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doch einmal her. – Ich denke eben daran, daß ich doch mit einiger Delikatesse zu Werke gehn muß, denn er ist doch immer mein Mann. – FRIEDRICH hat mit MURNER gesprochen.

      MURNER. Ah, – dort ist meine Frau.

      BIRNAM. Wo?

      MURNER. Dort. Sie sollen sie kennen lernen. Wäre sie nicht meine eigne Frau, so würd' ich von ihr sagen, daß sie ein sehr angenehmes Wesen hätte! auch ist ihr Gesicht ziemlich schön.

      BIRNAM. Sie scheinen nicht eifersüchtig.

      MURNER. Und was ihre Gabe der Unterhaltung anbetrifft –

      BIRNAM. Ihrer Frau wird es daran nicht fehlen.

      MURNER. Madam, ich habe die Ehre, Ihnen hier einen jungen Mann, einen Engländer, meinen Freund, vorzustellen.

      M. MURNER. Wirklich?

      MURNER. Er scheint zwar noch ein junger Mann –

      M. MURNER. Ja, aber der Schein betrügt zuweilen.

      MURNER. Er ist schon viel in der Welt umher gewesen.

      M. MURNER. Ei! ei!

      MURNER. Was ist Ihnen denn?

      M. MURNER. Es ist eine schlechte Manier von Ihnen, Herr Murner, daß Sie mich noch so plump hintergehen wollen, da ich Sie eben mit so vieler Discretion behandeln wollte. – Herr Murner, ich muß es Ihnen nur gerade heraus sagen, daß sich das schlecht für Sie schickt; – Sie sollten doch Ihren guten Ruf etwas höher schätzen. Ein Mann von Ihrem Stande; ein Mann von Ihren Jahren! – Aber ich sehe wohl, Sie halten wenig von der Treue, die man seiner Frau schuldig ist.

      MURNER. Ich weiß doch nun wahrlich nicht, was Sie wollen.

      M. MURNER. O verstellen Sie sich nur nicht. – Und von Ihnen, zu Birnam. Madam, oder wie soll ich Sie nennen? ist es eben so unschicklich, bejahrte Männer an sich zu locken. Es ist schändlich!

      BIRNAM. Was Teufel! – Wie?

      MURNER. Ich glaube Sie jetzt zu verstehn: aber so gewiß ich eine Reisebeschreibung verfertige, Sie sind auf falschen Wegen.

      M. MURNER. Nein, Sie sind es. – Ich finde diese Denkungsart, Madam, äußerst niedrig, und mit dem sogenannten Pöbelhaften sehr nahe verwandt, sehr nahe –

      BIRNAM Nun, das ist denn doch zu arg! – Mir ist, als fiele ich aus den Wolken!

      MURNER. Ich schwöre Ihnen, daß dies hier ein junger Mann, mein Freund ist. Ich wundre mich überhaupt, daß Sie mir so etwas zutrauen.

      M. MURNER. Ei, wie Sie heilig thun können! Freilich, Sie sind der Mann, um den man gar nicht nöthig hat, sich zu bekümmern; Sie sind die Unschuld selbst; wer sollte auch an Ihrem guten Betragen zweifeln?

      MURNER. Ich sollte mich so weit vergessen? Sie kennen ja meine Grundsätze hierüber, die sogar im Druck erschienen sind!

      M. MURNER. Ach, was Grundsätze; ich halte mich an dem, was ich sehe.

      MURNER. Nun, und was sehn Sie denn? daß ich mit einem guten Freunde hier auf und ab gehe.

      M. MURNER. O nur zu sehr Ihr Freund; ich weiß alles, alles.

      MURNER. Wenn Sie nicht aufhören, so werden Sie mich zu einer Entfernung nöthigen.

      M. MURNER. O ja, darin kenn' ich Sie. Ihrer Frau gehn Sie aus dem Wege, und suchen sich dafür andre Freunde. Wahrhaftig, sehr zärtlich! –

      BIRNAM. Ist Ihre Frau oft so? – Ist dies etwa eine ihrer täglichen Launen? MURNER geht ab.

