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und steif, als hätten sie ein Rückgrat.

       27.01.2018

      Das amerikanische Wirtschaftsministerium hat eine Untersuchung eingeleitet, die sich mit der Frage beschäftigt, ob aus China importierte Zierschleifen und Dekobänder unerlaubte Subventionen erhalten haben und dadurch amerikanischen Zierschleifen- und Dekobandherstellern Nachteile entstanden sind. In den nächsten zehn Monaten wird die amerikanische Wirtschaftsministerialzierschleifenunddekorbandauswicklungsabteilung die Sache prüfen. Wenn rauskommt, dass unerlaubte Subventionen geflossen sind, können die Chinesen einpacken! Und zwar nicht nur ihre Zierschleifen- und Dekobandproduktion, sondern auch sich selbst. Frei nach dem Motto: Die chinesische Bastion mit Zierschleifen schleifen.

       28.01.2018

      Ein neues Buch ist auf dem Markt. God and Donald Trump, von einem Mann namens Stephen E. Strang. Mr. Strangs strange These: Gott habe bei der Präsidentschaftswahl seine Hände im Spiel gehabt und Millionen Schafe … ähem … Wähler zu Trump geführt. Denn er, Donald Trump, sei vom Allmächtigen persönlich auserwählt worden.

      Früher wäre der Autor eines solchen Buches wegen Ketzerei geteert und gefedert worden, heute wird er geehrt und gefeiert. Willkommen im Jahr 2018.

       29.01.2018

      Donald Trump hat in einem Interview behauptet, das Polareis habe gerade eine Rekordausdehnung erreicht. Laut aktuellen Forschungsdaten sind in der Antarktis 9,14 Mill. km2 und in der Arktis 11,8 Mill. km2 von Eis bedeckt. Das sind die zweitniedrigsten jemals gemessenen Werte. Sie stammen von Dezember 2017, jenem Monat, in dem Donald Trump den Klimawandel von der Liste der nationalen Bedrohungen gestrichen hat.

       30.01.2018

      Während ich dieses Tagebuch schreibe, fühlt es sich manchmal an, als würde ich den Stein des Sisyphus den Berg hinaufrollen, als wären meine ganzen Anstrengungen von vorne bis hinten und von oben bis unten ein komplett falsches, nutzloses, fehlgeleitetes Tun, besonders jetzt, in Tagen wie diesen, wenn die halbe Welt am Abkacken ist und ein Prahlhans wie Donald Trump fast schon wie ein harmloses Maskottchen aus irgendeiner schlecht gemachten Werbeshow wirkt angesichts all der machthungrigen Sultane und Kriegspräsidenten im Osten, die von keinen checks and balances zurück auf den Boden geholt werden, den Boden, auf den sie glauben, ein Anrecht zu haben, den Boden, auf den sie ihre Bomben werfen, den Boden, der sie hoffentlich bald sechs Fuß tief verschluckt.

       31.01.2018

      Das amerikanische Umweltministerium möchte, dass Pestizide künftig auch schon von unter 18-Jährigen eingesetzt werden dürfen. Denn alle wissen: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Beziehungsweise, wie es im Umweltministerium heißt: Wenn das Pflänzchen sein Pestizidchen nicht kriegt, kommt der Pflanze ein Schädling in die Quer’.

       01.02.2018

      Bisher glaubten die Menschen, Unsichtbarkeit beruhe auf einer besonderen Eigenschaft, doch seit Melania wissen sie, dass die Grundlage der Unsichtbarkeit eine besondere Eigenschaftslosigkeit ist.

       02.02.2018

      Trump twittert nicht, er gibt dem großen Affen namens Zeitgeist Zucker. 280 Stück direkt in den Rachen. Kein Wunder, dass die Leute Durst nach Rache bekommen und Wasserdampf ablassen müssen, wenn sie seine Nachrichten lesen.

