ТОП просматриваемых книг сайта:
KüstenSaat. Gaby Kaden
Читать онлайн.Название KüstenSaat
Год выпуска 0
isbn 9783827183989
Автор произведения Gaby Kaden
Жанр Триллеры
Издательство Автор
„Jow, vielleicht findet unsere Internetexpertin ja etwas heraus. Sie weiß ja, wo die Briggs arbeitet.“
Nach einer weiteren Weile des Schweigens erreichten sie den ersten Kreisel von Carolinensiel. Carsten atmete tief durch und erklärte: „Ich bin gespannt, was uns gleich erwartet.“
„Und ich bin gespannt, was die beiden ollen Tanten wieder angestellt haben“, seufzte Hajo.
Was nun?
Samstag, am frühen Morgen auf dem Gestüt
Dass er die Stuten nicht sofort besamen konnte, machte Ole van Leeuwen rasend. Die restliche Nacht, an Schlaf war nicht zu denken, hatte er sich den Kopf zermartert, was er wohl tun und wie er in Erfahrung bringen könnte, welches der Röhrchen das richtige war. Auch hoffte er, dass die Qualität des teuren Spermas nicht leiden würde.
Drei Dinge gingen ihm außerdem nicht aus dem Kopf. Zum einen dieser Zettel mit dem Autokennzeichen – es handelte sich um ein Kennzeichen aus Hannover. Dann dachte er an die erwähnte „Überbringerin“. Also war es eine Frau, die den Code kannte. Die musste doch zu finden sein. Außerdem wunderte er sich, dass er bei dem Russen kein Handy gefunden hatte. Irgendwann war er dann doch eingeschlafen und fuhr nach einer kurzen Tiefschlafphase wieder hoch. Nun saß er kerzengerade im Bett. „Peer! Peer! Das Schwein! Er musste sich das Handy geschnappt haben. Klar, was denn sonst?“ Ole fiel es wie Schuppen von den Augen. „Ich bring ihn um!“
Mit beiden Beinen sprang der Mann aus dem Bett und lief durch das dunkle Haus. Ich bring ihn um, tobte er innerlich, aber zuerst muss er das verdammte Handy rausrücken.
Mit weit ausholenden Schritten lief er über den Hof auf die Stallungen zu, über denen sich das kleine Appartement von seinem Stallburschen Peer befand. Ein Zimmer mit Küche und Schlafgelegenheit, mehr nicht. Dusche und Toilette musste der Mitarbeiter von Ole neben dem Reitstall benutzen.
Wortlos stampfte er die Holztreppe hinauf, riss Peers Zimmertür auf, schlug nach rechts auf den Lichtschalter und zerrte den Mann aus dem Bett. Ohne ein Wort zu sagen, schlug er ihn mitten ins Gesicht. Einmal, zweimal, schüttelte ihn und schrie dann: „Wo ist es? Gib es her, wo ist das verdammte Handy?“
Peer, der – die vielen leeren Bierflaschen auf dem Tisch erklärten, warum – im Tiefschlaf gelegen hatte, wusste nicht, wie ihm geschah. Mit blutender Nase, einen Schneidezahn ausspuckend, stammelte er nur: „Was …, was ist?“
„Das Handy des Russen!“, schrie Ole nochmals.
Peer torkelte durch den kleinen Raum zu der Kommode, zog eine Schublade heraus, griff hinein, hob eine Waffe heraus, die er auf den überraschten Ole richtete.
„Das reicht, das reicht nun endlich, du Menschenschinder. Ich bring dich um und rolle dich als Käse zurück nach Holland!“, stammelte er Blut spuckend.
„Du hast es nicht anders verdient, du …“, doch zu mehr kam er nicht. Ole, außer sich vor Wut, holte aus, schlug ihm die Waffe aus der Hand und bückte sich sofort danach. Dann hielt er sie Peer an den Kopf und flüsterte: „Das Handy. Her damit. Jetzt sofort!“
Von Peer war nur noch ein Wimmern zu hören.
„Hier, unter der Matratze!“ Mit der Hand zeigte er auf sein Bett.
„Wehe, wenn du mich wieder verarschst, ich drücke ab, das schwöre ich dir.“ Die Waffe noch immer auf Peer gerichtet, riss Ole die Matte aus dem Bett und tatsächlich, dort lag das Handy.
„Dein Glück, Alter. Darüber reden wir später und das wird kein angenehmes Gespräch, glaube mir.“
Die Waffe in der einen, das Handy in der anderen Hand, verließ er Peers Zimmer.
