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ich habe die zwei dabei, damit sie mir helfen beim Bemalen vom Ei“, erklärt ihr der Hase. „Ein schrecklicher Unfall ist mir geschehen, die Kinder haben es gesehen. Alle Eier sind gebrochen, doch sie haben versprochen, nichts zu verraten, und ohne die Hilfe im Garten müsste Ostern viele Tage warten.“

      Die Hasenfrau nickt: „Ausnahmsweise! Na, das war für euch Kinder sicher eine tolle Reise. Na, kommt ihr Guten, wir müssen uns sputen.“

      Merle und Marlon folgen den Hasen. Sie gehen in ein Nebenzimmer. Dort stehen Stühle und Farben, hier ist alles bunt bekleckst. Dann geht es sehr schnell. Die Osterfrau kocht die Eier in der Küche. Marlon, Merle und der Osterhase greifen sich einen Pinsel und bemalen die gekochten Eier mit den schönsten Farben und Mustern.

      Nachdem alle Eier bunt leuchten, bemerkt die Hasenfrau: „Draußen ist es schon dunkel, sogar die Sterne am Himmel sind am Funkeln. Eure Mutter wird sich sorgen. Wir sehen uns ganz bestimmt morgen. Für eure Hilfe lieben Dank. Dort geht es für euch nach Hause entlang.“ Sie geht mit den Geschwistern in die Küche und stampft dreimal mit ihrem Hasenschuh auf den Boden.

      Marlon und Merle halten sich fest an den Händen, als sie zu fliegen beginnen, die Erdendecke sich über ihnen zu einem Tunnel öffnet und sie durch ihn in ihren Garten sausen.

      Das war ein Abenteuer! Müde gehen sie zum Haus.

      Mama wartet schon auf der Terrasse. Bevor sie etwas sagen kann, erklärt Marlon: „Wir sind so müde und haben Hunger.“

      Merle nickt. Nachdem Abendbrot verschwinden beide ins Bett und fallen in einen tiefen Schlaf.

      Am nächsten Morgen werden Merle und Marlon von einem Rascheln geweckt.

      „Frohe Ostern“, begrüßt sie der Hase und hoppelt schnell weg.

      „Ich gehe Eier suchen!“, ruft Merle und springt aus ihrem Bett. Marlon rennt hinterher.

      Nicole Müller wurde 1980 in Unna geboren und wuchs in Dortmund auf. Schon in der Grundschule betonte ihre Klassenlehrerin nach Aufsätzen immer wieder, sie würde später Autorin werden und so war es damals schon ihr Traum. Nach der Fachhochschulreife im Sozial- und Gesundheitswesen machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin. In dem Beruf konnte sie sich kreativ „austoben“. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter. Das Schreiben ist eines ihrer schönsten Hobbys. Einige ihrer Geschichten wurden bereits in Anthologien veröffentlicht.

      *

      Der fliegende Osterhase

      Genervt blickte Iris dem Treiben ihrer Tochter, der fünfjährigen Emma, zu. Sie hüpfte, tanzte und zappelte schon seit dem Mittagessen um sie herum.

      „Mami, wann darf ich denn endlich in den Garten? Ich muss doch noch mein Osternest unter dem Baum herrichten, bitte, bitte!“

      „Halt dich bloß von meinem Baum fern“, tönte es grimmig von der Eckbank her. Ihr großer Bruder Paul hatte den stämmigen Apfelbaum für sich reserviert.

      „Du brauchst dir gar keine Mühe geben.“ Betont ernst schaute Iris ihr quirliges Töchterchen an.

      „Aber Mami, der Osterhase weiß doch sonst nicht, wo er all die schönen Leckerli rein tun soll!“

      „Dir wird der Osterhase ganz sicher nichts ins Nest legen. Ein Mädchen, das nicht aufräumt, sich vorʼm Zähneputzen drückt und immer Widerworte gibt – nein – dem bringt er ganz sicher nichts.“

      Emma lachte hell auf. „Der Osterhase kann das ja gar nicht wissen. Der kann nicht fliegen so wie das Christkind und durch die Fenster schauen.“

      „Woher willst du das denn wissen, du Naseweiß. Warte mal ab, er wird es dir schon zeigen.“

      Trotzig zog Emma die Unterlippe hoch, eine nachdenkliche Falte grub sich langsam zwischen ihre Augenbrauen, im Bauch machte sich ein eigenartiges Grummeln breit.

      Ach was! Sie wollte das Nest noch schöner ausschmücken, dann würde es schon klappen mit dem Osterhasen. Schnell lief sie zu der großen Wiese, um die ersten Feldblumen zu pflücken. Ihre Lieblinge, die leuchtend gelben Himmelschlüsselblumen legte sie als dicken Kranz um das Nest.

