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Du meine Hand darauf.

      FLIEGE. Ich glaube Ihnen, denn ich kenne Ihren Edelmuth.

      V. FUCHS. Du irrst Dich nicht; denn ich habe wirklich einen starken Hang zum Edelmuth.

      FLIEGE. Es ist einer Ihrer erklärtesten Vorzüge.

      V. FUCHS. Ich kann mein Gold mit dem ruhigsten Gewissen betrachten.

      FLIEGE. Warum nicht?

      V. FUCHS. Kein Vorwurf steigt mir aus meinem Kasten entgegen.

      FLIEGE. Nie.

      V. FUCHS. Keine Thränen einer Waise, kein Seufzer einer Wittwe hängt an einem einzigen meiner Goldstücke.

      FLIEGE. An keinem.

      V. FUCHS. Ich kann dreist die Musterkarte der zehn Gebote durchgehn, – denn Fliege, ich lästre nicht, ich fluche nicht, ich entweihe keinen Feiertag, beneide keinen meiner Nächsten, ich stehle nicht.

      FLIEGE. Sie betrügen nicht.

      V. FUCHS. Ich ermorde niemand.

      FLIEGE. Ei bewahre!

      V. FUCHS. Eben so wenig leih' ich auf Pfänder.

      FLIEGE. Eben so wenig leihen Sie auf Pfänder.

      V. FUCHS. Ich bin auch kein solcher Narr, daß ich mein Vermögen auf große Projekte wagte.

      FLIEGE. Ei, da müßte es weit mit Ihnen gekommen sein.

      V. FUCHS. Ich pachte keine Aecker –

      FLIEGE. Nicht einen einzigen. –

      V. FUCHS. Ich baue keine Schiffe –

      FLIEGE. Auf Ihrem Gewissen liegt nicht eine ersoffene Seele.

      V. FUCHS. Was für ein Staat, wenn alle Bürger so ihre Pflicht erfüllten! – Was könnte man mehr verlangen?

      FLIEGE. Das hieße sehr viel verlangen.

      V. FUCHS. Das ist auch meine Meinung.

      FLIEGE. Und Sie sind sogar ein nützlicher Bürger. Sie machen es nicht, wie so manche reiche Leute, die das Geld in den Kasten sperren, und daneben verhungern; – nein; bei Ihnen heißt es: leben und leben lassen!

      V. FUCHS. Freilich.

      FLIEGE. Ihr Geld ist stets ein Mittel zum Genuß; außerdem würde es keinen Werth für Sie haben: Sie sind ein Philosoph.

      V. FUCHS. Genau genommen, ja.

      FLIEGE. Freilich nicht von der strengsten Disciplin; dazu gehört aber wahrhaftig wenig Verstand, um, wie ein gewisser Diogenes, ein Hund zu sein.

      V. FUCHS. Du hast Recht.

      FLIEGE. Sie geben dem Weinhändler zu verdienen –

      V. FUCHS. Nicht mehr als Schuldigkeit. Er giebt mir seinen Wein dafür.

      FLIEGE. Dem Fleischer –

      V. FUCHS. So ein Mann will doch auch leben.

      FLIEGE. Sie haben ein angenehmes Haus –

      V. FUCHS. Auf gute Wohnungen hab' ich von je gehalten.

      FLIEGE. Sie halten Bediente –

      V. FUCHS. Dadurch kömmt Geld in Umlauf, – besonders wenn sie stehlen.

      FLIEGE. Sie halten sich einen guten Freund, wie mich.

      V. FUCHS. Der meine rechte Hand und mein Leben ist.

      FLIEGE. Und ein paar Mädchen oben ein –

      V. FUCHS. Das ist meine Schwachheit.

      FLIEGE. Ueber Sie flucht kein Tagelöhner, wenn er in der Sonnenhitze für Sie arbeiten muß; Sie lassen keine Waaren kommen, um die Preise zu erhöhen: Sie bauen keine Häuser, um für die Miethe den Leuten das Geld aus der Tasche zu locken; Sie bekleiden kein öffentliches Amt, um von der ganzen Stadt verwünscht zu werden: – sondern mit der einzig wahren Weisheit genießen Sie Ihr Vermögen in einer goldenen Ruhe.

      V. FUCHS. Die Unruhe in Ansehung meiner Besuche abgerechnet.

      FLIEGE. Diese könnten Sie sehr bald los werden, wenn sie nicht so gute Procente brächten.

