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Gut, die Beweise.

      LOUISE. O könnte ich vergessen, daß ich lebe!

      GEYER. Hier steht Herr von Krähfeld.

      4. RICHTER. Wer ist das?

      GEYER. Der Vater des Verbrechers.

      2. RICHTER. Hat er geschworen, die Wahrheit auszusagen?

      NOTAR. Ja.

      V. KRÄHFELD. Was muß ich denn nun thun?

      GEYER. Meine Aussage bekräftigen.

      V. KRÄHFELD. Kurz und gut also, ich sage mich von ihm los; er ist mein Sohn nicht; ich bin nicht sein Vater; und damit Punktum.

      1. RICHTER. Welche Ursachen haben Sie?

      V. KRÄHFELD. Die besten Ursachen von der Welt; – er ist kein Mensch, viel weniger mein Sohn; und damit ist es aus.

      KARL. So weit hat man Sie also gebracht?

      V. KRÄHFELD. Ich will nichts von Dir wissen, – Du Vatermörder! sprich kein Wort weiter.

      KARL. Ich habe schon gesagt, was ich zu sagen hatte; will man mir nicht glauben; so weiß ich kein ander Mittel.

      GEYER. Hier steht Herr Rabe.

      2. RICHTER. Sonderbar!

      1. RICHTER. Wer ist das?

      GEYER. Der Vormund des Mädchens.

      4. RICHTER. Hat er geschworen?

      NOTAR. Ja.

      3. RICHTER. So sprechen Sie.

      RABE. Dies Mädchen, mit der Erlaubniß der ehrwürdigen Väter, ist so unverschämt, so frech, so ausschweifend, daß –

      1. RICHTER. Genug.

      RABE. Ich will Ihnen doch etwas deutlicher beschreiben.

      NOTAR. Respekt vor's Gericht!

      RABE. Ja, ja, und ich will auch nichts ungeziemendes sagen. Aber ich kann beschwören, daß sie so gut wie seine Frau ist.

      FLIEGE, leise. Bravo!

      RABE. Ist denn das was Unschickliches? sage doch, Fliege.

      FLIEGE. Bewahre!

      RABE. Oder wenn ich sagte, er wäre ihr eigentlicher Ehemann, nur ohne priesterliche Einsegnung? Ist denn darin etwas Unschickliches?

      3. RICHTER. Der Kummer hat ihn ganz verrückt gemacht.

      LOUISE fällt in Ohnmacht; KARL ist mit ihr beschäftigt, und bringt sie nach und nach wieder zu sich.

      RABE. Charmant! sehr gut gemacht!

      3. RICHTER, zu Fliege. Was habt Ihr zu sagen?

      FLIEGE. Meine Wunde mag für sich sprechen. Ich empfing sie, als ich meinem guten Herrn beistehn wollte; als dieses Mädchen nach ihrer Abrede mit einemmale laut anfing: Gewalt! zu rufen.

      KARL. Ueber diese Unverschämtheit, – ehrwürdige Herren –

      3. RICHTER. Still!

      2. RICHTER. Ich zweifle, daß das Erdichtung sei.

      4. RICHTER. Das Mädchen ist mir wirklich verdächtig.

      GEYER. Ehrwürdige Väter, sie ist in der ganzen Stadt berüchtigt.

      RABE. Und dabei eine Komödiantin, wie Sie selbst gesehn haben, – und ausschweifend; – nicht allein diesen jungen Menschen hat sie verführt, sondern auch einen fremden Mann, einen Engländer, ich glaube, er heißt Birnam.

      BIRNAM. Was Teufel!

      MURNER, leise. Still! – Um Gotteswillen still!

      1. RICHTER. Birnam?

      FLIEGE. Außerdem hat sie auch noch einen unerlaubten Umgang mit einem gewissen deutschen Gelehrten, Murner; die Frau dieses Mannes hat sie heut selbst mit ihm gehn sehn.