Der ließ sich stöhnend niedersinken und murmelte: „Das wirst du mir büßen, du verdammter holländischer Käskopp, das wirst du mir so was von büßen, Alter.“ Irgendwann schlief er auf der Matratze mitten im Zimmer noch mal ein.
Das Handy des Russen war gesperrt. Klar. Wie sollte es auch anders sein. Irgendwie würde er es knacken müssen, denn darauf war sicher ein Hinweis auf diese Frau zu finden. Aber auch über das Kennzeichen wollte er es versuchen – nur wie?
Willkürlich und planlos versuchte er, das Handy mit drei Versuchen zu entsperren. Als dann ein rotes Warndreieck aufblinkte, warf er das Gerät genervt in die Ecke.
Das Autokennzeichen sah er nun als seine einzige Chance. Ole versuchte logisch zu denken. Die Kisten mit Sperma und Beschleuniger kamen von der IMG. Wenn es wirklich das Kennzeichen des Wagens dieser Frau war, dann musste sie ja wohl zu dem Pharmakonzern gehören, über den der Kontakt zum Sperma und auch zu den Beschleunigern lief. Vielleicht hatte der Russe ihr aufgelauert und anhand des Kennzeichens erkannt. Ja, so konnte, so musste es gewesen sein.
„Wenn ich dort anrufe“, überlegte er, „müsste es doch möglich sein, den Namen der Fahrerin dieses Wagens zu erfahren. Einen Versuch ist es wert.“
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es dazu noch zu früh war. Eine Stunde Schlaf konnte er sich noch gönnen. Ole schloss die Augen. Der neue Tag würde mehr Erkenntnis bringen.
Wolfsgefahr am Deich
Samstag, später Nachmittag
Als Hajo die Deichauffahrt zu Omas und Tant’ Fienchens Haus nahm, sah er durch die geöffnete Gartentür, dass Tomke mit einem Fernglas im Garten stand und das dahinter liegende Feld beobachtete. Was gab es da wohl zu sehen? Die beiden Männer stiegen aus dem Wagen. Carsten, der mit seiner Familie in der anderen Hälfte des Doppelhauses wohnte, wollte das Gebäude auf der rückwärtigen Seite umrunden, aber dazu kam er nicht.
Marie, seine Tochter, kam mit ihrem kleinen Bruder im Schlepptau durch den Garten gelaufen und rief aufgeregt: „Papa, du glaubst nicht, was passiert ist!“
„Glaubste nich!“, kam das Echo in Person des kleinen Felix, der seiner großen Schwester immer alles nachplapperte.
„Hier sind Wölfe im Feld und Tant’ Fienchen ist fast gestorben, weil …“
„Fast tetorben!“, bestätigte Felix mit großen Augen.
„… weil die ganz nah am Haus waren. Fienchen hat sich mächtig erschreckt!“
„Mächtig gescheckt!“, quäkte nun Felix.
„Felix, Mann, halt doch mal die Klappe und quatsch mir nicht alles nach!“ Marie war aufgeregt und gleichzeitig genervt von ihrem kleinen Bruder.
Den aber kümmerte das nicht.
„Quatsch nich, quatsch nich, quatsch nich …,“ wiederholte der kleine Mann nun ständig.
Marie aber nahm ihren Vater bei der Hand und zerrte ihn hinters Haus. Dort saßen Oma Jettchen, Tant’ Fienchen und Michaela. Alle hatten sie, wie Tomke in einiger Entfernung auch, den Blick auf das Feld gerichtet und unterhielten sich aufgeregt. Auch ein Mann saß, wenn auch mit etwas Abstand, bei den Frauen, den Carsten erst erkannte, als dieser sich umdrehte. Simon Weil, der Schafzüchter, saß dort bei den Frauen hinterm Haus. Was wollte der denn hier?
Zum weiteren Nachdenken kam Carsten allerdings nicht, denn Marie zog ihn zur Deichkante und zeigte über das Feld.
„Da, da draußen sind Wölfe. Mensch, Papa, echte Wölfe. Das ist so spannend. Aber warum Fienchen so ’ne Angst hat, verstehe ich nicht.“
„Tehe nich!“, kam es von Felix, der ihnen gefolgt war.
Carsten nahm seinen Sohn auf den Arm und beobachtete das Feld, aber einen Wolf oder gar Wölfe konnte er nicht erkennen.
„Papa!“, flüsterte nun Marie und schaute Richtung Haus. „Der Mann, der bei Oma und Tant’ Fienchen sitzt, hat was von abschießen gesagt, der spinnt doch. Das lassen wir nicht zu, oder?“ Carsten schüttelte den Kopf. Felix tat es ihm nach.
Inzwischen war auch Michaela aufgestanden und