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Hase! Waren wir zu laut?“

      „Nein! Ist schon in Ordnung! Aber, was machen Sie denn da? Meine kostbaren Eier. Die brauche ich doch am Sonntag!“

      „Ich weiß!“, antwortete Frau Spitzmaus spitz. „Ich hoffe, die Kinder werden bis dahin fertig.“

      „Die Kinder?“ Fridolin war verwirrt.

      „Fridolin Hase!“ Frau Spitzmaus stemmte die Hände in die Hüften und sah den Osterhasen streng an. „Die Kinder malen sehr schön. Du ruhst dich aus und trinkst noch einen Tee. Nur dann kannst du am Sonntag deine Arbeit machen!“

      Fridolin hatte keine Wahl. Brav legte er sich wieder hin und trank den Kräutertee. Er schmeckte bitter, aber er half.

      Schon am Samstagabend musste Osterhase Fridolin kaum noch niesen und am Sonntag konnte er wirklich den Korb aufsetzen und die vielen wunderschönen Eier verteilen. Frau Spitzmaus und die Mäusekinder hatten tolle Arbeit geleistet. Fridolin war ihnen sehr dankbar und versteckte in ihren Nestern noch eine kleine Papierrolle. Wie groß war bei allen die Überraschung, als sie lasen:

      Ein jedes Ei gemalt so schön.

      Ich hab die Kinder staunen sehn,

      haben sich recht gefreut und froh gelacht.

      Das habt ihr wirklich gut gemacht!

      Ich danke sehr und lad euch ein,

      auch nächstes Jahr dabei zu sein.

      Es grüßt euch lieb der Osterhase,

      der Fridolin mit roter Nase!

      Martina Decker wurde 1964 in Bremen geboren. Sie lebt in Hackenheim in der Nähe von Bad Kreuznach. Wenn sie nicht arbeitet oder schreibt, genießt sie das Leben mit Familie und Freunden, spielt in einer Laienspielgruppe Theater oder liest ein Buch. Sie veröffentlichte bisher Haiku, Gedichte und Kurzgeschichten in diversen Anthologien.

      *

      Warum wir dieses Jahr Ostern feiern können

      Im Garten strecken sich die ersten Grashalme durch den Schnee. Marlon hockt sich nieder und versucht den tauenden Schnee zu greifen. „Das wird kein Schneemann mehr“, stellt er enttäuscht fest. „Der Schnee ist zu matschig.“

      „Ich wollte sowieso nur schaukeln“, antwortet Merle, seine kleine Schwester. Sie geht zur Schaukel, die unter einem dicken Ast des riesigen Baumes in ihrem Garten steht, schaut hoch und freut sich: „Guck mal, Marlon! Die ersten Blätterknospen wachsen! Dann ist es jetzt Freuling!“

      Marlon schüttelt den Kopf: „Merle, es ist Frühling! Ich werde den schönen Schnee vermissen.“

      Marlon möchte Merle auf die Schaukel helfen, als es plötzlich hinter dem dicken Stamm des großen Baumes zu rascheln beginnt. Merle will hinrennen, doch Marlon hält sie fest.

      „Psst“, flüstert er und legt ihr den Zeigfinger auf die Lippen. „Vielleicht ist es ein Vogel? Wir müssen leise sein und langsam schleichen, wenn wir ihn sehen wollen!“

      Vorsichtig tapsen beide über die Wiese und schauen neugierig um den Baumstamm.

      „Eiersalat! Riesen Eiersalat! So was von Eiersalat!“, schimpft eine zarte, wütende Stimme hinter dem Baumstamm.

      Marlon und Merle trauen ihren Augen nicht! Dort sitzt ein Hase, der Marlon gerade bis zu den Knien reicht, er trägt dicke Schneestiefel, eine bunte Hose, eine Winterjacke und auf seinen Rücken einen leeren Korb. Rund um ihn herum liegen lauter zerbrochene Eier.

      „Der Osterhase“, ruft Merle begeistert und klatscht in die Hände. Marlon will gerade „Psst“ rufen, da hat der Hase die Kinder schon bemerkt.

      „Oh nein, oh nein! Das darf doch nicht sein!“, fiepst der Hase aufgeregt und versucht wegzuhoppeln, rutscht auf der Eierpampe aus und landet – RUMS – auf seinen Hasenpopo.

      „Können wir dir helfen? Du brauchst keine Angst vor uns zu haben“, versucht Marlon den Hasen zu beruhigen.

