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einen Pullover aus einem überraschend weichen Woll-Hanf-Gemisch über ihr T-Shirt zieht, um die morgendliche Kälte des späten Frühlings, der für die Rockies typisch ist, abzuhalten. »Meinst du, du könntest vielleicht in deinem Zimmer an deinen Fürzen riechen, wo dich die Nachbarn nicht sehen können?«

      »Scheiß auf Harmon und Juney Belle«, spottet Collin Baptiste.

      »Ein Haufen Arschlöcher mit Stöcken im …« Sein Gesicht ist zerknirscht, als er nach dem richtigen Wort sucht.

      »Arsch?«, schlägt seine Tochter vor und nimmt einen Krug mit Wasser vom Küchentresen.

      »Ja«, meint Collin nickend. »Verdammte Arschlöcher.«

      »Nun, ich sehe, Harmon ist bereit für eine morgendliche Diskussion mit dir«, sagt Valencia, als sie schnell ihre Stiefel aufhebt und die Küchentür öffnet. »Viel Glück dabei.«

      Zweiundzwanzig, groß, blond, dunkelbraune Augen und gebaut wie eine Tänzerin, die nur aus Muskeln und Anmut besteht, atmet Valencia Baptiste die kühle Bergluft ein und seufzt, als sie ihren Nachbarn herannahen sieht.

      Harmon Lindeloff ist Ende fünfzig, klein, dick und haarig wie ein Affe, wie seine Frau Juney Belle zu sagen pflegt. Als ehemaliges Teammitglied im Ruhestand hat er Val Baptiste schon immer gemocht. Ihren Vater hingegen hat er noch nie leiden können.

      »Val«, sagt Harmon Lindeloff nickend, als er über den schiefen und kaputten Lattenzaun steigt, der die Gärten der Nachbarn voneinander trennt. »Ich muss mich mal mit deinem Vater unterhalten.«

      »Das dachte ich mir schon, Har«, erwidert Val, während sie auf einem Bein herumhüpft, um in einen Stiefel zu schlüpfen. »Nur zur Warnung, er hat die ganze Nacht Fusel gesoffen. Ist nicht mal ins Bett gegangen.«

      »Scheiße«, antwortet Harmon missmutig. »Ich dachte, Bullet hätte nichts mehr.«

      »Cranky hat gerade 'ne neue Ladung hergestellt«, erklärt Val, beschäftigt mit dem zweiten Stiefel. »Dad stand natürlich gleich als Erster in der Schlange.«

      »Heiliger Mist«, sagt Harmon und reibt sich das müde Gesicht. »Wie viel hat er denn gekriegt?«

      »Ich werde für den Rest des Monats in den Baracken essen«, sagt Val, schnürt beide Stiefel zu und richtet sich auf, um sich zu strecken. »Die Rationierungsmarken sind nämlich jetzt alle weg.«

      »Der Drecksack«, schimpft Harmon. »Mal sehen, ob ich seine Vorräte finden und ein paar deiner Marken zurückbekommen kann.«

      »Gib dir keine Mühe«, meint Val. »Das Essen in den Baracken ist eh besser.«

      »Hey, ist heute nicht der große Tag?«, fragt Harmon. »Die Auswahl der neuen Kameraden für das DTA?«

      »Jep«, bestätigt Val lächelnd. »Acht Kandidaten. Muss nur die Prüfungen bestehen und ich bin drin.«

      »Du schaffst das schon, Val«, meint Harmon zuversichtlich. »Wenn irgendjemand dazu geboren ist, Teil dieses Teams zu sein, dann bist du das. Gott weiß, dass du schon genug Kampferfahrung mit dem Arschloch da drinnen hast.«

      »Vorsicht, er ist immer noch mein Dad«, erwidert Val. »Aber du hast recht, er ist ein komplettes Arschloch. Ich muss jetzt weg, Har.«

      »Viel Glück, Val«, ruft Harmon und schaut zu, wie die junge Frau die Straße entlang sprintet. Er wendet sich wieder dem heruntergekommenen Haus zu und grummelt: »Okay, du betrunkener Wichser, los geht's.«

      ***

      Die Festung.

      Auch bekannt als Boulder, Colorado.

      So war es zumindest, bis vor beinahe hundert Jahren der Tag der Zombies hereinbrach und die Untoten die Erde bevölkerten. Keine Erklärung, keine Warnung. Eines Tages stiegen die Leichen einfach aus ihren Gräbern, wanderten in den Leichenhallen umher oder befreiten sich aus Leichensäcken und Särgen. Und sie hatten Hunger! Sie attackierten die Lebenden und taten sich an ihrem Fleisch gütlich, und so vermehrten sich die Untoten, die Zombies, die Zs rasend schnell, als ihre Opfer ihrerseits den Rängen der Untoten beitraten.

