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Der Weiße, so heißt es, soll besonders gut sein.

       14.08.2017

      Trump und Pence ergänzen sich perfekt. Der eine gibt die Dreckschleuder, und der andere mimt den Saubermann. Zusammen stecken sie das Feld des Sag- und Machbaren ab, sodass sich vom moderaten Republikaner bis zum Rechtsextremen und vom erzkonservativen Christen bis zum esoterischen Neopaganen jeder darin wiederfinden kann. Es ist das Schlachtfeld einer zwischen Furor und Fundamentalismus hin und her pendelnden amerikanischen Tragödie.

       15.08.2017

      Mitarbeiter der amerikanischen Naturschutzbehörde sind von Regierungsbeamten aufgefordert worden, ihre Wortwahl zu ändern. Statt »Klimawandel« müssen sie jetzt »Wetterextreme« sagen, und aus der Forderung nach einer »Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen« soll der Wunsch nach einem »Aufbau von organischen Bodensubstanzen und einer Effizienzsteigerung beim Nährstoffverbrauch« werden. Mit anderen Worten: In den USA heißt »Behördendeutsch« ab sofort »Neusprech«.

       16.08.2017

      Das war’s mit der weißen Weste: In Texas wurde jetzt nach jahrelangen Prozessen das letzte von insgesamt 89 Mitgliedern der lokalen Arischen Bruderschaft verurteilt. Wegen Drogendelikten, Gewalttaten und Diebstählen wurden die (barb)arischen Brüder zu insgesamt 1.070 Jahren Haft verdonnert. Schusswaffen wurden bei ihnen natürlich auch gefunden, und zwar genau 88 Stück. Bei 89 Leuten hatte also einer keine besessen. Aber das hat seinen guten Grund: Leute, die eine Methamphetamin mampfende Matschbirne namens Adolf verehren, sind nie bis an die Zähne, sondern immer nur bis an die Zahlensymbolik bewaffnet.

       17.08.2017

      Donald Trump hat die Absurdität zu seiner Sache gemacht und den Irrwitz zurück an die glänzenden Oberflächen des Tages gehoben. Die zusammenhanglosen Handlungen, die hinter ihm liegen, sind sein eigenes Werk, und es gibt für ihn keinen Grund, nach einer tiefergehenden Verbindung zu suchen. Es genügt ihm zu wissen, dass er es war, der sie ins Leben gesetzt hat. Wir müssen uns Donald Trump als einen glücklichen Menschen vorstellen.

       18.08.2017

      Scott proved it again! Scott Pruitt, Chef der amerikanischen Umweltschutzbehörde, ist ein konsequenter Mann, der weder Komplikationen noch Kompliziertheiten mag. Also beschneidet er ein Naturschutzgesetz nach dem anderen, feuert Ausschussmitglieder, die der Ansicht sind, dass der Klimawandel menschengemacht sei, nimmt tausende Webseiten mit Emissionsdaten seiner hauseigenen Wissenschaftler vom Netz und lädt anschließend Industrielobbyisten dazu ein, Umwelt-Expertisen für ihn zu erstellen. Treffen mit Umweltschützern meidet er, Interviews gibt er nicht und Auskünfte ebenso wenig. Und dazu hat er auch allen Grund: Er verachtet die kritischen Wissenschaftler, die investigativen Journalisten, die fragenstellenden Bürger. Er verabscheut ihre Kultur der Kritik, der Analyse und Anteilnahme. Und aus dieser Verachtung konstruiert er sich ein Gegenbild: die Natur. Es ist eine Natur, die roh ist und rein. Eine raues, urwüchsiges Etwas, das keiner Studien, Berichte oder Nachfragen bedarf, denn alles in ihr regelt sich selbst. In Scott Pruitts Welt ist die Rechnung deshalb ganz einfach: Wenn der Chef der Umweltschutzbehörde die Behörde abschafft, hat in seinen Augen der Umweltschutz gesiegt.

       19.08.2017

      Aus der Sicht seiner Anhänger verhält sich Stephen Bannon zum Washingtoner Polit-Establishment wie die Offenbarung des Johannes zur Bibel. Er ist der wahre Prophet der Apokalypse, der einzige Trostbringer in einer durchknechteten Zeit. Sein Abgang aus dem Weißen Haus ist eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Er kann seine Sendschreiben jetzt wieder direkt an seine Gemeinde richten.