      „Mir helfen? Mir helfen können nur noch Elfen!“, bemerkt der Hase in einem sehr verärgerten Ton. „Ihr dürftet mich gar nicht sehen, darf hier nicht mehr stehen! Wenn meine Familie das erfährt, ist es um mich beschert!“

      Marlon reicht dem aufgewühlten Hasen die Hand, hilft ihm beim Aufstehen und versichert ihm: „Wir verraten nichts. Versprochen!“

      „Sollen wir die Eier wieder reparieren?“, fragt Merle. „Ich kann Klebe holen.“

      „Aber die Eier können wir nicht kleben, Merle“, erklärt Marlon.

      „So ein Eiersalat!“, schimpft der Hase weiter. „Ich dürft nichts verraten von meinen Taten! Sollte bemalen die ganzen Eier, ohweia! Die Hühner haben sie mit viel Mühe gelegt. Bis sie neue hervorbringen ist es zu spät! Alle Kinder werden suchen im Haus und im Garten, weil sie schon lange auf Ostern warten.“ Traurig, mit hängenden Hasenohren, steht er dort und schaut sehr verzweifelt aus.

      „Und wenn wir dir Eier besorgen?“, schlägt Merle vor.

      „Das kann aber nicht warten bis morgen. Was können wir tun? Legen kann ja nicht noch mehr das arme Huhn!“, stellt der Hase fest.

      „Ich habe eine Idee“, freut sich Marlon. „Ich kaufe dir Eier mit dem Geld aus meinem Sparschwein im Supermarkt. Gibst du mir deinen Korb? Ich mache ihn dir voll und niemand wird dich sehen.“

      Merle nickt aufgeregt: „Und ich helfe dir beim Saubermachen!“

      „Da fehlen mir die Sätze! Ihr seid wirklich richtige Schätze! Nur zum Färben der Eier bleibt zu wenig Zeit, bis Ostern ist es nicht mehr weit“, plappert der Hase beunruhigt.

      „Dabei helfen wir dir. Ich beeile mich“, erklärt Marlon, nimmt dem Hasen den Korb ab und läuft ins Haus, um sein Versprechen zu erfüllen.

      Inzwischen schleicht auch Merle ins Haus, holt Eimer und Schaufel und wandert auf Zehenspitzen Richtung Terrassentür zurück in den Garten, damit Mama nichts mitbekommt.

      Als alle Eierschalen und die Eierpampe im Eimer gesammelt sind, bringt Merle sie vorne zur Mülltonne. Dort sieht sie Marlon anmarschieren.

      Hinter dem Baumstamm hoppelt der Hase in kleinen Sprüngen aufgeregt hin und her, als die Geschwister wieder bei ihm ankommen.

      „Reichen die Eier?“, möchte Marlon wissen und hält dem Hasen den vollen Korb hin.

      „Wunderbar! Das reicht ganz und gar!“, stellt der Hase fest und hüpft vor Freude in die Höhe.

      „Jetzt müssen wir sie nur noch bemalen. Ich habe in meinem Zimmer Stifte in vielen Farben. Aber da müssen wir an Mama vorbei“, überlegt Marlon.

      „Nein, ich geh dort nicht ins Haus. Wenn eure Mama mich entdeckt ist das mein Aus!“, bedenkt der Hase. „Wir gehen lieber in meinen Bau, da ist es sicherer, das weiß ich genau.“ Der Hase lächelt zum ersten Mal und zwinkert den Kindern zu: „Gebt mir die Hand und flugs sind wir im Hasenland.“ Er schnallt sich seinen vollen Korb auf den Rücken, reicht den Kindern seine Pfoten und stampft dreimal feste mit seinem Schneestiefel auf den Rasen, dass der Schnee zu allen Seiten spritzt. Ganz lautlos öffnet sich der Rasen unter den Dreien zu einem Erdtunnel, den sie geschwind hinunterrutschen. Merle und Marlon sind so überrascht, dass sie keinen Pieps von sich geben können. Nach einer kurzen Rutschpartie landen sie auf ihren Hosenboden in einer Wohnung unter der Erde. Die Wände sind rundherum in hellen Brauntönen gehalten und rund. Die Öffnung über ihnen schließt sich wie von Geisterhand.

      Sprachlos schauen sich die Geschwister um und entdecken Stühle und Tische, Küchenschränke und Durchgänge zu anderen Zimmern.

      „Da bist du ja endlich“, ruft es aus dem Raum nebenan. Stampfenden Schrittes kommt ein Hase in einem Kleid in die Küche. Die Hasenfrau schaut sehr besorgt: „Es ist

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