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und Ab an Gefühlen. Kämpfte gegen Angst und Panik an.

      „Der Code – mein Gott, wer die Koffer bekommt, den Inhalt korrekt nutzen will, muss auch den Code haben. Würde der Inhalt der Glasflaschen verwechselt, hätte das fatale Folgen. Aber den Code habe nur ich.“

      Die Erleichterung darüber hielt nur einen kurzen Moment, zu verzweifelt war ihre Situation.

      Der Überfall musste kurz vor Wiesmoor geschehen sein, also knapp vor ihrem eigentlichen Ziel und dem Treffpunkt zur Übergabe an den Kunden.

      Kunde? War das wirklich das Ziel? Ein Kunde, oder war das Ganze eine Finte, um sie unterwegs zu überfallen? Sollte deshalb das Treffen nicht auf einem Hof, sondern an einer Wegkreuzung stattfinden? „So sparst du dir einen Umweg!“, hatte man ihr in der Firma gesagt. Von wegen.

      Jana schlug vor Wut und Enttäuschung ihren Kopf gegen die Wand. Ich bin so blöde, durchfuhr es sie, ich bin eine so gottverdammte blöde Kuh! Man hatte sie gehörig reingelegt.

      Mein Gott … so ein Mist …, wie komme ich hier nur heraus?

      Vermisst

      Samstagmorgen

      „Wo bleibst du denn? Seit du ohne Tomke unterwegs bist, hast du ganz schön an Fahrt nachgelassen“, frotzelte Carsten, als sein Kollege, Hauptkommissar Hajo Mertens, wenige Minuten nach ihm bei dem verwaisten Fahrzeug ankam.

      „Dir auch ’nen schönen guten Morgen!“, Hajo tippte sich an die nicht vorhandene Mütze und legte einen Mund-Nasen-Schutz an.

      Allerdings wäre eine Mütze nicht schlecht; obwohl Frühsommer, pfiff ihm heute ein kalter Wind um die Ohren. In der Nacht zuvor hatte es heftig geregnet, die Luft war feucht und unangenehm.

      Auch Carsten schien zu frieren, denn er hatte den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen, die Arme verschränkt. Hajo hielt seinem Kollegen den Ellenbogen hin, der tat es ihm nach und schubste ihn an.

      „Was ist hier passiert? Haben wir eine Leiche?“, wollte Hajo wissen und schaute sich um.

      „Nein, haben wir nicht, jedenfalls noch nicht!“

      „Und was machen wir dann hier?“

      „Wir warten auf die Spusi, denn im Wagen befinden sich Blutspuren, wie es scheint.“

      Hajo legte die Stirn in Falten. „Und? Weiter?“

      „Nun, das Fahrzeug steht hier wohl seit gestern Abend schon!“, fuhr Carsten fort, „und der Fahrer oder natürlich die Fahrerin ist verschwunden.“

      „Offen und verlassen am Straßenrand?“, hakte Hajo nach.

      „Jow!“

      „Papiere?“

      Carsten schüttelte verneinend den Kopf.

      „Hast du schon eine Halterabfrage gemacht?“

      „Läuft!“

      „Sonst was?“

      „Ja, im Kofferraum befinden sich Warenpackungen. Es handelt sich um tiermedizinische Präparate.“

      „Also gehört der Wagen einem Mediziner, aber wo ist er?“, und setzte nach: „Oder sie?“

      „Ja, das ist nun die große Frage. Mediziner oder auch Pharmavertreter, bei der Menge an Medikamentenschachteln im Kofferraum. Etwas anderes ist noch komisch. Schau doch mal in den Wagen, bitte.“

      „Was …?“, fragte Hajo verwundert, ging dann aber doch auf das Fahrzeug zu. Er streckte seinen Kopf in das Innere des Fahrzeugs und schnupperte. „Es geht nicht um den Geruch, schau doch mal genau hin“, forderte Carsten seinen Kollegen erneut auf.

      Der betrachtete sich den Innenraum lange und vorsichtig, um selbst keine Spuren zu hinterlassen, denn die Männer und Frauen der Spurensicherung mussten hier noch ihre Arbeit tun. Dann erkannte er, was Carsten wohl meinte. Am Lenkrad wie auch am Türholm schienen Blut und Haare zu kleben. Das musste natürlich genau untersucht und festgestellt werden, aber es sah tatsächlich nach Blut aus. Dann fiel sein Blick auf die Schmutzspuren auf dem Fahrer- und Beifahrersitz.