      M. MURNER. Unausstehlich! – gehn Sie ihm doch nach Madam, – er wird sonst böse auf Sie.

      BIRNAM. Nein, ich bin nun neugierig, wie das endigen wird.

      M. MURNER. Schön! Sie sind nicht verzagt, wie ich sehe.

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. FLIEGE, der aus dem Hause des Kaufmann RABE kömmt.

      FLIEGE. Worüber sind Sie denn so aufgebracht, Madam?

      M. MURNER. Aber das Gericht soll mir Recht verschaffen; – wir wollen doch sehn.

      FLIEGE. Womit hat man Sie beleidigt?

      M. MURNER. Das Mädchen, von dem vorher gesprochen wurde, – hier steht sie in Mannskleidern.

      FLIEGE. Wie? die ich meine, steht jetzt vor Gericht; – dort sollen Sie sie sehn?

      M. MURNER. Wie? – Und ich habe mich geirrt?– Wo ist sie?

      FLIEGE. Ich will Sie hinführen. – zu Birnam. Verzeihen Sie gütigst; durch meine Schuld ward das Mißverständniß veranlaßt.

      BIRNAM. Der Mißverstand hätte mir leicht meine Augen kosten können.

      M. MURNER. So hoff' ich, daß Sie einem armen, gekränkten Weibe ihre Hitze vergeben werden; ich hoffe, Sie haben schon alles vergessen.

      FLIEGE. Wollen Sie nicht kommen, Madam?

      M. MURNER. Ich bin überzeugt, daß Sie mir verziehen haben, und an den Vorfall nicht mehr denken. –

      Geht mit FLIEGE ab; FRIEDRICH folgt ihnen.

       Inhaltsverzeichnis

      BIRNAM. MURNER kömmt leise zurück.

      MURNER. Ist sie schon fort.

      BIRNAM. Ei, ei! Sie sind mir der rechte Philosoph. – Stellt sich, als sei es das größte Verbrechen, einem Mädchen nachzugehn; und nun kömmt seine eigne Frau hieher, um ihm den Text zu lesen.

      MURNER. Ich betheure Ihnen, daß meine Frau sehr Unrecht hat.

      BIRNAM. Sie that, als wären Ihnen solche Untreuen ganz etwas gewöhnliches.

      MURNER. Ich sage Ihnen, sie liest den Kotzebue zu viel; davon wird ihr ein solches Mißtrauen so natürlich.

      BIRNAM. Ich zweifle immer noch: ich halte Sie wahrhaftig am Ende für eine Art von Tuckmäuser. Stille Wasser sind oft tief.

      MURNER. Kommen Sie jetzt; es wird heut Gericht gehalten. Ich habe noch einige Gänge durch die Stadt zu thun; hernach wollen wir den Prozeß mit ansehn, der hier öffentlich geführt wird. – Sie gehn ab.

      Dritter Aufzug

       Inhaltsverzeichnis

      (Ein öffentlicher Gerichtssaal; im Hintergrunde, etwas mehr erhoben, der Sitz der Richter, von Schranken eingeschlossen.)

      Erster Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      GEYER. V. KRÄHFELD. RABE. FLIEGE mit verbundnem Kopfe. Alle gehn auf und ab.

      GEYER. Ein jeder weiß doch nun seine Rolle? Nur Festigkeit und Muth bei der Aussage: weiter braucht's nichts! das übrige will ich schon auf mich nehmen.

      FLIEGE. Ist alles hinlänglich abgeredet? – Weiß ein jeder, was er zu sagen hat?

      RABE. O ja.

      FLIEGE. Nun so kann ja das Lustspiel seinen Anfang nehmen.

      RABE zieht FLIEGE bei Seite. Weiß aber der Advokat um den wahren Zusammenhang der Sache?

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