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– Klopstock, der erste epische Dichter; Schiller, nur etwas zu gespitzt; Göthe, zu affektirt; Kotzebue ist mein Lieblingsdichter, – da sieht man die reizende nackte Natur, – bisweilen etwas zu shakespearisch, aber das wird sich noch geben. – Wieland ist sehr angenehm, nur bisweilen etwas schlüpfrig. – Hören Sie mich?

      V. FUCHS. O ja. für sich. Ich möchte Krähfeld wegen seiner Taubheit beneiden.

      M. MURNER. Doch für wen schlüpfrig? – Nur für jene schwachen Seelen, denen die Natur jede Art der Stärke versagt hat; – diese werden einer jeden noch so kleinen Leidenschaft ihre Moral aufopfern; sie erkennen nicht das Tribunal der Vernunft, die am Steuerruder sitzen soll, um alle Neigungen des Gemüths zu lenken. Keine schimmernde Außenseite reizt den tiefern Forscher, der seine Ideen und Gefühle genauer untersucht; ihn kann nichts aus seiner kalten philosophischen Ruhe bringen. – Nicht wahr?

      V. FUCHS. Ich wollte, ich könnte Ihnen Recht geben.

      M. MURNER. Ich muß Sie wahrhaftig öfter besuchen, um Sie heiterer zu machen. Lachen Sie doch, und sein Sie lustig!

      V. FUCHS zwingt sich in der Verzweiflung laut aufzulachen.

      M. MURNER. Bravo! Bravo! – O Sie gehören zu den wenigen Menschen, mit denen ich in der engsten Freundschaft leben könnte. – Bis jetzt fand ich nur einen, mit dem ich sympathisiren konnte. Die meisten Menschen sind zu träge, oder zu lebhaft, und haben aus der einen oder der andern Ursach einen Widerwillen gegen ein muntres, fortgesetztes Gespräch. Unglaublich viele haben die Unart, einen beständig zu unterbrechen. In Ihnen finde ich den zweiten Mann, der die wahre Temperamentsmischung hat, der im Stande ist, aufmerksam einem andern zuzuhören. – Der erste war ein Engel: vier Stunden sprachen wir bisweilen miteinander, ohne daß er mich auch nur ein einzigesmal unterbrochen hätte. – Ich will Ihnen doch erzählen, – vielleicht kann es Ihnen Schlaf machen, – wie wir an sechs Jahr zusammen lebten, und uns liebten –

      V. FUCHS. O weh! o weh! o weh!

      M. MURNER. Wir waren von gleichem Alter, und so –

      V. FUCHS. Himmel! Schicksal! Verhängniß! rettet mich!

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. FLIEGE.

      FLIEGE. Ihr ergebenster Diener, Madam.

      M. MURNER. Ergebene.

      V. FUCHS. Fliege! Er winkt ihn zu sich. Leise. O willkommen, willkommen, Du mein Erlöser!

      FLIEGE. Wie, gnädiger Herr?

      V. FUCHS. O nimm mich von der Folter! Sogleich! Sie hat mich lahm geschwatzt. Die Sturmglocken in Frankreich können jetzt nicht so laut und unaufhörlich schlagen; der Stadtausrufer hätte sie nicht überschrien.

      FLIEGE, leise. Uebereilen Sie sich nicht. Hat Sie denn kein Geschenk mitgebracht?

      V. FUCHS. O ich verlange keins; mag sie doch ihr Weggehn so hoch anrechnen, als sie will.

      FLIEGE, laut. Madam –

      M. MURNER. Ich sticke jetzt für Sie eine Weste im neusten Gout; alle meine Kunst will ich dabei aufbieten.

      FLIEGE. Vortrefflich; ich habe aber vergessen, Ihnen zu sagen, daß ich Ihren Gemal gesehen habe, wo Sie es gewiß nicht vermuthen sollten –

      M. MURNER. Wo denn?

      FLIEGE. Wenn Sie eilen, so können Sie ihn noch vielleicht auf der Promenade antreffen, in Gesellschaft einer Dame, die etwas von der Verläumdung leiden muß.