      Das Ganze geschah an einem Sonntag.

      Bis zum Montagabend war die Welt bereits verloren und diejenigen, die noch am Leben waren, begannen ihren nie endenden Kampf ums Überleben.

      Viele Überlebende fanden irgendwann heraus, dass Weglaufen nicht infrage kam, und fingen deshalb an, ihre Häuser, ihre Viertel und ihre Städte zu sichern. Boulder war eine Stadt, in der die Untoten kein Bürgerrecht erhielten. Die Leute kämpften, töteten, starben, sie harrten aus, bis sie die Zs zurückdrängen und das meiste ihrer Stadt zurückerobern konnten.

      Mittlerweile, viele Jahrzehnte später, halten sie die Festung gegen die Zombiehorden mittels Gräben, Barrikaden, Zäunen, Stacheldrahtnetzen, Gruben und verschiedener anderer Methoden unter Verschluss. All das ausgebreitet vor einer massiven Mauer.

      Anfangs und für viele darauffolgende Jahre hatten sie noch Strom dank Solarenergie, Windkraft und Erdwärme, aber all das gehört nun der Vergangenheit an, seit die Ersatzteile und Fachkenntnisse ausgegangen sind; Überbleibsel einer toten Gesellschaft, die jetzt von den Erinnerungen der vorherigen Generationen leben muss.

      Val läuft an den Häusern vorbei, aus deren Kaminen Rauchwölkchen steigen, als die Öfen für die Zubereitung des Frühstücks angeworfen werden. Jeder steht mit dem ersten Hahnenschrei auf, bereit für einen neuen Tag voller Arbeit und Pflichten, um die Festung zu sichern und am Laufen zu halten. Val winkt bekannten Gesichtern zu und grüßt diejenigen, die sie mit Namen ansprechen.

      Kinder mit Holzschwertern in den Händen huschen durch die Vordertüren. Sie gehen aufeinander los und eifern den Teamkameraden nach, die sie als Helden verehren. Val lächelt in dem Wissen, dass sie selbst eines dieser Kinder gewesen ist, das sich gewünscht hat, zu den Teams zu gehören.

      Als Kamerad von Denver Team Beta Eins kann Val Baptiste es kaum erwarten, die Teambarracken zu erreichen und zu den Kandidaten für die Beförderung zu dem erlesenen Denver Team Alpha zu gehören. Oder wie es aufgrund der hohen Verlustrate und der Menge an Scheiße, die das Team regelmäßig erdulden muss, für gewöhnlich genannt wird: Dead Team Alpha.

      Aber sie hat vorher noch einen kurzen Zwischenstopp einzulegen.

      ***

      »Was?«, murmelt Stanford Lee, als eine Hand ihn hin und her schüttelt. »Hau ab.«

      »Da ist aber jemand an deiner Tür«, sagt eine schläfrige Stimme an seiner Seite.

      Stanford, zweiundzwanzig, groß, muskulös, und blond wie seine Cousine Val, allerdings mit eisblauen Augen statt braunen, erhebt sich nun langsam von der Matratze in der Ecke des kahlen Raumes. Er sieht auf den nackten jungen Mann in seinem Bett und runzelt die Stirn.

      »Wie war noch mal dein Name?«, fragt Stanford, auf der Zunge ein Gefühl von Kleister und Glas. »Bongo?«

      »Benji«, antwortet der junge Mann, schnappt sich eine Handvoll Decke und wickelt sie beim Umdrehen um seinen nackten Hintern.

      »Richtig«, sagt Stanford. »Benji, neuer Läufer. Gerade nebenan eingezogen.« Stanford wühlt sich durch die Klamotten und den Müll auf dem Boden, bis er schließlich eine Feldflasche findet. Er setzt sie an, aber nur ein einziger Tropfen rinnt heraus. »Scheiße, hast du drüben vielleicht noch ein bisschen Wasser?«

      »Alles leer«, erwidert Benji. »Wir haben Durst gekriegt, weißt du noch? Magische Pilze.«

      »Ach ja, Pilze«, entgegnet Stanford und versucht, sich die wilde Nacht wieder ins Gedächtnis zu rufen. Stückweise kommt die Erinnerung tatsächlich zurück, hauptsächlich an den verschwitzten Sex, und er beugt sich hinüber und klatscht Benji auf den Hintern. »Hey.«

      »Selber hey, Arschloch«, sagt Benji. »Verpiss dich, ich will weiterschlafen.«

      Ein lautes Klopfen dringt jetzt aus dem anderen Raum und Stanford schaut zur offenen Schlafzimmertür.

      »Ich

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