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mehr sehr lange. – Schlag mir hier nur noch den Mantel herum, rück mir das Kissen anders, und laß ihn ganz geschwind mit seiner Uhr herein. FLIEGE geht ab. – Nun muß ich nur geschwind wieder ein halb Dutzend Krankheiten an den Hals kriegen. Husten, Schnupfen, Gicht, Schwindsucht, kommt geschwinde; laßt es mich so natürlich machen, daß der altkluge Aeskulap selber bei mir zum Narren würde, denn es ist kein Spaß, es kömmt hier auf Geld an. – Er kömmt. – Er ächzt und seufzt sehr schwer, und läßt den Kopf sinken. O weh! o weh! o! o!

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. GEYER.

      FLIEGE. Es ist noch immer beim Alten; Sie sind der Mann nach seinem Herzen. Sie thun aber Recht, daß Sie ihn oft besuchen, auch solche kleine Andenken können freilich nicht schaden, denn in der Krankheit freut er sich wie ein Kind darüber; Sie verstehn Ihren Vortheil. – laut. Gnädiger Herr, der Herr Geyer ist gekommen.

      V. FUCHS. Was?

      FLIEGE. Herr Geyer ist gekommen, und erkundigt sich nach Ihrem Befinden.

      V. FUCHS. Ich danke ihm.

      FLIEGE. Er nimmt sich die Freiheit, Ihnen eine schöne goldne Uhr zum Präsent anzubieten.

      V. FUCHS. Er ist willkommen. Bitt' ihn, mich öfter zu besuchen.

      FLIEGE. Ja.

      GEYER. Was sagt er?

      FLIEGE. Er dankt Ihnen, und wünscht Sie oft zu sehn.

      V. FUCHS. Fliege!

      FLIEGE. Gnädiger Herr?

      V. FUCHS. Bring ihn her; wo ist er? Ich muß dem Manne doch die Hand geben.

      FLIEGE und GEYER nähern sich ihm.

      FLIEGE reicht ihm die Uhr. Hier ist die Uhr! –

      GEYER. Wie geht es Ihnen, gnädiger Herr?

      V. FUCHS. Danke, Herr Geyer. – Wo ist die Uhr? Meine Augen sind sehr schwach.

      GEYER. Es thut mir leid, daß Sie noch immer nicht besser sind.

      FLIEGE, leise zu ihm. Wie Sie spaßen können!

      V. FUCHS. Sie machen sich aber zu viel Unkosten.

      GEYER. Gar nicht. Wollte Gott, ich könnte Ihnen die Gesundheit schenken, wie ich Ihnen diese Kleinigkeit schenke.

      V. FUCHS. Sie geben so viel Sie können. Ich danke Ihnen. Ich werde Ihre Freundschaft nicht vergessen. Besuchen Sie mich ja recht oft.

      GEYER. Ich werde nicht ermangeln.

      V. FUCHS. Verlassen Sie mich nicht.

      FLIEGE. Hören Sie wohl?

      V. FUCHS. Ihre Mühe soll nicht unbelohnt bleiben.

      FLIEGE. Sie sind ein glücklicher Mann!

      V. FUCHS. Ich werde es nicht lange mehr machen –

      FLIEGE. Sie sind sein Erbe.

      GEYER, leise zu Fliege. Gewiß?

      V. FUCHS. Ich fühle mein Ende. O weh! o! o! o! – Der Tod klopft an, – o weh! o! o! o! – ich muß mich reisefertig machen –

      FLIEGE. Ach! gnädiger Herr, alle Menschen müssen sterben.

      GEYER. Aber Fliege –

      FLIEGE. Und Sie haben die Jahre –

      GEYER. Ich bitte Dich, hör mich doch an. – Bin ich gewiß sein Erbe?

      FLIEGE. O natürlich. Jetzt sind Sie, hochgeborner Herr Geyer, meine einzige Hoffnung; bescheint mich die neu aufgehende Sonne nicht, – so werde ich ein Opfer meiner Treue.

      GEYER. Sie soll Dich bescheinen und erwärmen.

