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KüstenSaat. Gaby Kaden
Читать онлайн.Название KüstenSaat
Год выпуска 0
isbn 9783827183989
Автор произведения Gaby Kaden
Жанр Триллеры
Издательство Автор
Als sie alle auf den Dienstwagen zugingen, nahm Miri Carsten zur Seite und flüsterte: „Übrigens hat sie ihrer Mutter gesagt, sie habe eine Autopanne gehabt.“
„Na ja, vielleicht wollte sie ihre Mutter nur nicht aufregen, wir wissen ja, wie Mütter sind.“
„Stimmt!“, pflichtete ihm Miri bei, „aber komisch ist es schon.“
Auf dem Weg nach Wittmund, die beiden Frauen saßen auf der Rückbank, versuchte die junge Polizistin, das Mienenspiel von Jana zu lesen, was aber unter der Maske, die sie im Auto nun trug, sehr schwer war. Nur die Augen konnte sie sehen. Scheiß-Corona, fluchte sie heimlich. Jana aber schaute nur unbeweglich nach vorne.
Auch Carsten und Hajo erfuhren nichts. Jana Briggs blieb verschlossen.
Nachdem die KTU das Auto noch weiter untersuchen musste, bestand die junge Frau darauf, trotzdem gehen zu wollen. Sie bestellte sich ein Taxi, um zu ihren Eltern zu fahren.
„Ich will hier weg, benachrichtigen Sie mich, wenn ich den Wagen abholen kann! Spätestens am Montag muss ich ihn aber unbedingt haben“, forderte sie die Kommissare auf und verließ das Büro.
Die mussten sie ziehen lassen, hatten sie doch nichts gegen die Dame in der Hand. Im Gegenteil, schließlich war sie das Opfer.
Miri brachte sie zur Tür und verabschiedete sich mit den Worten: „Pass auf dich auf!“
Hajo meinte achselzuckend: „Reisende soll man nicht aufhalten, und wem nicht zu helfen ist, dem ist halt nicht zu helfen.“
Als Jana gegangen war, drehte sich Carsten zu Hajo und Miri um und erklärte: „Dann müssen wir ins Blaue hinein ermitteln, hilft ja nix. Vielleicht haben die Kollegen der Kriminaltechnik später was für uns, wenn sie mit dem Auto durch sind.“
Miri rieb sich das Kinn.
„Das heißt, wir müssen weiter ermitteln, obwohl Jana nichts sagt und meint, es sei ein dummer Scherz?“
„Auf jeden Fall, Miri! Schließlich handelt es sich hier um eine Straftat, egal ob es um eine Entführung, Geiselnahme oder Freiheitsberaubung geht, was wir ja nicht wissen. Schließlich hat die Briggs sich dort nicht selbst eingeschlossen. Also müssen wir nachforschen.“
„Schon komisch!“, meinte Miri nachdenklich.
„Ja, das hatten wir auch noch nicht. Eine überfallene und verschleppte Frau, die sagt: ‚Lasst mal, alles nur ein dummer Scherz‘.“
Carsten schüttelte den Kopf und überlegte im gleichen Moment, was Tomke zu diesem Fall wohl sagen würde.
Auch Hajo vermisste Tomke hier im Kommissariat. Zu Hause wollte sie zwar von ihm wissen, ob und was es Neues gab, lauschte dann schweigend und mit geschlossenen Augen, sagte aber nichts dazu.
Plötzlich riss ihn sein Handy aus den Gedanken. Auf dem Display blinkte der Name Tomke. Hajo meldete sich mit den Worten: „Gedankenübertragung, mein Schatz!“ Wobei er das Wort Schatz besonders betonte. Tomke lachte laut auf und ging auf das alte Wortspiel ein. „Sag nicht immer Schatz zu mir!“ Dann änderte sich ihr Tonfall und sie wurde ernst. „Du, sag mal, kannst du schon abschätzen, wann du nach Hause kommst?“
„Ja, theoretisch bald, wir haben zwar einen neuen Fall, aber viel können wir noch nicht ausrichten. Warum?“
„Lass uns bei Oma und Tant’ Fienchen treffen.“
„Gern! Was haben die beiden ollen Tanten denn Leckeres zu bieten?“
„Es geht nicht immer nur ums Essen, wenn wir zu ihnen auf den Deich müssen.“
„Ist was passiert?“, wollte Hajo dann wissen, dem Tomkes ernster Ton in der Stimme nun auffiel.
