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einer Wahlkampfveranstaltung in Alabama zog der republikanische Senatskandidat Roy Moore auf der Bühne eine Pistole aus der Tasche, hielt sie hoch und erklärte, er glaube an das Recht jedes Bürgers, Waffen tragen zu dürfen. Denn, so Moore, nicht die Waffen töten die Menschen, es seien die Menschen selbst, die einander umbringen. Es ist das alte Argument der politischen Rechten (und einiger paramilitärisch verblendeter Linker). Es übersieht, dass Menschen mit Waffen in den Händen oft alles Menschliche verlieren und zu Unmenschen werden.

       27.09.2017

      »Banned Books Week« in den USA. Trump will mitmachen, findet aber nichts. Irgendwo im Weißen Haus müsste doch noch ein Buch rumliegen, aber wo? Donnie hat keine Ahnung. Er hat Bücher seit jeher aus seinem Leben verbannt. Also muss er sich auch nicht an sie erinnern. Und deshalb eigentlich auch nicht mitmachen. Wenn ihn jemand nach seinem Lieblingsbuch fragt, sagt er sowieso immer: »Die Bibel.« Aber die Bibel wird nicht verboten. Die Bibel führt nur zu Verboten. Die Kirchenleute, die seit Trumps Amtsantritt wieder vermehrt unliebsame Bücher aus öffentlichen Bibliotheken zu verbannen versuchen, berufen sich andauernd auf sie. Wenn das so weitergeht, werden die öffentlichen Bibliotheken in den USA bald so leer sein wie die Bücherregale im Weißen Haus.

       28.09.2017

      Abrüstung auf Amerikanisch: Die Führung der US-Air Force hat heute mitgeteilt, dass ihre Flugzeuge im Irak und in Syrien momentan mehr Bomben abwerfen und mehr Raketen abfeuern als in den USA nachproduziert werden können. Wer hätte das gedacht? Waffen reduzieren durch Krieg!

       29.09.2017

      Im August besuchten 40 Millionen Menschen die amerikanischen Nationalparks. Die Nationalparks kamen an ihre Grenzen. Den Umwelt-schützern kamen die Tränen. Den Parkbetreibern kam der Gedanke, dass man sich in Zukunft für den Besuch der Natur anmelden muss. Für die Dixi-Klos im Zion National Park in Utah kam das alles zu spät. Sie kamen nicht mehr hinterher. Deshalb tragen sie jetzt Schilder mit der Aufschrift: »Due to extreme use, these toilets have reached capacity.«

      Damit ist alles gesagt und die Erinnerung an den amerikanischen Spätsommer des Jahres 2017 komplett. Erst sind die Küstenstädte vom Wasser, dann die Parks von den Leuten und zum Schluss die Klos von der Scheiße übergelaufen.

       30.09.2017

      Finanzminister Steven Mnuchin hat den umstrittenen Plan zur Senkung der Körperschaftssteuer auf einer Pressekonferenz verteidigt, schließlich, so sagte er, werde die Körperschaftssteuer zu 70 % von den Arbeitnehmern bezahlt, weshalb diese von einem geringeren Steuersatz am meisten profitieren. Allerdings zeigt eine Studie seines eigenen Ministeriums, dass die Steuer in Wahrheit nur zu 18 % von den Arbeitern bezahlt wird und die Arbeitgeber die eigentlichen Gewinner dieser Steuersenkung wären. Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, wurde die Studie nach Mnuchins Erklärung von der Webseite des Finanzministeriums entfernt, frei nach dem Motto: 2 Meinungen minus 1 Löschung = 1 Lösung = 0 Probleme.

       01.10.2017

      Gespräche mit Nordkorea sind reine Zeitverschwendung. Liegt an der Zeitverschiebung. Rocket-Man und seine Leute sind uns immer 14 Stunden voraus. Wissen also immer schon, was ich sagen werde. Selbst Rex, mein gut geölter Schäferhund, ist nicht schnell genug, die einzuholen. Unfair!

