Скачать книгу

Touchscreen-Abstimmungsgeräte für die Gouverneurswahl im November verboten. Das Problem mit den Maschinen ist seit Jahren bekannt, aber die Republikaner vor Ort hatten die Gelder für neue Abstimmungsgeräte gestrichen. Die Republikaner von Virginia sind die Russen der Vereinigten Staaten.

       09.09.2017

      Wenn ein Mann wie Donald Trump als Vermittler zwischen zwei verfeindeten Staaten auftreten kann, muss es um die Welt schlecht bestellt sein. Dass die Stimmung zwischen Saudi-Arabien und Katar nach Trumps Vermittlungsversuch noch schlechter ist als zuvor, hat da fast schon etwas Versöhnliches.

       10.09.2017

      Für den Bau der Mauer, die die USA von Mexiko trennen soll, werden erste Prototypen entwickelt. Eine der von der US-Regierung dazu beauftragten Firmen ist KWR Construction aus Sierra Vista in Arizona. 70 Meilen weiter nördlich, in Tucson/Arizona, befindet sich das Zentrum für Artenvielfalt. Es hat natürlich keinen Auftrag bekommen, aber dafür Klage gegen die US-Regierung eingereicht, weil sich die zuständigen Ministerien weigern, die Auswirkungen des Mauerbaus auf den Naturschutz zu untersuchen. Das Motto des Bundesstaates Arizona lautet übrigens: »Ditat Deus« – »Gott bereichert«. Fragt sich nur, ob damit die Zahl der Jobs in der Baubranche oder die Sache mit der Artenvielfalt gemeint ist.

       11.09.2017

      Wirbelsturm Irma wütet derzeit mit 200 Kilometern pro Stunde durchs Land, Tendenz sinkend. Die amerikanische Geflügelindustrie ist da mit 140 Hühnern pro Minute schon deutlich schneller unterwegs und die Tendenz ist weiter steigend. Zumindest wenn es nach dem Willen des republikanischen Kongressabgeordneten Doug Collins geht, denn der will die maximal erlaubte Anzahl von 140 Gefügelschlachtungen pro Minute und Fließband auf 175 erhöhen. In Deutschland dürfen die Hühner laut Collins sogar mit bis zu 200 über die Schlachtebahn fahren. Die amerikanischen Gewerkschaften laufen trotzdem Sturm gegen seine Pläne. Allerdings nicht, weil dadurch mehr Tiere sterben, sondern mehr Arbeiter verletzt werden würden. Es drohen Todesfälle auf beiden Seiten. Bisher betraf es nur die Hühner. Die Hühner können aber nichts gegen das Sterben tun, denn sie haben keine offizielle gewerkschaftliche Vertretung. Das einzig Offizielle, was die Hühner haben, ist die durchschnittliche Geschwindigkeit, mit der man ihnen am Fließband die Hälse in Richtung Jenseits dreht. Ihr Totentanz wird genau protokolliert. Er beträgt in den USA momentan 131 bpm, was in diesem Fall »birds per minute« bedeutet.

       12.09.2017

      Das groß angekündigte und von den Medien hofierte 1.000 Days / 1.000 Songs-Projekt des amerikanischen Schriftstellers Dave Eggers, bei dem täglich ein politischer Song veröffentlicht wird, um gegen die Präsidentschaft Donald Trumps zu protestieren, ist nach nur 172 Liedern eingestellt worden. Seit dem 20. Juli 2017 gibt es keine neuen Lieder mehr. Die Playlist des Protests scheint an ihr Ende gekommen. Genau wie das Projekt Briefe aus Amerika, das von der Schriftstellerin Zoë Beck initiiert worden war und in Deutschland einiges an Aufmerksamkeit erlangt hatte. In dem dazugehörigen Blog sollten Amerikaner und ihre Geschichten vorgestellt und dadurch gezeigt werden, »was sich seit dem 20.1.2017 in den USA verändert hat, worüber die Menschen reden, wovor sie Angst haben, worauf sie hoffen, wofür sie kämpfen.« Nachdem anfangs fast täglich Beiträge veröffentlicht worden waren, nahm die Zahl mit der Zeit immer mehr ab, und inzwischen scheint das Vorhaben gänzlich im Sande verlaufen zu sein. Seit dem 14. Juli ist kein neuer Beitrag mehr auf der Seite erschienen.

