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halben Meter sehen, trotz des NSGs. Nach einer guten Minute schüttelt er den Kopf und Morrissey lässt ihn wieder zu Boden. Sie untersuchen die Erde, können aber keine weiteren Spuren entdecken. Ohne ein Wort zu sagen, machen sie sich auf den Weg zur AA, um ihre Runde zu beenden. Morrissey bleibt einen Moment lang zurück, um auf seinem Klemmbrett eine Notiz über diese Entdeckung zu machen, packt es dann weg und schultert seinen Karabiner, um seine Kameraden schnell wieder einzuholen.

      ***

      Der Blitz und der darauffolgende Donnerschlag sind sehr viel näher, als Lazzar erwartet hat, und lassen sie zusammenzucken. Hätte ihr Finger am Abzugsbügel gelegen, hatte sie bestimmt aus Versehen ein paar Schüsse abgefeuert. Sie lacht über sich selbst, froh, dass keiner ihrer Kameraden ihr Erschrecken beobachtet hat, und tritt nach draußen in den treibenden Wind. Ein leichter Regen hat eingesetzt und die kühlen Tropfen benetzen ihre Haut. Sie schließt ihre Augen, öffnet den Mund und heißt den Regen willkommen.

      Ein weiterer Blitz gefolgt von Donner zuckt über den Himmel und Lazzar fühlt sich erfrischt, als sie die Augen öffnet. Das Tageslicht ist mittlerweile komplett verschwunden und das öde Land um sie herum ist in Dunkelheit getaucht. Der Sturm verschlimmert sich immer mehr und aus dem erfrischenden Nieselregen wird nun langsam ein beißender Wolkenbruch. Lazzar beginnt sich zur Luke zurückzuziehen, als ein dritter Blitz die Landschaft erhellt.

      Ihr Karabiner ist augenblicklich an ihrer Schulter und sie geht auf ein Knie herunter, als für den Bruchteil einer Sekunde eine Figur vor ihr erhellt wird. Der Blitz blendet sie für einen kurzen Moment, also dreht sie ihren Kopf leicht zur Seite, um die Gegend aus den Augenwinkeln absuchen zu können. Sie ruft sich das Bild in Erinnerung, auf der Suche nach Hinweisen, womit sie es zu tun hat. Die Gestalt hatte sich aufrecht und mit geradem Rücken gehalten, war also kein Z. Sie bewegte sich auch nicht auf sie zu, ein weiterer Beweis, dass es kein mordgieriger Zombie war. Sie kam auch nicht schreiend mit einer improvisierten Waffe angerannt, was Verrückte oder wilden Ödlandabschaum ausschloss. Es tauchte einfach auf, anstelle einer normalen Schleichattacke, die typisch für Kannibalen ist.

      Also wer oder was ist es?

      Lazzar steht wieder auf und läuft zur Siloluke zurück. Sie stößt mit dem Rücken gegen die Hügelseite und lässt sich hastig die Öffnung hinab. Es blitzt ein weiteres Mal und sie sieht, dass das Gelände vor ihr leer ist, kein weiteres Zeichen der Geistergestalt. Aber als langjähriger Veteran ist Lazzar nicht so dumm zu glauben, dass sie sich alles nur eingebildet hat. Sie hat etwas gesehen, so viel ist sicher. Sie will einen weiteren kurzen Blick riskieren und sieht nach hinten, um sich der Position der Luke zu vergewissern. Der Himmel über ihr kracht erneut, als ein weiterer Blitz ihre Sicht ausfüllt.

      Sie hat keine Zeit mehr zu schreien, bevor die Klinge ihre Kehle durchbohrt. Das Geräusch, das von ihr ausgeht, als sie auf dem nassen Boden zusammenbricht, ist kaum mehr als ein überraschtes Röcheln, als sie an ihrem eigenen Blut erstickt. Die Klinge wird wieder herausgerissen und zur Seite geschwenkt, Blutspritzer vermischen sich mit dem frischen Regen.

      Lazzar sieht zu ihrem Angreifer auf und die letzten Gedanken, die ihr durch den Kopf gehen, lauten: Was ist mit seinem Gesicht los? Dann strömt das Leben aus ihrem Körper und ihre Augen werden glasig, als ein letzter Atemzug ihren blutigen Lippen entweicht.

      ***

      Behutsam, um die Bienenwachskerzen um die große Karte herum nicht umzustoßen, zieht Cook seine Beine unter ihren Körper und setzt sich neben TL Mills auf den Boden.

      »Raus damit«, sagt Cook.

      »Häh?«, fragt TL Mills, der das Papier vor sich nicht aus den Augen lässt. »Womit?«

      »Was auch immer es ist, was du dem Team vorenthältst«, antwortet Cook. »Wie lange bin ich schon Läufer beim STA?«

      »Sehr lange«, erwidert TL Mills.

