Скачать книгу

Rosa Maria Assing115

      Mitte Oktober 1827

      [R. M. Assing an Varnhagen, Hamburg, 25. Januar 1828:] Heine ist abgereist, ohne Abschied von uns zu nehmen. Assing sah ihn zuletzt auf der Straße, er erzählte, er habe einen Ruf nach München erhalten und wolle uns nächstens besuchen, um uns etwas Näheres darüber mitzuteilen, doch haben wir ihn nicht wiedergesehen, der Zeitpunkt seiner Abreise mag ihn übereilt haben.

      146. Ferdinand Oesterley193

      Anfang November 1827

      [Mitteilung von Karl Oesterley an Karpeles:] Auf dem Wege nach Italien kam Heine... noch einmal nach Göttingen, um, wie er sagte, nicht nach Italien zu gehen, ohne noch einmal das schönste Mädchen gesehen zu haben – Oesterleys Braut!

      147. Ludwig Emil Grimm124

      6. November 1827

      [Grimm an Amalie von Zuydtwyck, Kassel, 6. Nov.:] ... Eben war der Dichter Heine bei mir, kommt aus England und Holland, hat dort viel gesehen, interessante Bemerkungen gemacht und ist ein geistreicher Mensch; heute mittag will er wieder zu mir kommen.

      [Bei diesem Besuch 1827 hat Grimm den Dichter gezeichnet. Unter das Bild schrieb Heine die Worte:

      „Verdroßnen Sinn im kalten Herzen hegend, Schau ich verdrießlich in die kalte Welt.“]

      148. Moritz Gottlieb Saphir224

      November 1827

      Im Jahre 1826–27 waren wir eines Abends in Frankfurt am Main zusammen, Börne, Heine und ich. Wir sprachen vom Judentum und Christwerden.

      Börne in seiner großartigen Gesinnung, Börne in seiner offenen und redlichen Wahrheitsliebe, er hat nie geleugnet, daß er ein Jude war, er sagte mir an demselben Abend: „Der ist mehr Christ, der sich das Christentum erworben hat, als der es geerbt hat; sowie der mehr Verdienst hat, der sich ein Vermögen erworben hat, als der es geerbt hat“...

      Heine sträubt sich mit Händen, Füßen, Federn und Liedern dagegen, daß er ein Jude ist, er spricht nur von seinen jüdischen „Vorfahren“, von seinen Voreltern, die Juden waren...

      Ist das nicht kleinlich von einem so großen Geist, ist das nicht dumm von so einem klugen Kopfe? [Saphir zitiert dann einen Aufsatz aus der „Leipziger Judenzeitung“ Nr. 27 vom 20. November 1854.]

      [Sein Zusammensein mit Börne im November 1827 schildert Heine ausführlich in seinem Buch über Börne.]

      149. Adolf Strodtmann194

      November 1827

      An der Wirtstafel des Hotels traf Heine mehrmals mit Saphir zusammen, und die witzige Unterhaltung der beiden geistreichen Männer lockte zahlreiche Gäste an. Einst erzählte ein Fremder, daß der Kurfürst von Hessen infolge der Unruhen in seiner Hauptstadt, um den Bewohnern der Residenz seinen Unwillen zu erkennen zu geben, alle Ruhebänke auf der Wilhelmshöhe habe entfernen lassen. Saphir bemerkte sogleich: „Dann werden seine lieben Kasselaner sich in einem permanenten Aufstande befinden.“ „Saphir! Saphir!“ rief Heine aus, „wer wird Witze ohne Honorar machen?“ – „Besser als Honorar ohne Witze!“ gab der boshafte Saphir schlagfertig zurück.

      [Strodtmann setzt diese Anekdote in den Mai 1831, wo sie besser am Platze wäre; da aber Saphir 1855 selbst sagt, er habe Heine seit 1827 nicht mehr gesehen (vgl. Nr. 763), kommt nur der November dieses Jahres in Betracht. Gegen Saphir spricht allerdings Nr. 223.]

