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Sterano auf Artesa. Heidi Büttner
Читать онлайн.Название Sterano auf Artesa
Год выпуска 0
isbn 9783738098570
Автор произведения Heidi Büttner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Glaubst du, dass wir was falsch gemacht haben, Sal“, flüsterte der Bruder.
„Nein“, sagte Sal. Ich habe ein reines Gewissen, dachte er. Vor mir selbst. Und auch vor meinen Freunden. Aber die Kommandantin der PRAMOS ist feige und wortbrüchig und vielleicht sogar eine Mörderin. Sie war vom letzten Bodenflug allein zurückgekommen und Sal hatte den Wiederschein eines großen Feuers auf Boden von der PRAMOS aus gesehen. Er vermisste plötzlich eine besondere Freundschaft, er vermisste die gelassene Art, das Leben hinzunehmen, und die Wärme eines Händedrucks, der heute noch in seiner Hand brannte wie ein stilles, starkes Feuer. Und Sal trauerte um den erstklassigen Wein von Boden. Sen war dagegen nur ein billiger Rachenputzer. Dann wurde es still um sie. Sal hörte eine Tür zischen und einen fremden Atem im Raum. Der fremde Atem war leise und gleichmäßig. Die Schritte dazu waren so leise, dass Sal ein Schauer über den Rücken lief. Dann war der Atem ganz nah, und der Geruch dazu und die Eingebung, dass er jetzt dem obersten aller Lerasier gegenüber stand.
Lakolar stellte sich vor und forderte die Karpi-Brüder auf, ein paar Worte zu ihrer eigenen Identität zu sagen. Pet sagte auch was, aber nach den dritten Satz würgte Lakolar den beginnenden Redefluss ab.
„Wie nannten Sie doch gleich den Planeten, den Sie während der Reise der PRAMOS untersucht haben?“, fragte er. Sal wusste nicht, wer sich außer ihnen drei noch im Raum befand. Er wusste nicht mal, wo der große Lakolar stand. Verdammt, warum muss das hier nur so dunkel sein!
„In das Bordverzeichnis wurde er mit 76/X/15/3 aufgenommen. Aber wir haben einfach ‚Boden’ gesagt“, antwortete Sal anstelle seines Bruders.
„Gut. Dann reden wir ab jetzt einfach von Boden. Als Planethologe sind Sie Ihrer Pflicht nachgekommen und haben ihn sorgsam untersucht. Warum ist eigentlich Ihr Bruder Pet mit zu diesen Boden-Expeditionen gegangen. Als Navigator hätte er eigentlich die Aufgabe gehabt, sich um den Rückweg zu kümmern.“
„Da gab es nichts mehr zu kümmern“, warf Pet ein. „Wir saßen in einer völlig fremden Umgebung fest. Wir hatten keine Signale von Sprungsonden, im Subraum war völlige Funkstille. Das Einzige, was vom Kommandostand der PRAMOS aus getan werden musste, das war der Schutz vor umherfliegenden Kometen, und dafür bin ich nicht Navigator geworden, um Zielschießen auf Eisbrocken zu veranstalten.“
„Sie haben auch dieses Tor nicht mehr lokalisieren können, von dem Ihre Kommandantin gesprochen hat?“
„Es war für uns nicht mehr auffindbar“, sagte Pet. „Und ich habe 40 Tage lang den gesamten intelligenten Nachrichtenhorizont abgehorcht, sogar den natürlichen, aber außer ein paar Pulsarsignalen war da auch nichts drin. Und das Navigieren nach Pulsarsignalen hat von uns keiner in der Schule gelernt.“
„Ich mache Ihnen deswegen auch keine Vorwürfe. Kommen wir zurück zum Boden. Ein schöner Planet, Ihren Bildern und Dokumentationen zufolge.“
„Ja“, sagte Sal.
„Und Sie, Pet, Sie waren doch auch dort, ist der Boden nicht einfach paradiesisch.“
„Gewiss!“
„Das klingt mir nicht so überzeugend. Techniker, zeigen Sie den Zeugen bitte die Bilder aus dem IAB!“
Die beiden Brüder sahen im Widerschein des hellen Films ihre Gesichter, jedes in einem anderen Erstaunen, während die Aufnahme von der Flucht des fremden Wesens aus dem IAB ablief, und Pet sagte: „Wir haben aber doch gleich hinter dem Tor die vierte Truhe aus dem Schiff entfernt.“
„Und ich habe versprochen“, sagte Sal Karpi leise, „dass ich sie auf dem Heimweg beschützen werde. Und ich halte mein Wort. Sonst wären wir vielleicht noch dort!“ Sal dachte an den Händedruck und würde Füße, Augen und Mund hergeben, wenn er nur diesen Händedruck behalten könnte.