       20.08.2017

      Vielleicht muss das große amerikanische Zeitalter mit einem Unzeitgemäßen enden, vielleicht gehört es einfach zu den Ironien der Geschichte, dass am schleichenden Ende einer Weltmacht namens USA einer ihrer größten Befürworter steht. Vielleicht gibt es einfach keinen, der Dekadenz und Degeneration besser verkörpert als Donald J. Trump.

       21.08.2017

      Eine aktuelle Studie der Fachzeitschrift Climate Policy schätzt den Mehrausstoß an CO2, der unter anderem aufgrund der kohlefreundlichen Umwelt- und Energiepolitik der Trump-Regierung in den USA bis 2021 zu erwarten ist, auf 12 Milliarden Tonnen. Wie passend, dass es während der heutigen Sonnenfinsternis am längsten in einer Stadt namens Carbondale dunkel sein wird. Die beste Sicht auf das Spektakel hat man dort übrigens von den Rängen des lokalen Football-Stadions. 15.000 Leute gehen rein, das Ticket kostet 25 Dollar pro Person, VIP-Plätze sind für 500 pro Sonnenguckernase zu haben. Es ist ausverkauft. Mit anderen Worten: Die einen machen mit der Sonnenfinsternis Kohle, Donald Trump dagegen macht mit der Kohle eine Sonnenfinsternis.

       22.08.2017

      Südkorea hat den Einfuhrstopp für amerikanische Hühnerprodukte aufgehoben. Ab sofort werden wieder Geschäfte gemacht. Die erste Lieferung besteht aus Hühnerbrüsten in Militäruniformen. Ihre Eier dürfen sie sogar zollfrei mitbringen, weil die Südkoreaner derzeit nicht genug haben. Kurzfristiger Körnermangel, heißt es in den Kommuniqués. Dem hanebüchenen Gockel in Nordkorea schwillt schon wieder der Kamm.

       23.08.2017

      Dass sich mit Sex Geld verdienen lässt, ist bekannt. Dass man ohne Sex welches sparen kann, versucht das amerikanische Gesundheitsministerium gerade zu zeigen. Es hat – mit Trumps ausdrücklicher Unterstützung – einem von der Obama-Regierung initiierten Programm zur sexuellen Aufklärung und Vorbeugung von Teenager-Schwangerschaften die Mittel gekürzt, obwohl es nachweislich erfolgreich war. Stattdessen plant man, einen Teil der gesparten 213 Millionen Dollar in Maßnahmen zur Förderung der Enthaltsamkeit zu stecken, die sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten als weitgehend nutzlos erwiesen haben. Zusammengefasst heißt das: Dort, wo Trump und Co. auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Vernunft bauen könnten, ziehen sie ihre eigene Unvernunft zu Rate. Und dort, wo mit einem gewissen Maß an jugendlicher Unvernunft zu rechnen ist, fordern sie die absolute Herrschaft des Geistes über die Neugier des Körpers.

       24.08.2017

      Robert E. Lee war ein Südstaatengeneral. Er befehligte in Virginia die dortige Armee während des Bürgerkriegs und gewann zahlreiche Schlachten. In den vergangenen Tagen wurden in den USA einige seiner Statuen infolge der Ereignisse von Charlottesville aus dem öffentlichen Raum entfernt.

      Robert Lee ist Sportreporter. Er sollte Anfang September in Virginia von einem Football-Spiel berichten. Vor einigen Tagen wurde er von seinem Sender von dem Spiel abgezogen. Man wolle, so die Begründung, durch die Namensgleichheit keine Verwirrung stiften und den Reporter vor Anfeindungen schützen.

      Man sagt, die Schwierigkeit des modernen Menschen bestehe im Aushalten von Differenzen.

      In diesem Fall hätte sie im Aushalten einer Homogenität bestanden, die gar keine ist.

      Andererseits, vielleicht gehören diese beiden Phänomene zusammen, vielleicht besteht die größte Schwierigkeit für uns alle darin, die Erkenntnis auszuhalten, dass wir nie modern gewesen sind.

       25.08.2017

      Im Grunde ist Donald Trump ein vollkommen unpolitischer Mensch.

       26.08.2017

      Donald

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