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Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland. Volker Elis Pilgrim
Читать онлайн.Название Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland
Год выпуска 0
isbn 9783955101473
Автор произведения Volker Elis Pilgrim
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
6Eva Braun mit Wahleltern Schwarz 1930er
Brauns Biograf Nerin E. Gun publizierte ein Foto aus dem Hause Schwarz. (Gun 68 I, S. 80, B. 2) Es zeigt Schwarz mit seiner Frau an einem Tisch sitzend. Zwischen und zugleich über ihnen auf einer Mauer thront Braun und umarmt beide, die zufrieden lächeln. (B. 6)
Frei nach Goethe kann die Stimmung zwischen Eva und den Schwarzens beschrieben werden: »Hier ist sie Mensch, hier darf sie’s sein.« – Wehmütig-glücklich schaut sie in die Kamera – ihr gesamtkörperlicher Gestus zeigt ein vollständiges Vertrauen gegenüber ihren Wahleltern. Die Charakteristik von Wahlverwandtschaften: Es sind Wahr-Verwandtschaften, in denen alles zur Person des seelisch adoptierten Kindes herauskommen darf und herauskommt.
Franz Xaver Schwarz hat sich deshalb über die a-sexuelle Eigenart der Braun-Hitler-Beziehung nichts eingebildet.
3. Hitlers Sekretärin Christa Schroeder hielt in ihren zu Lebzeiten nicht veröffentlichten Notizen über Hitler fest, Eva Braun habe deren Friseuse anvertraut: Kein Sex mit Hitler! Schroeder summierte über Hitlers Trockengebiet: »Er brauchte Erotik, aber keinen Sex.«
Ein unglaublicher Satz, dessen Inhalt wegen seiner Kürze blindgängerhaft nicht richtig hochgehen kann, um das Ungebührliche Erkenntnis-wirksam in die Gegend zu streuen. Sekretärin Schroeder hielt fest: Hitler »brauchte keinen Sex«! Ja, wenn das so war, dann hat Hitler auch keinen interpersonellen Sex agiert! Denn das machen nur Menschen, die ihn brauchen.
Schroeder dekretierte Hitlers sämtliche Beziehungen zu Frauen in die Sterilität. Alle seine Verhältnisse mit Frauen seien »platonisch« gewesen und das zu Eva Braun ein »Scheinverhältnis«! (Schroeder 99, S. 152 f., 155 f.)
4. Die Einschätzung von Hitlers Sexualität durch einen seiner ersten politischen »Liebhaber«, den anglophilen Intellektuellen Ernst Hanfstaengl, gibt den Grundsatz zu Hitlers sexuellen Bedingungen preis: Hitler sei »ein absolutes Neutrum« gewesen, »aber kein Mann, trotz seines dauernden Schmachtens«, wie Hanfstaengls Frau Helene ihren Mann »Putzi« beruhigt hatte, der beinahe in einen Kniefall Hitlers vor Helene im Wohnzimmer des Ehepaars hineingeplatzt war. (Hanfstaengl 70, S. 61)
Doch »so richtig vom Leder« gegen Hitlers sexuelle »Untüchtigkeit« zieht Hanfstaengl erst in seinen unbearbeiteten Erinnerungen: Hitler sei »im medizinischen Sinn des Wortes impotent« gewesen und habe »in einem sexuellen Niemandsland« ohne »normales Geschlechtsleben« dahinvegetiert. (Hanfstaengl BSB, S. 3, 42)
Das sind die schärfst denkbaren Ausformulierungen des etwas einsilbig wirkenden Diktums von Sekretärin Schroeder: »Hitler brauchte keinen Sex«. Hanfstaengls Beschreibung von Hitler als »sexuellem Niemandsland«, das »im medizinischen Sinn des Wortes impotent« war, muss Hitler-Forscher in allen Ländern so verschreckt haben, dass Hanfstaengls »Geheim«-Erinnerungen von ihnen bis heute nicht herausgegeben wurden und unpubliziert in der Bayerischen Staatsbibliothek in München vor sich hin modern.