      M. MURNER. Wirklich?

      FLIEGE. Ueberzeugen Sie sich selbst. Madam MURNER empfiehlt sich. Ich dachte wohl, daß sie gleich gehn würde.

      V. FUCHS. Tausend, tausend Dank, Fliege. Und was für Nachrichten?

      M. MURNER, zurückkommend. Mit Erlaubniß –

      V. FUCHS, faltet die Hände. O gütiger Himmel!

      M. MURNER. Auf der Promenade?

      FLIEGE. Auf der Promenade.

      M. MURNER. Wollen Sie mir wohl einen Ihrer Bedienten erlauben?

      V. FUCHS. Mit Vergnügen. –

      Madam MURNER geht ab.

      FLIEGE. Alles neigt sich auf die glücklichste Art zur Erfüllung Ihrer Wünsche. – Stellen Sie sich vor, ich habe ihr die Ehe versprechen lassen. Ha! ha! ha! Sie wünschten sie zur Frau, hab' ich gesagt –

      V. FUCHS. Aber Fliege –

      FLIEGE. Lassen Sie das gut sein. Wenn Sie nur einmal hier ist. – Setzen Sie sich dort in Ihren Stuhl; der Herr von Krähfeld muß im Augenblick mit seinem Testamente kommen. Auch seinetwegen hab' ich noch etwas angeordnet. Wenn er fort ist, will ich Ihnen mehr sagen. Er läßt die Vorhänge herunter, und geht ab. V. FUCHS setzt sich indeß in seinen Stuhl.

       Inhaltsverzeichnis

      V. FUCHS. KARL V. KRÄHFELD. FLIEGE.

      FLIEGE, der ihn leise hereinführt, und hinter den Schirm stellt. Verbergen Sie sich hier; und Sie werden alles hören. Aber ich bitte, sein Sie ja ruhig. – Man klopft. Dort klopft schon Ihr Herr Vater; ich muß Sie verlassen.

      KARL. Thu das – Ich kann es noch immer nicht glauben.

      FLIEGE geht und schließt die Thür auf.

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. RABE. LOUISE.

      FLIEGE. Das Wetter! Ei, ei, Sie kommen zu früh. Ich sagte ja, ich würde nach Ihnen schicken.

      RABE. Ich fürchtete aber, Du möchtest es vergessen.

      FLIEGE. Es ist jetzt nicht mehr zu ändern. Er führt sie auf die rechte Seite des Zimmers, dem Schirm gegenüber. Warten Sie hier einen Augenblick, ich werde sogleich zurückkommen. –

      Er geht zu Karl hinter den Schirm.

      RABE. Sie wissen wohl nicht, Louise, warum Sie hier sind?

      LOUISE. Ich weiß nichts weiter, als was Sie mir gesagt haben.

      RABE. Nun so will ich Ihnen jetzt etwas mehr sagen.

      FLIEGE, zu Karl. So eben hat Ihr Herr Vater sagen lassen, daß er erst in einer halben Stunde kommen würde; wenn es Ihnen daher gefällig wäre, hier in die Bibliothek zu spazieren, um sich die Zeit zu vertreiben? Ich werde dafür sorgen, daß Sie von niemand gestört werden. Er öffnet links eine Nebenthür, und KARL geht hinein; FLIEGE verläßt ihn.

      KARL, der sogleich wieder zurück kömmt, und seine vorige Stellung einnimmt. Ich will hier stehn bleiben, denn ich traue dem Menschen nicht.

      FLIEGE, für sich. Dort ist er entfernt genug und kann nichts hören. Nun muß ich nur dem Vater aufpassen.

      RABE, der indeß mit LOUISEN leise gesprochen hat. Entschließen Sie sich nun, denn es muß doch geschehn.

      LOUISE. Ich bitte, ich beschwöre Sie; – doch ich kann so etwas unmöglich für Ihren Ernst halten.

      RABE. O ich bin zum Spaßen gar nicht aufgelegt. Was ich sage, das ist auch meine Meinung. Ich bin nicht verrückt; – drum sein Sie gehorsam.

      LOUISE. Aber ums Himmels Willen! –

      RABE. Nicht lange gezaudert! –

      LOUISE. Welcher

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