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das? – Das Bild, – das Bild bewegte sich, – seh' ich nicht sein Blut herabfließen? – Mich dünkt, es seufzt, jetzt stirbt er! – Er ist tot! – Sein Geist schaut wild aus den zerschnittenen Zügen hervor; – ich kann nicht mehr. – Welch Geräusch im Zimmer dort? – Es ist sein Geist! – (Sie sinkt betäubt aufs Sofa, halb ohnmächtig.) Komme was da will, ich kann nicht mehr als sterben!

       Inhaltsverzeichnis

      LUISE. WALLER.

      WALLER (der zurückkommt, leise für sich, mehr murmelnd als sprechend) Er schlief, – in seinen Kleidern, – er schlief, hartherziger Mörder! – Nun, und was ist es denn mehr? Er schläft ja noch! – es wird ihn niemand stören, – er entschlief sanft. – Wunderbar! Warum läuft mein Blut nicht mehr so schnell, wenn ich an ihn denke? – Er hatte mich tödlich beleidigt, – warum zittr' ich so? ich habe ihn ja nur gestraft. – Und was hat er an dieser Welt verloren? Nichts! – Qualen – folternde Schmerzen! – Er hat gewonnen! – Ich bin sein Wohlthäter, – er hätte ja doch einmal sterben müssen. – Der Mond schien ihm grade aufs Gesicht, sein Gesicht war mir seltsam fremd; – er starb ohne zu zucken, – ohne eine Bewegung, – Ein Menschenleben ist doch sehr zerbrechlich! – Fort!

      LUISE (sich erhebend), Ferdinand!

      WALLER (laut). Wer ist da?

      LUISE. Ich – – ich –

      WALLER. Was willst du?

      LUISE. Ach!

      WALLER. Warum siehst du mich so starr an?

      LUISE. Bist du Karl?

      WALLER. Denkst du, ich habe etwas Böses gethan, daß du mich so anstarrst?

      LUISE. Ach nein! nein! – Nicht wahr? Du bist mein lieber Karl?

      WALLER. Fort! komm!

      LUISE. Wohin?

      WALLER. Wohin? – Was weiß ich's?

      LUISE. Karl, – ich merk' es recht gut, – wir sprechen beide ohne Bewußtsein, – aber ich kann nicht dafür, – ich bin sehr krank!

      WALLER. Krank?

      LUISE. Ja, Karl, und du bist es auch.

      WALLER. Nein, – nein, ich bin gesund! – Was sollte mir fehlen?

      LUISE. Ich werde bald sterben, ich fühl' es –

      WALLER. Sterben? – Sterben? – –

      LUISE. Zürne nur nach meinem Tode nicht weiter auf mich.

      WALLER. Luise!

      LUISE. Wir wollten glücklich sein, aber das grausame Schicksal rief: Nein!

      WALLER. Fürchterlich rief es: Nein!

      LUISE. Ich liebte dich – –

      WALLER. Wirklich?

      LUISE. Wie meine Seele –

      WALLER. Du lügst!

      LUISE. Ich konnte nicht dafür, daß ich früher als dich Ferdinand liebte.

      WALLER (wie aus einem tiefen Schlaf erwachend). Ha! das war es! – dieser Name ruft alles in mir zurück! – Steh' ich doch schon so lange und sinne, was mein Schmerz sei, – du triffst die brennende Wunde. – Dieser Name hat mich wahnsinnig gemacht.

      LUISE. Ja, Karl, ich will es dir gestehen, ich liebte ihn einst.

      WALLER. O, gesteh es nur, du liebtest ihn? – nicht wahr? – O, ich bin ja dein Freund, mir darfst du es schon vertrauen, – nicht wahr, du zärtliche Gattin?

      LUISE. Ich will es, – hasse mich, – fluche, oder verzeihe mir dann, – wie du willst!

      WALLER. O Luise! Luise! – Geh! geh! fort von mir, Schändliche! du bereust nicht einmal dein Verbrechen? – O, hinweg!

      LUISE. Karl, ich liebte ihn, eh' ich dich sah.

