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wurde es so warm, dass die Küken ausgeschlüpft sind. Was machen wir bloß? Frau Henne schafft es doch nie bis zum Fest, neue Eier zu liefern. Wie sollen die Kinder Ostern ohne bunte Eier feiern?“

      Traurig stand Puschel zwischen all den piepsenden Küken, die freudig an ihm hoch hüpften.

      Sein Vater sah, wie bedrückt sein Sohn war, und strich ihm über die Hasenohren. „Ich werde mich auf den Weg machen und Frau Henne mitteilen, dass sie sich um einen größeren Stall Gedanken machen muss. Und wenn ich zurück bin, überlegen wir uns, was wir tun können.“

      „So was kann auch nur ein Hase anrichten“, kicherten zwei Backenvollstopfer, die schadenfroh zur Tür hereinlugten.

      „Euch werde ich helfen!“, rief Puschel und lief wütend hinter ihnen her. Die Hamster flüchteten und der kleine Hase hielt bittere Tränen weinend inne.

      „Was hältst du davon, wenn wir Graufeder fragen?“ Schwarzpfote, der dazugekommen war und der alles mitbekommen hatte, stand auf einmal hinter ihm.

      „Ja, vielleicht hat der eine Idee.“

      Doch auch Graufeder, ein kluger, junger Waldkauz und guter Freund der beiden Hasen wusste keinen Rat. Dafür aber führte er sie zum weisen Uhu.

      „Uhu.“ Bedächtig nickte der weise alte Vogel. „Es gibt nur einen, der euch jetzt noch helfen kann.“ Müde zog er den Kopf zwischen seine Flügel und wollte gerade die Augen schließen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und er musste endlich schlafen.

      „Wer denn, kluger Uhu, wer kann jetzt noch helfen?“

      „Uhu, habe ich das nicht gesagt? Ich werde wohl etwas vergesslich.“ Der alte Uhu schüttelte den Kopf.

      „Der Weihnachtsmann natürlich, wer denn sonst? Uhu!“

      Klar, wer denn auch sonst. Doch wo wohnte der Weihnachtsmann und wie kam man zu ihm?

      Noch einmal raffte sich der Alte auf, um den Hasenkindern zu antworten. „Der Adler könnte einen kleinen Hasen hinfliegen. Er ist stark genug.“ Er sah Puschel an. „Sag einfach, du würdest von mir kommen und nimm Graufeder mit, ansonsten kann es sein, dass der Adler nicht hilft.“

      So machten sich die drei Freunde auf den Weg zum Adler.

      Verblüfft hörte der die ungewöhnliche Bitte, doch er verstand, das Ostern in Gefahr war, und zögerte deshalb nicht lange.

      Noch bevor Puschel sich versah, schnappte ihn der mächtige Vogel und erhob sich mit ihm in die Lüfte. „Sagt meinen Eltern Bescheid“, rief er noch hinab und war auch schon auf dem Weg zum Weihnachtsmann.

      Gerade kostete der Weihnachtsmann in einem gemütlichen Sessel vorm Kamin sitzend, von seinem heißen Kakao, als es klopfte. Brummend erhob er sich und öffnete die Tür. Verdutzt schaute er nach unten. „Sag mal, erwarten wir Besuch vom Schneehasen?“

      Kopfschüttelnd eilte die Frau des Weihnachtsmanns herbei. Sie trug den völlig durchgefrorenen Puschel in die warme Stube und klopfte ihm den Schnee, in dem ihn der Adler hatte plumpsen lassen, aus dem Fell. Adler sind nicht so feinfühlig, wenn es darum geht, Passagiere hoch oben in Finnland abzusetzen.

      Puschels Fell trocknete am warmen Feuer während er mit betrübter Stimme und kläglich herabhängenden Ohren seine Notlage schilderte. Frau Weihnachtsmann griff zum Taschentuch und schnäuzte sich vor Rührung. Dann stieß sie energisch ihrem Mann mit dem Ellenbogen in die Rippen.

      „Da kannst du doch sicher helfen, nicht wahr mein Lieber?“

      „Also … ich weiß nicht … es ist schließlich nicht Weihnachten und ich wollte doch meinen Osterurlaub genießen.“

      „Ja, ja. Du willst also diesem tapferen kleinen Hasen hier helfen, damit die Kinder ein tolles Osterfest erleben dürfen und Puschel keinen weiteren Ärger bekommt. Das wolltest du doch gerade sagen, nicht wahr?“

      „Genau, meine Liebe.“ Der Weihnachtsmann nickte. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, seiner Frau zu widersprechen. Also schickte er seine Boten aus und tatsächlich erfuhr er, dass in einem fernen Land noch genügend Eier für das Osterfest zu finden waren. Mit dem großen Rentierschlitten flogen der Weihnachtsmann und der kleine Hase los und holten die Lieferung ab.

