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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band
Год выпуска 0
isbn 9788075831101
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
8. Kapitel
»Wir haben Sie geschlafen, gnädiges Fräulein?« fragte Hoffmann anderen Tags, als er morgens im Eßzimmer erschien, wo sich Else am Tisch zu schaffen machte.
»Ich danke, gut. Hoffentlich Sie auch, Herr Hoffmann,« sagte sie, aber ihre Stimme klang müde, und ihren Augen sah man an, daß sie eine schlaflose Nacht hinter sich hatte.
Nach wenigen Minuten erschien der Hausherr, der schon von einem Morgenritt zurückkehrte. Er begrüßte den Kommissar, und man setzte sich zu Tisch. Das Frühstück wurde ziemlich schweigend eingenommen, es hatte wohl keiner viel Lust, zu sprechen. Als sie fertig waren, schickte Wohlenberg seine Tochter mit einem Auftrag hinaus.
»Ich werde Sie jetzt zu Heubner führen, Herr Kommissar,« sagte er, nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, »und bitte Sie nur, da doch die Schuld Heubners noch nicht mit unbedingter Sicherheit erwiesen ist, eine gewisse Schonung walten zu lassen und auf den Gesundheitszustand des Patienten Rücksicht zu nehmen. Nicht wahr, ich kann darauf rechnen?«
Hoffmann blickte erstaunt auf.
»Er scheint Ihnen sehr lieb geworden zu sein, Herr Doktor. Ich werde natürlich auf Ihren Wunsch – soweit dies in einem derartigen Fall überhaupt möglich ist – Rücksicht nehmen.«
Dr. Wohlenberg erhob sich und ging nach Heubners Zimmer. Hoffmann folgte ihm dorthin.
»Guten Morgen, Herr Heubner,« begrüßte der Arzt den Darniederliegenden und ergriff die ihm dargebotene Rechte. »Nun, wie fühlen Sie sich?«
Er untersuchte schnell den Kranken und nickte befriedigt mit dem Kopf.
»Es geht alles gut. Besser als ich dachte. So, und jetzt laß ich Sie hier mit einem Herrn allein, der Sie zu sprechen wünscht. Bitte, Herr Hoffmann.«
Er ging langsam hinaus und drehte sich in der Tür noch einmal um, als ob es ihm schwer falle, das Zimmer zu verlassen. Hoffmann trat näher an den Kranken heran. Heubner blickte ihn erstaunt an.
»Herr Heubner, ich habe Sie in einer außerordentlich wichtigen Angelegenheit zu sprechen, die Sie wahrscheinlich schon erraten haben –«
»Ich wüßte wirklich nicht. Möchten Sie übrigens platznehmen?«
»Dank. Ich muß Sie also dann aufklären. Ich bin Kriminalkommissar und komme in Sachen des Diamantentransports, der seinerzeit Ihnen und Ihrem Kollegen übertragen worden ist.«
»Ja, das ist richtig. Ich habe ihn leider nicht zu Ende führen können, da ich daran gehindert worden bin.«
Er zeigte auf das Bett.
»Aber zuletzt,« fuhr er fort, »genügte doch Stahl auch, um den Diamanten zu überbringen. Wie kommt es übrigens, Herr Kommissar, daß ich erst jetzt gesucht und gefunden werde?«
»Oh, wir haben sie schon gesucht, Herr Heubner,« antwortete der sarkastisch, »wir konnten sie nur nicht finden.«
»Aber um Gottes willen, was ist denn geschehen, Sie sprechen so merkwürdig – was ist mit Stahl – mit dem Diamanten?«
»Sie wissen also gar nicht, Herr Heubner, daß der Diamant auf der Reise verschwunden ist und zwar – – zur gleichen Zeit mit Ihnen?«
»Verschwunden – mit mir?« Heubners Gesicht wurde aschfahl. »Wollen Sie damit gesagt haben, daß ich – – daß ich den Diamanten – –«
»Es scheint so,« sagte Hoffmann trocken; »Bitte, Sie sehen, worum es sich handelt, erschweren Sie mir nicht die Feststellung des Tatbestandes.«
»Ich weiß aber doch gar nicht – –« stammelte Heubner, aufs tiefste erregt.
