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und die haben den neuen Magnetiseur Schirmer zu ihm kommen lassen; – ich war gerade in einem andern Zimmer.

      RABE. Und davon ist er besser geworden? Nicht möglich! Nicht möglich! Wie sollte das zugegangen sein? Ich kenne den verdammten Charlatan, den Quacksalber, den Lumpenkerl; ich habe ihn ja noch gekannt, da er als Friseur herumlief; dann ging er unter eine Bande herumziehender Komödianten; ein Kerl, der nicht lesen und schreiben kann, – wie sollte der denn solche Wunderkuren verrichten? Es ist nicht möglich!

      FLIEGE. Weiß der Himmel, wie es zugegangen ist! – Er strich ihm über die Brust und den Unterleib eine Viertelstunde, und darauf ward es sogleich mit ihm besser.

      RABE. Wäre der Kerl doch beim Frisiren geblieben, so hätte er doch nicht Leute unglücklich gemacht! – Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Ich wollte alles darum geben, wenn der Schurke gar nicht in unsre Stadt gekommen wäre.

      FLIEGE. Jetzt ist nun ein Kollegium von Aerzten zusammengekommen, um mit einander zu berathschlagen, auf welche Art seine Gesundheit am besten könnte hergestellt werden. Da war nun ein Gerede von Brunnenkuren, – sie wurden verworfen; von Bädern und mineralischen Wassern, – ebenfalls; von Kräuterkuren, – sie gingen nicht durch: bis endlich das abgeschmackteste von allem beschlossen ward, wie es denn sehr oft geht, wenn sich Leute tagelang den Kopf zerbrechen, um das gescheidteste ausfindig zu machen. – Rathen Sie einmal, was.

      RABE. O ich bin kein Doktor.

      FLIEGE. Sie würden es auch zeitlebens nicht errathen. – Ein junges Weib, oder Mädchen, die ihn vollkommen in vierzehn Tagen kuriren soll.

      RABE. Wie? Was? Hätt' ich doch nie geglaubt, daß die Aerzte solche Narren sein könnten.

      FLIEGE. Man irrt sich oft in den Leuten. Aber sie haben alle ihre Ehre zum Pfande gesetzt, daß er dadurch besser würde.

      RABE. Und ich setze meine Ehre zum Pfande, daß sie alle toll sind.

      FLIEGE. Und sollten Sie wohl glauben, daß der alte Herr so abergläubisch wäre, auf dies Hausmittel zu vertrauen.

      RABE. Wirklich?

      FLIEGE. In der That. – Da ich nichts ohne Ihr Vorwissen unternehmen mag, so kam ich nur geschwinde zu Ihnen, um mich hier Raths zu erholen, denn ich habe den Auftrag, dies Mittel zu besorgen.

      RABE. Was kann ich da für Rath geben? – O alle meine schöne Hoffnungen! – Es fehlt ja nicht an solchen Mädchen in unsrer Stadt.

      FLIEGE. Das wohl nicht; allein der alte Mann ist darin sehr delikat; und es ist bei der Kur die Bedingung gemacht, daß er zu dem Mädchen Neigung haben müsse: alle diese verabscheut er. Und dann, glauben Sie nicht, daß ein solches Mädchen so klug sein würde, sich bei ihm zu bereichern? – Nein, es muß ein simples, unbefangenes Mädchen sein, das Ihnen keinen Schaden thut.

      RABE. Ja, was ist da zu machen?

      FLIEGE. Sollten Sie nicht irgend ein Mädchen im Hause haben? das würde mehr wirken, als alle Perlen und Diamanten. Oder eine weitläuftige Anverwandte? – Einer von den Aerzten hat ihm schon seine Tochter angeboten.

      RABE. Zur Maitresse.

      FLIEGE. Bewahre! zur Frau.

      RABE. Zur Frau?

      FLIEGE. Ja freilich. – Der Herr von Fuchs würde sie auch vielleicht angenommen haben, aber er kennt sie nicht, und hat also keine Neigung zu ihr: – aber, wer weiß, wenn er sie sieht; – die Neigungen des Menschen sind oft wunderlich, – und ich fürchte, in schwachen Augenblicken vermag oft ein Mädchen viel, besonders über einen alten Mann.

      RABE. Seine Tochter?

