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vergessen nie!«, erklingt es nun in der gesamten Sporthalle.

      »Es gab einst Schwäche, doch dem ist nicht mehr so. Wir leben heute. Wir vergessen nie«, fährt Commander Lee fort.

      »Wir vergessen nie!«

      »Zorn ist kein Hass, Gewalt ist nicht böse«, sagt sie. »Dies wissen wir, weil wir heute leben. Wir vergessen nie.«

      »Wir vergessen nie!«

      »Wir müssen für unseren Schutz kämpfen und für unsere Sicherheit sterben. Dies ist die Wahrheit, weil wir heute leben. Wir vergessen nie.«

      »Wir vergessen nie!«

      »Was auch immer geschieht, wir tun, was richtig ist, denn jeder Mensch zählt. Wir leben heute. Wir vergessen nie.«

      »Wir vergessen nie!«

      »Wir sind eine Gemeinschaft, eine Gesellschaft, eine Familie. Einer für alle, wir halten zusammen. Deshalb leben wir heute. Und wir vergessen nie.«

      »Wir vergessen nie!«

      »Und warum vergessen wir nie?«

      »Weil jeder Mensch zählt!«

      »Ja, jeder Mensch zählt.«

      »Jeder Mensch zählt!«

      »Wir vergessen nie.«

      »Wir vergessen nie!«

      Genau fünf Sekunden lang herrscht Stille, dann erheben alle ihre Köpfe und beginnen zu jubeln und zu klatschen.

      Commander Lee hebt die Hände und in der Sporthalle wird es wieder ruhiger. »Wie Sie alle wissen«, erzählt Commander Lee, »haben wir als Militärgesellschaft geschworen, jeden Einzelnen zu beschützen, der Zuflucht innerhalb unserer Mauern sucht. Um dies tun zu können, müssen unsere Teams stets in voller Stärke besetzt sein. Viele gute Kandidaten sind deshalb bereit, ihre Rollen in den Denver Teams Beta Eins und Zwei zu erfüllen, aber wie Sie sehen können, sind nur acht Kandidaten geeignet, die frei gewordenen Positionen in Denver Team Alpha zu besetzen.«

      »Lang lebe Dead Team Alpha!«

      »Lang lebe DTA!«

      »Nur dank DTA sind wir am Leben!«

      »Jeder Mensch zählt!«

      »Danke«, sagt Commander Lee und hält ihre Hand hoch, um das begeisterte Publikum zu beschwichtigen. »Ich danke Ihnen für diese Anerkennung.«

      Sie betrachtet nun aufmerksam die acht Kandidaten und achtet darauf, mit jedem für nicht mehr und nicht weniger als drei Sekunden Augenkontakt herzustellen.

      »Ich brauche Sie nicht vorzustellen, da wir uns alle kennen«, sagt Commander Lee nun. »Aber ich möchte anmerken, dass zwei der Kandidaten Mitglieder meiner Familie sind. Das ist nichts Neues, da unsere Gemeinschaft nur dreitausend Leute zählt und viele Kommandanten über die Jahrzehnte mit der gleichen Situation zu kämpfen hatten. Deshalb fällt der Commander auch niemals die endgültige Entscheidung. Es bleibt den Kameraden überlassen zu entscheiden, wer zu ihnen stoßen soll.«

      Sobald sie das sagt, betreten acht Männer und Frauen die Sporthalle durch eine Seitentür. Denver Team Alpha. Dead Team Alpha. DTA. Sie nehmen ihre Positionen am Rand ein.

      Die Menge steht auf, salutiert und wartet, bis die Geste erwidert wird, bevor sie wieder Platz nimmt.

      »Denver Team Alpha trägt den bedauernswerten, aber leider angebrachten Spitznamen Dead Team Alpha«, erklärt Commander Lee nun.

      »Es sind leider mehr Kameraden dieses Teams gefallen, als in allen anderen Teams zusammengenommen. Das liegt daran, dass sie unsere Abwehr an vorderster Front sind, unsere Streitmacht und unsere beste Flüchtlingsbergungstruppe.«

      »Jeder Mensch zählt!«, brüllt die Menge erneut.

      »Jeder Mensch zählt«, wiederholt Commander Lee. »Von den acht Kandidaten hier werden nur zwei in das Alpha-Team aufrücken, der Rest übernimmt neue Positionen in den jeweiligen Teams oder wird einem neuen Team zugeteilt. Die zwei Erwählten werden nicht nur zeigen müssen, dass sie körperlich stark sind, sondern auch psychisch und emotional allem Standhalten können. Aus diesem Grund haben wir die Prüfungen. Heute werden alle acht Kandidaten geschlagen und gedemütigt. Aus denjenigen, die am Ende noch stehen können, wird das DTA auswählen. Am heutigen Tag, und nur an diesem einen speziellen Tag, zählen nur zwei Menschen.«

      Die Sporthalle schweigt.

