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Sterano auf Artesa. Heidi Büttner
Читать онлайн.Название Sterano auf Artesa
Год выпуска 0
isbn 9783738098570
Автор произведения Heidi Büttner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Sermon Larka teilte die Bedenken des Blue Frog. Aber Lakolar Annselarmo war der Oberste aller Lerasier, und Sermon Larka entschied für sich, dass Lakolar auch jetzt noch der Stärkere war in diesem Haus und diesem Land.
„Ich denke, Sal Karpi wird seinen Bruder Pet nicht gegen irgend ein Phänomen von sonst woher eintauschen wollen. Sichern wir uns über diese Beziehung die Loyalität von Sal Karpi!“
Tarumor Tass wich zurück. So viel Einwand hatte er nicht erwartet. Der Plan, die Karpi-Brüder auszuschalten, lief bereits. Er wollte nur verhindern, dass Sermon Larka ihm in den Rücken fiel. Das war jetzt nicht mehr sicher. Tarumor Tass nickte Sermon Larka zu. Ich akzeptiere, sagte er, drückte einen Knopf und gab mehrere Befehle über seine Tastatur nach draußen ab.
Dann wurden die beiden unterbrochen. Lakolar Annselarmo rief. Er hatte sich aus dem Verstärker gelöst und Sal Karpi fürs erste entlassen.
Er wirkte müde und seine Stimme hatte einen schleppenden Unterton.
„Wir können die Karpi-Brüder nicht für den Erstkontakt gebrauchen. Sal hat die Hibernationskammern ausgetauscht, sodass die Person mit dem problematischen Gesundheitszustand an Bord geblieben ist. Dafür wurde das Kindermädchen ins All abgestoßen. Sal Karpi ist von den Bodenbewohnern verdorben und Pet ist einfach zu primitiv, um unsere Vorhaben zu vermitteln. Sorgen Sie dafür, dass die beiden zu ihren Algen zurück können, ich habe eine Amnestie zugesagt. Aber sie sollten sanft in einen ruhigeren Zustand übergeführt werden! Einen Zustand, in dem sie sich nicht mehr daran erinnern, dass sie jemals woanders waren als in dieser Hütte und an diesem öden Stück Wasserrand. Sanft bitte“, fauchte Lakolar. „Sehr sanft! DER VORFALL könnte immer noch Kontakt zu den Karpi-Brüdern halten und würde aufhorchen, wenn wir seine Helfer beseitigen!“
Tarumor Tass fuhr zusammen. Für einen Moment war er sprachlos. Sermon Larka hatte ihn eben vor einer großen Dummheit bewahrt. Und wenn Tarumor Tass etwas nicht leiden konnte, dann war das Dankbarkeit und irgend eine Verpflichtung gegenüber Untergebenen oder Halbfreunden.
XII.
Drei mal zehn Tage später. Rotam hatte es zuerst gar nicht glauben wollen, aber der Handel, den seine Mutter mit den Männern der Bodensicherheit ausgehandelt hatte, der war aufgegangen. Niemand verlor ein Wort über die bizarre Begegnung, nirgendwo erschien irgendjemand und stellte irgendwelche eigenartige Fragen. Äußerlich schien alles in Ordnung. Aber Rotam hatte die Augen im Licht gehabt. Er war nicht mehr der Rotam von vorher.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die IAB-Beamten ihn gelöscht hätten. Aber Clarissa war bei ihrer ersten Entscheidung geblieben. Sie hatte nasse Augen gehabt an diesem Abend und dann ihm die Wirkungsweise des Medikamentes erklärt. „Du hättest nach einer solchen Behandlung nicht einmal mehr einen Zweifachen springen können. Das ist das Verheerende an diesem Medikament. Es wird grundsätzlich zu hoch dosiert, und dann löscht es nicht nur das Kurzzeitgedächtnis, sondern schädigt genau die Bereiche, die am höchsten trainiert sind, die am meisten präsent sind. Das kann bei jemandem, der im Allgemeinen schwimmt, glimpflich ausgehen, aber Spezialisten schwimmen hinterher nur noch im Allgemeinen. Und das kannst du nicht wollen, oder?“
Die Frage, die er ihr gestellt hatte, zielte eigentlich in eine ganz andere Richtung, aber nach diesem Vortrag hatte er abgebrochen und seit Tagen überlegte er krampfhaft, wie er ihr das beibringen sollte, was ihm an diesem Abend passiert war. Sie musste das auch irgendwie schon wissen, sie hatten in den letzten Tagen viel geredet, waren aber in Oberflächlichkeiten geendet, und das Thema stand immer offen, stand wie eine Wand zwischen jedem Satz, jeder Anrede, jeder stummen Geste.