      FLIEGE. Ich habe Ihnen freilich wohl einige Dienste geleistet, und hier hab' ich die Schlüssel zu Ihren Koffers und Kisten, das Inventarium Ihrer Juwelen; ich hebe Ihre Uhr und Ihr Geld auf; ich bin Ihr Hausverwalter hier.

      GEYER. Bin ich aber Universal-Erbe?

      FLIEGE. Auch nicht ein einziges Legat. Diesen Morgen ist es richtig gemacht, das Siegel ist noch warm, und die Tinte kaum trocken.

      GEYER. Ich bin aber doch neugierig, was den alten Mann wohl so an mich attachirt hat.

      FLIEGE. Was anders als Ihr Verstand? Ihr heller Kopf?

      GEYER. Du willst Deine Dienste nicht erwähnen, aber ich werd' es Dir nicht vergessen.

      FLIEGE. Nein wirklich, er lobte von je Ihren großen Scharfsinn; er schätzt Leute, die für jede Sache pro et contra sprechen können, Knoten schlingen und sogleich wieder aufknüpfen: einen solchen Erben hat er sich immer gewünscht. – Es klopft. Aber wer klopft denn da? – Lassen Sie sich nicht sehen, – oder sagen Sie, Sie wären nur auf einen Augenblick im Vorbeigehen herangekommen, und hören Sie, erinnern Sie sich zuweilen, wenn Ihre Erndte blüht, Ihres ergebensten Dieners.

      GEYER. Höre Fliege –

      FLIEGE, indem er ihn an die Thür führt. Wenn befehlen Sie Ihr Inventarium? Oder eine Kopie Ihres Testaments? Sobald Sie wollen, steht sie Ihnen zu Dienste.

      GEYER drückt ihm die Hand, und geht ab.

      V. FUCHS. O vortrefflicher Fliege! ich möchte Dich küssen!

      FLIEGE. Still, der Herr von Krähfeld ist da.

      V. FUCHS. Leg die Uhr in den Schrank.

      FLIEGE. Schweigen Sie still, thun Sie als ob Sie schliefen.

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. VON KRÄHFELD, mit einem Krückstock, etwas hinkend und gebückt.

      FLIEGE. Herr von Krähfeld, Sie sind willkommen.

      V. KRÄHFELD. Was macht Dein Herr?

      FLIEGE. Wie immer; um nichts besser.

      V. KRÄHFELD. Wie? besser?

      FLIEGE. Nein, gnädiger Herr, eher schlimmer.

      V. KRÄHFELD. Gut, wo ist er?

      FLIEGE. Dort in jenem Stuhl, eingeschlafen.

      V. KRÄHFELD. Schläft er viel?

      FLIEGE. Diese ganze Nacht hat er kein Auge zugethan, gestern eben so wenig; nur etwas Schlummer.

      V. KRÄHFELD. Gut. Er sollte einen Doktor nehmen.

      FLIEGE. Er hat zur Arzneikunst kein Vertrauen. Er haßt alle Aerzte. Ich habe ihn oft sagen hören, ein Doktor sollte zeitlebens nichts von ihm erben.

      V. KRÄHFELD. Wie? Ich nichts von ihm erben.

      FLIEGE. Ihr Doktor nicht.

      V. KRÄHFELD. So, so, so, so. Das meint' ich auch nicht. – Wie befindet sich seine Apoplexie?

      FLIEGE. Wie immer. Er stammelt; seine Augen sind matt, sein Gesicht ist bleicher als gewöhnlich –

      V. KRÄHFELD. Wie? Reicher als gewöhnlich?

      FLIEGE. Nein, gnädiger Herr, bleicher als gewöhnlich.

      V. KRÄHFELD. Gut.

      FLIEGE. Er schnappt immer nach Luft, und die Augen fallen ihm zu.

      V. KRÄHFELD. Gut.

      FLIEGE. Sein Fleisch ist braun wie Leder.

      V. KRÄHFELD. Sehr gut.

      FLIEGE. Sein

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