      »Und wie lange kennen wir uns schon?«, fragt Cook nun.

      »Noch sehr viel länger«, erwidert TL Mills.

      »Man kann also behaupten, dass ich deine Launen kenne«, sagt Cook. »Und jetzt im Moment verheimlichst du uns definitiv etwas. Und dieses Etwas stört dich offenbar gewaltig.«

      TL Mills zuckt mit den Schultern. »Dazu kann ich nichts sagen.«

      »Bullshit, Josh«, fährt Cook ihn an. »Ich war da, als du geheiratet hast, und auch, als Millie zur Welt kam. Wir haben als Kinder zusammen Geschichten am Lagerfeuer erzählt, von der Großen El und Oma G. Und wenn ich irgendwas über dich weiß, dann, dass du immerzu etwas zu sagen hast.«

      TL Mills sieht noch ein Weilchen auf die Karte und wendet sich dann endlich Cook zu. »Bevor wir die Festung verlassen haben, bin ich aus Versehen in einen Streit zwischen Lee und Bürgermeister Coolidge geplatzt. Ich hab nur die letzten paar Wörter mitbekommen, aber was ich gehört habe, hat mich mehr als nur beunruhigt.«

      »Und …?«, fordert Cook ihn zum Weitersprechen auf.

      »Der Commander hat Coolidge von etwas erzählt«, erklärt TL Mills. »Es ging um Informationen, die offenbar allen in der Festung vorenthalten werden. Sie haben sofort aufgehört zu reden, als ich reinkam.«

      »Was denn für Informationen?«, fragt Cook neugierig.

      »Ich weiß es nicht«, erwidert TL Mills und tippt dabei auf die Karte. »Aber ich vermute, es hat was mit den Silos zu tun. Es ist schon eine Weile her, seit Commander Lee zuletzt das STA für längere Aufklärungsmissionen raus zu den Siloparks geschickt hat. Die Tatsache, dass das STA zuerst geschickt wurde, heißt, dass sie offenbar mit Problemen rechnet. Diese Art von Räumungsjob wäre nämlich eigentlich ein Fall für ein Beta-Team und nicht für ein Alpha-Team.«

      »Hm«, reagiert Cook darauf.

      »Ja, hm, ganz genau«, antwortet TL Mills und nickt. »So läuft das bei den Teams eigentlich nicht ab, Informationen zurückzuhalten. Unwissenheit kostet Kameraden nämlich ganz schnell mal das Leben. Das ist genau so tödlich wie eine Herde Zs.«

      »Alles in Ordnung«, meint Morrissey, als er die ASZ mit Chinn und Blackmore betritt. »AA ist gesichert.«

      Chinn legt das Klemmbrett auf eine der Steuerkonsolen und schaut zu TL Mills. »Wir haben ein paar Kratzspuren unter einem der Lüftungsschächte entdeckt.«

      »Kratzspuren?«, fragt TL Mills verwirrt, als er aufsteht und seinen Rücken streckt, bis es knackt.

      »Himmel, TL«, sagt Blackmore lachend. »Sollte ich so was auf 'ner Straße in Denver hören, würd ich's glatt für 'ne Zombie-Gruppe halten. Du kannst von Glück reden, dass ich gerade nicht meine Waffe gezogen hab.«

      »Als Veteran darf man das, Blackmore«, entgegnet TL Mills. Er nimmt das Klemmbrett, liest die Notizen und legt es anschließend wieder zurück.

      »Sonst nichts?«

      »Das ist alles«, sagt Chinn. »Keine Hinweise auf irgendjemanden, auch keine Anzeichen von Zs, nur ein paar Kratzer unter 'nem Schacht.«

      »Könnte sonst was sein«, stimmt ihm Blackmore zu.

      »Hmmm«, sagt TL Mills. »Könnte sein …« Er zeigt auf Miller und weist auf die Tür. »Geh mal Lazzar ablösen. Chinn, zeig mir die Kratzspuren. Ich will sie mir selbst ansehen.«

      ***

      »Da sind sie«, meint Chinn und zeigt TL Mills die Wand. »Ich geb dir Schwung, damit du dir den Schacht ansehen kannst, wenn du willst.«

      »Mach das«, antwortet TL Mills und steigt auf Chinns verschränkte Hände. Er lässt sich zum Gitter hinaufschieben und überprüft dann den Schacht mit seinem NSG. »Sieht sauber aus … warte mal. Hast du das auch gehört?«

      »Was denn?«, fragt Chinn.

      »Lass mich schnell runter«, ruft TL Mills und Chinn gehorcht augenblicklich.

      TL Mills sieht im Korridor hin und her und entdeckt etwa zehn Meter entfernt noch ein Gitter. Er läuft hinüber und neigt dort seinen Kopf.

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