»Vielleicht erinnern Sie sich doch noch an einiges. Also bitte, vor allen Dingen, wie kommen Sie hierher? Sie sollten nach Berlin fahren, scheinen aber etwas zu früh ausgestiegen zu sein!«
Heubner erkannt auf einmal, wie schwer der Verdacht auf ihm lasten mußte; es wurde ihm nicht direkt verstandsmäßig bewußt, aber er fühlte es, und da er wußte, was für ihn auf dem Spiel stand, nahm er alle Energie gewaltsam zusammen.
»Wieso ich hergekommen bin? Das weiß ich nicht, ich war bewußtlos.«
»Das stimmt. Aber wie kamen Sie überhaupt in diese Gegend?«
»Dann muß ich Ihnen unsere Reise erzählen. Wir stiegen, Stahl und ich, abends in Amsterdam in den D–Zug und mit uns eine uns fremde Dame.«
»Eine fremde Dame sagen Sie?«
»Ja, wenigstens mir war sie fremd, und Stahl schien sie auch nicht zu kennen. Während der Fahrt kamen wir ins Gespräch miteinander, wir sprachen von Berlin und allen möglichen gleichgültigen Dingen. Ich bekam dann Kopfschmerzen und wollte mich ein wenig schlafen legen. Die Dame bot mir ein Riechfläschchen an, das half mir etwas, und ich schlief ein. Auf einmal erwachte ich mit großen Schmerzen, ich lag neben einem Morast oder einem See, etwas Ähnliches mußte es sein. Das war am Fuße eines vielleicht haushohen Abhanges. Oben fuhr wohl die Eisenbahn, ich glaube wenigstens. Wie ich dahin gekommen war, das wußte ich damals nicht, denn ich war halb wahnsinnig vor Schmerzen. Ich versuchte, aufzustellen, schaffte es aber nicht, sondern kroch auf allen Vieren vorwärts. Ich rief auch um Hilfe, aber ich konnte nicht laut schreien, und es hörte mich niemand.
So schleppte mich bis zur Landstraße. Dort konnte ich dann nicht mehr weiter, wurde wieder bewußtlos und was weiter geschah, weiß ich nur aus der Erzählung von Fräulein Wohlenberg, das dürften Sie aber, Herr Kommissar, schon erfahren haben.«
Hoffmann hatte sehr aufmerksam zugehört. Der Kranke hatte das alles mit einem Ausdruck im Gesicht erzählt, daß man fast geneigt sein konnte, ihm Glauben zu schenken. Aber es klang doch alles so unwahrscheinlich.
»Und was glauben Sie, wieso kamen Sie dort an den Fuß des Abhangs?«
»Ich habe schon einige Mal darüber nachgedacht und kann es mir auch nicht erklären. Vielleicht, daß während ich schlief, die Tür durch irgend einen Zufall aufging und ich hinausstürzte. Aber Stahl muß es doch wissen, er war doch wach und kann alles erzählen, was geschah.«
»Ich will Ihnen einmal etwas sagen, mein Verehrtester,« meinte Hoffmann da, »ich werde Ihnen erklären, weshalb Stahl nichts sagen konnte.«
Er setzte jetzt Heubner auseinander, in welchem Zustand Stahl in Berlin anlangte, daß seine Papiere und der Tresor verschwunden waren, und welchen Verdacht man gegen ihn, Heubner, und die mitgereiste Dame hegte.
»Sie bestreiten dennoch?« schloß er.
»Allerdings. Ich bestreite es, weil ich unschuldig bin und nichts weiß.«
Hoffmann merkte, daß er so nicht weiterkam, und beschloß auf den Busch zu klopfen.
»Und wenn ich Ihnen nun mitteile, daß wir die Dame, die mit Ihnen gefahren ist, bereits ermittelt haben?«
»Dann ist ja alles gut. Dann muß sich doch sofort herausstellen, daß ich nichts mit dieser Angelegenheit zu tun habe.«
»Sie bleiben also bei dieser Behauptung, auch wenn ich Ihnen sage, daß wir wissen, daß diese Dame eine Geliebte von Ihnen ist?«
»Meine Geliebte?«
»Jawohl, das ist sie, die Tänzerinnen Rositta Anna Snyder. Bestreiten Sie es?«
»Aber das ist Unsinn. Rositta ist nicht mit mir gefahren. Ich weiß doch wohl, wie sie aussieht.«
»Das bezweifelt auch niemand. Aber sie bestreiten das alles – und Sie gedenken, dabei zu bleiben? Wenn ich Ihnen nun die Eröffnung mache, daß Fräulein Rositta bereits ein