      „Was ist denn das?“, rief er aus und stellte sich auf. Carsten verstand sofort.

      „Haste gesehen? Ich denke, das sind Spuren eines Hundes.“

      „Der Fahrer hatte einen Hund dabei?“, hakte Hajo nach.

      „Oder derjenige, der das Ganze hier ausgelöst hat.“

      „Überfall oder Entführung mit Hund?“

      „Oder es war der Wolf!“, meldete sich eine Stimme hinter ihm.

      Hajo drehte sich irritiert um. Bevor er etwas sagen konnte, schaltete sich Carsten ein.

      „Das ist Simon Weil, er hat uns den verlassenen Wagen gemeldet.“

      „Wie ist er Ihnen aufgefallen, der Wagen, meine ich.“ Hajo zeigte auf das Fahrzeug.

      Simon nickte die Straße entlang Richtung seiner Wiese.

      „Ich habe wie jeden Morgen nach den Schafen gesehen und dann die Sauerei entdeckt.“

      „Sauerei? Das Auto …?“

      „Nein, nicht das Auto, das habe ich erst später bemerkt. Ich meine das gerissene Schaf, mein Schaf, auf meiner Wiese.“

      „Ach so, hm, das wusste ich nicht. Wann ist es passiert? Heute Nacht?“

      „Jow.“

      „Haben Sie hier jetzt auch Probleme mit dem Wolf?“

      „Jow! Aber nicht mehr lange.“ Simon machte ein ploppendes Geräusch.

      Die beiden Kommissare verstanden sofort. Carsten hob den Zeigefinger.

      „Tztztz … das gibt aber großen Ärger. Wölfe stehen unter Schutz.“

      „Jow, weiß ich, ist mir aber egal. Das ist nun das siebte Schaf aus meiner Herde, meine Kollegen haben auch schon etliche verloren. Der Wolf steht unter Schutz, dass ich nicht lache!“ Simon lachte meckernd auf.

      „So geht’s nicht weiter, keiner greift ein, keiner hilft uns, dann helfen wir uns eben selbst.“

      Im Hintergrund war ein Schuss zu hören.

      „Das ist nicht euer Ernst!“, fuhr Carsten hoch.

      Simon drehte sich achselzuckend um und trabte, die Hände tief in der Hosentasche vergraben, davon.

      „Moment“, rief Carsten ihm nach. „So geht das nicht. Ihr könnt nicht in der Gegend rumballern und auf Wolfsjagd gehen. Es gibt Vorgaben, gerissene Schafe werden ersetzt, es gibt Zäune, die man aufstellen kann.“

      „Zäune?“, stieß Simon aus und drehte sich wütend um. „Zäune helfen nur den Wölfen, denn so stecken die Schafe in einem Gefängnis und werden den Biestern auf dem Silbertablett serviert. Und was soll ich mit der Entschädigung? Da drüben liegt ein Schaf, verstehen Sie, ein Schaf! Kein Kuhfladen, kein umgefallener Baum. Wir alle ziehen unsere Tiere von Geburt an auf. Natürlich werden sie auch irgendwann geschlachtet, aber nicht hingerichtet, so wie in der letzten Nacht wieder. Und was sollen wir mit einer finanziellen Entschädigung, wenn solch ein Sauvieh sie zu Tode beißt oder halbtot elend verrecken lässt?“ Simon kochte vor Wut.

      „Im Übrigen bin ich hier der Wolfsbeauftragte, sehe mich aber eher als Schafsbeauftragter, denn die gilt es zu schützen und unsere Existenzen. Nicht diese Bestien. Und außerdem bin ich der Wolfsbeauftragte der Schäfer, nicht der Wölfe oder dieser Tierschützer.“ Er zog die Augenbrauen hoch.

      „Was haben Sie gegen Tierschützer?“, wollte Hajo jetzt wissen.

      „Nichts, verdammt! Aber wer schützt unsere Tiere? Kommen Sie mal mit!“, forderte er die beiden Kommissare auf, „schauen Sie es sich an, den Anblick werden Sie so schnell nicht vergessen.“

      Er zerrte Hajo am Ärmel. „Kommen Sie, nun kommen Sie

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