      Als sie dann vor Puschels Haus landeten, gab es ein freudiges Geschrei. Alle waren glücklich über die Rettung des Osterfestes und der kleine Hase bedankte sich noch einmal beim Weihnachtsmann.

      Dieses Osterfest gab es besonders große Eier. Nun ja, schließlich kamen sie auch aus Australien. Doch glücklicherweise war genügend Farbe da und alle halfen noch bis spät in die Nacht beim Bemalen der Straußeneier.

      Lars Buchmann, geboren 1974 in Bernburg, studiert momentan Rechtswissenschaften. In seiner Freizeit schreibt er Geschichten, von denen mehrere bereits veröffentlicht wurden, und arbeitet an einem Romanprojekt. Er liest sehr gerne und interessiert sich für Kunst, Theater, Literatur und Geschichte.

      *

      Lauras Osterschweinchen

      Sie blinzelte, weil die Strahlen der Morgensonne ihr Zimmer so hell erleuchteten, und kuschelte sich tiefer in ihre Kissen, als es ihr urplötzlich einfiel. Ruckartig setzte sie sich in ihrem Bett auf. Wie weggeblasen war der letzte Rest Müdigkeit. Ostern! Es war Ostern!

      Schwupp di wupp schlug sie die Bettdecke zur Seite, schob ihre nackten Füße in die grasgrünen Pantoffeln und stürmte aus der Tür.

      „Hey, wo willst du hin? Zieh dir was an. Es ist kalt draußen!“ Mamas Worte klangen in Lauras Ohren, aber stehen bleiben mochte sie nicht. Sie musste es wissen. Immer wieder hatte sie gerechnet. Mehr als vier Mal hatte sie es überprüft und sicherheitshalber noch einmal im Buch nachgelesen: Die Trächtigkeit bei Meerschweinchen dauert 65 bis 68 Tage.

      Seit dem aufregenden Nachmittag, an dem Lauras Freundin Mia ihr Meerschweinchen Paul mitgebracht hatte, waren 66 Tage vergangen. Lauras Lotte und Mias Paul hatten sich auf Anhieb supergut verstanden. Das konnte man sehen, und hören, an den leisen Gluckslauten, mit denen sie aufeinander zuliefen und sich begrüßten.

      „Wenn Lotte echt Meerschweinchenbabys kriegt, gibst du mir eins ab, okay?“, hatte Mia gebettelt und Laura hatte genickt.

      Mama hatte sie lieber nichts von dem Treffen der Meerschweinchen erzählt. In ihrem Buch stand, dass gesunde Meerschweinchen keine Probleme mit der Geburt haben und dass die Kleinen ebenfalls keine Hilfe benötigen. Sie haben Fell, offene Augen und können riechen und hören. Schon am zweiten Tag fangen sie an, vom normalen Körnerfutter der Mutter zu knabbern. Was sollte also schief gehen? Besser, wenn Mama nichts wusste und keine Gelegenheit bekam, sich Sorgen zu machen. Denn irgendwie wurde Laura das Gefühl nicht los, dass Mama einen Grund finden würde, sich Sorgen zu machen.

      Nun stand sie bibbernd vor dem Meerschweinchengehege. Mama hatte recht. Es war wirklich kalt. Neugierig suchte Laura den Käfig mit den Augen ab. Lotte saß in ihrem Häuschen. Nur die kleine Nase steckte sie neugierig schnuppernd heraus.

      „Fröhliche Ostern, Lotte!“ Laura wollte gerade die Stalltür öffnen, um Lotte zum Schmusen auf den Arm zu nehmen, als sie ein kleines, hellbraunes Bällchen neben Lottes rechtem Vorderfuß entdeckte. Ungläubig schaute sie genauer hin. Das Bällchen bewegte sich. Entzückt quietschte Laura auf. Prompt zog Lotte sich erschrocken ein Stückchen tiefer in ihr Häuschen zurück und gab den Blick frei auf ein zweites Bällchen, eines mit weißen und schwarzen Flecken im hellbraunen Fell.

      Vor Aufregung und vor Kälte tippelte Laura unaufhörlich von einem Fuß auf den anderen. Es war nicht zu fassen! Sie hatte die beste Osterüberraschung der Welt entdeckt: lebendige, neugeborene Meerschweinchen. „Meine Osterschweinchen“, flüsterte sie zärtlich. Dann flitzte sie über den Rasen zurück ins Haus. Das musste Mama sich angucken. Unbedingt!

      „Mama!“ Noch im Laufen schrie Laura ihre Aufregung und Freude durch den Garten. Dann plötzlich blieb sie

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