Скачать книгу

in den Farbeimern, sein Fell ist mit Eigelb verschmiert und verklebt, die Hauspantienen hängen an der Lampe, sein Handwerkzeug ist auf dem Boden verstreut und bis Ostern nur ein wenig mehr Zeit als vierundzwanzigeinhalb Stunden.

      „Ich hole mal frische Eier“ kräht Kikerlorus und entschwindet dem Kuddelmuddel.

      Puschel versucht unterdessen, aus den eingetrockneten Farbeimern zu steigen, und verziert den Boden mit bunten Fußtapsen. Schnurstracks nimmt er Anlauf unter die Gießkannendusche und Puschel kann wieder klar überlegen.

      Eine neue Frage tritt in seine Osterhasenwerkstattgedankenwelt ein: Wo bekommt er ganz schnell wieder frische Farbe her? Und an der Uhr sind die Zeiger schon wieder eine Viertelstunde und zwei Minuten weiter gerückt. Am besten nimmt er einen langen Faden und bindet sie fest, dann ist genug Zeit. Malermeister Klecksel hat heute, zum Karfreitag, sowieso sein Geschäft geschlossen und Puschel kann keine neuen Farben kaufen.

      „Wie soll ich das alles schaffen?“ Puschel nimmt in großer Verzweiflung den Hörer von seinem Schwatzophon in die Hand und wählt mehrmals die Nummer der Schokoladenfabrik. Das ist eine Möglichkeit Ostern zu retten! Nicht die beste, aber immerhin, Schokoladeneier sind auch etwas Feines. „Tüt tüt tüt ...“ Das war der Dauerbesetzt-Ton.

      „Tüt tüt tüt“, äffte Puschel nach. „Da wird es auch nichts mit den Schokoladeneiern. Mist!“ Er öffnet das Werkstattfenster, um wenigstens frische Luft zu bekommen.

      Kikerlorus kommt mit einem großen Korb frischer Eier schwungvoll in die Werkstatt herein. Weiß und braun waren sie. Mit dem kurzen kräftigen Lufthauch weht es ebenfalls eine Gänsefeder herein.

      „Das ist die Lösung!“, kräht Kikerlorus zum Fenster in die Welt hinaus.

      „Wieso?“, kräht Puschel nach.

      „Wir nehmen die Feder, spitzen sie an und kratzen Muster in die braunen Eier hinein.“

      „Die Idee ist gut!“ Die Idee ist nicht nur genial, sondern die Lösung. Sie machten sich an die Arbeit.

      Unterdessen klopft es wieder an der Tür.

      „Warum kann ich meine Arbeit nicht erledigen, ich habe nur noch dreiundzwanzigdreiviertel Stunden Zeit!“ schimpft Puschel und schlurkst in seinen alten, abgelatschten Hauspantoffeln abermals zur Tür.

      Ein Eisennagel und seine Freunde, die Petersilie und die Karotte stehen vor seinem Eingang. „Wir haben durchs offene Fenster dein Schimpfen gehört. Wir wollen dir helfen!“ Und schon stehen sie mitten in der Werkstatt. Puschel ist verdutzt. „Na los, hole große Töpfe und heißes, kochendes Wasser dazu. Aber pass auf, verbrühe dich nicht!“

      Kikerlorus schlug mit seinen Flügeln und flatterte freudig umher. Die Petersilie und die Karotte hüpften ins Wasser. Eine gelbe und eine grüne Farbbrühe entstanden.

      „Und was soll der Eisennagel?“, fragte Puschel.

      „Wenn du mich auch hineinwirfst, dann werden die Farben dunkler.“

      Puschels Augen leuchten. So schöne Farben hatte er noch nie. Und schon wieder klopft es an seiner Tür. Inzwischen hüpfen die Eier von alleine in den Farbsud und wieder farbenfroh heraus. Ein Rotkohl und viele Holunderbeeren, Zwiebeln und Kamillenblüten wollen eingelassen werden. „Wir wollen auch helfen. Wo stehen die Töpfe?“

      Nun kann Puschel nicht nur grüne und gelbe Eier färben, sondern auch rote und blaue.

      Von irgendwoher kommt dann zur späten Stunde noch eine Speckschwarte angelaufen. Das ist ein glänzender Augenblick und die Osterherrlichkeiten werden damit abgerieben.

      „Geschafft“, meint Kikerlorus.

      „Ich bin auch fix und fertig“, sagt Puschel am Abend, „aber ich räume noch auf!“

      Sie erledigen es gemeinsam und nach getaner Arbeit freuen sie sich über die vielen bunten, glänzenden Ostereier, trinken einen Eierlikör und meinen schmunzelnd: „In diesem Jahr haben wir überhaupt keinen Stress gehabt!“ Dann binden sie den Faden von den Uhrenzeigern wieder los.

