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the Air Force 2.0« heißt die Aktion, bei der Hacker Sicherheitslücken entdecken sollen. Je größer die gefundene Lücke, desto größer die Belohnung. Die höchste Einzelprämie, die aktuell ausbezahlt wurde, beträgt 10.650 Dollar. Dafür müssen die frisch entlohnten Hacker dann aber auch Sätze sagen wie: »Wir dachten, die Regierung würde Probleme unter den Teppich kehren. Aber das tut sie nicht.«

      Als wenn das Militär die Hacker unter den Teppich schauen lassen würde! In Wahrheit sind die Nerds doch nur dazu da, um die Web-Fehler zu finden.

       20.12.2017

      Im Wahlkampf hatte Donald Trump versprochen, den Niedrig-Steuersatz für Hedgefonds-Manager zu erhöhen. Ihr Steuersatz sei »lächerlich«, hatte Trump erklärt und angekündigt, die Manager würden in Zukunft statt 20 % die üblichen 39,6 % zahlen.

      Jetzt, wo Trump Präsident und die Steuerreform beschlossene Sache ist, hat sich die Angelegenheit erledigt. Der Niedrig-Steuersatz für die Hedgefonds-Hochverdiener bleibt. Was wie ein Wahlkampfversprechen aussah, war wahrscheinlich nur ein Wahlkampfversprecher.

       21.12.2017

      Und weiter geht die wundersame Weihnachtswichtelei. Infolge von Trumps Steuerreform zahlen die Telekommunikationsriesen Comcast und AT&T, die gerade mitgeholfen haben, die Netzneutralität abzuschaffen, ihren Angestellten 1.000 Dollar Bonus. Der Finanzdienstleister Wells Fargo spendet 400 Millionen Dollar für gemeinnützige Zwecke, und Boeing legt noch mal 300 Millionen dazu. Aber warum auch nicht? Wenn der gigantische Kuchen verteilt ist, kann man es sich leisten, ein paar größere Krümel liegen zu lassen.

      Diese saturierten Säcke und ihre Helfershelfer in den PR-Abteilungen – man kann nur hoffen, dass ihnen irgendwann mal jemand die gönnerhaften Fressen einschlägt.

       22.12.2017

      US-Verteidigungsminister Mattis hat den Navy-Stützpunkt Guantanamo besucht. Das heißt, er hat die dortigen Soldaten besucht. Das Gefangenenlager hat er sich nicht angeschaut und stattdessen nur kurz erklärt: »Ich bin überzeugt, dass wir dort das Richtige tun.«

      Es war der erste Besuch eines Verteidigungsministers seit 16 Jahren. Außer dem Folterfreund Rumsfeld hat nie einer von ihnen das Lager gesehen. Aber sie brauchen es auch nicht, denn sie haben ihre Überzeugungen. Und die gründen sich nicht in einem Überblick vor Ort, sondern in der Überheblichkeit der Überlegenen.

       23.12.2017

      Donald Trump will nicht Präsident sein, er will, dass das Präsidentenamt Donald Trump ist.

       24.12.2017

      »Komme gerade aus der Kirche zurück. Der Pastor hat über irgendeinen Zimmermann, seine frigide Alte und ihr komisches Balg gesprochen, dem alle Geschenke machen. Meine Steuerreform hat er dagegen mit keinem Wort erwähnt. Dabei ist sie das größte Geschenk. Verdammte Christmess!«

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       25.12.2017

      Dass Donald Trump über Jahre hinweg bei den Demokraten war, scheint hierzulande nicht allzu bekannt. Und dass er früher sogar mehrfach Geld an Hillary Clinton gespendet hat, auch nicht. Aber das sind die Fakten. Acht Jahre bei den Demokraten und acht Spenden an Hillary. Insgesamt hat Trump seiner heutigen Erzfeindin 8.700 Dollar vermacht. Aber damit ist sie keine Ausnahme, denn Trump hat die Demokraten über Jahre hinweg mit Geld unterstützt. Zwischen 1989 und 2010 hat er ihnen über 175.000 Dollar mehr zukommen lassen als den Republikanern. Erst ab 2011 hat sich das Blatt mit den Überweisungsformularen gewendet. Zwischen 2011 und 2015 haben die Republikaner über 630.000 Dollar erhalten, die Demokraten gerade mal noch 8.500.