„Das ist ja sehr aufschlussreich, Sal. Sie werden sich detaillierter erinnern müssen. Denken Sie an Boden und denken Sie daran, dass in Ihrer provisorischen Feuerstelle noch eine chemisch-physikalische Reaktion im Gange ist. Wenn Sie schnell und präzise sind, können Sie zurück sein, bevor die Hütte ebenfalls in den Oxydationszustand übergeht.“
Sal ging mit gemischten Gefühlen in den Verstärker. Einerseits würde er tief in seine Erinnerungen eintauchen und viele wichtige Dinge noch mal erleben können, andererseits würden alle diese Informationen komplett auf den Großen Lakolar übergehen, auf ihn und auf eine unbekannte Menge von hohen Verantwortlichen auf Artesa. Sal traute keinem von ihnen. Aber der große Lakolar hatte ihm Freiheit und Amnestie versprochen. Und woran durfte man denn noch glauben, wenn nicht an das Wort des Großen Lakolar? Dazu kam, dass die Bilder aus dem IAB ihn wirklich erschreckt hatten. Aber es war die Idee der Kommandantin gewesen, die drei Lebewesen im IAB von Simapi unterzubringen. Sie tönte, dass das IAB von Simapi der sicherste Ort für außerartesianische Lebensformen sei, und dass man dort ein Verfahren entwickelt hatte, diese Lebensformen dauerhaft unterzubringen. Die Wissenschaftler würden das schon richtig machen, behauptete sie, und Sal verkniff sich seinen letzten Einwand, er hätte sich Fragen gefallen lassen müssen, die er nicht beantworten wollte.
Trotzdem hatte Sal sich nichts vorzuwerfen. Er hatte nach seinem Verstand gehandelt und nach seinem guten Gefühl. Das mussten doch Maßstäbe sein, auf die ein ehrlicher Artesianer vertrauen durfte. Er dachte an das gemauert Feuerstellenprovisorium in seiner Hütte und daran, dass er jetzt achtzehn mal zehn Tage auf Boden viel zu kurz fassen musste.
XI.
Sermon Larka wurde vom Blue Frog gerufen. Er hatte draußen gestanden und auf eine neue Anweisung von Lakolar Annselarmo gewartet. Jetzt sollte er sich umgehend im Besprechungszimmer der Raumsicherheit einfinden. Der Blue Frog hat mir gar nichts zu sagen, dachte Larka und entschloss sich trotzdem zu gehen, schließlich stand der Blue Frog Tarumor Tass dem Großen Lakolar mindestens zwei Stufen näher und konnte die Stellung des Red Spin Sermon Larka von Simapi untergraben, bevor der überhaupt wusste, was mit ihm geschah.
Das Besprechungszimmer von Tarumor Tass war in dunklem Grau gehalten, gedämpftes Licht und eine schwarze Glasdecke unterstrichen den düsteren Eindruck. Der grinste, als er das Unbehagen in Larkas Gesicht sah, er lächelte sparsam, stand auf, ging auf den Gast zu und reichte ihm die Hand.
„Das ist so, wenn man lange mit dem Alten zusammenarbeitet. Das färbt ab. Wenn ich normale Farben sehen will, muss ich vier Dekaden Urlaub machen, vorher akzeptieren meine Augen das nicht!“
Sermon Larka zog die Augenbrauen hoch. So viel Vertraulichkeit mit einem Mal! Er entschied sich zur Vorsicht.
Tarumor Tass führte Larka zu einem Bildschirm und ließ ihn einen Moment lang den Film beobachten.
„Der Alte zieht sich gerade das Verstärkerbild von diesem Sal Karpi rein. Er will Karpi dazu bringen, DEN VORFALL hier auf Artesa zu kontaktieren. Ich bin dagegen.“
Sermon Larka war von dieser offensichtlich präsentierten Meinungsverschiedenheit zwischen Lakolar Annselarmo und seinem engsten Vertrauten überrascht. Seine Fußsohlen begannen zu brennen.
„Sal Karpi hat schon auf der PRAMOS gegen die Kommandantin gemeutert. Ich glaube nicht an seine Loyalität.“
Larka fühlte den Boden unter seinen Füßen schwanken. Tarumor Tass war der älteste Vertraute von Lakolar Annselarmo, er hatte mindestens genauso viel Einfluss wie der Alte selbst. Und jetzt sollte er, Sermon Larka entscheiden, welcher von beiden die richtige Strategie im Umgang mit DEM VORFALL besaß.
„Was haben Sie vor?“, fragte er mit Eisesstimme.
„Schnell zu handeln. Die Karpi-Brüder könnten irgendwas Ungesundes mit ihrem Algenfutter gegessen haben. Wer will