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uns genau zu informieren und der Täter habhaft zu werden.«

      Er wandte sich noch einmal an Stahl.

      »Gedenken Sie jetzt noch in Berlin zu bleiben oder nach Amsterdam zurückzukehren, Herr Stahl? Für alle Fälle bitte ich um Ihre hiesige Adresse.«

      »Ich werde im ›Zentral-Hotel‹ absteigen, das man mir empfohlen hat, ich möchte Berlin nicht eher verlassen, als bis man die Täter gefaßt hat.«

      Nachdem sich die Herren entfernt hatten, und Kriminalkommissar Hoffmann sich wieder allein befand, saß er einige Augenblicke nachdenklich da. Der ›Fall‹ schien ihm nicht besonders interessant. Schwerer Diebstahl während Besinnungslosigkeit des Bestohlenen. Solche Dinge passieren alle Tage.

      Wer der Täter war, lag hier klar zutage – anscheinend wenigstens. Heubner, Stahls Kollege und Begleiter, hatte mit einer Komplizin, der von Stahl beschriebenen Mitreisenden, die Tat ausgeführt, nach dem Stahl mittels Hypnose unschädlich gemacht worden war.

      Jetzt hieß es, vor allen Dingen rasch handeln.

      An Blijdenstein & Co. in Amsterdam wurde telegraphiert, desgleichen an die Polizeidirektion Amsterdams, um genaue Auskunft über Stahls Kollegen Heubner einzuholen. Als das erledigt war, klingelte Hoffmann bei der Deutschen Bank an.

      »Hier königliches Polizeipräsidium, Berlin,« antwortete er auf die Frage des Beamten der Deutschen Bank. »Ich möchte feststellen, ob die Bank angewiesen ist von Blijdenstein & Co., Diamantenschleiferei, Amsterdam, einen Brillanten entgegenzunehmen, in Erbschaftssache des Doktor Wendland. Der Brillant sollte von zwei Angestellten nach Berlin transportiert werden. Wie? Jawohl, Blijdenstein & Co., Amsterdam. Der Name des Arztes war Doktor Wendland, hier in Berlin wohnhaft, ist vor zirka einem Monat verstorben.«

      »Einen Augenblick – –« schallte es zurück. Nach einigen Minuten, die aber Hoffmann viel länger schienen, sagte jemand:

      »Hier Deutsche Bank, Berlin.«

      »Hier Kriminalkommissar Hoffmann, königliches Polizeipräsidium Berlin.«

      »Der Stein ist bereits avisiert und müsste bereits vor zwei Stunden eingetroffen sein, da ihn zwei Angestellte der Diamantenschleiferei bringen sollten.«

      »Wissen Sie vielleicht die Namen der Herrschaften aus Holland?« fragte Hoffmann.

      »Ja, Stahl und Heubner. – Ist etwas passiert auf der Reise?«

      »Ja, der Stein ist spurlos verschwunden und mit ihm eine der Überbringer.«

      Der Bankbeamte wollte noch einige Fragen stellen, aber Hoffmann hatte schon den Apparat abgestellt. Jetzt war keine Zeit zu verlieren. Die Angaben Stahls schienen ja auf Wahrheit zu beruhen.

      Am Abend kam auch die Antwort auf die Anfrage der Kriminalpolizei bei Stahls Firma Blijdenstein & Co. in Amsterdam. Sie war kurz in deutscher Sprache verfaßt und lautete:

      Aussagen Stahls richtig. Stahl durchaus glaubwürdig.

      Blijdenstein, Amsterdam

      2. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Die Recherchen in Sachen des raffiniert ausgeführten Diamantendiebstahls wurden mit aller Energie betrieben. Die Staatsanwaltschaft eröffnete sofort ein Verfahren gegen den verschwundenen Angestellten der Amsterdamer Schleiferei Heubner und gegen die unbekannte Dame, in der man eine Komplizin Heubners vermutete. Hinter beiden wurden Steckbriefe erlassen, gestützt auf die Beschreibung Stahls, die ziemlich genau war.

      Die Leitung der Untersuchung wurde von der Staatsanwaltschaft dem Amtsrichter Dr. Becker übertragen, und der Kriminalkommissar Hoffmann, der Stahl und die beiden Ärzte vernommen hatte, mit der Verfolgung der beiden Diebe beauftragt.

      Hoffmann war nicht sonderlich von der ihm zugefallenen Aufgabe erbaut. Der Fall schien nicht interessant genug, und angenehm war nur, mit dem Amtsrichter Becker zusammenarbeiten zu können, den er persönlich gut kannte und schätzte. Er begab sich zu ihm nach Moabit, um über seine geringen bisher erzielten Resultate Bericht zu erstatten.

