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zwischen sie geriete.

      Er will nach Berlin. Dort wird gewiß nichts aus den Arbeiten, daher mögte ich ihn so gerne in sein altes Logie haben, wo der zweite Teil [der „Reisebilder“] zusammengefroren ist.

      [Den dritten Teil der „Reisebilder“, „Die Bäder von Lucca“, hatte Heine zur Hälfte schon in Lucca selbst und in Florenz geschrieben. Von Platens beabsichtigter Satire „Der romantische Oedipus“ hörte er durch Kolb bereits im Juli 1828, kurz vor seiner Abreise von München nach Tirol; wie er Immermann am 17. November 1829 versichert, hätte es ihn nur ein Wort bei Cotta gekostet, um den Druck zu verhindern.]

      166. Rahel Varnhagen86

      24. Februar 1829

      [Rahel an Varnhagen, Berlin, 24. Februar:] Morgen kommt Heine mit der Schnellpost und steigt im Hotel de Brandebourg, wo Cottas sind – par hasard – ab. Gestern brachte mir Ludwig [Robert] den Brief, der dies meldet: ein trauriger, kurzer; zum Totlachen, wir schrien immer auf. „Er ist so betrübt und ernst, fast tugendhaft.“ O! ganz anders gesetzt: und so immerfort. Ludwig soll hinkommen, ihn empfangen: wegen Reisemüdigkeit. Sie wollen etwas mit Cotta. Der stand im gestrigen Courier français; ich schickte ihn ihm. Sein Geschäft hier ward genannt: die Douanen sollen innerhalb Deutschlands, für ganz Deutschland, aufhören: meint der Courier.

      167. Rahel Varnhagen86

      25. Februar 1829

      [Rahel an Varnhagen, Berlin:] Als ich... um dreiviertel auf 3 schlummernd lag, tritt Ludwig [Robert] krumm herein – alles durch Dorens Zimmer – hinter ihm Heine. „Herr Jesus!“ Er umarmte mich. Er ist brünetter geworden; ich freute mich sehr; ich bilde mir immer dümmlich ein, wenn einer ankommt, es muß abends geschehen: darum vermutete ich ihn nicht. Dicht hinter den Herren trat auch Moritz [Robert] ein. „Ich habe die Ehre? das Original von dem Bilde draußen zu sehen!“ Bekanntschaft. Heine mußte nach der Stadt Rom, wo ihn sein Bruder [Max] erwartete zu Tisch; und dann schlafen: er starb bald aus Müdigkeit. Im Hotel de Brandebourg konnte er keinen Platz bekommen. Er sprach in der Geschwindigkeit schön über, und gut von Italien. Grüßt Dich bestens, wußte schon in Hamburg von Deiner Reise. [Varnhagen war auf einer diplomatischen Reise in Kassel und Bonn.]

      168. Rahel Varnhagen86

      27. Februar 1829

      [Rahel an Varnhagen, Berlin, 1. März:] Höre mein Bulletin von vorgestern abend an. Ich kämpfte mit Schlaf, ließ mir gegen 8 einen Wagen holen, fuhr zu Moritz [Robert], wo Heyses, Marianne Saaling, Mad. Krickeberg, Mad. Viktor, Dr. Gans und ich waren. Heitere, anregende, unterrichtende, behauptende, erzählende, lustige, witzige Gespräche; zwischen Moritz, mir, Gans, Heyse: die anderen fanden für gut zu schweigen... Ein Brief würde ein Buch werden müssen, referierte ich den Gang des Abends... So viel aber muß ich doch ausstoßen; daß sich Dr. Gans nun vollkommen und unwiderruflich dargetan hat, als unfähig geworden auch zur besten Gesellschaft... Malgré lui war es, wenn es Momente gab, in denen er zeigen mußte, was er sein könnte... Er floh, von einem Stuhl zum andern... Er lief allein umher, und auf und ab; hörte nicht, unterbrach; erzählte mir par exemple zweimal eine dumme Anrede an Heine, die er für witzig hält: und auch Moritzen schon mehrmals vorgetragen hatte; worüber Moser ihn deutlich, gelassen und gründlich zurechtgeführt haben soll. „Sie sind wohl hier, um Ihren Ruhm einzukassieren; Sie sollten einen Kassier haben.“ Als er’s mir zum zweiten Male sagte, antwortete ich ihm das höchst Einfache: „Lassen Sie Heine zufrieden“...

      ... Mad. Cotta versprach mir den Dienstag Abend, ohnerachtet ihn Bettine für Savignys wollte. „Erst Frau von Varnhagen“, sagte sie. Also Arnims kommen auch. Mad. Cotta fragte, ob sie Heine mitbringen könne. Er ist schon eingeladen, sagte ich.