Sie ließ sich nichts vormachen. Das war auch das Schwierige an Rotams Mutter. Eigentlich war sie auch noch gar nicht so alt. Sie hatte sich nur die Frisur verdorben, weil sie in den Thraxonischen Studios ständig andere Arten von Kunsthaaren aufsetzten. Sogar in den Redaktionsräumen. Es könnte doch mal einer auf die Idee kommen und ein Aufnahmegerät hinter die Kulissen halten. Aber ohne die bunte Maskerade erkannte niemand in seiner Mutter die Lokalkorrespondentin für Simapi-West.
Privat war sie immer noch seine Mutter. Zierlich. Rotam konnte sich immer noch nicht so recht daran gewöhnen, dass er ihr seit einem Jahr direkt über den Scheitel drüber weg schauen konnte. Wenn er auf ihre Augenebene herunter wollte, holte er sich eine Abreibung. Steh’ gerade, du bist Lerasier, kein heimatloses Fragezeichen! Das Bedürfnis nach Nähe war an solchen Ermahnungen viel zu oft abgeprallt. Trotzdem war diese Nähe immer da. Lag in der sorgsam vorbereiteten Schuluniform. In dem kleinen Appartement, in dem immer Spiel- und Arbeitsgerät nebeneinander seinen Platz hatte. In der stillen Fürsorge. Trotzdem wünschte sich Rotam, seine Mutter wäre weniger spröde.
Sie waren zusammen in die Sporthalle gegangen, Clarissa hatte sich eine Sportuniform übergestreift und war ihm voraus in die große Halle getreten. Sie drehte sich um, bewunderte die Stille des Samstagabends und jetzt lächelte sie sogar ein wenig.
„Weißt du, Rotam, das ist ja wirklich nett, dass du mich schon das dritte Mal mit in die Sporthalle schleppst.“
„Ich dachte, dass es dir Spaß machen würde. Und außerdem bringt es Abwechslung.“
„Na gut, besser als das, was meine Kollegen manchmal in das Abendprogramm stellen, ist Taisieh immer. Aber wir müssten mehr sein. Eine Gruppe von acht Leuten oder so.“
„Warum nicht? Achtung, der Trainingscomputer startet jetzt. Heute bietet er uns zum ersten Mal eine dreiteilige Übung an.“
„Und du denkst, ich kann das?“
„Klar. Notfalls stellst du dich einfach in die Trainingsfigur hinein und lässt dich führen.“
„Ich lerne besser durch Zuschauen.“
„Wichtig ist die Kombination der Hüftdrehung und der Armbewegung.“
„Bei dir sieht das alles so elegant aus, Rotam. Warum hast du überhaupt deine Leichtathletikstunden halbiert? Der Sportpädagoge war bei mir und hat sich beschwert. So würdest du den Dreifachsalto aus dem Stand nie schaffen.“
„Glaubst du nicht, dass es Wichtigeres gibt, als diesen Salto?“
„Etwa Taisieh?“
„Nein, Ma. Anderes. Denk an die Hüftdrehung!“
„Entschuldigung. Eigentlich sollte man ja beim Training nicht quatschen, sondern sich konzentrieren. Dafür ist Taisieh doch konzipiert.“
„Das sieht schon richtig gut aus. Taisieh wirkt zwar sehr ruhig, aber du musst wirklich Kraft investieren. Sonst wird es nie elegant.“
„Danke Herr Lehrer! Trotzdem beschäftigt es mich maximal, wenn mein halberwachsener Sohn sich plötzlich so viel Zeit für seine gedankenlose Mutter nimmt.“
„Du kannst Taisieh als Entspannungsübung zum Beispiel zwischen zwei Reportagen in deiner Redaktion machen.“
„Das wäre es! Dann bringen mich meine Kollegen ins Frühstücksfernsehen. Als Unterhaltungseinlage! Wenn ich Abstand zu meiner Arbeit brauche, dann hab’ ich doch dich. Das reicht wohl. Oder nicht?“
„Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Lass uns noch eine Doppelstrecke laufen.“
„Was willst du mir sagen?“
„Eine Doppelstrecke, quer durch die Halle.“
„Erfasst das der Trainer noch?“
„Bis zur gelben Linie, in Ordnung?“
„Sag bloß, du willst ein Mädchen mit nach Hause bringen!“
„Nein!“
„Wenn du Probleme mit der Schule hast, dann raus damit!“
„Nein, nicht mit der Schule. Ich will meine Sportlaufbahn abbrechen. Ich werde nach der Schule fort gehen. Ich habe mich bei der Raumfahrtakademie beworben.“