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an der Haustüre. Papa ruft ausgelassen von draußen: „Es ist Mama mit eurer kleinen Schwester Marie!“

      Die Großmutter rennt so schnell sie kann hinaus, um die beiden willkommen zu heißen. Auch Elias ist schon gespannt auf sein Schwesterchen und läuft mit. Nur Dominik bleibt in der Küche zurück.

      Natürlich will er seine Mutter auch begrüßen und seine neue Schwester kennenlernen. Doch die Überraschung ist ihm auch wichtig. Also macht er sich schnell alleine ans Werk die Eier zu färben. Hurtig taucht er jedes, so gut es geht, von allen Seiten in die Farbtöpfchen. Zum Trocknen bleibt jedoch keine Zeit, deshalb bläst er so stark er kann auf die feuchten Eier. „Egal“, murmelt Dominik vor sich hin, „bis sie die bunten Eier gefunden haben, sind sie sicherlich trocken.“

      Sichtlich zufrieden betrachtet der kleine Bursche sein Werk. Eine ganze Schüssel voll wunderschöner Ostereier hat er ganz alleine hergestellt. Stolz schnappt er sich die Kunstwerke.

      „Dominik!“, hört er den Vater rufen. „Kommst du?“

      Nervös beißt sich der Junge auf die Unterlippe. Was nun? Rasch flunkert er: „Sofort! Muss nur noch schnell zur Toilette!“ Dominiks Puls rast. Jetzt muss alles richtig schnell gehen. Hektisch stürmt er die Treppe hoch. Im Schlafzimmer seiner Eltern wird er bestimmt ein paar gute Verstecke finden. Ruck zuck hat er die besten Plätzchen entdeckt. Das rote Ei legt er in Mamas Kommode, weil sie Rot doch so gerne mag. Eines kommt in Papas Hausschuh. Dominik muss schmunzeln. Dann legt er das schönste Osterei in Maries Bettchen und die Restlichen lässt der tüchtige Bursche vorsichtig unter den Schrank rollen.

      Überstürzt poltert er die Stiegen hinunter. Völlig atemlos fällt er nun endlich seiner Mutter in die Arme. „Ich hab dich so vermisst!“, lächelt er sie glücklich an.

      Doch viel mehr Worte können sie im Augenblick nicht wechseln, weil das kleine Mariechen nun bitterlich weint. „Ich werde sie erst einmal in ihr Bettchen legen“, seufzt Mama. „Nach all den Aufregungen will sie bestimmt schlafen.“

      „Großartig!“, denkt Dominik. Das ist ihm sehr recht, denn schließlich wartet dort die große Osterüberraschung.

      Die ganze Familie begleitet entzückt das neue Familienmitglied hoch zum Schlafplatz. Mittlerweile hat sich die Kleine auch schon beruhigt und döst gemütlich in Mamas Arm. Alle verhalten sich ganz still, um sie nicht zu wecken. Doch als die Mutter das Neugeborene in das Bettchen legt, ertönt ein seltsames Geräusch.

      Dominik kichert: „Überraschung! Marie, du hast das erste Osterei gefunden!“

      Da bemerkt die Großmutter einen kleinen Farbfleck auf dem Kissenbezug und wird ganz blass: „Hast du die Eier etwa alleine gefärbt? Die waren doch noch roh!“

      Dominik rümpft die Nase. Mist! Das hat er doch nicht wissen können. Behutsam hebt Mama das Baby wieder aus dem Bettchen. Papa nimmt das Kissen heraus. Das ist nun wirklich eine Osterüberraschung! Ein winziges Küken sitzt dort und schaut verdutzt in die Runde.

      Im selben Moment hören sie erneut das Knacken von Eierschalen. Gleich darauf piept es ganz zart aus allen Richtungen im Raum. Mit großen Augen beobachten alle, wie Oma die putzigen Flaumknäuel einsammelt. „Was für ein Glück, dass wir sie nicht gekocht haben!“, meint die Großmutter andächtig. „Wie es aussieht, hast du die falschen Eier gebracht.“

      Sofort bringt sie die Küken hinaus in den Hühnerstall, wo die Henne aufgebracht gackert und mit den Flügeln schlägt. Etwas später, als die Familie gemeinsam den leckeren Osterkuchen verspeist, ist wieder alles in bester Ordnung. Doch diese gelungene Osterüberraschung wird wohl keiner so schnell vergessen.

