Beide habe ich durch meine falsche Anklage gleich stark beleidigt. Da aber jetzt mein Gewissen erwacht ist, so werf' ich mich zu Ihren Füßen nieder, und bitte um Vergebung.

      1. RICHTER. Stehn Sie auf.

      GEYER steht auf.

      LOUISE. Der Himmel ist gerecht!

      V. FUCHS. Ich bin in meiner eignen Schlinge gefangen. –

      RABE, zu V. KRÄHFELD. Nur standhaft, gnädiger Herr; bloße Dreistigkeit kann uns jetzt retten.

      1. RICHTER. Sprechen Sie weiter.

      GERICHTSDIENER. Stille!

      GEYER. Bloß mein zartes Gewissen ist es, das mich jetzt zum Geständniß der Wahrheit zwingt. Fliege, der Schurke, – der Schmarotzer, – er ist die Quelle alles Unheils.

      1. RICHTER. Wer ist das? – Man hole ihn.

      V. FUCHS. Ich gehe schon. Er geht ab.

      RABE. Ehrwürdige Väter, dieser Mann ist offenbar verrückt. Er hoffte auf das Vermögen des alten Herrn von Fuchs; da der nun todt ist –

      3. RICHTER. Wie?

      2. RICHTER. Ist Herr von Fuchs gestorben?

      RABE. Seitdem gestorben, ehrwürdige Väter.

      1. RICHTER. So war er ja also kein Betrüger.

      GEYER. Nein, nein, aber sein Schmarotzer, ehrwürdige Väter –

      RABE. Der bloße Neid spricht aus ihm, weil dieser Diener die Erbschaft erhielt, nach der er schmachtete. Dies ist, mit Ihrer gütigen Erlaubniß, die Wahrheit; ob ich gleich diesen Diener auch nicht rechtfertigen will; – er mag wohl manches begangen haben –

      GEYER. Ja, um mich und Sie zu ruiniren. Doch, ich will mich nicht vergessen. Gefällt es Ihnen, gestrenge Herren, diese Papiere zu durchzusehn? Ich schmeichle mir, daß sie Wahrheit enthalten.

      RABE. Er ist ganz vom Teufel besessen!

      4. RICHTER. Wir haben aber nicht gut gethan, daß wir durch einen Gerichtsdiener nach ihm geschickt haben, da er der Erbe ist.

      2. RICHTER. Nach wem?

      4. RICHTER. Nach dem, den sie den Schmarotzer nennen.

      3. RICHTER. Freilich, er ist jetzt ein Mann von Ansehn.

      4. RICHTER, zum NOTAR. Erkundigen Sie sich doch nach seinem Namen, und sagen Sie ihm dann, das Gericht wünschte seine Gegenwart, bloß zur Aufklärung einiger Zweifel.

      Der NOTAR geht ab. FRIEDRICH und PETER treten herein, und stellen sich unter die Zuschauer.

      2. RICHTER. Der ganze Handel ist ein wahres Labirinth.

      1. RICHTER, zu RABE. Bleiben Sie bei Ihrer ersten Aussage?

      RABE. Meine Ehre steht dafür zum Pfande.

      1. RICHTER, zu V. KRÄHFELD. Und Sie?

      V. KRÄHFELD. Der Advokat ist ein Schurke, und seine vermaledeite Zunge –

      2. RICHTER. Das gehört nicht zur Sache.

      V. KRÄHFELD. Der Schmarotzer ist aber um nichts weniger ein Schurke.

      1.

Скачать книгу