Beide Hitler-Nahen, Hanfstaengl und Schroeder, brechen auch den Stab über der angeblichen Liebesbeziehung Braun-Hitler: Eva Braun sei »ein Dekorationsstück« gewesen, das Hitler »als Schutzschild gegen alle anderen aufdringlichen Frauen« benutzt hätte. (Hanfstaengl 70, S. 359, Hanfstaengl 05, S. 294, Schroeder in Joachimsthaler 03, S. 454 f)
Nazifrauen-Biografin Anna Maria Sigmund näherte sich 2008 dieser Position, die sie referierte: Hitler habe »seine Freundin, mit der er in biederer Zweisamkeit seine karge Freizeit verbrachte, nur zur Kaschierung seiner sexuellen Abstinenz benutzt«. (Sigmund 08 I, S. 19 f) Mit besagter Einschätzung Hanfstaengls und Schroeders könnte Sigmund ihre Vorstellung vom Funktionieren des sexuellen Verhältnisses zwischen Hitler und Braun überwinden, was sie derart radikal jedoch nicht tut, da sie ihre alte Meinung bis zur jüngsten Ausgabe ihres mehrbändigen Nazifrauen-Konvoluts 2013 in ihrem Braun-Hitler-Beziehungs-Abriss propagiert. (Sigmund 98, S. 166, Sigmund 05/13, S. 245) Und Sigmund selbst war nicht bereit, ihre neue Einstellung gegenüber der Nicht-Sexualität im Verhältnis Braun-Hitler in die jüngste Ausgabe ihrer Bücher Die Frauen der Nazis von 2013 zu übernehmen. (Sigmund 13)
5. Es wird noch deutlicher in Sachen von Hitlers Nicht-Heterosexualität: Nie befleckte Laken decouvrierten die sexuelle Sahara des »Führers«. Das sagte einer, der speziell mit Hitlers Bettwäsche zu tun gehabt hat. Herbert Döhring, der Hausverwalter von Hitlers Landsitz Berghof auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden, hat zwischen Juli 1936 und Februar 1943 für fast sieben Jahre mit seiner Frau die Betttücher in den Braun-Hitler-Zimmern kontrolliert und habe sie immer im Spuren-losen Zustand vorgefunden, wie er noch in einem Interview 2001 zum Besten gab: »[…] meine Frau, extra die Wäsche nachgeschaut, vorm Waschen, wenn Hitler weg war. Nix, nix, nix festgestellt […] auch nirgendwo Tücher oder wie, gab keine Anhaltspunkte, nix.« (Joachimsthaler 03, S. 454, Sigmund 08 I, S. 54, Anm. 110 – [ungekürztes Döhring-Zitat unter 21. »Nein«-Sagerin])
6. Ein weiterer Leibnaher Hitlers, der nach Karl Wilhelm Krause zweite Kammerdiener Heinz Linge (ab 1935), strauchelte in seiner Einschätzung des »Ob oder Nicht«, wenn er die Begegnungsrituale zwischen »Führer« und »Mätresse« darstellen sollte. Zu viel spräche bei den Abläufen der Abende in Hitlers Münchener Privatwohnung am Prinzregentenplatz – meist ohne gemeinsame Nächte und nie in einem gemeinsamen Zimmer – dafür, dass im Verhältnis zwischen Adolf und Eva »Stoß und Drang« fehlten. Linge fasste 1945/46 in seinen Verhören durch die sowjetischen Investigatoren deshalb für das von Stalin beauftragte Buch Hitler seine Erfahrungen zusammen: »Hitlers Verhältnis zu Eva Braun war eindeutig unnormal.« »Als Bettgenossin« war sie »zu einem entsagungsvollen Leben verurteilt«. (Eberle/Uhl, S. 63 f., 102, Sigmund 08 I, S. 19, 21)
Tiefensexologische Analyse
Obwohl mit stärksten Worten Hitlers Heterosexual-Leben von sechs Zeugen abgekanzelt wurde, hatten sie keinen Nachhall in der Hitler-Biografik. Hitlers Sexualität blieb bis heute unter den Hitler-Biografen un-eruierbar. Prinzipiell verharrte jeder – außer Werner Maser – im Schema: »Kann sein, kann auch nicht sein.«
In der zitierten Kürze und mit dieser Auswahl bringen die sechs Zeugen immer noch keine Klarheit, denn ihnen stehen vier gegenüber – drei, die von wiederholten Treffen zwischen Hitler und Braun in Hitlers Münchener Wohnung am Prinzregentenplatz zum Zwecke des Austauschs von Intimitäten berichten, und eine Zeugin, die Empfängnis-verhütend Spezifisches zum Besten gab, woraus geschlossen werden sollte, es sei auf Hitlers Berghof regelmäßig zu vaginal-penetrierenden Sexualakten zwischen Hitler und Braun gekommen, an die auch noch Hitlers Gesamt-Biograf Volker Ullrich glaubt, der seinen Gegenstand heterosexuell so aufpeppt, als sei Adolf Hitler in Sachen Sex ein ganz normaler Mann gewesen. (Ullrich, S. 299 ff., 677 ff., Einzelheiten zu dieser Zeugin unter 7. Ja-Sagerin)
Zu den Vieren gehört die Abschrift eines Tagebuch-Fragments, das Eva Braun hinterlassen hat und in dem sie ihre Sexualität mit Hitler andeutet. Formelle und inhaltliche Echtheit des Zeugnisses sind in der Braun-Hitler-Biografik so umstritten, dass ihm ein ausführliches Kapitel gewidmet wird. Mit den vier Aussagen und dem einen Zeugnis stehen den sechs Neins fünf Jas gegenüber.
Aus der Reihe der sechs Nein-Sagenden muss in einer Serie von extra Kapiteln ein Zeuge separiert behandelt werden, der Leibdiener Heinz Linge, der sich in Abständen von Jahrzehnten dreimal widersprüchlich über Hitlers Heterosexualität geäußert haben soll – zum ersten Mal 1945/46 mit seinem Nein für die sowjetischen Interviewer. (Eberle/Uhl) Dagegen hätte Linge angeblich zweimal seine russische Nein-Position in ihr Gegenteil, eine deutsche Ja-Behauptung, gewandelt, 1955/56 (Linge 55/56) und 1980. (Linge 80/82)
Zeugen-Widersprüche sind in Verfahren jeglicher Art das Unangenehmste bei der Wahrheitsfindung, weil es äußerst beschwerlich ist, das Wirklichkeits-Entsprechende aus der 180-Grad-Kehrtwende-Zickzack-Bewegung eines Zeugen herauszubekommen: Hat der Zeuge zuerst oder später