      Doris Bel Haj Salah wurde 1973 in Wien geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Das größte Glück sind für sie ihre drei Töchter und ihr Ehemann, mit denen sie viel Zeit verbringt. In ihrer Freizeit liest, schreibt und zeichnet sie sehr gerne.

      *

      Edward und die Osterfee

      Tief im Wald versteckt liegt das Osterhasenland. Dort herrscht große Aufregung! Heute werden die Auserwählten bekannt gegeben! Nur sie dürfen ins Menschenland reisen und die Osternester verstecken.

      „Nummer 9379“, ruft Oberosterhase Professor Alberich.

      Nummer 9379 ist aufgeregt. Wenn er nun nicht auserwählt würde? Nein, das kann nicht sein! Schließlich wurde auch 815 auserwählt, und der war in der letzten Eierprüfung der Allerschlechteste! Er war sogar fast durchgefallen!

      „Es tut mir leid, 9379. Du bist nicht dabei.“

      „Aber warum? Ich war in der Eierprüfung einer der besten!“

      Der Professor blättert in seinem Buch. „Das ist richtig.“

      „Und warum bin ich dann nicht auserwählt?“, fragt 9379.

      „Du entsprichst nicht der Norm.“

      „Ich entspreche nicht der Norm?“

      „Zu klein. Zu dick. Kein reinweißes Fell. Aber am schlimmsten sind deine Ohren. Das eine zu klein und zu breit. Das andere zu lang und zu dünn. Auch die Kinder würden dich Osterkuh nennen.“

      Osterkuh. Nummer 1 hatte ihm diesen Namen verpasst. Die perfekte Nummer 1. Die Nummer 1, die nun richtig fies lacht. So ein blöder Hase! „Nummer 9380“, ruft der Professor.

      Traurig geht 9379 zur Gruppe der Daheimgebliebenen. Sie müssen die bemalten Eier aussortieren und die Nester packen. Dabei kann 9379 mehr! Aber er bekommt nicht einmal eine Chance. Wie gemein! Er entspricht nicht der Norm. Das ist so demütigend!

      „Ich werde allen beweisen, was für ein toller Hase ich bin!“, sagt er zu den anderen, als die Versammlung zu Ende ist.

      „Und wie?“, fragt ein Hase mit einem schwarzen Ohr.

      „Mir wird schon was einfallen!“

      „Vergiss es! Du hast kein Nest, vor allem aber keine Lizenz!“

      „Aber ich will nicht für den Rest meines Lebens Ostereier aussortieren! Das Leben muss mehr Sinn haben!“

      „Gib uns Bescheid, wenn du den Sinn gefunden hast!“

      9379 hoppelt zur zauberhaften Lichtung. Dort wohnt die Osterfee. „Rubina!“, ruft 9379.

      „Edward!“ Rubina hat ihm diesen Namen einst gegeben. Sie fand es schrecklich, dass er keinen richtigen Namen hat. Ein Name macht ein Wesen einzigartig. Sie flattert auf ihn zu. Obwohl 9379 Rubina schon lange kennt, ist er von ihrem Anblick immer wieder entzückt. Sie ist zart und schneeweiß und hat durchsichtige Flügel. Ihr Kleid ist rubinrot und füllig.

      9379 erzählt von seinem Problem, doch leider kann ihm die Fee nicht helfen. „Ich kann und darf dich nicht normgerecht zaubern. Das widerspricht dem Gesetz der Natur.“

      Sie war seine letzte Hoffnung. „Warum darf ich kein Normhase sein? Die Natur ist total ungerecht! Ich möchte so gerne ins Menschenland! Denk an die strahlenden Kinderaugen, wenn sie ihr Nest entdecken.“ Er beginnt zu heulen.

      „Für jeden Hasen gibt es eine Aufgabe. Jeder wird den Sinn seines Lebens erkennen.“

      „Wann? Und wie?“ 9379 motzt Rubina beinahe an, obwohl er das gar nicht wollte. Sie kann am allerwenigsten für sein Unglück. „Kannst du denn gar nichts für mich tun?“

      „Leider nicht.“ Und so sitzen die beiden eine lange Weile und blicken sich dabei stumm an.

      Plötzlich wirbelt Rubina in die Luft. „Ich habe eine Idee!“ Ihr Strahlen ist so ansteckend, dass sich 9379 mit freuen muss, obwohl er noch gar nicht weiß, um was es geht.

      Rubina schwingt ihren Zauberstab.

      „Halt!“, ruft 9379. „Magst du mir nicht ...“

      PENG! PONG! PING!

      „...

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