      Trumps Parteizugehörigkeit geht allerdings nicht mit den Spenden konform, was auch daran liegt, dass er sich lange mit Positionen beider Parteien identifiziert hat und es wahrscheinlich immer noch macht, auch wenn er sich das kaum noch selbst eingestehen dürfte. Was die Parteizugehörigkeit betrifft, war Trump jedenfalls zunächst bei den Republikanern, und zwar von 1987-1999, bevor er zur Reform Party gewechselt ist, bei der er bis August 2001 blieb. Dann wurde Trump zum Demokraten, zumindest auf dem Papier, bevor er sich 2009 wieder den Republikanern anschloss. Allerdings war das nur ein Zwischenspiel, denn am 21. Dezember 2011 hat Trump im New York State Voter Registration Form unter dem Punkt »Political Party« sein Häkchen in jenes Kästchen gesetzt, hinter dem steht: »I do not wish to enroll in a party.« Damit war er das, was die Amerikaner einen independent nennen, einen Unabhängigen. Was freilich nicht mit einem Mitglied der Independence Party gleichgesetzt werden kann, zu der Trump auch mal gehört hat, denn der New Yorker Zweig der Reform Party firmiert unter genau diesem Namen. Und als wäre das nicht alles schon verworren genug, ist Trump im Jahr 2000 für ebenjene Reform/Independence Party als Präsidentschaftskandidat angetreten, allerdings nicht in New York, sondern in Kalifornien. Trump zog seine Kandidatur zwar einige Monate vor der internen Abstimmung zurück, gewann den Vorausscheid aber trotzdem.

      Ach ja, am 12. April 2012 ist Trump dann wieder zu den Republikanern gewechselt. Aller guten Dinge sind eben drei – und sei es die Rückkehr in den Schoß der Partei.

       26.12.2017

      Israel will einen Bahnhof nach Donald Trump benennen. Trump, so heißt es, habe im Gegenzug vorgeschlagen, dem US-amerikanischen Teil des World Wide Web den Namen Nettanyahoo zu geben.

       27.12.2017

      Im Bundesstaat Virginia hat ein mit einem »Trust Me«-T-Shirt bekleideter Mann ein Auto gestohlen. Offenbar hat der Kerl, der laut Polizeiangaben Wilmer Lara Garcia heißt, Trump nachzuahmen versucht, nur dass er nicht die Mittel hatte, ein ganzes Land zu seinem persönlichen Gebrauchsgegenstand zu machen und sich deshalb mit einem Honda Civic begnügen musste. Aber das ist im Grunde nur ein gradueller Unterschied, denn fest steht: Macht ist, wenn die Launen wirksam werden.

       28.12.2017

      Es ist nicht leicht, einen Tagebucheintrag zum Thema sozialer Segregation und Stadtentwicklung in den USA unter der Regierung von Donald Trump zu verfassen, schon gar nicht, wenn es um irgendwelche komplizierten Fälle geht, die Aktenzeichen wie »1:17-cv-02192-BAH« tragen und davon handeln, wie ein Bundesrichter das Wohnungsbauministerium anweist, endlich eine Regel aus der Regierungszeit Barack Obamas umzusetzen, die es ärmeren Familien erleichtern soll, aus Elendsvierteln in bessere Wohngebiete zu ziehen, was durch eine Neuberechnung von Durchschnittsmietpreisen in 23 ausgewählten Metropolregionen, eine entsprechende Anpassung in den Regularien für Wohnberechtigungsscheine und höhere Zuschüsse für Bedürftige geschehen soll – ein Vorhaben, das der von Trump eingesetzte Wohnungsbauminister Ben Carson für einen Akt schändlicher Sozialtechnik hält, wodurch wieder einmal klar wird, dass Carson, Trump und all die anderen marktradikalen Deregulierer heimliche Romantiker sind, was zwar ein ganz netter Umstand, zugleich aber auch ein ziemlich fettes Problem ist, denn wer würde in seinem Tagebuch schon etwas gegen Romantiker sagen und stattdessen von der Anmut eines Aktenzeichens berichten …

       29.12.2017

      Die Wirtschaft läuft, der Buchladen ersäuft in den Fluten des Amazonass. Book World, die viertgrößte Buchhandelskette der USA, ist pleite und schließt ihre 45 Geschäfte. Denn das ist die Situation: Die Buchläden in den USA sterben nicht wegen fehlender Leser, wegen der E-Books oder einer schlechten wirtschaftlichen Lage, sondern am Lieferweg. Und dann liegen sie da. Am Weg. Und sind selbst geliefert. Ein Relikt der Geschichte, während der große, nach Uferlosigkeit strebende Strom weiterzieht und hinter ihm die verbliebenen

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