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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band
Год выпуска 0
isbn 9788075831101
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»So,« sagte er, »’ne Sparbüchse haben wir auch, weiter ist aber nichts da.«
Er reichte Hoffmann den Gegenstand, der lebhaft danach griff. Diese neueste Entdeckung war – ein gewaltsam erbrochener kleiner, eiserner Tresor. Es blieb kein Zweifel, das mußte derjenige sein, den Stahl als das Behältnis des Diamanten beschrieben hatte.
Damit war aber auch ihre Ausbeute beendigt und obwohl sie jeden Stein umdrehten und jedes Blatt aufmerksam betrachteten, war doch nichts Auffälliges mehr zu entdecken.
Hoffmann dachte nach. Sein Geist beschäftigte sich jetzt fortwährend mit dem eigenartigen Fall, der durch die Funde des heutigen Tages durchaus nicht klarer, sondern höchstens komplizierter wurde.
Sinnend war Kriminalkommissar Hoffmann mit den gefundenen Gegenständen zurückgefahren und sinnend stieg er die Treppen zu seinem Arbeitszimmer im Polizeipräsidium empor.
Hoffmann unterzog nun beim Schein der Lampe den Tresor einer genauen Untersuchung. Dieser war in einer Weise gewaltsam mit Brechwerkzeugen geöffnet worden, wie es Einbrecher zu tun pflegen. Aber weshalb war er nur erbrochen worden? Heubner besaß doch beide Schlüssel, da er den zweiten Stahl entwendet hatte. Das war doch höchst sonderbar.
Es klopfte in diesem Augenblick und ein Geheimpolizist, der von Hoffmann beauftragt worden war, nähere Erkundigungen über Dekker, den zweiten aus Amsterdam stammenden Erben, einzuziehen, trat auf Hoffmanns ›Herein!‹ ein.
»Ach, Sie sind es, Lehnert,« sagte der Kommissar, »es ist gut, daß Sie kommen. Haben Sie etwas herausbekommen?«
»Nichts von Bedeutung,« meldete der Kriminalbeamte Lehnert. »Auf dem zuständigen Polizeirevier, wo Herr Dekker wohnt, ist er noch nicht angemeldet worden. Im Hause konnte mir niemand genau den Tag angeben, an dem Herr Dekker eingezogen war, und die Frau Schmidt habe ich nicht angetroffen.«
»Es ist gut, Lehnert, ich werde mich noch heute selber darum bekümmern. Es ist ja erst sechs Uhr.«
Der Geheimpolizist, der schon seit Jahren unter Kommissar Hoffmanns Leitung arbeitete, trat interessiert näher.
»Ich verstehe nur nicht,« fuhr Hoffmann fort, »warum der Dieb sich die schwere Arbeit mit dem Brechwerkzeug gemacht hat, wenn er doch die Schlüssel besaß.«
Beide schwiegen.
»Ich weiß ja nicht, Herr Kommissar,« sagte Lehnert endlich, »warum der Heubner das getan hat, oder ob er es überhaupt getan hat. Vielleicht sind alle Wege, die man bisher begangen hat, falsch gewesen. Vielleicht ist der Täter ein Vierter, der ursprünglich gar nichts mit der Angelegenheit zu tun hatte – irgend einen internationaler Verbrecher möglicherweise, an denen wir überhaupt nicht denken.«
Während Lehnert so sprach, hatte Hoffmann das gefundene Kleid betrachtet, und wie er es mechanisch hin und her drehte, indem er über die Worte Lehnerts nachsann, fiel sein Auge auf etwas, was ihn angenehm überraschte.
»Oho,« rief er plötzlich freudig aus und beugte sich über den Rock, wo etwas seine ganze Aufmerksamkeit zu fesseln schien. »Na, Gott sei Dank, wenigstens etwas. Nun werden wir hoffentlich die Besitzerin des Kleides herausbekommen. Sehen Sie hier?«
Beide beugten sich über den Stoff und strengten ihre Augen an. In ganz kleinen Buchstaben glänzte die Firma auf den kleinen Druckknöpfen, die zum Schließen des Rockes dienten.
»Und so ein feines Kleid ist doch sicher nach Maß gemacht und nicht fertig gekauft worden; da wird man wohl dort, wo es bestellt wurde, auch erfahren können, für wen man es gearbeitet hat.«
»Lehnert,« fuhr er nach einer Weile fort, »Sie werden gleich nach Amsterdam an dieses Geschäft die Beschreibung des Kleides telegraphieren, mit der Anfrage, wer der Besteller war. Wir müssen das so schnell als irgend möglich herausbekommen. Das kann uns eventuell schnell zum Ziele führen, und ich werde noch heute mich um Herrn Dekker bekümmern.«
* * *
Eine halbe Stunde später klingelte bei Frau Schmidt in der Kantstraße ein Herr, dessen ideales blondes Lockengewirr von einem kühn geschwungenem Schlapphut gekrönt wurde. Die rundliche Frau Schmidt fragte äußerst freundlich, womit sie dem Herrn dienen könne.
