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Richtung Fahrzeug.

      „Alles da“, setzte Dimitri nach. Der Mann griff in seine Jackentasche. Dimitri zuckte zusammen und fasste erneut an seine Waffe, doch der Mann zog einen Umschlag heraus. Dimitri grinste leicht. Er hat mein Geld, gut.

      Der Mann mit Bart fragte: „Sag mir, was hast du für mich!“

      Der Kurier antwortete: „Viele Nachkommen!“ Das war das vereinbarte Losungswort und Kennzeichen dafür, dass sie hier verabredet waren.

      Dimitri freute sich über den angenehmen Auftrag mit leicht verdientem Geld. Er nahm zwei kleine Schlüssel, die an einem metallenen Ring hingen, aus der Jackentasche und warf sie dem Bärtigen zu. Der fing sie trotz der Dunkelheit sicher auf.

      Der Bärtige legte den Umschlag mit dem Geld auf die Kühlerhaube des Fahrzeuges und trat ein paar Schritte zurück. Er war zufrieden. Nun hatte er alles, was er brauchte.

      Dimitri ebenfalls. Bisher war die ganze Sache reibungslos verlaufen. Die Frau in der Kiste interessierte ihn nun nicht mehr, sie war dort deponiert, falls hier etwas schief­laufen sollte. Doch jetzt würde er über die niederländische Grenze verschwinden, und das war gut so.

      Der Umschlag, den er von der Kühlerhaube nahm, war dünn, aber zehntausend Euro trugen nicht wirklich auf. Nachzählen konnte er in der Dunkelheit nicht, das würde er später machen und zurückkommen, wenn man ihn hier beschissen hatte.

      Wortlos drehte sich Dimitri um und ging zur Fahrertür. Der Bärtige ging zur anderen Seite des Fahrzeuges und öffnete die Beifahrertür. Dort auf dem Sitz standen die beiden angekündigten Koffer. Der Bärtige hob wie zum Gruße den Arm, Dimitri grüßte zurück, doch es war sein letzter Gruß. Den roten Punkt, der durch die dunkle Nacht flog und die Scheibe der Fahrertür streifte, sah er nicht. Bevor das dumpfe Geräusch des Schusses an sein Ohr drang, traf ihn die Kugel. Er fiel einfach um.

      Der Mann mit Bart hob die beiden Koffer aus dem Wagen, lief zur Fahrertür, bückte sich wortlos nach dem Umschlag und schob ihn in seine Jackentasche. Diese unnütze Geldausgabe hatte er sich nun erspart. Den Rest würde Peer übernehmen, Peer und die Schweine. Ole van Leeuwen verschwand in der Stallung, nicht ohne dem Schützen ein kurzes Nicken zuzuwerfen. Der verstand. Die Leiche musste beseitigt werden.

      Der Pferdestall war hell erleuchtet, und der Bärtige wurde schon erwartet.

      Kurz darauf im Stall

      Künstliche Befruchtung?

      An das Sperma eines solch wertvollen Pferdes heranzukommen, war nicht einfach. Weder auf dem regulären Weg noch auf dem Schwarzmarkt. Die Papiere entsprechend zu fälschen dagegen das wesentlich kleinere Problem. Außerdem hatte er dafür seine Leute. Die Saat des Wunderhengstes hatte ihn sehr viel Geld gekostet. Sie allerdings regulär zu besorgen, wäre viel teurer, ja im Grunde unerschwinglich gewesen.

      Es hatte ihn auch nicht interessiert, ob es Kollateralschäden geben würde. Der Russe, den sein Helfer nun verschwinden ließ, gehörte dazu. Ole brauchte keine Zeugen, aber er brauchte Geld. Jeder Euro zählte, und den Russen zu bezahlen, hatte er von Anfang an nicht vorgehabt. Wie dieser an die Ware herangekommen war, interessierte ihn ebenfalls nicht.

      Der Deal war gelungen, sein Mann bei der IMG hatte nicht zu viel versprochen, als er ihm zusagte, dass alles reibungslos ablaufe. Die Verbindung zwischen dem Überbringer und seinem Gestüt war nun unterbrochen, konnte nicht mehr nachvollzogen werden. Ole wusste, dass man den Typen nie finden würde. So wie andere vor ihm auch nicht.

      Wichtig war die Zucht und sonst nichts. Es stand viel auf dem Spiel, aber der Erfolg würde ihm recht geben.

      Für Ole van Leeuwen zählte im Moment nichts anderes als seine Pferde und der Erfolg, den er damit erreichen wollte. Ole van Leeuwen – Züchter der weltbesten Pferde! So sollte es in der Fachwelt heißen. Das, nur das zählte.

