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sie gar nicht anders leben kann.

      BIRNAM. Haben Sie denn aber gar keine Versuche gemacht –

      MURNER. Mehrmals; sie liefen aber immer so unglücklich ab, daß ich endlich schwur, ich wollte es gehn lassen, wie es das Schicksal für gut fände. Auf diese Art ist ihre unumschränkte Monarchie nun so in den Gang gekommen, daß keine Hoffnung zu einer großen Revolution übrig bleibt, als mit ihrem Tode.

      BIRNAM. Das ist freilich sehr schlimm.

      MURNER. Das ist aber noch nicht das einzige Unglück.

      BIRNAM. Noch mehr?

      MURNER. Hier in der Stadt ist ein gewisser Herr von Fuchs gestorben, auf den sie, ich weiß nicht warum, einen tödtlichen Haß geworfen hat. Auf diesen soll ich armer Mann ein beißendes Spottgedicht verfertigen, und sowohl einzeln als auch in meiner Reisebeschreibung abdrucken lassen. Ich, der ich nie eine Feder ansetzte, um einen Vers zu machen; – ich, der ich von je, laut und öffentlich alle Poeten in der Welt verachtet habe; – mich bringt man dahin, selber Verse zu machen.

      BIRNAM. Eine Strafe für Ihre Sünden gegen die Musen.

      MURNER. Wenn ich nun einst meine Projekte bekannter machte, oder gar in einen Wirkungskreis käme, sie auszuführen; was wollt' ich dann dem Dichter antworten, der mir meine eignen Verse zeigte, und mich selbst einen Dichter nennte? – Ich müßte mit Schaam verstummen. – Ich nehme also jetzt Abschied, und bin Ihnen für die mannichfaltigen Nachrichten verbunden, die ich von Ihnen erhalten habe. In meiner Reisebeschreibung werde ich mit Dankbarkeit Ihres Namens erwähnen.

      BIRNAM. Reisen Sie glücklich. – Und wenn Sie einst Einfluß auf irgend einen Staat haben sollten, so lassen Sie sich ja von Ihrer Frau scheiden; oder ist sie gestorben, so verheirathen Sie sich nicht zum zweitenmale: es möchte sonst um die Regierung ihres Landes übel aussehn. Er geht ab.

       Inhaltsverzeichnis

      MURNER. War das nicht Spott? – Gut, das soll mir der Mann theuer bezahlen; meine Reisebeschreibung soll mich rächen. O die guten Leute wissen nicht, was das zu bedeuten hat, wenn man einen Schriftsteller beleidigt; aber dieser soll es erfahren. – Ich müßte sehr arm an beißender Laune geworden sein, wenn er sich nicht ärgerte, wenn mein Buch herausgekommen sein wird. – Jetzt will ich die Stadt noch einmal schnell durchlaufen, und zuletzt noch so viel Bemerkungen einsammeln, als nur irgend möglich ist; der Himmel gebe nur, daß mir noch manches Merkwürdige aufstößt. Er geht ab.

       Inhaltsverzeichnis

      V. FUCHS als Gerichtsdiener. FLIEGE in prächtigen Kleidern. Beide kommen aus dem Hause des Herrn V. FUCHS.

      V. FUCHS. Bin ich ihm wohl ähnlich?

      FLIEGE. Sie sind er selbst; man würde sie nicht unterscheiden können.

      V. FUCHS. Schön.

      FLIEGE. Wie nehm' ich mich denn aber aus?

      V. FUCHS. So gut, als wenn Du nie andre Kleider getragen hättest. – Jetzt will ich auf einen Augenblick hinsehn, wie es beim Gerichte steht.

      FLIEGE. Gut. – V. FUCHS geht ab. und ich will ihm indeß noch einen neuen Spaß machen – Friedrich! Peter! –

       Inhaltsverzeichnis

      FLIEGE. FRIEDRICH. PETER.

