Скачать книгу

du, ist passiert?«

      Bettina stopfte sich einen Putenstreifen in den Mund, zerkaute ihn genüsslich, ehe sie sich erkundigte: »Ich weiß es nicht, aber du wirst es mir sagen.«

      Leni nickte.

      »Ja, das werde ich. Also, stell dir vor, die Holzners kommen aus dem Gesindehaus, die Grasshoffs will ich hineinführen, als der Herr Holzner stehen bleibt, die neuen Gäste anstarrt, nicht die Gäste, sie, er starrt sie an. Und andersherum ist es ebenso. Sie geht keinen Schritt weiter, starrt mit weit aufgerissenen Augen den Holzner an.«

      »Nun gut«, Bettina fand das nicht dramatisch, »sie haben sich erkannt.«

      Leni winkte ab.

      »Erkannt? Die waren wie von Blitz und Donner gleichzeitig getroffen … Er stammelte Ulli, und sie hauchte ein Oliver … Ich sag dir was, die hatten mal was miteinander, und dieses zufällige Treffen hier hat sie aus den Puschen gehauen, die waren total neben der Spur.«

      »Und dann?«, erkundigte Bettina sich mit mäßigem Interesse. Sie fragte eigentlich nur, um Leni einen Gefallen zu tun, die offensichtlich darauf brannte, ihr von dieser so brisanten Story zu berichten.

      »Dann haben sie sich miteinander bekannt gemacht, er hat ihr seine Frau vorgestellt, sie ihm ihren Mann. Aber ich sage dir, die waren nicht bei der Sache, in Wirklichkeit waren sie nur auf sich fixiert, das andere war Formsache.«

      »Und dann?«, fragte Bettina erneut.

      »Na, dann haben sie sich getrennt, die Holzners sind zu einem Spaziergang oder was weiß ich aufgebrochen, und den Grasshoffs habe ich das Appartement gezeigt, das sie im übrigen wunderschön finden, das ihre Erwartungen bei weitem übertroffen hat.«

      »Und wo ist das Drama dabei?«, wollte Bettina wissen und ärgerte sich eigentlich sofort, diese Frage überhaupt gestellt zu haben, weil sie die ganze Geschichte absolut nicht interessierte.

      »Noch gibt es kein Drama«, erklärte Leni, »aber es bahnt sich an. Man kann dran fühlen, dass der Holzner mit der Grasshoff wieder was anfangen wird, die waren so was von fummelig aufeinander, die können gar nicht anders, und dann, na dann wird es einen Krach geben, eine Abreise, vielleicht sogar zwei Abreisen.«

      »Oder es wird überhaupt nichts passieren, sie werden vielleicht sogar miteinander was unternehmen, weil die Geschichte, wenn es denn überhaupt eine gegeben hat, zwischen den beiden längst vorbei ist und sie mit ihren jeweiligen Ehepartnern glücklich sind.«

      Leni schenkte Bettina noch etwas zu Trinken nach.

      »Also wirklich, Bettina, machmal hast du wirklich keine Ahnung.«

      »Auf dem Gebiet, liebe Leni, muss ich sie auch nicht haben. Ehe sich die Situation zuspitzt, wohlgemerkt, falls das in der Tat geschehen wird, werden noch ein paar Tage vergehen, und so werde ich es nicht miterleben, weil ich dann bereits mit Tom auf Hochzeitsreise sein werde. Aber du kannst es mir ja

      hinterher berichten. Doch soll ich dir mal was sagen? Ich glaube nicht, dass etwas geschehen wird … Sollen wir eine Wette abschließen?«

      Das wollte Leni nun auch nicht, denn die Wetten, die sie mittlerweile mit Bettina schon abgeschlossen hatte, hatte sie meistens verloren.

      »Nö, lass mal.«

      »Gut«, lachte Bettina, »dann lass uns mit diesem Thema aufhören …, der Salat ist übrigens köstlich. Du hast heute ein neues Dressing gemacht, das ist superlecker. Das möchte ich jetzt immer haben.«

      Leni war vor lauter Freude rot geworden.