      Und am nächsten Tag läuten die Schneeglöckchen, die Märzenbecher und die Osterglocken fröhlich das Osterfest ein. Es ist genau so, wie immer und wie es zur Osterzeit nun einmal sein muss.

      Brigitte Schubert lebt in Leipzig und ist Autorin des Buches „Geschichten aus dem Schwemmsandland“, in dem sie liebenswerten Trollen das Leben schenkt.

      *

      Alexia und das grüne Kaninchen

      „Asabi, Asabi wo bist du? Komm her!“, erklingt Alexias Stimme. Alexia läuft weiter in den Wald hinein und ruft. Ihr Hund kommt nicht. Von Weitem hört sie sein Bellen und sie folgt seiner Stimme.

      Als sie an eine Lichtung kommt, sieht sie endlich ihren Hund. Er liegt flach auf den Vorderbeinen, das Hinterteil in Luft gestreckt und starrt bellend auf den Boden.

      „Asabi, was machst du denn da?“, ruft Alexia schon aus einiger Entfernung. Ihr Hund lässt sich nicht ablenken.

      Als sie näher kommt, sieht Alexia den Bau im Erdboden, der Asabi ganze Aufmerksamkeit gewonnen hat. Im wintergrauen Gras ist ein Loch und ein Gang führt hinab unter die Erde. „Na Asabi, wer wohnt denn da?“, fragt Alexia und streichelt ihrem Hund den Kopf.

      In diesem Moment sieht sie etwas Grünes in dem Loch in der Erde, doch eher sie genau hinschauen kann, ist es auch schon wieder verschwunden. Asabi beginnt erneut zu bellen.

      „Psst, Asabi, aus, sei doch mal leise“, sagt Alexia zu ihrem Hund. „Hallo, wer da?“, fragt sie und tatsächlich taucht eine kleine, grüne Nasenspitze aus dem Loch auf.

      Alexia legt ihren Zeigefinger auf ihren Mund und macht: „Psst, leise Asabi, sonst kommt es nicht raus.“

      Asabi folgt ihr und setzt sich mucksmäuschenstill neben sie. Gemeinsam schauen sie gespannt auf den Bau. Die grüne Nasenspitze kommt wieder zum Vorschein. Alexia und Asabi warten mit angehaltenem Atem. Als Nächstes sehen sie zwei blaue Augen, dann zwei lange, grüne Ohren und zwei grüne Pfötchen.

      „Oh“, flüstert Alexia. Asabi reckt ihre Schnauze vor und schnüffelt vorsichtig. „Asabi, lass das, es bekommt ja Angst“, sagt Alexia schnell. Jetzt erscheinen zwei weitere Pfoten und ein Stummelschwanz. Vor Alexia und Asabi sitzt tatsächlich ein grasgrünes Kaninchen mit himmelblauen Augen. Ohne nachzudenken, platzt Alexia heraus: „Was bist denn du?“ Das grüne Kaninchen sieht ganz traurig aus, eine Träne glitzert in seinen blauen Augen. „Äh, ich meine, wer bist denn du?“, verbessert sich Alexia schnell.

      Zu ihrer großen Überraschung antwortet das grüne Kaninchen: „Nein, nein, du hast ja recht, die Frage muss dir nicht peinlich sein.“

      Alexia reißt vor Erstaunen die Augen auf und Asabi macht erschrocken einen Satz rückwärts. „D-d-d-du kannst sprechen?“, stottert Alexia.

      „Ja, ich bin grün, ich kann sprechen und ich bin ein Kaninchen“, antwortet das grüne Kaninchen mit leiser Stimme.

      „Das ist ungewöhnlich“, stellt Alexia fest. „Sehr ungewöhnlich.“ Alexia hat sich von ihrem Schreck erholt und nun ist ihre Neugier geweckt. „Ich habe noch niemals von grünen, sprechenden Kaninchen gehört, gibt es hier noch mehr von deiner Art?“, fragt sie interessiert.

      Das grüne Kaninchen schüttelt den Kopf. „Nein, es gibt nur mich“, flüstert es. „Dann bist du etwas ganz Einzigartiges“, sagt Alexia, die spürt, wie traurig das grüne Kaninchen ist.

      Das Kaninchen nickt zögernd.

      „Hast du denn auch einen Namen?“, fragt Alexia und fügt hinzu: „Ich heiße Alexia und das hier ist mein Hund Asabi.“

      „Einen Namen habe ich eigentlich nicht, ich bin das grüne Kaninchen der Hoffnung“, antwortet das Kaninchen.

      „Das

Скачать книгу