      FLIEGE. Warum nicht? der Herr Doktor ist schlau, – er weiß, daß er seine Tochter bald wieder bekömmt, und zwar als eine reiche Wittwe. Es kömmt dann blos auf ihn an, ob er sich oder die Tochter zum Erben ernennen lassen will.

      RABE für sich. Ich bin in einem großen Gedränge! – Bei Herrmann mach' ich mich freilich für meine Dienste gut bezahlt, – ob ich ihm mein Wort halte? – aber die Gefahr ist hier zu groß; wenn ich nicht eile, so erndtet der Doktor wahrhaftig da, wo ich so mühsam gesäet habe.

      FLIEGE. Er hat angebissen.

      RABE. Ob sie es auch thun wird? Sie muß; und warum nicht? Man läßt ihr dafür mit dem Krähfeld etwas mehr Freiheit, – o sie willigt ein. Und Herrmann, – für den ist es auch gut; wahrhaftig, ich thue ihm einen Dienst damit. In vier Wochen ist sie Wittwe, und wenn sie erst an den Alten verheirathet gewesen ist, so scheint ihr Herrmann golden. Herrmann ist ein kluger Mann: ich lasse ihm zur Noth einen Theil der Erbschaft. – Ja ich muß dem Doktor, dem Schurken, zuvorkommen. – Fliege, ich habe mich auf etwas besonnen.

      FLIEGE. Nun?

      RABE. Mein Mündel soll seine Frau werden.

      FLIEGE. Wirklich?

      RABE. Wenn ich nur wüßte, daß er Neigung zu ihr bekommen könnte.

      FLIEGE. Die hat er schon. Da er sie einmal vor seinem Hause vorbeigehn sahe, gestand er mir, daß er dies Mädchen am ersten lieben könnte: ich hätte Ihnen daher gleich zu dieser gerathen; aber ich fürchtete ihre Gewissenhaftigkeit.

      RABE. Ei was! – Es ist also alles richtig. Geh nur gleich zu ihm, sag ihm wie bereitwillig ich sogleich gewesen sei, da Du kaum das erste Wort hättest fallen lassen, – wie es denn auch in der That ist. – Schwöre ihm, es sei ganz mein freiwilliger Entschluß gewesen.

      FLIEGE. Ich bin Ihnen Bürge, daß er nun alle übrigen abweisen wird. – Aber kommen Sie nicht eher, bis ich nach Ihnen schicke, denn ich habe mehrere Geschäfte.

      RABE. Vergiß es auch nicht.

      FLIEGE. Gewiß nicht. Er geht ab.

      RABE. Hm! hm! hm! – Er klingelt, LOUISE riegelt von inwendig die Thür auf.

       Inhaltsverzeichnis

      RABE. LOUISE.

      LOUISE. Klingelten Sie?

      RABE. Ja wohl. – O ich glaube gar, Sie haben geweint? Ei nicht doch; denken Sie denn, daß es vorhin mein Ernst war?

      LOUISE. Nicht?

      RABE. Je, purer Scherz, bei meiner Seele! – Sie wissen, ich liebe Sie, wie mein leibliches Kind, und ein zärtlicher Vater geht leicht zu weit in seiner Sorgfalt. Weiß man denn nicht, daß es blos auf den Willen der Weiber ankömmt, die ganze Welt zu betrügen? – Nein, ich traue Ihnen, und Sie sollen Beweise davon haben. – Gehen Sie nur hinein, und ziehn Sie sich an. Wir sind beim Herr von Fuchs gebeten. Sie sollen künftig sehn, ob ich wohl ein argwöhnischer eigensinniger Mann bin. Er geht mit LOUISE ins Haus.

       Inhaltsverzeichnis

      KARL VON KRÄHFELD. War das nicht Louise, die eben hineinging? – das arme Mädchen muß viel von dem harten Vormunde leiden. Ihre Fenster sind zugemacht, die Vorhänge herunter gelassen. Ich hätte sie heute so gern gesprochen. – Ob sie nicht ans Fenster kommen sollte? – Wenn nur diese beiden Monate seiner Vormundschaft verflossen wären! – Mein Vater willigt gewiß ein, und in meinen Armen sollte das tugendhafte Mädchen glücklich sein. – Ist ihre Sehnsucht nur halb so stark, als die meinige, so kömmt sie gewiß. – Er lehnt sich an einen Baum, und sieht aufmerksam nach den Fenstern hinauf.

       Inhaltsverzeichnis

      KARL VON KRÄHFELD. FLIEGE.

      FLIEGE

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