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Sterano auf Artesa. Heidi Büttner
Читать онлайн.Название Sterano auf Artesa
Год выпуска 0
isbn 9783738098570
Автор произведения Heidi Büttner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Clarissa baute sich auf und begann Quodon zu fixieren. „Quodon Larka, bist du dir darüber im Klaren, was du Sell eingeredet hast?“
„Sie ist doch nur als Schläfer eingetragen. Also hat es wirklich keine Bedeutung. Sie erfährt alles, was vorgeht, kann die Netzwerke nutzen und muss eigentlich gar nichts machen. Aber hab’ ich das richtig verstanden, dass du Trainingsstunden an Rotam abgegeben hast, Sell?“, fragte Quodon mit einem lauernden Unterton.
„Ja, vielleicht drei oder vier Mal!“
„Heißt das, dass Rotam hier war, als die Jäger der Bodensicherheit die Sporthallenfenster in den Saal geballert haben?“
Clarissa wünschte sich einen Ballon voll Schlamm, um ihn Quodon an den Kopf zu werfen.
„Quodon, ich bin noch nicht fertig mit dir. Du müsstest wissen, dass die Jünger des Neuen Hauses eine verbotene Organisation darstellen. Sie werden von der Lerasischen Bodensicherheit beobachtet. Gerade du müsstest es wissen, dein Vater ist Red Spin der Bodensicherheit in Simapi.“
„Mein Alter sagt mir nie, was er während seiner Arbeit macht.“
„Gewiss! Es ist ja auch alles so streng geheim, was dort passiert. Aber wenn Sell weiter so in der Gegend rumposaunt, dass sie sich bei den Jüngern des Neuen Hauses hat einschreiben lassen, wird sie niemals einen Studienplatz in Thraxon bekommen.“
„Aber die haben mir versprochen, dass sie das über ihre Verbindungen absichern.“
„Sell, die Jünger des Neuen Hauses können dich aber nicht davor schützen, im Niemandsland zu verschwinden. Dort gibt es genug von deiner Sorte. Geh wieder hin, sag ihnen, dass deine Blutwerte ständig aus den Normalen herauspendeln, dass du andauernd Schlaftabletten nehmen musst, dann lassen sie dich vielleicht wieder raus.“
„Sie kennen sich aber verdammt gut aus, Vargun Ma!“
„Ja, Quodon, es ist mein Beruf, mich gut auszukennen.“
„Aber wenn Sie sich gut auskennen, dann müssten Sie doch wissen, warum die Bodensicherheit am Samstagabend vor drei Dekaden diese Sporthalle überfallen hat. Vor allen, weil Rotam hier war. Allein hier war! Fehlt dir vielleicht ein Stück Film von damals?“
„Irrtum, Quodon. Der Trainer hat mich verdonnert, noch eine Einheit Basisnahrung aufzunehmen, bevor ich mit Taisieh anfangen kann, und die hatte ich nicht. Er hat gestreikt und da bin ich heim gegangen. Außerdem kam’s doch im Fernsehen. Übung. Sie haben einen Diebstahl von grünen falkidischen Graslaonen verfolgt. Mit den Leuten von der Bodensicherheit will ich nichts zu tun haben.“
Clarissa drehte sich um, es passte sogar in die Übung, und sie gestattete sich eine Andeutung eines Lachkrampfs. Der Bericht war wirklich im Fernsehen so gelaufen. Als Zielobjekt hatten die Jäger der Bodensicherheit und die Institutsverantwortlichen den Kameras einen frustrierten Techniker präsentiert, der mit einem Kasten voller erfrorener Graslaonen oben am Glasweg eingekreist worden war.
„Hey, wenn’s aber keine Übung gewesen wäre? Dann hättest du wegen zwei Früchteriegeln vielleicht die erste und einzige Begegnung mit Außerirdischen verpasst. Aber als Leichtathlet verpasst man sowieso die Hälfte aller interessanten Dinge im Leben.“
„Rotam will zur Raumflotte“, warf Clarissa ein.
„Ist das jetzt Ihr Ernst, Vargun Ma?“
„Ja. Hat er mir eben gerade gesagt.“ Sie warf Rotam einen Blick zu, in dem alles steckte, was sie von dem Vorhaben hielt.
„Ich werde nicht wieder! Mann, endlich hast du es kapiert. Solche Leute wie dich brauchen wir im Orbitarium. Ich bin richtig stolz auf dich.“
„Es tut mir leid. Kinder, ich hör’ jetzt auf. Ich geh’ heim. Bei so viel Stolz vergeht mir die Lust am Sport.“ Clarissa warf das Handtuch.
„Rotam, das mit den Früchteriegeln versteh’ ich nicht!“, fragte Sell.
„Brauchst du auch nicht“, antwortete Clarissa, ehe jemand anders was sagen konnte. „Komm, geh mit! Ich will sehen, was ich für dich tun kann. Lass die beiden ihren Stolz alleine feiern. Dazu brauchen sie uns ja jetzt nicht mehr!“
XIII.