      MURNER, leise. Kommen Sie, wir wollen uns wegschleichen.

      BIRNAM. Also haben Sie doch kein gut Gewissen? – sagt' ich's nicht, daß Sie ein Tuckmäuser wären?

      2. RICHTER. Weiß man die Wohnung dieser beiden Leute?

      BIRNAM, indem er hervortritt, und MURNER halb mit Gewalt hervorzieht. Das ist denn doch wahrhaftig zu arg! – Wir sind hier, und ich schwöre –

      1. RICHTER. Wie heißen Sie?

      BIRNAM. Birnam.

      RABE. Das ist eben der Engländer, von dem ich Ihnen sagte.

      BIRNAM. Ich kann Ihnen versichern, daß ich dies Mädchen nie anders, als in einer Entfernung von zwölf Schritt gesehen habe; eben jener alte verdammte Vormund war mir ja immer im Wege, denn sonst würd' ich freilich versucht haben, – und nun kömmt er selbst und behauptet, ich hätte sein Mädchen verführt.

      MURNER. Sie vergessen sich; Sie werden uns ins Unglück stürzen.

      2. RICHTER. Das wird immer verdächtiger, und besonders Sie Zu MURNER. scheinen in einer gewissen Verlegenheit –

      MURNER. Ich hätte manches einzuwenden, gestrenge Herren,– zwar hat mir jener Herr Birnam selbst eingestanden, daß er in jenes Mädchen verliebt sei – aber was mich anbetrifft, so bitte ich zu bemerken, daß, wenn es eine ausgemachte Wahrheit ist –

      3. RICHTER. Sie werden weitläuftig.

      BIRNAM. Ein kleiner Schriftstellerfehler. Er ist mein guter Freund; aber ich muß gestehn, daß er mir selbst ein wenig verdächtig ist; denn heut kam seine Frau auf öffentlicher Straße zu ihm, um ihm wegen einer gewissen Galanterie eine derbe Predigt zu halten. –

      1. RICHTER. Immer mehr verdächtig! – Sie werden sich beide gefallen lassen, einige Zeit in einer gewissen Verwahrung –

      MURNER. Ich protestire höflichst dagegen, denn ich bin so sehr mit der Ausarbeitung einer Reisebeschreibung beschäftigt, –

      BIRNAM. Arretirt? um nichts und wieder nichts? – Weil ich verliebt gewesen bin? und noch dazu auf eine so unschuldige Art? – Warum, zum Teufel, hat es mir denn nicht die Schildwache am Thor gleich verboten, so hätt' ich mich danach richten können!

      1. RICHTER. Sie vergessen den Respekt, und stören zugleich das Gericht. – Man führe sie ab. – Sein Sie versichert, daß Ihr Antheil an dieser Sache sehr schnell untersucht werden soll.

      MURNER und BIRNAM werden abgeführt.

      FLIEGE. Die Frau des Gelehrten ist selbst draußen. Sie ist ihrem Manne nachgegangen, bloß um seine Ehre zu retten.

      1. RICHTER. Bringt die Frau herein.

      2. RICHTER. Laßt sie kommen! FLIEGE ab.

      4. RICHTER. Alles stimmt wunderbar überein.

      2. RICHTER. Ich weiß nicht was ich sagen soll.

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. MADAM MURNER von FLIEGE hereingeführt.

      M. MURNER, leise. Ist sie denn das?

      FLIEGE. Freilich; – nur dreist, Madam.

      M. MURNER. Ja, das ist sie. – Kannst Du auch weinen, Kind? – Wie verwegen sie mich ansieht. – Ich bitte gehorsamst um Verzeihung; es kann sein, daß ich die Achtung vergessen habe, die man dem Gericht schuldig ist.

      2. RICHTER. Nein, Madam.

      M. MURNER. Ich bin vielleicht zu weit gegangen –

      2. RICHTER. Nicht im mindesten.

      4. RICHTER. Die Beweise sind überführend.

      M.

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