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      3. RICHTER. Wir glauben es.

      M. MURNER. Wahrlich, Sie können es auch glauben.

      2. RICHTER. Wir thun es, Madam.

      1. RICHTER. Und was für Zeugnisse können Sie aufstellen?

      KARL. Unser Gewissen.

      LOUISE. Den Himmel, der die Unschuld nie verläßt.

      4. RICHTER. Das sind keine Zeugen.

      KARL. Nicht vor Gericht, wo die Menge und der Schreier siegt.

      1. RICHTER. Nicht anzüglich.

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. V. FUCHS, in einer Sänfte herbeigebracht; er ist in seiner Hauskleidung, und wird sogleich in einen Stuhl gesetzt.

      GEYER. Hier kömmt er. Jetzt kömmt ein Beweis, der alle überführen, und ihre frechen Zungen zum Schweigen bringen muß. – Sehn Sie hier, ehrwürdige Väter, dies ist der Mann, der der Unschuld Schlingen legt; dies ist der feine Betrüger, der große Wollüstling! – Er verstellt sich aber vielleicht nur.

      KARL. So ist es.

      GEYER. So sollte man ihn vielleicht gar noch auf die Folter bringen, um recht unerhört grausam gegen ihn zu sein; da ihm in seiner Krankheit der Chagrin und die Luft den Tod vielleicht so schon zuziehn. Sehn Sie, wie der arme Mann schon ganz wie eine Leiche aussieht! Wenn Sie ihren schändlichen Verläumdungen nur den mindesten Glauben beimessen, – wer in der Stadt, selbst wer von Ihnen, ehrwürdige Väter, ist dann vor dem Gift der Lästerung gesichert? – Kehren Sie sich nicht an ihre Beharrlichkeit; – dem Laster steht fast immer eine Art von Standhaftigkeit zu Gebot; – die schändlichsten Plane werden immer mit der größten Hartnäckigkeit ausgeführt.

      1. RICHTER. Führt sie fort, und bewacht sie genau.

      KARL V. KRÄHFELD und LOUISE werden abgeführt.

      2. RICHTER. Ist es nicht zu bedauern, daß solche Geschöpfe zum menschlichen Geschlecht gerechnet werden?

      1. RICHTER. Bringt mit aller möglichen Sorgfalt den alten Mann wieder nach Hause. Unsre Leichtgläubigkeit, fürcht' ich, ist für ihn Grausamkeit gewesen.

      V. FUCHS wird wieder in die Sänfte gethan und fortgetragen.

      3. RICHTER. Ich habe ein ordentliches Erdbeben im Leibe.

      2. RICHTER. Diese beiden Wesen haben das Rothwerden verlernt.

      4. RICHTER. Mit dieser Entdeckung haben Sie der ganzen Stadt einen Dienst gethan.

      1. RICHTER. Noch heut vor Abend wird sich das Gericht von neuem versammeln.

      GEYER. Wir danken Ihnen, ehrwürdige Herren. – Die RICHTER gehen ab; die Zuschauer zerstreuen sich. – Nun?

      FLIEGE. Unvergleichlich! O ich möchte Ihre Zunge in Gold einfassen. Man sollte Ihnen auf dem Markte eine Statue errichten.

      RABE, leise zu Fliege. Fliege, ich traue diesem Advokaten immer noch nicht.

      FLIEGE. Unnöthige Sorge.

      RABE. Ich kann mich auf Dich verlassen, Fliege?

      FLIEGE. Wie auf sich selbst. RABE geht ab.

      V. KRÄHFELD. Fliege!

      FLIEGE. Jetzt an Ihre Geschäfte, gnädiger Herr.

      V. KRÄHFELD. Wie? Du hast Geschäfte?

      FLIEGE. Ja, die Ihrigen.

      V. KRÄHFELD. So? Keine andre?

      FLIEGE. Keine andre.