      PETER. Was ist?

      FLIEGE. Ihr könnt heut ausgehn, und Euch ein kleines Vergnügen machen. – Aber gebt mir die Schlüssel. Die Bedienten geben ihm die Schlüssel und gehn ab. So, nun hab' ich die Schlüssel. Weil er durchaus vor der Zeit sterben will, so will ich ihn begraben. Er hat mich zu seinem Erben gemacht, und ich will es auch bleiben. Ihn so in die Falle zu locken, ist im Grunde ein wahres Verdienst; kein Mensch wird es mir zur Sünde anrechnen; jeder wird über diesen geprellten Fuchs lachen. – Er geht ins Haus.

       Inhaltsverzeichnis

      RABE und V. KRÄHFELD von der einen, V. FUCHS von der andern Seite.

      V. FUCHS. Es ist noch niemand dort. – Ah, da kommen ja meine beiden guten Freunde.

      V. KRÄHFELD. Das Gericht soll schon beisammen sein.

      RABE. Wir müssen nur bei unsern vorigen Märchen bleiben, unsrer Ehre wegen.

      V. KRÄHFELD. Zum Henker! meins ist kein Märchen. Mein Sohn hat mich umbringen wollen.

      RABE. Es ist auch wahr; ich hatte es ganz vergessen. – Und das meinige ist auch Wahrheit. – Aber in Ansehung Ihres Testaments –

      V. KRÄHFELD. Deswegen will ich ihn jetzt belangen, da sein Herr todt ist. –

      V. FUCHS. Herr Rabe, – Herr von Krähfeld, – ich gratulire Ihnen.

      RABE. Wozu?

      V. FUCHS. Zu den Glücksgütern, die Sie so plötzlich –

      V. KRÄHFELD. Wie so?

      V. FUCHS. Ohne zu wissen, wie, – ich meine, von dem alten Herrn von Fuchs.

      V. KRÄHFELD. Fort, Kerl!

      V. FUCHS. O, Sie müssen nicht gleich so stolz thun –

      V. KRÄHFELD. Hinweg, Schurke!

      V. FUCHS. Wie meinen Sie?

      V. KRÄHFELD. Hast Du mich zum Besten?

      V. FUCHS. Sie haben ja die ganze Welt zum Besten. – Sie tauschten ja Testamente miteinander aus.

      V. KRÄHFELD. Geh, Schlingel!

      V. FUCHS. Oder sind Sie vielleicht der Mann, Herr Rabe? – Sie nehmen sich gut, Sie werden nicht aufgeblasen; das muß man loben. – Vermachte er Ihnen aber alles?

      RABE. Geh, Du Esel!

      V. FUCHS. Herr von Krähfeld hat doch wahrscheinlich auch etwas geerbt?

      V. KRÄHFELD. Ich sage Dir, geh!

      V. FUCHS. Sie wollen es nicht bekannt werden lassen; das ist vernünftig. Kein Spieler sieht es gern, wenn man weiß, daß er gewonnen hat. Hier kömmt ja mein Geyer, der mit dem Schnabel in der Luft umherspürt. –

      V. KRÄHFELD und RABE sprechen am Ende der Bühne heimlich mit einander.

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. GEYER.

      GEYER, für sich. Sich so von einem Schmarotzer, von einem Lumpenhunde betrügen zu lassen! – Aber wart nur –

      V. FUCHS. Das Gericht wartet schon auf den wohlwürdigen Herrn. Ich freue mich über Ihr Wohlwürden Glück, und daß es gerade einem so geschickten Manne zugefallen ist, der sein Handwerk versteht, und außerdem –

      GEYER. Was meinst Du?

      V. FUCHS. Daß Ihres Glückes jetzt kein Ende ist.

      GEYER. Schurke! spottest Du noch über mein Unglück?

      V. FUCHS. Ich gönne Ihnen alles Gute, mein Herr, und wünschte nur, es wäre

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