      »Das hast du bemerkt? Trotz deiner Schmerzen? Ja, es ist richtig, ich hab da was ausprobiert. Schön, dass es dir schmeckt.«

      »Leni, mir schmeckt immer alles, was du zubereitest, du bist einfach begnadet, was das Kochen und Backen anbelangt. Manchmal habe ich schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, wie du deine Talente hier auf dem Hof an uns verschwendest. Wenn du deine Karriere als Köchin weiter fortgesetzt hättest, würden deine Regale unter all den Pokalen und Auszeichnungen zusammenbrechen.«

      »Ich bin glücklich hier und mit meinem Leben. An mein früheres Leben will ich nicht mehr denken, es hat mir kein Glück gebracht. Karriere ist nicht alles. Trotz meines Könnens, trotz aller Auszeichnungen hat Yvonnes Vater mich gnadenlos fallen lassen, um eine reiche Frau zu heiraten. Ich musste meinen kleinen Sonnenschein abgeben, denn auf einmal war niemand mehr da, und alle, die mich sonst vorher hochgelobt hatten, ließen mich fallen wie eine heiße Kartoffel … Nein, Bettina, ich traure nichts nach, und ich brauche keine Bestätigung für das was ich mache. Für euch da zu sein, das macht mich glücklich, und Arno an meiner Seite zu haben … Etwas Besseres kann es für mich nicht geben. Er würde mich niemals verlassen, das ist so beruhigend, so schön.«

      Bettina glaubte Leni, aber dennoch fand sie es manchmal schade, dass Leni ihr Können nicht vor einem größeren Publikum zeigen konnte. Denn Spaß machte es ihr schon, es hier und da an den Mann zu bringen, dass sie durchaus in der Lage war, ein mehrgängiges, erlesenes Menü zu zaubern ohne dabei ins Schwitzen zu geraten.

      »Arno weiß, was er an dir hat«, sagte Bettina und pickte sich ein Blättchen Rucola heraus. »Ihr zwei passt aber auch fantastisch zusammen, und so stelle ich es mir auch mit meinem Tom vor, nach vielen gemeinsamen Ehejahren noch zu wissen, was man aneinander hat, genau zu wissen, wie der andere tickt und ganz ruhig und gelassen auch einen Krach zu überstehen, weil man weiß, das nichts passieren kann, dass ein Gewitter die Luft reinigt und hernach wieder alles gut ist.«

      »Manchmal geht das Gewitter aber auch nur so schnell vorbei, weil einer der Klügere ist und nachgibt, und wenn ich ganz ehrlich bin, dann muss ich sagen, dass ich es bin, weil mein Arno nämlich ein ganz schöner Sturkopf sein kann, und bei dem könnte ein Krach andauern, weil er einfach nicht nachgeben kann. Dabei sehe ich doch, dass es ihn beinahe zerreißt.«

      Bettina lachte.

      »Ich glaub, bei uns wäre es umgekehrt. Bei uns würde Tom zuerst nachgeben, weil er einfach ein so verträglicher, liebevoller Mensch ist. Aber zum Glück werden wir das vermutlich niemals erfahren, weil ich mir einen richtigen Krach zwischen uns nicht vorstellen kann.«

      »Das glaubt niemand, aber glaub mir, Bettina, nirgendwo kann immer nur eitel Sonnenschein sein, so viel Harmonie würde krank machen, und das ist nicht von mir. Das habe ich gelesen, das ist wissenschaftlich erwiesen.«

      »Dann widerlegen Tom und ich eben die Wissenschaft«, sagte Bettina und griff nach ihrem Glas, um etwas zu trinken.

      Dann lehnte sie sich zurück.

      »Leni, mir geht es jetzt so gut, dass ich, wäre da nicht doch der immer wieder spürbare Schmerz in meinem Fuß, glauben könnte, es sei nichts geschehen.«

      »Na, da kann man mal sehen, was so ein Salat alles ausmacht, vielleicht sollte ich ihn mir als Anti-Schmerzmittel patentieren lassen.«

      »Keine schlechte Idee«, rief Bettina lachend aus, »aber du könntest ihn nicht so frisch und knackig verschicken, da müssten die Leute auf den Hof kommen, und einen solchen Andrang, nein, den könnte ich wahrlich nicht verkraften, dann ginge es hier zu wie in einem Taubenschlag, und das würde unsere himmlische Ruhe hier arg stören. Das mit dem ehemaligen Gesindehaus reicht mir.«

      »Kommst du deswegen mit der Gestaltung der Remise, der Tenne und den anderen Gebäuden nicht in die Puschen?«, wollte Leni wissen. »Trotz vorliegender Pläne?«

      »Nein, nein, das ist nicht der Grund«, wehrte Bettina sofort entschieden ab.

      »Ich habe es vielmehr zurückgestellt, weil Thomas jetzt der Mann an meiner Seite ist. Er soll mitentscheiden, was hier auf dem Hof noch alles passieren, gebaut, umgebaut, restauriert werden soll.«

      »Aber der Fahrenbach-Hof gehört dir allein, Bettina«, erinnerte Leni sie.

      »Letztlich hast du hier das alleinige Sagen.«

      Entschieden schüttelte Bettina den Kopf.

      »Klar, auf dem Papier gehört mir alles. Aber ich sehe

Скачать книгу