      Ostersonntag, noch vor dem Frühstück, stürmten Emma und Paul raus, um sich die vollen Osternester zu holen. Vom Apfelbaum kam ein lauter Juchzer. Entgeistert starrte Emma unter ihren Pflaumenbaum. Sie lief zweimal drum herum.

      Nichts – absolut Nichts – noch weniger wie Nichts.

      Ihr wurde ganz elend zumute. Ein hilfloses Bündel Mensch im zerknautschten Schlafanzug mit verstruwwelten Lockenkopf schaute Hilfe suchend zu ihren Eltern hinüber, die nur mit den Schultern zuckten.

      Der kleine Mund bebte, große Kullertränen glänzten in den Augen. Jetzt bloß nicht weinen. „Hätte ich doch nur auf Mami gehört und besser gefolgt“, schluchzt sie lautlos in sich hinein.

      Paul konnte dieses zusammengesunkene Häufchen Elend nicht mehr ansehen. Er hatte längst Emmas Nest entdeckt. Langsam ging er von hinten auf sie zu, drehte sacht ihren Kopf leicht rechts und schräg nach oben.

      Ihr Mäulchen klappte nach unten doch kein Wort kam über ihre Lippen. Fassungslos schnappe sie nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Dort wo die ersten dicken Äste sich gabeln, lag eingebettet ihr blumengeschmücktes Nest.

      Ein großer Schokoladenosterhase mit langen Ohren sowie rote, gelbe, blau gepunktete Eier leuchteten von oben herunter. Schließlich stotterte Emma: „A-a-aber wie, wie kommt das denn da oben hin? Ein Hase kann doch nicht fliegen!“

      Paul machte ein wichtiges, alles wissendes Gesicht. „Na ja, wenn er seine Ohren als Propeller einsetzt und den Stummelschwanz zur Steuerung benutzt, müsste es klappen. Du weißt doch – alles ist möglich!“ Verschwörerisch schaute er zu den Eltern hinüber.

      Er hievte Emma hoch, damit sie endlich ihre Schätze in Empfang nehmen konnte.

      „Vielleicht hat es ja etwas geholfen und sie räumt in Zukunft wenigsten ihr Zimmer auf, das wäre schon ein kleiner Fortschritt“, hoffnungsvoll lächelte die Mutter ihren Mann an.

      Ingeborg Reichel wurde 1939 geboren. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder, drei Enkel und zwei Urenkel. Nach Eintritt in den Vorruhestand war sie auf der Suche nach einem interessanten Hobby. Nach vielem Ausprobieren fand sie im Roda-Literaturkreis „Kreatives Schreiben“ in Herzogenrath genau das Richtige für sich. Hier konnte sie sich viele schmerzliche Erinnerungen von der Seele schreiben.

      *

      Von Beruf Osterhase

      Warum wird jemand Osterhase? Tja, gute Frage. Und obwohl ich das eigentlich am besten wissen müsste, stelle ich sie mir seit geraumer Zeit jeden Tag. Ausgerechnet Osterhase! Wie blöd muss einer sein. Aber so ist das – Beruf ist Beruf.

      Und ich bin es auch nicht ganz freiwillig geworden, wenn ich ehrlich bin. So ein Beruf vererbt sich eben. Mein Ur-Ur-Großvater, ja, der hätte noch die Wahl gehabt. Hätte sagen können: Was, Osterhase? Was glaubt’s denn, wen ihr vor euch habt? Und dann wäre er in aller Stille ein anständiger Stallhase geworden. Aber nein, er wollte unbedingt. Drängelte sich vor. Dachte, ein Osterhase wäre etwas Besonderes. Eine Art Künstler. Und er hatte ja recht – bis ... bis diese Sache mit den Schokoladeneiern begann. Und das geht ja jetzt schon eine ganze Weile so.

      Da sitze ich hier und schwadroniere von der guten, alten Zeit. Ich höre mich schon selbst an wie ein Opa. Aber es stimmt doch. Wie gut ist es uns gegangen, als wir es allein mit Hühnereiern zu tun hatten. Stell dir vor: weiße Hühnereier, unbefleckt und rein. Wie ein Handtuch, so sagt man doch. Die fühlten sich gut an in der Pfote. Rund, glatt, angenehm im Gewicht. Und mit den netten Hühnern hat das Geschäft obendrein noch Spaß gemacht. Ja, mit denen konnte man verhandeln, wie sich das gehört: ein gemütliches Schwätzchen hier und dort und gelegentlich ein kleiner Eierlikör zum Abschluss

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