      Der Amtsrichter blätterte gerade in dem ihm überwiesenen Aktenmaterial, als Hoffmann gemeldet wurde. Er erhob sich und reichte dem eintretenden Kommissar, mit dem er schon oft dienstlich und außerdienstlich zusammengekommen war, die Hand.

      »Wissen Sie, Herr Hoffman,« begann er dann, »ich sitze nun schon eine ganze Weile über den Akten und denke nach. Was meinen Sie, wer der Täter sei?«

      Der Kommissar blickte überrascht auf.

      »Ich denke, das ist doch klar, Herr Amtsrichter? Heubner und die mitreisende Dame. Wer käme denn sonst noch in Betracht?«

      »Nicht wahr, Sie sagen, daß Heubner der Täter sei, sei sonnenklar? Nun, mir ist es eigentlich nicht so klar. Ich habe Bedenken bezüglich der Schuld Heubners.«

      »Nun, daß er mit irgendeinem Mädchen, höchstwahrscheinlich einer Geliebten, den Diebstahl ausgeführt hat, ist doch sehr leicht möglich. Es wäre doch kein seltener Fall?«

      Amtsrichter Becker hatte den Kopf in die Hände gestützt und dachte nach.

      »Sicher ist es möglich, Sie mögen darin recht haben – – vielleicht. Es wird gut sein, in Amsterdam nachforschen zu lassen, ob Heubner mit vielen Frauen Umgang gepflegt hat und mit welchen.«

      »Ich habe schon die nötigen Schritte diesbezüglich eingleitet. Hoffentlich kommen wir dadurch auf die Spur der Dame.«

      Der Gegenüber des Kommissars nickte mit dem Kopf und blätterte in den vor ihm liegenden Akten.

      »Ich werde,« sagte er dann, »Stahl noch einmal vernehmen und desgleichen die beiden Ärzte. Ich muß mir besonders diesen Stahl genau ansehen. Ist es nicht möglich, daß er seine Hände im Spiel hat?«

      Als Antwort zuckte Hoffmann nur mit den Achseln.

      »Ich hatte auch erst diesen Verdacht, aber es fehlen jegliche Anhaltspunkte. Für alle Fälle werde ich ein waches Auge auf ihn haben hier in Berlin,« meinte er dann und erhob sich zum Gehen.

      »Also viel Glück,« sagte Becker zum Abschied und ließ sich in seinen Stuhl fallen, nachdem die Tür hinter Hoffmann sich geschlossen hatte.

      Die verschiedenste Kombinationen eilten in rascher Folge durch sein Hirn. Der Zustand, in dem Stahl von dem Bahnbeamten am Schlesischen Bahnhof gefunden worden war, beschäftigte die Gedanken des Richters unaufhörlich. Deshalb hatte er die beiden Ärzte vorladen lassen, und auch Stahl wollte er selbst vernehmen.

      »Herr Dr. Blei und Herr Dr. Weiler?« fragte er höflich, als später die beiden Herren eintraten.

      Sie verneigten sich zustimmend.

      »Nicht wahr, die Herren waren vorgestern auf dem Schlesischen Bahnhof anwesend, als Herr Stahl bewußtlos aus dem Amsterdamer Schnellzug getragen wurde. Wie ich aus dem im Polizeipräsidium aufgenommenen Protokoll ersehe, neigen sie beide zur Annahme, daß Herr Stahl während der Fahrt hypnotisiert worden ist. Der Fall ist nicht undenkbar und schon vorgekommen, wenn auch nicht häufig. Sind die Herren sich ganz sicher, daß Herr Stahl hypnotisiert worden ist?«

      »Nun, mit absoluter Sicherheit läßt sich in solchen Fällen natürlich nichts behaupten,« erwiderte Dr. Blei, »aber ich habe als Spezialist eine ziemlich große Erfahrung, und ich wüßte nicht, wie ich mir den damaligen Zustand Herrn Stahls erklären sollte.«

      »Ist es denn das überhaupt möglich, jemanden so ohne weiteres im Abteil eines Wagens während der Bahnfahrt zu hypnotisierten?« fragte nun Dr. Becker.

      »Das hängt von der Geschicklichkeit des Hypnotiseurs und auch von dem zu Hypnotisierenden wiederum ab, einfach gesagt, ob sich die zu beeinflussende Person dazu eignet oder nicht. Und meines Dafürhaltens eignet sich Herr Stahl entschieden.«

      »Kann man also jemanden beauftragen, etwas

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