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Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland. Volker Elis Pilgrim
Читать онлайн.Название Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland
Год выпуска 0
isbn 9783955101473
Автор произведения Volker Elis Pilgrim
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Der »Klosterbruder«, dem »die Zeit für Mädchen fehlt«
10. Zeuge – Hitlers Kriegskamerad Balthasar Brandmayer
An Hitlers nicht vorhandener Heterosexualitet ändert sich auch in der nächsten Lebensphase nichts, wofür wiederum ein Selbstzeugnis vorliegt: Hitler definiert sich in der Publikation seines Kriegskameraden Balthasar Brandmayer als »ohne Frauen«. Er hätte früher nichts mit ihnen zu tun gehabt, hat jetzt nichts mit ihnen im Sinn und plant auch nichts dergleichen für seine Zukunft.
Diese Anti-Hetero-Selbstdefinition unternimmt Hitler in einem Moment, da seine Kriegskameraden während einer Feuerpause auf Frauen-Abenteuer gehen wollen: »Seit Wochen entbehrten wir jeglicher Nachricht von unseren Lieben zu Hause. Die Post hatte sich unterdessen angehäuft. In einem Brief lesend, lache ich vor mich hin. Das sieht Hitler und fragt im übermütigen Ton: ›Brandmoiri, hat Trutschnelda wieda g’schrieb’n?‹ – ›Beinahe erraten‹, gebe ich zurück, ›hast denn du no nia a Madl gern g’habt?‹, dringe ich in Hitler – ›Schau, Brandmoiri, für a solches Ding hat mir no immer die Zeit g’fehlt‹, meinte Hitler, ›und ich werde a nia dazu kemma‹, fuhr er fort. – ›Du bist a g’spaßiga Hecht, Adi! Di versteh’ i einfach net‹, erwiderte ich. ›Dir is net zum helfa.‹« (Brandmayer/Bayer 33, S. 102 f.)
Hitler ist jetzt, während der Zeit seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg innerhalb der Jahre 1914–1918, Mitte bis Ende 20. Und immer noch ist auch vom zehnten Zeugen, Balthasar Brandmayer, zu Hitlers sexuellen Bedingungen nichts von »Vagina-Dialogen« zu übermitteln, im Gegenteil, Hitlers Kriegskameraden verhöhnen ihn als »Klosterbruder«, (a. a. O., S. 103) weil er sich sträubte, in Nordfrankreich auf »Mamsell-Ausschau« mit den anderen Meldern zu gehen.
Brandmayers Darstellung der Situation unter den Meldegängern in einer Ruhe-Phase wirkt nicht fingiert, sondern als ein echtes Zeugnis für Hitlers »Penis-Monologe«.
Das ganze Buch Brandmayers ist durch den beigesprungenen Ghostwriter Heinz Bayer Nazi-ideologisch verbrämt und mit vielen Pro-Kriegs- und Pro-»Führer«-Hymnen versetzt. Trotzdem lugt immer wieder in Brandmayers Schilderungen die authentische Atmosphäre zwischen den Weltkrieg-I-Melde-Freunden aus den propagandistischen Anmachereien von 1932/33 hervor. So auch hier im anti-heterosexuellen Glaubensbekenntnis Adolf Hitlers, das auf Hochdeutsch übersetzt lautet: »Für ein solches Ding [ein Mädchen] hat mir noch immer die Zeit gefehlt. Und ich werde auch niemals dazu kommen.« Brandmayer ist nach Kubizek der zweite Überlieferer von Hitlers »mönchischer Askese«, von dessen »Klosterbruder«-Naturell.
14 Jahre später: Auftritt der in der Hitler-Biografik nun echt »Vagina-Dialog«-verdächtigen Eva Braun – ab 1932 bis zum gemeinsamen Selbstmord am 30. April 1945 im Reichskanzlei-Bunker als Hitlers Lebensgefährtin inoffiziell geführt und mangels Funktions-enthül-lender Begriffe voreilig »Geliebte« oder »Mätresse« genannt, ein Verhältnis, das noch von über zehn weiteren Zeugen als »nicht flüssig« gekennzeichnet werden wird, was Hitlers anti-heterosexuelles Glaubensbekenntnis bestätigt: Hitler hat auch für Eva Braun »die Zeit gefehlt«. Und er ist nicht wirklich zu ihr, geschweige denn mit ihr »gekommen«!
Wegen der zweiten zehn Nein-Sager gibt es nicht mehr nur ein Häuflein von sechs Aufrechten, die von fast ebensovielen Gegnerisches-Meinenden, den Ja-Sagern, attackiert werden könnten – wie unter HETERO besprochen werden wird. Es summiert sich am Ende das Gesamt-Votum von plattmachenden 23 Stimmen kontra Adolf Hitlers phallisch-vaginales Verfahren mit Frauen und seine Beziehung zu Eva Braun im Besonderen. Das bedeutet ein Pro für seine komplette Abstinenz gegenüber Frauen und Mädchen im Allgemeinen.
Nah stehen Hitler auch alle weiteren 13 Zeugen. Es muss nur noch bei jedem darauf hingewiesen werden, wie nah er Hitler im Einzelfall stand, um seine Glaubwürdigkeit zu untermauern.
