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ja – Ganz gehorsamster Diener, Herr Baron.

      KARL. Schon gut.

      FLIEGE.Sie werden verzeihen –

      KARL. Ich bitte Dich, geh, und laß mich zufrieden.

      FLIEGE. Lieber Herr Baron, verachten Sie meine Armuth nicht.

      KARL. Das nicht, aber Deine Niederträchtigkeit.

      FLIEGE. Niederträchtigkeit?

      KARL. Ja. Frage nicht noch, als ob Du daran zweifeltest. –

      FLIEGE weinend. Gut, gut, der Arme muß oft viel leiden, man wird es gewohnt; – aber wahrhaftig, es ist grausam.

      KARL. Wie? Er weint?

      FLIEGE. Es ist wahr, ich bin arm, und muß mir selbst meinen Unterhalt suchen; ich habe kein eignes Vermögen, sondern muß mein Brod im Dienste erwerben: aber bin ich darum schon schändlich? Hab' ich schon zwischen Freunden oder Familien Uneinigkeit gestiftet? gelogen? geschmeichelt? Hab' ich Meineide geschworen, oder die Unschuld verführt? – Ich will mich lieber auf eine kümmerliche Art durchhelfen, als im Ueberfluß schändlich leben.

      KARL. Es kann sein, daß ich Dir Unrecht that, – und wenn ich auch nur ein Wort zu viel sprach, so vergieb mir, und sage, was Du mir zu sagen hättest.

      FLIEGE. Es betrifft Sie; und blos aus Rechtschaffenheit und Liebe zu Ihnen, hab' ich Sie aufgesucht, ob es gleich einigermaßen Unrecht ist, daß ich gegen das Interesse meines Herrn handle. – So hören Sie denn, Ihr Herr Vater ist so eben im Begriff, Sie zu enterben.

      KARL. Wie?

      FLIEGE. Er will Sie ganz wie einen wildfremden Menschen behandeln; und weil mir das im Herzen wehe that, kam ich hieher es Ihnen zu sagen.

      KARL. Unglaublich! Unmöglich! – Mein Vater kann nicht so unnatürlich sein. –

      FLIEGE. Die Rechtschaffenheit zweifelt immer an dem, was nicht gut ist. Ich will Ihnen aber noch mehr sagen. Es ist schon geschehen, oder geschieht doch in diesem Augenblick; und wenn es gefällig wäre, mit mir zu gehn, so wollt' ich Sie an einen Ort führen, wo Sie selbst alles mit anhören könnten. –

      KARL. Ich bin vor Erstaunen außer mir.

      FLIEGE. Wenn es nicht wahr ist, so nennen Sie mich einen Schurken, und strafen mich, so hart Sie nur immer wollen. – Das Herz blutet mir. –

      KARL. Komm, ich will mit Dir gehn. – Beide gehn ab.

      Zweiter Aufzug

       Inhaltsverzeichnis

      (Das Zimmer aus dem ersten Akt.)

      Erster Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      V. FUCHS kömmt im Schlafrock aus dem Zimmer im Hintergrunde.

      V. FUCHS. Das war ein vortrefflicher Wein, und die Pasteten nicht weniger. Nun fehlt noch Fliege, der mir gute Nachrichten von Louisen bringt, und mein Glück ist vollkommen. –

      FRIEDRICH kömmt herein.

      FRIEDRICH. Madam Murner –

      V. FUCHS, bei Seite. O ich wollte! – Laß sie hereinkommen. – Er setzt sich in seinen Stuhl. – Giebt es denn keine reinen Freuden auf dieser Erde?

       Inhaltsverzeichnis

      V. FUCHS. MADAM MURNER.

      M. MURNER. Ich habe die Ehre, Ihnen einen guten Tag zu wünschen. – Wie haben Sie geruht? Wie gespeist? Wie ist Ihr Appetit? – Immer noch so matt? Haben Sie noch immer das Brennen in der Kehle? den beständigen Durst?