„Ja, aber das erzähle ich dir jetzt nicht. Komm, wenn du fertig bist, ich bin schon dort. Bis dann.“ Es knackte in der Leitung. Sie hatte das Gespräch beendet.
„Einfach aufgelegt, typisch Tomke“, murmelte Hajo und legte das Handy zur Seite.
„Tomke?“, fragte Carsten über den Schreibtisch und wollte wissen: „Alles klar?“
„Ich weiß nicht, irgendetwas ist wieder bei den beiden alten Damen.“
„Ach deshalb!“
„Was?“
„Ich habe von Michaela eine sehr – sagen wir mal – mysteriöse Nachricht bekommen. Richtig einordnen kann ich sie nicht. Lass uns Feierabend machen und gen Carolinensiel fahren, damit wir nicht dumm sterben.“
„Jetzt schon?“
„Klar. Was können wir heute schon tun? Die Briggs mussten wir gehen lassen, Kontakt mit der IMG haben wir nicht, Spusi und KTU sind noch beschäftigt. Deren Berichte bekommen wir morgen erst auf den Tisch. Also? Unsere Praktikantin kann hier die Stellung halten und sich melden, wenn es etwas Neues gibt.“
Vom Nachbarschreibtisch kam ein „Mega!“, was den beiden Ermittlern zeigte, dass Miri einverstanden war.
„Miri, du darfst den Bericht über die heutigen Ereignisse schreiben, morgen schauen wir ihn uns dann zusammen an. Okay?“ Miri nickte freudig.
Sie tauschten ihre Handynummern aus und Carsten schärfte ihr ein: „Egal, was passiert, keine Alleingänge. Klar?“
„Klar!“, kam es von der jungen Frau, die es sich nicht gleich am ersten Tag mit den neuen Kollegen verscherzen wollte.
„Ich schreibe den Bericht, anschließend vertiefe ich mich in diesen Stapel Akten hier.“ Sie zeigte auf ein paar Arbeitsmappen auf Carstens Schreibtisch und wollte noch wissen: „Sind das eure ungeklärten Fälle?“
„Nein, natürlich nicht. Was denkst du denn von uns?“, tat er entrüstet. „Alles erledigt. Wir sind schließlich die Besten!“, fuhr er lachend und mit erhobenem Zeigefinger fort.
„Abgeschlossene Fälle? Ach, die sind ja nicht so interessant. Dann steige ich mal in die Tiefen des Internets und der sozialen Medien ein. Vielleicht kann ich etwas über unsere Jana Briggs erfahren.“
„Na dann, wenn du meinst und sonst keine Fragen hast, sind wir mal weg. Aber wenn was ist …“ Carsten hielt sein Handy hoch.
„Jahaaa“, kam es nun genervt von der jungen Frau.
Die beiden Ermittler verließen das Haus, nicht ohne die Kollegen zu informieren, dass die neue Praktikantin noch im Büro war.
„Ich schau mal nach ihr!“, versprach der Diensthabende an der Pforte.
„Ich auch, ich auch!“, kam es von zwei anderen Kollegen aus dem Nebenraum.
„Das glaube ich wohl!“, lachte Hajo und lief hinter Carsten zum Parkplatz.
„Lass uns was für die Umwelt tun und mit einem Auto fahren!“, schlug Carsten dann vor. „Du fährst und holst mich morgen früh zum Dienst ab. Ist das eine gute Idee?“
„Eine sehr gute, allerdings müssen wir dann das doofe Ding aufsetzen.“ Hajo zeigte auf die Maske an der Sonnenblende. „Komm, steig ein!“, bestätigte er dann und zog seinen Autoschlüssel aus der Tasche. Die beiden Männer stiegen in den Wagen und Hajo fuhr schweigend vom Hof. Was Tomke wohl gemeint hatte? Auch Carsten sagte kein Wort und dachte über die seltsame Nachricht seiner Frau nach und auch darüber, wie er ihr und den Kindern beibringen sollte, dass er den morgigen Sonntag auf dem Kommissariat würde verbringen müssen. Nix mit Familientag!
Erst als sie die Kreisstadt Wittmund verlassen hatten und schon eine Weile auf der Landstraße gen Norden fuhren, kam es wieder zu einer Unterhaltung.
Hajo wollte wissen: „Was hältst du von unserem mysteriösen Fall?“
„Nun, ich denke, da kommt noch einiges nach. Und wenn die Briggs weiter so mauert, bekommt sie ein Problem, fürchte ich. Nicht mit uns, sondern mit demjenigen, der sie überfallen und eingesperrt hat.“
Hajo nickte.