Hitlers Penis-Monologe
11. Zeugin – Hitlers jüngste Sekretärin Traudl Junge
»Verschiedene Zeugen des inneren Kreises um Hitler sagten nach dem Kriege aus, dass es sich bei dem Verhältnis Hitler-Eva Braun mehr um eine gute Freundschaft als um eine Liebesbeziehung gehandelt habe. Auch die Sekretärin Gertraud Junge erklärte (s. Film von André Heller 02 [Heller, A.]), dass das Verhältnis Eva Braun-Hitler nichts mit Erotik zu tun gehabt habe.« (Joachimsthaler 03, S. 604, Anm. 809)
Traudl Junge kam erst im Dezember 1942 in Hitlers Dienste. Sie tippte sein politisches und privates Testament in die Maschine. (Junge, Müller) Geriet sie damit nicht viel zu spät in Hitlers Nähe, als dass sie noch in der Lage gewesen wäre, Verbindliches zu seiner laufenden Heterosexualität hätte übermitteln zu können? Der »Führer« war seit dem Russland-Feldzug ab Juni 1941 eh nicht mehr »auf Liebe eingestellt«, da war Vernichten »seine Welt und sonst gar nichts«. (Marlene Dietrich im Blauen Engel)
Einerseits ja, andererseits befand sich Traudl Junge immerhin zweieinhalb Jahre im engsten Kreis um Adolf Hitler. Ihre Funktion ermöglichte ihr ein tägliches Zusammensein mit ihm. Er brauchte sie als seine verlängerte Hand, denn er schrieb so gut wie gar nichts mehr eigenhändig.
Und beobachten und alsdann wissen heißt nicht nur selber hinzuschauen und wahrzunehmen, sondern auch von anderen Nahen etwas vermittelt zu bekommen – zum Beispiel dieses rein Erfundene:
»Der arme Führer ist jetzt immer so abbatue gegenüber der Eva Braun. Was glaubst du aber, was zwischen den beiden früher im Gange war, vor allem auf dem Berghof, wenn er in Urlaubslaune war: ›Jede Nacht, jede Nacht!‹ [Büchners Woyzeck] Ich konnte die gellenden Juchzer des ›Fräulein Brauns‹, ›Fräulein‹ wohlgemerkt, bald nicht mehr aushalten! Bin deshalb froh, dass es jetzt etwas stiller mit ihr zugeht. Ihre Laune hängt deswegen ja auch Knie-tief.«
Solche Informationen sind der Traudl Junge eben nicht zugekommen. Außerdem wirken auch ehemals heiße Beziehungen noch im Stadium des Abkühlens »erotisch«.
Zentral wichtig zum elften Zeugnis, dass Traudl Junge nicht die Unterscheidung ihrer älteren Kollegin Christa Schroeder gemacht hat: »Hitler brauchte Erotik, aber keinen Sex.« (Der »Führer« war kein Ficker) Sekretärin Junge benutzte den antiquierten Begriff »Erotik« auch für die Kennzeichnung von Sexualität, wie es früher bei den noch Anfang des 20. Jahrhunderts Geborenen gehandhabt wurde. Junges Verdikt »dass das Verhältnis nichts mit Erotik zu tun gehabt« habe, heißt in diesem Zusammenhang: Die gesamte Beziehung Braun-Hitler war keine sexuelle.
Junge, geboren 1920 als Gertraud Humps, hat in der Zeit ihrer Anstellung bei Hitler seinen Kammerdiener Hans Hermann Junge (1914–1944) geehelicht – am 19. Juni 1943. Sie war mit ihm bis zu seinem Tod am 13. August 1944 über ein Jahr lang verheiratet. Sie wusste also trotz der Distanz-Ehe mit einem Soldaten, was Erotik ist. Es gibt daher keine Anhaltspunkte, das Zeugnis Traudl Junges anzufechten.
Das Tochter-Vater-Verhältnis zwischen Braun und Hitler
12. Zeuge – Chirurg und Hitlers Begleitarzt Dr. Karl Brandt
Brandt bestätigte mit anderen Worten Traudl Junges Zeugnis »Braun-Hitler = nichts mit Erotik zu tun«. Brandt setzte den Akzent auf eine andere Gegenüberstellung: Hitler sei nicht der Mann von Brauns Träumen, sondern die Beziehung Braun-Hitler sei ein Versorgungs-Arrangement gewesen: »Es besteht kein Zweifel, dass Eva Hitler, den sie bis zuletzt als ›mein Führer‹ anredete, sehr geliebt hat. Hitler war sicher nicht der perfekte Liebhaber, den Eva sich in ihrem romantischen Herzen ausmalte, aber er umsorgte sie wie ein Vater und bemühte sich immer darum, ihr das Leben an seiner Seite so angenehm und glücklich wie möglich zu machen. Er überschüttete sie mit Charme und Freundlichkeit und gestattete ihr jeden kleinen täglichen Luxus, den das Leben auf dem Berghof erlaubte. Für Eva war es sicherlich schwer, sich in Hitlers Tagesablauf einzufügen.«