      »Ich übergebe nun an Teamleiter Margaret Lafferty«, spricht Commander Lee und nickt einer großen, breitschultrigen Frau zu, die nun aus der Reihe der DTA-Mitglieder tritt. »Von hier an, bis die Zwei erwählt sind, ist TL Lafferty das Gesetz. Was sie sagt, gilt. Jeder, der sich dem widersetzt, wird sofort der Sporthalle verwiesen. Es gibt keinerlei Verhandlungsspielraum.«

      »Nur der TL hat das Sagen«, tönt die Menge.

      »Mit gutem Recht«, erwidert Commander Lee. »Also fangen wir an.«

      »Kandidaten!«, ruft TL Lafferty. »Auf den Boden, ich will unendlich viele Liegestütze von euch sehen. Ich sage, wenn ihr aufhören könnt, falls überhaupt. Der Erste, der schlappmacht, schiebt seinen wertlosen Arsch ohne Einwände hier raus. Verstanden?«

      »TL, ja, TL!«, brüllen die Kandidaten.

      »Worauf zum Teufel wartet ihr denn dann noch?«, wettert sie. »Gesicht auf den Scheißboden und los geht's!«

      Im perfekten Einklang lassen sich die acht Männer und Frauen gemeinsam zu Boden fallen, Arme nach außen, Beine und Rücken gerade, wie eine unsichtbare Linie von den Schultern bis zu den Fersen. Die Bewegungen beginnen zuerst im Gleichklang, doch schon bald fallen manche zurück, während andere mit jedem Ächzen und jeder Anstrengung noch schneller zu werden scheinen. Schweiß rinnt, tropft und sammelt sich auf dem Boden.

      Die Menge schaut schweigend zu und erduldet die Monotonie der Bewegungen mit gespannter Aufmerksamkeit, während sich die Kameraden des DTAs um die Kandidaten herum scharen. Ohne ein Wort, nicht mal mit einem Nicken, gibt TL Lafferty den Befehl und die Kameraden gehen gegen ihre abgelenkten Opfer vor.

      Stiefel landen hart auf deren Rücken, nicht, um Gewicht hinzuzufügen, sondern um brutale, knochensplitternde Tritte abzuliefern. Die Kandidaten geben keinen Ton von sich, denn sie wissen genau, dass die Brutalität unvermeidbar ist. Sie alle haben die Prüfungen besucht, seit sie klein waren. Stattdessen machen sie stoisch weiter und ertragen die Tortur Tritt für Tritt.

      Dreißig Minuten, dann vierzig, fünfzig, und schließlich eine ganze Stunde geht dahin, bis der erste Kandidat versagt; unfähig noch Schritt zu halten im Angesicht der Qual von Stiefeln auf dem Rücken. Der Mann liegt für ein paar Sekunden einfach nur da und steht dann qualvoll auf. Er stolpert zur Seite, richtet sich auf und glättet seine Uniform. Dann läuft er stolz aus der Sporthalle, sein linkes Bein hinterherziehend, während er bei jedem Schritt zusammenzuckt. Die Menge erhebt sich leise, als er geht, und setzt sich danach umgehend wieder hin.

      Der Rest der Kandidaten macht einfach weiter, bis Nummer zwei ebenfalls scheitert. Und zwar kläglich. Ihre Arme versagen, und rutschen durch Erschöpfung und Schweiß, der sich unter ihren Händen gesammelt hat, einfach weg. Ihr Gesicht klatscht auf den Turnhallenboden und das laute Krachen von brechenden Knochen ist zu hören, während Blut aus ihrer Nase schießt. Die Kameraden wollen sie schon aufheben und wegtragen, aber sie bringt ihre zitternden Arme wieder in ihre Gewalt und schafft es allein auf die Knie. Sie wischt sich das Blut mit dem Handrücken von der Nase.

      Die Menge ist erneut auf den Beinen, aber niemand sieht ihr zu, als sie nach draußen wankt. Alle Augen sind auf den Rest der Kandidaten gerichtet, als TL Lafferty beginnt, zwischen ihnen entlang zu schlendern. Sie sieht, wie sie kämpfen, um durchzuhalten, und taxiert diejenigen, die wahrscheinlich als Nächste scheitern werden.

      »Stop«, sagt sie. Sie folgen dem Befehl. »Aufstehen.«

      Die verbliebenen sechs Kandidaten helfen sich zitternd und vollkommen erschöpft gegenseitig auf. TL Lafferty muss

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