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       02.10.2017

      Verkehrte Welt. Seit Trumps Machtantritt wollen die meisten republikanischen Kandidaten, die bei irgendeiner Wahl antreten, Teil des Anti-Establishments sein. Dabei gab es vor 50 Jahren schon mal eine amerikanische Gegenkultur, nur dass diese für ökologische, soziale, pazifistische, feministische, sexuell aufgeklärte und religionskritische Werte stand, eine ebensolche Politik forderte und Teil einer internationalen Protestbewegung war.

      Die republikanische »Gegenkultur« des Jahres 2017 ist nichts von alledem. Sie ist lediglich die zur Farce gewordene Wiederholung eines Lustspiels, bei dem erst jetzt klar wird, dass es sich beim ersten Mal als Tragödie ereignet hat.

       03.10.2017

      Das im zweiten Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verankerte Recht auf Waffenbesitz hat sich in den 226 Jahren seines Bestehens zu einem der todbringendsten Gesetze aller Zeiten entwickelt. Vom Obersten Gerichtshof der USA als Möglichkeit zur Selbstverteidigung und damit zum Schutz des eigenen Lebens interpretiert, ist es in den Niederungen des Faktischen zu einer Aufforderung geworden, anzugreifen und fremdes Lebens zu vernichten. Und so kommt es, dass das vermeintliche Naturrecht auf eine Waffe in Las Vegas, dieser Stadt, die keine Natur kennt und in der das Natürliche nur als Simulation existiert, seine ganze reale Perversion offenbart und mehr als 50 Menschen binnen Minuten durch die Hand eines Schützen eines natürlich-unnatürlichen Todes sterben lässt.

       04.10.2017

      Die Ränder der us-amerikanischen Gesellschaft liegen in der Mitte des Landes.

       05.10.2017

      Beim offiziellen Wettbewerb um die längste Hundezunge der Welt hat ein Bernhardiner aus South Dakota den ersten Platz belegt. Beim nicht ganz so offiziellen Wettbewerb um die höchste finanzielle Unterstützung von Waffenlobbyisten hat der Republikaner Paul Ryan aus Wisconsin gesiegt. Der Lohn: Ein Löffel Erdnussbutter für den Besitzer des Lecklappens und 336.597 Dollar für den Wackeldackel der Waffenfreunde.

       06.10.2017

      Wie erst heute bekannt wurde, drangen während John Kellys Amtszeit als Minister für Innere Sicherheit Unbekannte in das Innere seines Handys ein und sicherten den Inhalt. Wer aber war es? Und warum hat er das getan?

      War es ein Backup für Barack?

      Ein W-LAN-Angriff von W-LAD-imir?

      Oder irgend so’n Update vom Sohn von Trump, Fred?

      Keiner weiß es. Aber Detective Donald wird’s (t)wittern.

       07.10.2017

      Dow Jones seit Amtsantritt um 24 % gestiegen, Standard & Poor Index 19 % rauf, Nasdaq sogar 27 % höher, und die Aktien der Waffenhersteller steigen auch rapide. Was soll ich sagen? Ich, der Allmächtige, und mein Heiliger ökonomischer Geist, wir tschafften das.

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       08.10.2017

      Mauerbau im kalifornischen Otay Mesa, direkt an der Grenze zu Mexiko. Die von Trump gewünschten Prototypen werden gerade von den beauftragten Firmen errichtet. Es ist eine Art Freiluftwettbewerb in Abschreckungsdesign, ausgerechnet an jenem Ort, an dem der erste Mensch der westlichen Hemisphäre fliegen lernte. John Joseph Montgomery war sein Name, und er hat sogar ein eigenes Denkmal in Otay Mesa. Es ist ein großer, senkrecht stehender Flügel, der vom Boden abhebt. Sein Sockel besteht aus zwei riesigen Stelzen aus Stahl. Eine komplette mexikanische Großfamilie könnte problemlos darunter Platz finden. Aber so weit will es Trump gar nicht erst kommen lassen, hier, an diesem Ort, an dem einst ein Amerikaner den Boden unter den Füßen verlor.

       09.10.2017

      Pollutionsprinz Pruitt perforiert präpräsidiales Power-Plan-Programm, präferiert Pennsylvaniakohle. Protektionistischer Popanz.

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