      Er hatte in der Branche allerdings keinen Namen, somit kein Renommee. Hatte keine Siege, keine Preisgelder vorzuweisen. Noch nicht, aber das sollte nun anders werden. Das Sperma des Wunderhengstes würde viele gute Rennpferde hervorbringen und das Dopingmittel in der Zwischenzeit gutes Geld einbringen. So war der Plan. Bis Ende des nächsten Jahres konnte er das Gestüt noch halten, dann aber würden ihm seine Geldgeber den Geldhahn zudrehen. Aber so weit wird es nicht kommen, war der Mann sich sicher. Jetzt nicht mehr.

      Sollen sie zuerst über Zuchterfolge im nächsten Frühjahr auf mich aufmerksam werden. Die Rennerfolge durch das Wundersperma würden sich dann anschließen. Ein wirklich guter Plan, wie Ole fand.

      Nun musste er sich aber beeilen. Die ersten drei ausgesuchten Stuten standen bereit.

      Bei den Boxen wartete schon Hendrik. Doktor Hendrik Schuster, sein alter Schulkollege und inzwischen Tierarzt hier in der Gegend, war ihm verpflichtet und würde es immer bleiben. Ole war sich sicher, dass der niemals reden würde. Niemals! Ole grinste.

      Er legte die beiden Metallkoffer auf einen kleinen Sockel neben der Box von Saskia, einer seiner Prachtstuten. Sie kam zuerst an die Reihe.

      „Was sagt die Temperatur?“, fragte er zu Hendrik Schuster hinüber, der mit einer Mund-Nasen-Maske geschützt auf ihn wartete. Der zeigte einen erhobenen Daumen und meinte weiter: „Wir können nun langsam loslegen, die anderen Mädels sind auch so weit. Ein bisschen Stimulation noch und es kann losgehen. Also mach schon mal auf die Kiste.“

      Ole nickte.

      Ja, es wurde nun wirklich Zeit, dass sie die Stuten beglückten, grinste er in sich hinein.

      Die Zeit wurde knapp, sie wollten keine Stunde vergeuden. Die Organisation dieses Coups hatte mehr Zeit erfordert als gedacht.

      Er nahm die kleinen Kofferschlüssel aus der Brusttasche seiner Jacke und öffnete beide Koffer. Darin befand sich jeweils eine Styroporkiste.

      Ole zog sein Taschenmesser hervor und ließ eine Klinge herausspringen. Vorsichtig fuhr er damit in das Klebeband der Verpackung, ritzte auch die seitlichen Flächen auf und öffnete den Deckel. Zwischen vielen Styroporschnipseln kamen nun kleine Verpackungen zum Vorschein, in denen winzige Glasampullen steckten.

      „Falsche Kiste!“, schimpfte Ole, „das sind die Beschleuniger.“

      Er nahm die andere zur Hand und öffnete nun auch diese. Vorsichtig griff er hinein, hob eine weitere Styroporverpackung heraus. Diese Kiste war seitlich verklebt, wieder nahm er sein Messer zu Hilfe und hob den Deckel ab.

      Sein Blick fiel auf drei Glasbehälter, rechts und links mit Kühlpads verklemmt.

      „Drei?“ Ole schaute erstaunt zum Tierarzt. Der zuckte mit den Schultern.

      „Egal, war ja auch teuer genug und der wertvolle Hengst wohl sehr emsig.“ Er setzte ein meckerndes Lachen hinterher.

      Dann zog er eine Flasche heraus und las, was auf dem Aufkleber stand, griff nach der nächsten und hektisch auch nach der dritten Glasflasche.

      „Scheiße, gottverdammte, elendige Scheiße. Die haben uns reingelegt!“

      „Was meinst du?“ Der Tierarzt verstand nicht.

      „Schau es dir an. Elendiger Mist, das gibt es doch nicht. Hier steht nicht, welcher Inhalt vom Wunderhengst stammt.“

      Er reichte Hendrik eine der Flaschen und griff nach dem Zettel, der seitlich im Paket steckte.

      Neben ihm fluchte nun auch der Tierarzt laut und griff nach den beiden anderen Glasbehältern. Auf jeder dieser Flaschen klebte ein Etikett mit einer Zahl und der Aufschrift: Zosse oder Wunderhengst?

      „Sauber“, meinte er. „Das nenne ich mal fein ausgetrickst.“

      „Halt’s Maul, Idiot. Solche Sprüche kann ich nicht brauchen, und nimm endlich die bekloppte Maske aus dem Gesicht. Tu lieber was.“ Er hielt ihm das Schreiben hin.

      „Lies!“, schrie Ole. „Nun lies doch endlich! Kannst du was machen? Vielleicht untersuchen und feststellen, welches das richtige Sperma ist?“

      Doktor Hendrik Schuster las laut vor und endete kopfschüttelnd

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