      V. FUCHS. Sie sind eine wahre Pension für mich.

      FLIEGE. Und ein Erwerb, der der strengsten Rechtschaffenheit keinen Eintrag thut.

      V. FUCHS. Natürlich, denn alle diese Geschenke und Freundschaftserinnerungen werden mir ja aufgedrungen.

      FLIEGE. Sie geben sich für krank aus, um nicht in der großen Welt leben zu dürfen –

      V. FUCHS. Und verdiene mit dieser Krankheit mehr als ein Doktor von funfzig der einträglichsten Patienten.

      FLIEGE. Eine Schaar eigennütziger Dummköpfe belagert Sie, bewirbt sich um Ihre Gunst, macht Ihnen Geschenke, – um vom sterbenden Herrn von Fuchs zu Erben eingesetzt zu werden.

      V. FUCHS. Ha! ha! ha! und so mein Vermögen und ihre eigenen Geschenke wieder zu bekommen, – mit dem Fisch die Angel. – Aber eher sollen sie sich zu Tode bluten.

      FLIEGE. Recht so, gnädiger Herr.

      V. FUCHS. Sie trachten nach meinem Vermögen, ich nicht nach dem ihrigen.

      FLIEGE. Zugleich ist es eine Bestrafung des Eigennutzes; in der sich andre spiegeln und bessern mögen. Kann es einen edlern, moralischern Endzweck geben?

      V. FUCHS. Offenbar nicht – Und diese Leute sind ja auch Herren ihres Eigenthums; sie können ihr Geld wegwerfen, sie können es mir geben: auf beide Arten haben sie nachher keinen Anspruch daran.

      FLIEGE. Es giebt so leicht keinen Menschen in der ganzen Welt, der nicht Ihr ganzes Vermögen nähme, wenn man es ihm als Geschenk anböte.

      V. FUCHS. Ich möchte auf die Gefahr den Versuch nicht machen.

      FLIEGE. Und wollten Sie denn ein Sonderling sein, der sich vor der ganzen übrigen Welt auszeichnet?

      V. FUCHS. Da verdiente ich nicht ein Mensch zu sein, der sich doch durch den Verstand von den Thieren unterscheiden soll.

      FLIEGE. Mich wundert aber doch, daß noch nichts gekommen ist; es hat schon acht geschlagen, und das ist doch sonst die gewöhnliche Zeit. – Es klopft.

      V. FUCHS. Wer mag's sein? – Sieh nach.

      FLIEGE. Gewiß der Advokat Geyer; ich kenne das Klopfen mit dem knöchernen Finger.

      V. FUCHS. So bring mir geschwind mein Handwerkszeug! den Stuhl! die Pelzstiefeln! Meine Mütze!– FLIEGE bringt alles in Ordnung; V. FUCHS setzt sich in den Stuhl; FLIEGE geht ab. Der Zug von meinen Raubvögeln kömmt. FLIEGE kömmt wieder. Nun?

      FLIEGE. Eine goldene Uhr, gnädiger Herr!

      V. FUCHS. So? – daß ich nachsehen kann, wenn es Zeit zu sterben ist.

      FLIEGE. Mit einer schönen Kette, und einem Petschaft mit Ihrem Wappen.

      V. FUCHS. Gieb mir die Pelzstiefeln, und stelle den Tisch mit Arzeneien hieher. Worüber lachst Du so?

      FLIEGE. Ueber den Narren, der nun draußen mit seinen Projekten herumgeht, und an den dürren Fingern abzählt, daß nun dies doch wohl das letzte Geschenk sein würde, das er sich von der Seele preßt, und was nun für ein hoch- und wohl-ansehnlicher Mann aus ihm wird, wenn man Ihr Testament eröffnet; wie man ihn nur den reichen, wohlweisen Rechtsgelehrten nennt, wie ihm dann hundert Dummköpfe nachlaufen, und ihn ihren Patron und Schutzheiligen nennen –

      V. FUCHS. Gieb mir nur die Mütze, lieber Fliege, und laß ihn herein.

      FLIEGE. Gott schenke Ihnen nur noch lange einen so guten Jahrmarkt –

      V. FUCHS. Und Gesundheit, um noch lange so krank zu bleiben.

      FLIEGE. Daß Sie auch

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