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      Ein Mann wie Donald Trump sucht den Zweikampf, weil er eins mit sich ist.

       11.10.2017

      Beim Rennen um den Gouverneursposten von Illinois ist der demokratische Bewerber Ameya Pawar noch vor der Abstimmung aus dem Vorwahlkampf seiner Partei ausgestiegen. Der Grund: Er hat einfach nicht genug Geld, um mit den anderen Kandidaten mithalten zu können. In neun Monaten hatte Pawar 828.000 Dollar Spenden gesammelt, das ist ungefähr die Summe, die auch sein demokratischer Mitbewerber, der Milliardär Jay Robert Pritzker, für seinen Wahlkampf ausgibt. Allerdings nicht in einem Dreivierteljahr, sondern pro Woche. Wahlkämpfe sind in den USA längst zu Zahlkämpfen geworden.

       12.10.2017

      Die Vereinigten Staaten von Amerika haben heute die United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization verlassen. Kurz gesagt: UNESCO.

       13.10.2017

      Die amerikanische Regierung unterhält insgesamt 128 Behörden, die Daten sammeln und verbreiten. Mein Favorit ist der »Nationale Landwirtschafts-Statistik-Service«, Unterabteilung »Viehbestand«, Fachgebiete »Brathähnchen-Aufzucht, Hühnerbrutbetriebe, Pelzproduktion beim Amerikanischen Mink«. Verantwortlich für die Daten ist dort eine Frau namens Lachs.

       14.10.2017

      Trump hat heute erklärt, er habe keinen Zeitplan für seine Präsidentschaft, aber wenn er einen hätte, wäre er ihm weit voraus. Er ist nicht der erste, der den real existierenden Konjunktivismus verkündet. Der Donald Trump der DDR – Walter Ulbricht – folgte einem ganz ähnlichen Konzept. Er nannte es »überholen ohne einzuholen«, und seine Absicht war es, den Kapitalismus aus dem Feld zu schlagen, ohne das Feld zu betreten. Und wer weiß, vielleicht folgt Donald Trump ja Walter Ulbrichts Beispiel, überholt erst seinen Zeitplan, dann sich selbst und tritt schließlich mit den Worten: »Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten«, frühzeitig ab.

       15.10.2017

      Die in der zweiten Reihe sieht man oftmals nicht … Kathleen Hartnett White, die Kohlendioxid für ungefährlich und den menschengemachten Klimawandel für einen Aberglauben hält, soll in Zukunft im Weißen Haus den Rat für Umweltqualität leiten, derweil der Kohlelobbyist Andrew Wheeler zum Vizechef der Umweltschutzbehörde ernannt werden soll. Frei nach dem Motto: Kohle killt kühlt Klima.

       16.10.2017

      National Dictionary Day heute in den USA. Donnie lässt sich zur Feier des Tages ein Wörterbuch aus echtem Papier bringen und schlägt sich selbst nach. Als er sich gefunden hat, ist er überrascht. Das Wort Trump, so liest er, ist ein sehr altes Wort. Seine erste Erwähnung datiert bis ins Jahr 1529 zurück.

      »Interessant!«, befindet Donnie, und schaut, ob noch mehr Wörter aus diesem Jahr stammen. Und siehe da, er findet welche. Sie lauten politics (Politik), poltroon (Feigling), smeary (schmierig), unloving (lieblos), double-dealing (unaufrichtig), payday (Zahltag) und … ähem … periwig (Perücke).

       17.10.2017

      Im Prinzip macht Donald Trump als Präsident das, was er schon als Immobilienunternehmer gemacht hat. Er errichtet glitzernde Fassaden, hinter denen nichts ist.

       18.10.2017

      Selbst wenn alle Einträge dieses Tagebuchs nichts als Nachträge einer ursprünglichen Ohnmacht sind, so ist dieser hier doch zugleich das Postskriptum des gestrigen, denn einen Unterschied zwischen Trump als Immobilienunternehmer und Trump als Präsident gibt es doch. Als Immobilienunternehmer hat Donald Trump Mauern gebaut und daraus Macht bezogen, als Präsident hat er Macht und baut daraus Mauern.

       19.10.2017

      Donald Trump spielt auf Twitter am liebsten den Wutbürger. Man könnte auch sagen: Er schreibt statt Tage- Ragebuch.

       20.10.2017

      Die Selbstgewissheit in Donald Trumps Aussagen finden ihre Entsprechung in der Selbstgewissheit, mit der sie von politisch linker Seite aus abgelehnt werden. Die Leere dazwischen ist der Resonanzraum der amerikanischen Demokratie.

       21.10.2017

      Die öffentlichen Bibliotheken von New York streichen heute einmalig allen Kindern und Jugendlichen die Überziehungsgebühren für ihre ausgeliehenen Bücher. Ach, wäre Donald Trump doch nur ein fälliger Dollar auf dem Benutzerkonto eines kleinen Jungen aus Brooklyn.

       22.10.2017

      kcüruz se theg ttirhcs rüf ttirhcs

      Klingt Türkisch, ist aber Trumpisch – und da laufen nunmal nicht nur die Uhren, sondern auch die Buchstaben rückwärts. Den Grund für die heutige Rückwärtsrolle liefert das Landwirtschaftsministerium. Es hat nämlich eine 2016 von der Obama-Regierung beschlossene Regelung gestrichen, die es kleinen und mittelständischen Viehzüchtern erlaubt hätte, bei Preisdumping und anderen unfairen Wettbewerbspraktiken leichter gegen die großen Fleischverarbeiter vorzugehen. Dazu kommt es nun nicht, denn der Wunsch Donald Trumps und der seines Landwirtschaftsministers Sonny Perdue ist ein anderer: Das fette Raubtier namens Kapitalismus soll auch zum kleinsten Hühnerstall freien Zugang haben.

       23.10.2017

      Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Haushaltsdefizits der USA; es ist die Fiskaljahres-Zahl; und diese Zahl ist 666 Milliarden.

       24.10.2017

      Nachrichten nenne ich Nachrichten, wenn sie sich nach mir richten.

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       25.10.2017

      Scott Brown, der US-Botschafter in Neuseeland, hat bei einer offiziellen Veranstaltung in Samoa einige der einheimischen Kellnerinnen und Kellner als »beautiful« bezeichnet und gesagt, sie könnten mit ihrer guten Arbeit in den USA »hundreds of dollars« verdienen. Daraufhin gab es eine offizielle Untersuchung wegen potentiell anstößigen Verhaltens. Das US-Außenministerium schickte eigens dafür mehrere Beamte nach Neuseeland. Das Ergebnis: Mr. Brown solle kulturell sensibler sein. Mr. Brown, so heißt es, hat den Hinweis dankend angenommen, denn er weiß: Er ist weiß, der Mr. Brown.

       26.10.2017

      Merke: »Größe« ist für Donald Trump ein rein quantitativer Begriff.

       27.10.2017

      Kleine Gemeinheit am Rande: Wenn man auf Donald Trumps offizieller Webseite www.donaldjtrump.com ein Dokument sucht, das dort nicht mehr vorhanden ist, erscheint auf dem Monitor die Meldung: »Ooops! Das ist peinlich. Sie suchen nach etwas, das nicht existiert.« Daneben ist ein Bild zu sehen. Es zeigt eine lachende Hillary Clinton. Sie steht hinter einem Rednerpult, an dem ein offizielles Siegel prangt. Darauf die Worte »President of the United States« …

      

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