      150. Vincenz von Zuccalmaglio116

      November 1827

      Als ich mit meinem Bruder 1827–1830 in Heidelberg die Hochschule besuchte, hielt sich Heines jüngerer Bruder [Max] zum Studium der Medizin dort auf, und Heine besuchte ihn. Mein Bruder erzählte mir, daß er ihm begegnet sei und sich sehr angelegentlich nach seinem Freunde, dem Oheim Franz [von Zuccalmaglio] erkundigt, auch viel Rühmens von ihm gemacht habe. Einige Tage oder Wochen darauf (das Jahr vermag ich nicht anzugeben), saß ich mit mehreren Studenten auf der Wartburg bei Weinsberg, jenseits Heilbronn. Heinrich Heine war mit einer andern Partie Studenten, worunter auch sein Bruder, anwesend. Da trat ein württembergischer Polizeimann in Zivilkleidern unter die zechenden Studenten und ließ sich den Verfasser der „Reisebilder“ zeigen. Er ging dann auf Heine zu und frug, ob er die Ehre habe, den Dichter Heine vor sich zu sehen. Der Angeredete schien freudig erregt und glaubte wohl, der Herr im Frack würde ihm Huldigungen, die seiner Dichtergröße gebührten, darbringen, wurde aber bitter enttäuscht, da er ihn im Namen des Gesetzes für einen Haftling erklärte und auf dem Schub über die Grenze brachte. Dies ist das erste- und letztemal, daß ich H. Heine gesehen. Mein Bruder wußte mehr von ihm.

      [Heine kam auf dieser Reise auch durch Stuttgart und besuchte Wolfgang Menzel mit einer Empfehlung Börnes. Von der Ausweisung aus Württemberg erzählt er selbst übrigens nichts. Ende November traf Heine in München ein.]

      151. Julius Fröbel222

      Ende 1827/Anfang 1828

      Besonders wertvoll war mir, daß Kolb mich bei Lindner einführte, welcher mit Heine die „Politischen Annalen“ herausgab. Für diese Zeitschrift habe ich damals in Lindners Auftrag eine Biographie Iturbides aus dem Englischen übersetzt. Es war mein erster Versuch, etwas für den Druck zu schreiben. Im Gedächtnisse ist mir, wie schüchtern ich das Manuskript überbrachte, und wie verlegen ich war, als ich von Lindner dem zufällig anwesenden Varnhagen von Ense vorgestellt wurde, der mich, ohne mit mir zu sprechen, forschend ansah. Auch Heines fragendem Blicke begegnete ich zuweilen bei Lindner, ohne von ihm zu einer persönlichen Beziehung ermutigt zu werden. Erst viele Jahre später bin ich in Paris auf kurze Zeit ihm näher gekommen. In München traf ich ihn nicht selten im Lindnerschen Hause und daselbst einmal in größerer Gesellschaft, wo der kolossale Rittmeister Heilbronner die Baßarie: „Hier in diesem Jammertal“ sang und aus zarter Rücksicht gegen die vielen anwesenden jungen Damen dem Teufelsbraten Kaspar statt „Kind mit runder Brust“ die moralischen Worte „Kind mit treuer Brust“ in den Mund legte. Heine betrachtete lächelnd den riesenhaften Kavalleristen und sagte nach dem beendigten Gesange: „Liebster Heilbronner, borgen Sie mir Ihren Leib auf vierzehn Tage, und ich bringe ihn so ruiniert wieder zurück, daß Sie selbst ihn nicht mehr kennen sollen.“

      [Varnhagen hielt sich vom 29. August bis 11. September 1827 in München auf; am 31. August besuchte er Dr. Lindner, vgl. seine „Blätter aus der preußischen Geschichte“ (4, 292). Fröbel war vom Herbst 1826 bis Frühjahr 1828 in München.]

      152. Eduard von Schenk112

      Frühjahr 1828

      Ein Dichter hielt sich damals in München auf, der mit Beer schon von Berlin aus bekannt war und durch ihn mit mir bekannt wurde, nämlich Heinrich Heine... Er redigierte damals gemeinschaftlich mit Lindner die europäischen Annalen. Obwohl seine politischen Ansichten den unsrigen und seine religiösen den meinigen fast entgegengesetzt waren, so wurde doch diese Meinungsverschiedenheit für Augenblicke wieder unter dem Wehen des poetischen Genius vergessen, der unter uns seine Flügel schlug. Wenn Heine teils seine älteren, teils neu gedichtete Lieder mit dem Tone innigster Empfindung oder wehmütiger Ironie vortrug, glaubte man eine Nachtigall zu vernehmen, die sich verirrt hat, indem er bald die sehnsüchtigste Wehklage über die Vergangenheit und den verlorenen innern Frieden, bald über die Gegenwart den zerreißenden Spott der Verzweiflung erhob. Er reiste kurz darauf von München ab und ich habe ihn nicht wiedergesehen.

      153. Friedrich Stammann194

      Frühjahr 1828

      [Mitteilung Stammanns an Strodtmann:] Heine sah anfangs auf die jungen Maler, welche sich seines geistvollen Umgangs erfreuten, ziemlich hochmütig herab und erlaubte sich manchen boshaften Witz über ihre Bestrebungen.

Скачать книгу