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       30.12.2017

      Wer im Dunkeln bohrt, braucht keinen, der ihn berät. Und er braucht erst recht keinen, der ihm sagt, wie er’s tun soll und worauf zu achten ist beim Stochern und Stechen in nachtschwarzer Tiefe. Also lockert die Trump-Regierung die Sicherheitsstandards für Ölbohrungen auf See. Und schafft auch gleich noch das HIV-Beratergremium ab. Die Samenamtlichen werden nicht länger benötigt. Wer sich verbohrt, muss sehen wie er kommt. Richtige Männer tragen weder Bedenken noch Gummis. Richtige Männer tragen ihre Kämpfe mit sich und der Welt in der Schutzlosigkeit fremder Körper aus.

       31.12.2017

      Donnie und seine Leute haben’s geschafft. Das Jahr ist auseinander geklappt, die Köpfe liegen links und rechts auf den Flanken, dazwischen haben die Verbliebenen ihre Zwerchfelle gespannt, denn wer bleiben will, muss jetzt Trumpolin springen. Salto vor und zurück, vor und zurück, so lange, bis sie stürzen, die Köpfe abknicken und links und rechts auf die Flanken rausrollen. Willkommen an den Rändern, die eines Tages der Mittelpunkt der Geschichte eines ganzen Landes gewesen sein werden.

       01.01.2018

      Ach, gäbe es doch nur eine zweite Ebene in Donald Trumps Aussagen, dann gäbe es wenigstens Hoffnung.

       02.01.2018

      Die durchschnittliche Penislänge eines US-Amerikaners beträgt 13,1 cm, die eines Nordkoreaners bloß 9,8 cm. Nur falls Donald Trump mal andere Argumente als die Größe des Atomwaffenknopfs auf seinem Schreibtisch braucht.

       03.01.2018

      Kriminalisierungsende! Kalifornier kiffen künftig klauselgerecht. Krautläden kriegen Konzessionen, kaufen’s Kraut kiloweise, kreieren kosmische Kräuterraketen. Kiffer kriegen Kontingente. Knüppeldicke Knistertüten kosten kräftig Kohle. Keine Kreditkarten. Kreditinstitute kooperieren keineswegs. Klimperkrötenzwang!

       04.01.2018

      Durch die mediale Konzentration auf Trump und seine Regierung wird allzu oft (und allzu leicht) übersehen, dass ein Großteil der Politik in den Bundesstaaten gemacht wird. Allein 2017 sind dort über 21.000 Gesetze erlassen worden. Wobei sich viele mit den Wünschen der Regierung verbinden. Aber die meisten bleiben unter dem Radar der Öffentlichkeit. Aber wenn man genau hinschaut oder, wie im Fall von Illinois, hinhört (can you hear the Illi-noise?), dann zeigen sich die Harmonien. Und die funktionieren auch über Parteigrenzen hinweg. In Illinois jedenfalls hat die demokratisch dominierte Generalversammlung ein Gesetz verabschiedet, dass massive Steuererleichterungen für all jene vorsieht, die Stipendien an Privatschulen vergeben. Im Hintergrund hat allerdings der republikanische Gouverneur und Geschäftsmann Bruce Rauner die Fäden gezogen. Rauner ist ebenso milliardenschwer wie Bildungsministerin DeVos und genau wie sie davon überzeugt, dass das amerikanische Schulsystem in private Hände gehört. Weil man das aber weder als Gouverneur noch als Bildungsministerin sagen kann (zumindest nicht laut), wird die Sache als »school choice« verkauft und so getan, als würde das Gros der Schüler nur deshalb in staatliche Schulen gehen, weil die gegenüber den privaten bevorteilt werden, was es auszugleichen gelte. Dabei weiß jeder: Wenn Milliardäre von fehlender Chancengleichheit reden, stimmt irgendwas nicht. In diesem Fall ist es die bildungspolitische Agenda. Statt in die staatlichen Schulen zu investieren und damit die wachsende soziale Ungleichheit zu bekämpfen, werden die Privatschulen und damit auch die Kluft in der Gesellschaft weiter gestärkt. DeVos war dann auch ganz schnell dabei, ihrem Parteifreund Rauner für seinen Einsatz zu danken und zu erklären: »Wirkliche Veränderung und Innovation im Bildungsbereich kommt nicht aus Washington – sie kommt aus den Bundesstaaten, wo sich die Eltern und Schüler wünschen, dass sie gehört werden und mehr Möglichkeiten für Bildung entstehen.«

