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Seewölfe Paket 1. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 1
Год выпуска 0
isbn 9783954394906
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Blacky und Batuti taten sich mit ihrem Eifer besonders hervor. Sie waren froh, daß der Zwischenfall am Niedergang kein Nachspiel nach sich gezogen hatte.
Die „Isabella“ ließ die lange Insel hinter sich. Smoky, der immer noch im Großmars saß, meldete, daß von den Mastspitzen nichts mehr zu sehen sei.
Hasard zog sich in die Kapitänskammer zurück, nachdem er Ferris Tucker den Auftrag erteilt hatte, das Schiff noch einmal von oben bis unten durchsuchen zu lassen, ob sich nicht noch ein Spanier an Bord befand, den sie übersehen hatten. Er wollte es nicht noch einmal erleben, daß seine Männer überwältigt wurden, nur weil er zu nachlässig gewesen war.
Hasard holte die schweinslederne Kassette unter der Matratze seiner Koje hervor und drehte sie in den Händen. Er konnte es immer noch kaum fassen, welches Glück er gehabt hatte. Jeder vernünftige Mensch hätte darauf verzichtet, den spanischen Kapitän, der sich mit einer Nußschale hinaus aufs rauhe Meer gewagt hatte, zu verfolgen. Er hatte es dem Gesicht Ben Brightons angesehen, daß er seine, Hasards Entscheidung, zu halsen und den Capitan zu verfolgen, für die Tat eines Wahnsinnigen hielt. Aber sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen.
Jetzt hielt er den größten Schatz in Händen, den je ein englischer Seemann den Spaniern entrissen hatte.
Hasard holte die Karten aus der Kassette und breitete sie auf dem Schreibtisch aus. Fast zärtlich fuhren seine Finger über die Küstenlinien einem ihm unbekannten Landes, das so viele Schätze barg, daß Spaniens Schiffe pausenlos unterwegs waren, um sie über das große Wasser in die Heimat zu bringen.
Hasard prägte sich die Karten und die spanischen Namen, die ihm noch nichts sagten, ein. Er hatte noch Zeit genug, bis sie Plymouth erreichten. Bis dahin würden diese Seekarten unauslöschlich in seinem Gehirn eingeprägt sein, so daß er sie jederzeit würde nachzeichnen können.
7.
Drei weitere Tage vergingen, bis sie Kap Finisterre passierten. Der Wind hatte auf Süd gedreht und trieb die „Isabella“, die mit ihrer schweren Ladung gut in der schweren See lag, vor sich her.
Hasard hatte das Großsegel aufgeien lassen, denn der Wind hatte sich weiter verstärkt. Er wußte, daß ihm und seiner Mannschaft noch einiges bevorstand, denn es hieß, wer Kap Finisterre bei starkem Wind umsegelt, auf den wartet in der Biskaya Sturm.
Die siebzehn Männer an Bord der „Isabella“ waren unruhig, obwohl sie durch den starken achterlichen Wind genug zu tun hatten, die Galeone auf Kurs zu halten. Seit sie die Spanier an Land gesetzt hatten, war nichts Außergewöhnliches mehr passiert.
Hasard hielt sich die meiste Zeit auf dem Quarterdeck auf. Irgend etwas kribbelte unter seiner Haut, aber er wußte nicht, wie er dieses Zeichen deuten sollte. Er spürte, daß bald etwas geschehen würde, und es stimmte ihn langsam verrückt, daß er nicht wußte, was.
Er atmete fast auf, als er plötzlich Gebrüll hörte, das vom Zwischendeck heraufscholl. Er hörte die dunkle rauhe Stimme des Schiffszimmermanns. Ein Klatschen folgte, das sich nach einem Schlag anhörte.
Ben Brighton, der sich in die Kammer zurückgezogen hatte, in der sie den spanischen Capitan gefangengehalten hatten, erschien auf dem Quarterdeck. Er wollte zum Hauptdeck hinuntereilen, aber der Seewolf hielt ihn zurück.
„Übernimm du das Schiff, Ben“, sagte er. „Ich werde mich selbst darum kümmern.“
Mit zwei Sätzen sprang er die Stiege vom Quarterdeck zum Hauptdeck hinunter und lief zum Niedergang. Er hörte sofort, woher der Lärm ertönte. Er wandte sich auf dem Zwischendeck nach achtern, wo die Kombüse lag.
Ferris Tucker schrie sich die Kehle heiser, aber die beiden Männer, die sich am Boden wälzten, hörten nicht auf ihn.
Hasard erkannte sofort, wer sich da prügelte.
Es waren Blacky und Batuti.
Batuti hockte auf Blackys Brust, und seine Rechte klatschte immer wieder in Blackys Gesicht.