      V. FUCHS. O freilich, freilich. Mir hilft keine Medicin. – Und wie geht es Ihnen, Madam Murner?

      M. MURNER. Was das Schlafen anbetrifft, leidlich. Vor drei Wochen war ich eine Zeitlang mit Insomnien geplagt; mein Doktor hat mir aber das Lesen, und sogar das zu viele Denken, streng verboten, und seitdem habe ich mehr Ruhe. – Mit dem Appetit – Sie sieht in einen Spiegel. Aber wie ich aussehe; wie eine alte Matrone hat sie mich frisirt! – Verzeihen Sie, daß ich so zu Ihnen kommen durfte. Es ist unausstehlich, wie oft man dem Mädchen etwas sagen muß; ich predige täglich, – ich habe ihr eine ganze Theorie des Anzugs vorgetragen, – wie so ein Dienstbote das begreifen kann, versteht sich. Aber es hilft nichts.

      V. FUCHS. Meine Noth geht an, – sie wird mich in Ohnmacht sprechen. –

      M. MURNER. Was wird man hier in der Stadt von den Deutschen denken, wenn ich nicht einmal erträglich gekleidet gehe? Das ist ein schöner Ruhm für mein Vaterland. – Sie verläßt den Spiegel. Und wie befinden Sie sich? Also noch nicht besser?

      V. FUCHS. Ich habe diese Nacht einen sehr schweren Traum gehabt; mir träumte –

      M. MURNER. Warten Sie, – ich hatte auch einen fürchterlichen Traum, wenn er mir doch beifiele –

      V. FUCHS. O Himmel, da hab' ich in ein Wespennest geschlagen.

      M. MURNER. Mir träumte, ich stände in Paris, auf dem sogenannten Revolutionsplatze –

      V. FUCHS. Ums Himmels Willen, halten Sie ein; ich schwitze am ganzen Leibe, wenn ich nur das Wort Paris nennen höre; sehn Sie, wie ich zittre –

      M. MURNER. Je Sie armer Mann! – Trinken Sie doch Limonade, oder ein wenig Mandelmilch, das dämpft die Hitze, – oder –

      V. FUCHS. O weh! o weh!

      M. MURNER. Fliederthee mit Manna. Sie haben doch wohl guten Muscatwein im Hause.

      V. FUCHS. Befehlen Sie etwa, wenn Sie jetzt in die kalte Luft gehn?

      M. MURNER. Ich danke ergebenst. – Etwas Saffran darunter, nur etwa einen halben Gran, und Nägelgen; etwas von einer Muskatennuß, gestoßenen Ingwer und Honig, aber von der feinsten Sorte –

      V. FUCHS. Nun ist sie im Zuge; – o sie macht alle Vorstellung zu Schanden; mir ist so wahrhaft übel –

      M. MURNER. Und dazu die gehörige Quantität Himbeer-Syrup. – Befehlen Sie etwa, daß ich Ihnen dies Getränk zubereite?

      V. FUCHS. Nein, nein, mir ist ganz wohl. – Meinetwegen bemühen Sie sich nicht weiter.

      M. MURNER. Ich pfusche ein wenig in die Arzneikunst, wie Sie wohl merken werden. Sonst ist eigentlich Musik jetzt meine Leidenschaft, zwei oder drei Stunden am Morgen ausgenommen, in denen ich mahle. Ich liebe alle schönen Künste mit Passion, eben so sehr als mein Mann sie haßt, eben darum, weil mein Mann sie haßt; besonders aber die Musik; es war auch Plato's und Pythagora's Schwachheit, wenn ich nicht irre.

      V. FUCHS. War das nicht derselbe Pythagoras, der seine Schüler fünf Jahre schweigen ließ, um sie mit Ehren in Gesellschaft produciren zu können? – Wenigstens sagt ein Dichter –

      M. MURNER. Welcher von Ihren Dichtern? Nennen Sie mir nur den Namen, und ich weiß dann gleich, was der gute Mann hat sagen wollen. – Ich muß übrigens gestehn, daß Ihre Landsleute in der Dichtkunst noch weit hinter den unsrigen zurückbleiben; – Kotzebue, Göthe, Schiller, Meißner, Wieland, Klopstock, – welche Namen!

      V. FUCHS. Allenthalben werd' ich geschlagen.

      M. MURNER sucht in ihren Taschen. Sollt' ich denn gar keinen meiner Lieblinge bei mir haben? – Richtig. Hier ist zum Beispiel die niedliche kleine Ausgabe des Oberon.

      V. FUCHS. Ich muß nur ganz stillschweigen, das ist noch die beste Parthie, die

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