»Ich hörte,« sagte dieser, »daß Sie Zimmer zu vermieten hätten, ich wurde hierher empfohlen. Könnte ich eines ansehen?«
»Ach, das tut mir aber schrecklich leid,« jammerte Frau Schmidt, der der Künstler sehr gut zu gefallen schien, mit einem schwärmerischen Augenaufschlag.
»Ja, das tut mir auch wirklich leid, Frau Schmidt, denn noch vor einigen Tagen sagte man mir, Sie hätten ein Zimmer frei.«
»Das stimmte auch – aber am Dienstag Vormittag ist nun gerade ein Herr eingezogen, der direkt von Amsterdam in der Frühe hier ankam –«
»Gerade Dienstag?«
»Ja, das ist nun schade. Ich weiß ja nicht, der Herr kann auch in einigen Tagen abfahren, er meinte, das sei sehr leicht möglich. Wenn Sie warten könnten! Bitte sehen Sie doch einmal das Zimmer an, ein prachtvolles, zweifenstriges Vorzimmer, Extraeingang und hochnobel möbliert.«
Der Herr trat ein und sah sich im Zimmer um.
»Vielleicht kommt der Herr in einigen Tagen wieder mal heran. Das Zimmer ist auch sehr billig, fünfunddreißig Mark mit Frühstück!«
»Also schön, Frau Schmidt, ich komme in einigen Tagen für alle Fälle noch mal vorbei. Guten Abend!«
»Ja, bitte schön, mein Herr! Guten Abend!« sagte die Zimmervermieterin, in der angenehmen Hoffnung, einen netten neuen Mieter zu bekommen.
Dieser aber eilte fort, fuhr zum Polizeipräsidium, wo er sich seiner Lockenpracht und seines Künstlermantels entledigte und wieder zu seiner Alltagsbeschäftigung zurückkehrte – Kriminalkommissar Hoffmann zu sein.
Er war vom Erfolg seiner kurzen Exkursion über die Maßen zufrieden, und sagte schmunzelnd zu sich selbst: ›Also geht eine Maus doch noch vielleicht in die Falle. Es ist doch ganz interessant zu wissen, Herr Dekker, daß Sie mit Stahl und Heubner im selben Zug gefahren sind, finden Sie nicht auch?‹
Schon anderen Tags kam die telegraphische Antwort der Amsterdamer Konfektionsfirma, deren Adresse die Innenseite des fraglichen Rockes gezeigt hatte, auf die Anfrage des Kommissars Hoffmann. Sie enthielt aber leider nicht die gewünschte Aufklärung, da man aus der groben Beschreibung nicht mit Sicherheit hatte entnehmen können, um was für ein Kleid es sich eigentlich handele und man auch wissen müsse, wann ungefähr das Kleid gearbeitet worden wäre. Man stellte Hoffmann anheim, das Kleid selbst einzusenden, mit dessen Hilfe man dann versuchen würde, sich zu erinnern, wer der Käufer gewesen sei. Natürlich beschloß Hoffmann die sofortige Absendung, da ja so viel von der Ermittlung der Persönlichkeit des Käufers abhängen konnte. Nur mußte vorher noch einmal durch Stahl die Identität der gefundenen Stücke mit der Kleidung der Dame und dem Tresor festgestellt werden.
Und jetzt hieß es auch bezüglich Herrn Dekkers die nötigen Schritte tun – soweit sich in dieser Angelegenheit etwas tun ließ. Denn nur die Tatsache, daß jemand im selben Zug fuhr, in welchem ein Diebstahl begangen wurde, berechtigt natürlich noch lange nicht zur Annahme, daß er der Dieb sei.
Hoffmann telegraphierte also an die Amsterdamer Polizeidirektion und bat um genaueste Auskunft über Dekker, auf den er jetzt sein Augenmerk zu richten bedachte.
Nachdem all dies erledigt war, begab sich Hoffmann nach Moabit mit der Ausbeute seines Spandauer Ausflugs und dem vorher gefundenen Damenhut.
Schon gestern hatte der Kommissar den Amtsrichter Becker von seinen Erfolgen telephonisch benachrichtigt, und dieser hatte nun seinerseits sofort Stahl eine Vorladung zukommen lassen, um mit dessen Hilfe eine Prüfung der Sachen vorzunehmen.
Der Hut, der Rock und der Eisenkasten wurden Stahl vorgelegt.
»Ich muß Sie noch