„Du nie wieder kleines O’Flynn verhauen!“ brüllte er. „Sonst ich schneiden dir Ohren ab und kochen davon Suppe!“
Blacky röhrte. Sein Gesicht war vor Wut rot angelaufen. Die Adern an seiner Schläfe waren vor Anstrengung geschwollen, aber er schaffte es nicht, den mächtigen Neger von sich herunterzuwälzen.
Hasards Blick fiel auf die beiden Männer an der Kombüsentür. Der Kutscher, der für die Besatzung kochte, krampfte die Hände zu Fäusten zusammen. Sein Blick wieselte zwischen den Kämpfenden und dem grinsenden Daniel O’Flynn, der an der Kombüsenwand lehnte, hin und her.
Hasard kannte das Bürschchen inzwischen gut genug, um sofort zu wissen, was vorgefallen war. Wahrscheinlich hatte der Kutscher ihn wieder einmal dabei erwischt, wie er sich etwas aus der Kombüse geklaut hatte.
„Schluß jetzt!“ sagte Hasard scharf.
Batuti zuckte zusammen. Obwohl Hasards Stimme längst nicht so laut war wie die von Ferris Tucker, hatte sie eine bedeutend stärkere Wirkung.
Der Herkules sprang auf. Hasard beobachtete fasziniert, wie der Ausdruck im Gesicht des Schwarzen sich von einer Sekunde zur anderen änderte. Eben noch war es vor Wut verzerrt gewesen – jetzt stand bereits wieder das breite Grinsen darin, mit dem er Einfältigkeit vortäuschen wollte. Aber Hasard hatte den Schwarzen längst durchschaut. Der Kerl hatte es faustdick hinter den Ohren, und fast vermutete Hasard, daß Batuti sogar sein gebrochenes Englisch nur vortäuschte. Er traute ihm langsam alles zu.
„Blacky sagen, er stärker als ich“, radebrechte Batuti, „Ich ihm zeigen, wie schwarzer Bastard kämpfen kann!“
Blacky hatte sich inzwischen erhoben und rieb sich die geschwollene linke Wange, Auch er grinste jetzt.
„Diesmal hast du noch Glück gehabt, Wollkopf“, sagte er knurrend. „Das nächste Mal stampfe ich dich durch die Decksplanken!“
„Warum du nicht gleich versuchen?“ fragte Batuti angriffslustig und hob beide Fäuste.
Mit einer kurzen Handbewegung beendete Hasard das Streitgespräch.
„Gebt Ruhe, Männer“, sagte er ernst. „Wir brauchen unsere ganzen Kräfte für die Fahrt nach Plymouth. Die See wird immer rauher, und es ist nicht ausgeschlossen, daß wir unterwegs noch kämpfen müssen, um unsere Prise zu verteidigen.“ Er wandte sich an den Schiffszimmermann. „Ferris, beschäftige die Kerls, damit sie auf andere Gedanken kommen. Meinetwegen laß sie noch mehr Kartuschen herstellen.“
Ferris Tucker schüttelte den Kopf.
„Wir haben alles Segeltuch aufgebraucht, das ich entbehren konnte. Außerdem haben wir keine Behälter mehr, wo wir weitere Kartuschen unterbringen können.“
„Dann denk dir etwas anderes aus“, sagte Hasard, „Auf keinen Fall will ich Krach unter der Mannschaft.“
Er drehte sich um und ging breitbeinig auf den Niedergang zu. Er wußte genau, daß Batuti und Blacky ihm etwas vorgeschwindelt hatten, aber er sah keinen Grund, von ihnen zu verlangen, ihm die Wahrheit zu sagen. Er lächelte, als er den Niedergang hinaufstieg. O’Flynn und der Kutscher waren schlaue Burschen. Sie hatten sich die richtigen Freunde angelacht, die ihre Streitereien auskämpften. Der Schwarze schien einen Narren an Donegal Daniel O’Flynn gefressen zu haben, obwohl das Schandmaul O’Flynns den Herkules keinesfalls in Ruhe ließ.
Blacky dagegen hatte sich als Beschützer des schmächtigen Kutschers aufgespielt, seit dem Zwischenfall mit der losgerissenen Kanone. Wahrscheinlich war Blacky der Meinung, der arme Kutscher sei ohne ihn völlig aufgeschmissen. Dabei konnte der kleine Mann ganz gut auf sich selbst aufpassen, davon war Hasard überzeugt.
Ben Brighton blickte den Seewolf fragend an, als er wieder aufs Quarterdeck kletterte. Hasard zuckte nur mit den Schultern.
„Sie haben Langeweile“,