      Nur ich mache weiter. Vielleicht ist es mein Glück, dass mein Tagebuch nicht groß angekündigt wurde, dass es keine Aufmerksamkeit erlangt hat und wohl auch niemals welche erlangen wird. Weil ich kein bekannter Schriftsteller bin. Weil ich keinerlei Verbindungen zur literarischen Welt habe. Weil ich das hier alles ganz allein mache. Deshalb berichtet auch niemand darüber. Manchmal macht mich das traurig. Manchmal wünschte ich mir, mehr Leute würden meine Einträge lesen. Aber dann wird mir klar, dass ich nur ein einfacher Kerl aus dem Muldental bin, der sich in seinem Kopf in das Amerika Donald Trumps verrannt hat.

       13.09.2017

      Befunde vom Grunde, Schätze aus den Zahlenmeeren des Deep States: Im Oktober 2016 gaben 27 % aller amerikanischen Bundesbediensteten an, im Falle eines Wahlsieges von Donald Trump eventuell ihren Job kündigen zu wollen. Tatsächlich gekündigt haben zwischen Dezember und März nur 2,2 %. Entlassungen und sonstige Berufswechsel schon mit eingerechnet. Im Finanzministerium waren es sogar nur 1,5 %. Die Fluktuation liegt damit nur unwesentlich höher als beim Amtsantritt von Barack Obama. Was konsequentes politisches Handeln betrifft, scheint mit dem Staat im Staate kein Staat zu machen zu sein. Oder immer der gleiche.

       14.09.2017

      Donald Trump und die Steuerreform. Plan hat er keinen, aber dafür jeden Tag eine andere Idee, die der vom Vortag widerspricht. Aber was macht’s, konsistente Ansichten kennt er nicht, und für Konsequenzen musste er noch nie aufkommen.

      Donald Trump und die Steuerreform. Was rauskommt, weiß keiner zu sagen. Nur eins ist sicher: Es wird eine ’s teuer Reform.

       15.09.2017

      Der 11-jährige Frank Giaccio hat heute im Rosengarten des Weißen Hauses den Rasen gemäht. Ich erwähne das, weil sich später, wenn die Gelehrten in ihren Aufsätzen und Büchern die großen Linien von Trumps Präsidentschaft nachzeichnen werden, niemand mehr an den kleinen Frank Giaccio erinnern wird, der am 15. September des Jahres 2017 mit einem alten Rasenmäher in den Händen über die Wiese des Rosengartens zog.

       16.09.2017

      Unter dem arktischen Eis liegt das Öl. Wie viel es ist, weiß niemand zu sagen. Die Trump-Regierung will die Menge jetzt bestimmen lassen. Der Blick in die Tiefe wird den Aktienkurs der Ölmultis nach oben treiben. Das Grün der Dollars duldet keine weißen Flecken auf der Landkarte.

       17.09.2017

      Me lan i a (Slowenisch) bedeutet: »Mein Mann ist ein Esel.«

       18.09.2017

      Dieses Tage- ist ein Werkbuch, bei dem der Teufel das Wort und der Schreiber das Protokoll führt. Aber was immer der Teufel auch sagt, wen immer er anbrüllt und wie laut er auch schreit: Es gilt das geschriebene Wort.

       19.09.2017

      So langsam gehen Trump mit Blick auf Nordkorea die Drohungen aus, die Liste der Schimpfwörter ist an ihr Ende gekommen, die Zerstörungs-szenarien alle lang und breit präsentiert, die Apokalypse in den dunkelsten Farben gezeichnet. Doch nichts ist passiert. Es gibt nur eine Lösung: Eine neue Grammatik muss her. Es ist Zeit für den Schurkerlativ.

       20.09.2017

      Bei einem Treffen im Rahmen der UN-Vollversammlung hat Trump die anwesenden afrikanischen Regierungschefs beglückwünscht. Wörtlich sagte er: »Afrika hat unglaubliches ökonomisches Potential. Ich habe viele Freunde, die in Ihre Länder gehen, um reich zu werden. Ich gratuliere Ihnen.« Daraufhin standen die Afrikaner auf, vollführten einen Freudentanz und ließen sich mit bunten Glaskugeln beschenken.

       21.09.2017

      Nomen est omen? Ach was, nihil nomen est omen! Deshalb hier mal die Top Ten derjenigen Begriffe, die Donald Trump in seinen bisherigen 35.000 Tweets nicht ein einziges Mal verwendet hat:

      - Treibhausgase

Скачать книгу