       03.02.2018

      Es heißt, seit die Trump-Regierung an der Macht ist, seien Zeitungen wieder im Aufwind und gutes journalistisches Handwerk wichtiger als je zuvor. Das stimmt, doch profitieren leider fast nur die großen Verlagshäuser davon. Die kleinen und mittleren Zeitungen dagegen taumeln weiter – und fallen. Reihenweise. Jetzt hat auch die Charleston Gazette-Mail in West Virginia Insolvenz angemeldet. Dabei wurde der Zeitung erst im vergangenen Jahr der Pulitzerpreis für ihre Berichterstattung zur Opioid-Krise verliehen, und auch sonst gilt das Blatt als herausragend in seiner investigativen Arbeit, den Reportagen über Machenschaften der Kohleindustrie oder bei der Aufdeckung von Korruptionsfällen – und das seit Jahrzehnten. Aber es scheint nichts zu nützen. Der Teufel scheißt leider auch beim Widerstand gegen selbsternannte Götter immer nur auf den größten Haufen.

       04.02.2018

      Der frühe Werber fängt den Wähler. Zwei Jahre vor Beginn der Präsidentschaftsvorwahlen schalten die ersten Kandidaten bereits ihre Wahlwerbespots. Und das ausgerechnet in den Pausen beim Super-Bowl. Wo doch jeder weiß, dass es mit den Gedächtnissen von Football-Spielern durch die dauernden Kopfstöße nicht gerade zum Besten steht. Andererseits, vielleicht können sich die Leute die Namen der künftigen Kandidaten ja besonders gut merken, wenn sie zwischen zwei Footballer-Schädeln aufploppen und dann mit Schmackes durch den Helm ins Hirn gehämmert werden.

       05.02.2018

      Ein Umschwung hat begonnen. Trumps Politik ist in die Phase der Relativierungen eingetreten. Er wird in den Zeitungen zunehmend als erfolgreicher Präsident angesehen. Es ist die Zeit der »Trump ist zwar«-Kommentatoren …

      Trump ist zwar dumm, aber er hat die Konjunktur angekurbelt.

      Trump ist zwar ein Schaumschläger, aber er hat den IS militärisch weitgehend besiegt.

      Trump ist zwar ein Rassist, aber er hat die Arbeitslosenquote unter Afroamerikanern gesenkt.

      Nicht mehr lange und der erste Teil dieser Sätze wird verschwinden. Dann kommt die Zeit der »Trump hat«-Kommentatoren. Sie werden erklären, dass er das alles ganz allein geschafft hat. Nicht mal einen Koch hatte er bei sich, denn sein Essen hat sich Donnie immer bei McDonald’s geholt.

       06.02.2018

      Das also ist der von Donald Trump versprochene Kampf gegen die Opioid-Epidemie mit täglich 175 Toten:

      Er benennt seit einem Jahr keinen neuen Direktor für das Office of National Drug Control Policy, die oberste Behörde zur Koordinierung der gesamten amerikanischen Anti-Drogen-Politik.

      Er lässt die Behörde stattdessen monatelang von einem 24-Jährigen führen, der keinerlei Erfahrung auf dem Gebiet der Drogenbekämpfung, dafür aber umso mehr als Wahlkampfhelfer von Donald Trump hat.

      Er dünnt die Führungsspitze von neun auf drei Leute aus.

      Er plant, der Behörde massiv die Mittel zu kürzen.

      Er lädt den geschäftsführenden Direktor nicht zu den entsprechenden Kabinettssitzungen ein.

      Donald Trumps Kampf gegen die Drogen scheint eher einer gegen die eigene Anti-Drogen-Behörde zu sein.

       07.02.2018

      Letztes Jahr hat Donald Trump in Frankreich eine große Militärparade gesehen. Jetzt will er auch eine haben. Die im Pentagon sollen das organisieren.

      In den anderen Ministerien geht derweil die Angst um. Dutzende Mitarbeiter wurden abgestellt, um Fotos und Videos zu sichten und zu ermitteln, was Donnie auf seinen Reisen noch so alles gesehen haben könnte. In ersten Berichten ist vom Kolosseum, der Elbphilharmonie und der Klagemauer die Rede. Letztere will man so schnell als möglich bauen. Dann kann man Donnie auf die eine und Melania auf die andere Seite stellen und sie können sich gegenseitig ihr Leid klagen. Das schafft ein bisschen Ruhe und Frieden zwischen all den dröhnenden, drohenden

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