      Es sind Möglichkeiten, die immer nur einem Teil der Menschen zur Verfügung stehen. Jenen, die es sich leisten können, aus ihrem Vermögen Stipendien für Privatschulen zu finanzieren, und sich ihr Geld anschließend vom Staat über die Steuer zurückholen.

       05.01.2018

      Regelerneuerung: Wenn bei Schülerinnen, deren Eltern nur den Regelsatz beziehen, während der Regel das Fernbleiben von der Schule zur Regel wird, weil sie sich regelmäßig keine Regelbinden leisten können, regelt die kalifornische Schulbehörde das jetzt auf ihre Weise und rekurriert auf ein Regularium, welches besagt, dass Regelschulen Regelblutungskontrollartikel künftig kostenlos in die Regale legen müssen.

       06.01.2018

      »So viel Genie

      wie bei me,

      war noch nie,

      Melanie.«

      »Ich heiße Melania!«

      (Transkript der kompletten Unterhaltung zwischen Donald Trump und seiner Frau gestern Abend im Bett.)

       07.01.2018

      25.000 Punkte (und es geht noch weiter)

      Der Dow Jones wird das Dach der Wall Street sprengen,

      die Einkommen der Leute werden auskömmlich sein,

      die Arbeitslosenzahl wird unter den IQ des Präsidenten sinken

      und Amerika so groß werden, dass Kanada daneben wie ein Zwergstaat

      erscheint.

      Kein Mensch wird mehr leiden,

      niemand mehr den Zweck mit den Mitteln vergleichen,

      weil sich keiner mehr daran erinnert,

      dass es mal ein Glück ohne Rendite gab.

       08.01.2018

      Tagebuchschreiber sind die Lokomotiven ihrer eigenen Geschichte. Ich dagegen bin der ferngesteuerte Begleitwagen einer Dampfwalze.

       09.01.2018

      Wenn wir eines fernen Tages auf diese Präsidentschaft zurückblicken, wird es uns seltsam erscheinen, wie groß unsere Ängste damals waren und wie klein letztlich ihre Erfüllung. Dann werden wir uns diese Präsidentschaft als Geschichte einer ausgebliebenen Katastrophe erzählen.

       10.01.2018

      Vielleicht ist die schiere Morallosigkeit, mit der Trump und andere Rechtspopulisten die politische Gegenwart zu formen versuchen, nur das reaktionäre Spiegelbild jener moralischen Arroganz, mit der ein Teil der Linken die Geschichte betrachtet.

       11.01.2018

      Würde sich von Donald Trumps Selbstvertrauen auch nur ein kleiner Teil in Verstand umwandeln, er würde blitzartig begreifen, dass sein größtes Unglück nicht die Russen, irgendwelche Enthüllungsbücher oder kleine Männer aus Nordkorea sind. Oh nein, ihn würde – gleich einem Eimer kalten Wassers, den man über einem Menschen ausgießt – die Erkenntnis durchschaudern, dass sein größtes Unglück darin besteht, dass er sich jeden Tag selber passiert.

       12.01.2018

      Alle Welt schimpft, dass Donald Trump afrikanische Länder als »shithole countries« bezeichnet hat. Aber das stimmt nicht. Er hat einfach nur laut gelesen. Zum ersten Mal in seinem

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