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Arbeit als Konfrontationsdirektor des Weißen Hauses so gut gemacht, dass er bereits gestern nach einem Zusammenprall mit dem neuen Stabschef John Kelly erfolgreich entlassen werden konnte. Der gesamte Vorgang wird unter K wie Kellysion zu den Akten gelegt.

       02.08.2017

      Das Dorf Lebanon ist der geografische Mittelpunkt der Vereinigten Staaten, das Zentrum des Sturms, der Ort, an dem nichts passiert. Keine News, keine lokalen Ereignisse, noch nicht mal Polizeinachrichten finden sich an diesem zweiten August. Der einzige Lebanese, der etwas zu vermelden hat, ist ein Kerl, der sich »Krönender Deal« nennt und seit Tagen versucht, bei eBay eine Million irakischer Dinars für 900 Dollar an den Mann zu bringen. Aber niemand will seine Dinars haben, und seine Angebotsgebühr bei eBay muss er in Dollar bezahlen.

      »Hard times forces sale«, hat er unter seine Anzeige geschrieben, und so wie es aussieht, ist eine Besserung nicht in Sicht. Aber wie auch? Der Irak ist für den einfachen Amerikaner schon seit Jahren ein Zuschussgeschäft.

       03.08.2017

      Tagebucheinträge sind Nachschriften einer vorangehenden Zeit. Sie verhalten sich zur Chronologie wie Puzzleteile zu einem Bild.

       04.08.2017

      West Virginias Gouverneur Jim Justice wechselt die Partei. Er geht von den Demokraten zu den Republikanern.

      Die Demokraten wechseln ihren Parteislogan. Der neue lautet: »The Better Deal«.

      Trump wechselt den Botschafter. Der für Belgien vorgesehen war, soll jetzt nach Frankreich gehen.

      Und ich? Ich weiß nicht, ob Amerika im Wechselfieber oder in den Wechseljahren ist. Aber ich bin mir sicher, dass diese Wechselspiele nichts ändern werden, weil sich alles wieder verwächst.

       05.08.2017

      Früher hatte ich Melania, die sich für mich in aller Öffentlichkeit auszog, und in Russland hatte ich die weltschönsten Frauen, die mir ihre Körper auf dem Laufsteg darboten. Jetzt habe ich nur noch die Kombination aus beidem: Einen Russen namens Wladimir, der sich mir halbnackt beim Angeln präsentiert. Das Schlimmste aber ist, dass ich besser als jeder andere weiß, was die Botschaft dieser Bilder aus Sibirien ist, denn der tolle Hecht an Putins Haken – das bin ich.

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       06.08.2017

      Instant Karma, Drive-in-Jesus. In Daytona Beach/Florida gibt es Gottesdienste, bei denen man im Wagen bleiben kann. Eine Art Autokino mit transzendentaler Leinwand. Einfach auf die Wiese fahren, Parkplatz suchen, fertig. Der Geistliche predigt auf 88,5 Megahertz. Es gibt Oblaten so groß wie Kinderfingernägel. Und Wein, schlückchenweise eingeschweißt in Plastikbecher. Wenn’s vorbei ist, fährt der Kirchendiener per Golfcart mit dem Klingelbeutel von Fahrertür zu Fahrertür. Er ist, wie alle Bediensteten hier, vorher vom FBI durchgecheckt worden. Die Gemeinde verfügt über einen sicheren Glauben – und über einen Vertrag mit der Fast-Food-Kette Krispy Kreme, die denjenigen, die hinterm Lenkrad sitzen und um Erlösung bitten, göttlich leckere Donuts liefert.

       07.08.2017

      Trump im Urlaub, Renovierungsarbeiten im Weißen Haus. Der Westflügel ist für die nächsten zwei Wochen Sitz der Handwerker-Regierung. Klimatechnik, Heizung- und Sanitärarbeiten erledigt Calvary Mechanical, die Malerarbeiten übernimmt Cypress Painting, und die neuen Teppiche verlegt Microbase. Die Aufträge wurden noch von der Obama-Regierung vergeben. Alle Firmen gehörten bei Vertragsabschluss in die Kategorie 8(a), worunter jene kleinen Unternehmen fallen, die bevorzugt öffentliche Aufträge bekommen, da sie auf dem freien Markt benachteiligt sind, von ethnischen Minderheiten betrieben werden oder sonstige soziale und ökonomische Einschränkungen erfahren. Anders gesagt: Sie sind der Gegenentwurf zu demjenigen, dem sie gerade das Häuschen herrichten. Empower statt Empire.