DER VORFALL begann sich zur Staatskrise auszuweiten. Die Feldjäger der Raumsicherheit hatten ihn in den weitläufigen Fabrikationshallen von KAPTOS aufgespürt, weniger wegen ihrer eigenen gründlichen Suche, sondern deswegen, weil KAPTOS in die Kritik seiner Abnehmer geraten war. Die letzten drei ausgelieferten Sprungsonden waren technisch einwandfrei, aber ihre Energievorräte lagen bei nahe Null, als hätte jemand die Sprungsonden schon vor 200 Jahren in die Halle eingelagert und dann vergessen. Sie waren wie ausgesaugt. Nachlieferungen brachten keine Besserung, und die Geschäftsleitung stand kurz vor dem Kollaps. Einer aus dem inzwischen eingetroffenen Raumsicherheitskommando ließ ungeschickterweise gegenüber einem Betriebsangestellten eine erklärende Bemerkung fallen, und jetzt lag auf dem Tisch vor Lakolar Annselarmo ein gesprochener Brief von KAPTOS, der Schadensersatz und eine öffentliche Entschuldigung forderte. Und der Große Lakolar hatte immer noch keine richtige Vorstellung von DIESEM VORFALL. Er bewegte sich anders als auf Boden und er reagierte anders, als Sal Karpi ihn in Erinnerung hatte.
Eine faszinierende Erinnerung! Lakolar hätte dabei sein mögen bei dieser Expedition. Aber Sal Karpi war womöglich getäuscht worden. Auch er hatte nicht alles überblickt. Vor diesem Hintergrund musste Lakolar entscheiden, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Wenn es ein intelligentes, biologisch organisiertes Phänomen ist, so wie Sal es erlebt hatte, dann mussten die Artesianer es nur lange und gründlich genug isolieren, bis es von selbst aufgab und sich unterwarf. Wenn sich hinter dem biologischen Bild allerdings eine Art Maschinenwesen verbarg, dann war diese Strategie nutzlos und sogar schädlich. Es ist keines von beiden, entschied sich der Souverän. Es ist reine Energie, es sucht nach reiner Energie und es wird größer. Alles, was wir von ihm sehen, ist das Bild, das es uns vorgaukelt. Und dann durchforstete Lakolar noch einmal gründlich die Bilder von Boden. Warum sollte jemand, der so hoch entwickelt ist, sich in so einer rückständigen Welt aufhalten, wie es Boden war?
Jede Maschinenzivilisation, die ihm bekannt war, hätte so einen wehrlosen Planeten in Wochen ausgehöhlt und alle hochwertigen Rohstoffe fortgetragen. Haben sie nicht. Was anderes war ihnen wichtig. Leben. Gut leben. Sicherlich eine recht archaische Art zu leben, aber wenn ich mit einem Kopfnicken meinen Standort und mein Aussehen verändern kann, dann können mir Steinewerfer und Bogenschützen vollständig egal sein. Dann aber muss irgendwas passiert sein, was so nicht mit ihrem normalen Lebenszyklus zusammenpasst, sie müssen Boden verlassen, versuchen zu diesem Zweck, meine PRAMOS zu entern und zur Artesa zu kommen. Das verhindert Martia Kooh zum großen Teil, indem sie ein Feuerinferno auf Boden anrichtet. Sie weiß zwar, dass eines der Energiewesen bereits an Bord ist, aber sie übersieht, dass dieses Wesen sich nicht so einfach in das All rausschießen lässt. Jetzt ist es da.
Ich denke, es ist lebendig. Aber vermutlich auf eine viel höhere Art, als wir das bislang für möglich gehalten haben. Wir sollten es auch so behandeln. Auch ein solches Energiewesen ist nicht unsterblich. Auch das kann nicht alles erkennen. Was wäre, wenn wir ihm die Möglichkeit gäben, alles über uns zu lernen? Würde es dann so werden wie wir?
Lakolar verwarf diesen revolutionären Gedanken. Sal hatte ihm das vorgeschlagen. Es wäre ein logisch nachvollziehbares und wissenschaftlich anerkanntes Verfahren gewesen. Assimilation durch Informationsübermacht! Nein, auf so ein Risiko wollte sich Lakolar nicht einlassen. Das Wesen las Gedanken, ohne dass es dazu einen Verstärker benutzen musste. Es gibt bestimmte Dinge, die durfte ein solches Wesen nicht lesen. Die durften nicht mal seine engsten Vertrauten erfahren. Wir werden anders vorgehen. Wir werden es mit seiner eigenen Natur schlagen.
Dazu müssen wir zuerst unsere eigene Natur in die Schranken weisen. Wir müssen unsere Angst loswerden. Wir müssen ihr einen Namen geben. Etwas, was ich benennen kann, dem ich eine Registriernummer geben kann, das kann sich nicht mehr einfach unserer Vorstellungskraft entziehen.
Die