      WALLER. Nein! Nein! es ist falsch! – Ich sah ja, wie du ihn umarmtest, – itzt eben, – hier, – sieh, so umschlang er dich, – der Schall eures Kusses flog glühend in mein Ohr, – dieser Ton zerriß meinen Verstand, – dieser Augenblick löschte alles in mir aus, dunkle Nacht wohnt seitdem in mir, dunkel wie der Tod. – Du liebst ihn noch!

      LUISE. Nein! bei Gott!

      WALLER. Du liebst ihn noch!

      LUISE. Als Freund, – sowie das Andenken eines entfernten Freundes –

      WALLER. Du liebtest ihn nicht noch?

      LUISE. Bei allem –

      WALLER (mit schrecklicher Kälte). Warum zweifl' ich denn noch länger? – Jetzt wirst du ihn freilich nicht mehr lieben.

      LUISE. Nein, Karl –

      WALLER. Beteur' es nicht, ich glaube dir; denn sieh – (Er zieht das Messer unter seinem Rocke hervor.)

      LUISE. Karl!

      WALLER. Nun, – was ist dir –

      LUISE. Er ist tot!

      WALLER. Ja, – dies ist sein Blut. (Luise sinkt nieder.) O, Künstlerin! – nur ruhig! – Eine Ohnmacht? – Bei Gott! so natürlich, als ich je eine sah, man möchte sie fast für echt halten. – Steh auf! – (Er reicht ihr die Hand.)

      LUISE (richtet sich matt auf). Sein Blut?

      WALLER. Das in seinem Herzen noch ebenso warm für dich schlug. – O, Luise! dein Werk ist sein Tod, – dein Werk, daß ich in Verzweiflung umherirre; über dich komme sein Blut!

      LUISE. Über mich? – Er ist nicht mehr? O, hinweg von mir, Mörder! hinweg! – Er ist also tot? – Berühre mich nicht mit deinen blutigen Händen! – hinweg!

      WALLER. Luise, – sieh, ich bin nun wieder kalt, – mache mich nicht von neuem wütend.

      LUISE. O, sein Blut komme zehnfach über dich! – O, ich hasse, ich verabscheue dich, – hassen? Nein, Verachtung, » Franz: Du hassest mich? Amalia: Ich verachte dich, geh!« Schillers »Räuber« I, 9. – mitleidige Verachtung gebührt dem gemeinen Mörder,

      WALLER (mit den Zähnen knirschend). Luise!

      LUISE. O geh, geh, Gebrandmarkter, – siehst du die Henker nicht, die dich fortschleppen wollen? – Dich nannt' ich mein? meinen Karl? – O, du gehörst dem Hochgericht.

      WALLER. Weib!

      LUISE. Ich will nicht mit dir sprechen, – selbst dein Blick entehrt mich. – O, wie tief war ich herabgesunken, von seiner Liebe zu dir! – O Himmel! von ihm so tief herab bis zu dir! – So niedrig ward noch keine Liebe verschleudert, so entehrt ward sie noch nie, als daß ein Mädchen dich liebte.

      WALLER (mit unterbrochener Stimme). Sieh, – sieh – ich bin in Verzweiflung, – meine Hand zittert, – ich bin verrückt, – fürchte mich –

      LUISE. Dich fürchten? – den ich verachte? – O, meine letzte Kraft will ich aufbieten, dir meinen Haß entgegenzurufen. – Ich war schwach, aber gegen dich –

      WALLER. Fürchte den Verzweifelten, – fleh – ich – ich – ich, ich kann nicht sagen, was ich thun könnte – aber es ist schrecklich! – Ich bitte dich, Luise, liebste Luise, schweig! –

      LUISE. O, nenne mich nicht. – Flieh! flieh, ehe der Tag dämmert, flieh unter dem Schutz der Nacht, so wie es Mördern geziemt. – Dich wollt' ich um Verzeihung bitten? – Dich? – O schändlicher Gedanke! – Gegen deine That ist meine Schwachheit Tugend!

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