       08.08.2017

      Scheitern als Erfolg … Wer in den USA Saisonarbeiter aus dem Ausland einstellen will, muss zwei Anzeigen in der Zeitung aufgeben, anschließend 14 Tage warten und dann nachweisen, dass er keine Amerikaner für den Job gefunden hat.

      Trumps Golf- und Luxus-Club Mar-a-Lago in Palm Beach ist geübt im Keine-Amerikaner-Finden. Also hat er auch in diesem Jahr wieder unscheinbare Anzeigen mit viel Text aufgegeben und weder eine Internet- noch eine E-Mail-Adresse für Bewerber darunter geschrieben. Wer einen der schlecht bezahlten Jobs haben wollte, musste ein Fax schicken, an eine Nummer, hinter der sich ein Anrufbeantworter verbarg, der in einer Endlosschleife »Sorry«, »Danke für den Anruf« und »Goodbye« sagte. Damit aber nicht noch jemand persönlich vorbeikommt und sich bewirbt, hat sich der Club entschieden, diese Woche lieber nicht an der lokalen Jobmesse teilzunehmen, bei der sich amerikanische Arbeitssuchende den Clubs und Hotels in Palm Beach vorstellen können.

      »Niemand gefunden«, wird die Personalabteilung von Mar-a-Lago dem Arbeitsministerium demnächst mitteilen, die eigene Null gegen 70 fremde Saisonkräfte eintauschen, die weder im Land bleiben noch Trinkgeld annehmen dürfen, und sich dabei in bester Gesellschaft wissen. Schließlich hat die Trump-Regierung vor zwei Wochen 15.000 zusätzliche Visa für Saisonarbeiter aus dem Ausland bewilligt …

       09.08.2017

      Ein Tagebuch zu führen heißt, schreibend zu denken.

       10.08.2017

      Donald Trump kann die Zukunft vorhersagen. Vor vier Jahren, am 31. August 2013, twitterte er: »Seid vorbereitet. Es besteht eine – wenn auch nur kleine – Gefahr, dass unsere abscheulichen Anführer uns unwissentlich in einen dritten Weltkrieg führen.«

      Jetzt ist Trump selbst an der Macht und die Chance auf einen neuerlichen Weltbrand zumindest nicht kleiner geworden, auch wenn ich nicht so recht daran glaube (vielleicht auch nicht glauben mag), dass die Gefahr eines dritten Weltkriegs wirklich real ist. Aber wie dem auch sei, die Moral der Trumpschen Twitter-Geschicht’ ist sowieso eine andere. Sie lautet: Schwarzmaler versuchen sich am liebsten als Hellseher.

       11.08.2017

      Trump droht dem Mars mit Krieg. Er hat gehört, das sei ein roter Planet.

       12.08.2017

      Manche leben auf großem Fuß.

      Viele nehmen den Mittelweg.

      Ich folge Trumpelpfaden.

       13.08.2017

      Erst ruft Donald Trump seine Geister, und dann wundert er sich, dass sie tatsächlich erscheinen. In Charlottesville sind gestern rechtsradikale Gruppen und Paramilitärs unter dem Motto »Unite the Right« durch die Stadt marschiert, haben »Heil Trump« gerufen und ihren Glauben an eine weiße Vorherrschaft mit rassistischen Parolen und Hakenkreuzflaggen offen zur Schau gestellt. Grund für die Demonstration war der Beschluss des Stadtrates, eine Statue des Südstaaten-Generals Robert E. Lee entfernen zu lassen. Es war einer der größten rechtsextremen Aufmärsche seit Jahren in den USA – und er endete fatal. Ein Protestteilnehmer ist mit seinem Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten gefahren und hat dabei eine Frau tödlich verletzt. Aber selbst das hat nicht gereicht, damit Trump die Angriffe und das Auftreten der Rechtsextremen verurteilt. Stattdessen hat er erklärt, die Gewalt komme »von vielen, vielen Seiten«. Von Süden kommt sie in seinen Augen aber gewiss nicht. Nicht nur weil Trump die

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