      [Varnhagen antwortete am 4. März aus Bonn:]... Nun hast Du, außer den anderen klugen und gescheiten Menschen... auch noch Heine, den eigengearteten, herumgereisten, frischen Heine bei Dir! „Frisch“ braucht hier nicht zu heißen, wie er aus dem Meere kommt, auch eingesalzene Heringe sind ja als solche selbst noch frische genannt! Grüße ihn herzlichst von mir; wenn er einmal glauben sollte, ich meinte es nicht als Freund, als ächter, anteilvoller mit ihm, so soll er sich nur die Stirne schlagen und seinen Blödsinn bejammern! Ich hoffe, er bleibt eine Zeitlang in Berlin, und ich sehe ihn noch dort. Es wäre unrecht von ihm, sich dort nicht gehörig umzusehen, es ist doch sein eigentlicher Ort, wenn er selbst auch zu denen gehört, die nicht immer an ihrem Ort sein wollen noch dürfen.

      [Antwort Varnhagens vom 8. März:] Von Dr. Gans braucht nichts mehr gesagt zu werden, er steht da mit Tugenden und Fehlern in seiner ganzen Erscheinung... Nun, hoffe ich, werden doch auch wieder artige Sprüche von Heine in Umlauf kommen? Vielleicht kömmt morgen ein Brief, in welchem Du mir von dem Abend schreibst, wo er mit den anderen Auserwählten bei Dir sein sollte.

      169. Rahel Varnhagen86

      3. März 1829

      [Rahel an Varnhagen, Berlin, 4. März:] Nun von gestern abend. Arnims, Cottas, Ludwigs, Moritzens, Willisen, Heine. Sich alle sehr, sehr amüsiert. Alle öfters dafür gedankt. Bettine dreimal mit Phrasen wie Reden. Diese sehr viel mit Willisen. Frau von Cotta vortrefflich zu allem und in allem; Achim viel mit Cotta und Ludwig und Heine... Wir saßen: ich; Cotta rechts; Bettine, Moritz [Robert], Rike [Robert], Heine, Ludwig [Robert], Ernestine [Robert], Willisen, Frau von Cotta, Arnim mir links. Bettine rief mich vor Tisch, und bat mich, Achim bei Frau von Cotta zu setzen.

      [Varnhagen antwortete am 11. März:] Viele schöne Grüße an Heine. Hoffentlich siehst Du ihn oft, und er benutzt es zu seinem Heile! Er muß sich in guter Geistesluft konservieren, denn er hat viel in sich, was leicht verdorben geht. Er soll sich vor dem Philisterdichterwesen in Berlin hüten; wie haben er und Arnim sich genommen? Und was Bettine von ihm und er von Bettinen gesagt? Gewiß zwei hübsche Urteilssprüche!

      170. Fanny Mendelssohn182

      März 1829

      [Fanny an Klingemann, 22. März 1829:] Heine ist hier und gefällt mir gar nicht; er ziert sich. Wenn er sich gehen ließe, müßte er der liebenswürdigste ungezogene Mensch sein, der je über die Schnur hieb; wenn er sich im Ernst zusammennähme, würde ihm der Ernst auch wohl anstehen, denn er hat ihn, aber er ziert sich sentimental, er ziert sich geziert, spricht ewig von sich und sieht dabei die Menschen an, ob sie ihn ansehen...

      171. Adolf Bernhard Marx153

      1829

      ... mit Heine fand ich mich zusammen und oft wanderten wir heimwärts, erst ich ihn zu seiner Wohnung, dann, rückkehrend er mich nach der meinen begleitend. Lebhaft steht mir noch das Bild des jungen, fein, ja elegant gebauten Mannes vor der Erinnerung, wie er sich einmal bei Mendelssohns von der einen Seite des Tisches in unnachahmlicher Grazie träger Müdigkeit und Abspannung nach der andern hinüberlehnte, wo Rebekka, die jüngste Tochter des Hauses, saß und zu ihr, die für seine Gedichte schwärmte, in gedehntem, gar nicht heimlichem Tone sprach: „Ich könnte Sie lieben!“ Rebekka wandte sich ab, ich weiß nicht, ob um ihr Lachen, oder ihren Mädchenzorn zu verbergen. Ihre Bestimmung hat sie später bekanntlich zu Lejeune Dirichlet geführt.

      172. Rahel Varnhagen86

      6. März 1829

      [Rahel an Varnhagen, 7. März:] Gestern morgen war erst Heine, dann Gans bei mir. Ersterer, wie er war. Gans komplett liebenswürdig. Bloß um mich Lügen zu strafen: nun wird er wieder unleidlich sein.

      173. Rahel Varnhagen86

      11. März 1829

      [Rahel an Varnhagen, Berlin:] Heine sehe ich fast nicht; er wälzt sich so in sich herum; sagt, er muß viel arbeiten; ist fast erstaunt, daß ihn so etwas Reelles, als des Vaters Tod, der Mutter Leid darüber, betraf; meint, er hätte außerordentlich mit diesem „herrlichen“ Vater harmoniert, sei ganz von ihm verstanden

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