      V. KRÄHFELD. Nun, so trage Sorge.

      FLIEGE. Sie können ganz ruhig sein.

      V. KRÄHFELD. Und geschwinde.

      FLIEGE. Sogleich.

      V. KRÄHFELD. Und sieh gut nach allem, was an Juwelen, Uhren, Geldern, Kleidern, Betten und Vorhängen da ist.

      FLIEGE. Selbst nach den Ringen der Vorhänge. – Nur muß der Advokat doch etwas bekommen.

      V. KRÄHFELD. Ich will ihn jetzt bezahlen; Du giebst sonst zu viel.

      FLIEGE. Ich muß das besorgen, gnädiger Herr.

      V. KRÄHFELD. Zwei Dukaten sind hinlänglich.

      FLIEGE. Kaum zehn.

      V. KRÄHFELD. Ei, zu viel!

      FLIEGE. Er sprach lange Zeit; man muß doch darauf Rücksicht nehmen.

      V. KRÄHFELD. Gut, da sind drei. –

      FLIEGE. Ich will sie ihm geben.

      V. KRÄHFELD. Thu' es; und hier ist etwas für Dich. Er geht ab.

      FLIEGE steckt beides ein. O über die Freigebigkeit! – Vergessen Sie nicht, wie viel ich zu Ihrem Besten thue.

      GEYER. Nein, – aber ich muß jetzt gehn. Er geht.

      FLIEGE. Jetzt will ich Sie nach Hause führen, Madam.

      M. MURNER. Nein, ich will Deinen Herrn besuchen.

      FLIEGE. Thun Sie es nicht; ich will Ihnen sagen, warum. Mein Vorsatz ist, meinen Herrn dahin zu bringen, daß er sein Testament ändert; Sie haben bis jetzt unter den Erben im dritten oder vierten Range gestanden; aber wegen des Eifers, den Sie heut für uns bewiesen haben, sollen Sie nun oben angesetzt werden. Wenn Sie aber zugegen wären, so würde es wie eine Bettelei aussehn; darum –

      M. MURNER. Du hast Recht. –

      Beide geben ab.

       Inhaltsverzeichnis

      (Zimmer des Herrn von Fuchs.)

      V. FUCHS. Das war also nun glücklich überstanden! Mir war doch nicht so ganz wohl zu Muthe; aber jetzt ist mir so leicht, als wenn ich von den Todten erwacht wäre.– Er nimmt eine Flasche Wein, gießt sich ein, und trinkt. Ich muß mich wieder stärken; ich bin noch ganz matt. – Er trinkt. So, so, mir wird besser. – O ich bin in einer Laune, daß ich gleich noch einen Prozeß anfangen möchte. – Er trinkt nochmals. Nichts leichter, als einen Prozeß zu gewinnen, wenn man Geyer auf seiner Seite hat. – Ei, so will ich nun auch der ganzen Geschichte ein Ende machen; ich will einmal mein Vermögen in Ruhe verzehren, und doch noch dabei einen Spaß haben. Ich bin endlich der vielen Unruhen und Mühseligkeiten überdrüßig.

       Inhaltsverzeichnis

      V. FUCHS. FLIEGE.

      FLIEGE. Nun, gnädiger Herr? Haben wir wieder geraden Weg vor uns.

      V. FUCHS. Vortrefflicher Fliege!

      FLIEGE. Ward es nicht gut durchgeführt?

      V. FUCHS. Der Verstand zeigt sich im Unglück am schärfsten.

      FLIEGE. Also hat es Ihnen Vergnügen gemacht?

      V. FUCHS. Unbeschreiblich.

      FLIEGE. Dies ist unser Meisterstück, die letzte Gränze unsers Witzes.

      V. FUCHS. Ja, Fliege. Du hast Dir heut die Krone aufgesetzt.

      FLIEGE. So das ganze Gericht zu hintergehn –

      V. FUCHS. Und den Strom auf den Unschuldigen zu lenken.

      FLIEGE.

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