Скачать книгу

wofür es gut ist. Auf jeden Fall bist du jetzt einmal gezwungen dich auszuruhen, damit du für die Hochzeit fit bist.«

      Hochzeit …

      Sofort begann Bettina erneut zu weinen.

      »Was ist denn nun schon wieder los?«, erkundigte Leni sich, während sie einen kalten Umschlag um den lädierten Fuß machte.

      »Meine Hochzeit«, jammerte Bettina, »bis dahin ist mein Fuß doch noch nicht in Ordnung … Ich sehe mich schon vor den Altar humpeln … Das darf doch nicht wahr sein!«

      Leni klopfte ihr beruhigend auf die Schulter.

      »Jetzt entspann dich mal, es gibt wahrhaftig Schlimmeres im Leben. Und wer sagt denn, dass bis dahin dein Fuß noch nicht in Ordnung sein wird? Vielleicht geht die Schwellung zurück, mittels einer Spritze oder Tabletten geht der Schmerz vorbei. Und im übrigen, dein Kleid ist bodenlang, da sieht man weder einen dicken Fuß noch welche Schuhe du anhaben wirst. Und humpeln? Kein Mensch wird das bemerken oder darauf achten, weil sie alle nur in dein glückstrahlendes Gesicht sehen werden … Und nun hole ich mal das Telefon und rufe Yvonne an, damit die vorbeikommt und es sich mal anschaut oder uns sagt, was zu tun ist.«

      Lenis Resolutheit brachte Bettina wieder ein wenig runter. Sie sah zu, wie Leni umständlich anfangen wollte, die Telefonnummer der Herzogs zu wählen, als das Telefon klingelte.

      Leni reichte den Hörer zu Bettina, weil das ganz bestimmt kein Anruf für sie sein konnte. Bettina meldete sich, sie begann zu strahlen.

      »Tom«, rief sie so überschwänglich, als habe sie ihn nicht erst vor kurzem zum letzten Male gesehen, sondern bereits vor einer Ewigkeit.

      »Tini, irgendeine Stimme in mir sagt mir, dass ich umkehren soll. Es ist doch bescheuert, dass ich jetzt allein nach London fliege, während ich mir wahnsinnige Sorgen deinetwegen mache. Ich nehme die nächste Ausfahrt und drehe um.«

      »Nein, mein Liebster, das musst du wirklich nicht. Lass es uns so machen wie besprochen. Leni hat mich bereits gut versorgt. Die Umschläge, die sie mir macht, verschaffen mir Linderung, und sie war gerade dabei Yvonne anzurufen, als das Telefon klingelte und du es warst … Du siehst, wir haben hier alles im Griff.«

      »Ich weiß nicht …«

      »Doch, mein Liebling. Wie Leni bereits sagte, kannst du mir ohnehin nicht helfen, da muss ich allein durch. Wenn ich nicht so schusselig gewesen wäre, wäre es auch überhaupt nicht passiert.«

      »Ist es aber, und ich möchte lieber bei dir sein als in einem fremden Land unter fremden Menschen an so einer offiziellen Nummer teilzunehmen. Von Nancy werde ich ohnehin nicht viel haben, und wenn jemand Verständnis für die veränderte Situation haben wird dann sie. Wahrscheinlich wird sie mich zusammenstauchen, weil ich ohne dich angedackelt komme. So war es nicht geplant.«

      »Aber so haben wir es doch besprochen, mein Schatz, und lass es uns auch so machen. Du fliegst nach London, ich warte auf dich und auch darauf, dass du mich nach deiner Rückkehr sehnsuchtsvoll in die Arme schließen wirst.«

      »Dafür muss ich nicht vorher nach London fliegen, ich habe jetzt schon Sehnsucht nach dir.«

      »Dann bewahr sie dir auf«, versuchte sie heiter zu sein, »um so schöner ist die Wiedersehensfreude.«

      Sie war jetzt nicht ganz ehrlich. Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätte sie ihm nämlich jetzt gesagt, ja, mach es wahr, kehr um, komm zurück.

      Aber Bettina wusste, dass er es nur ihretwegen machen würde, und das wollte sie nicht. So egoistisch durfte sie nicht sein. Deswegen redete sie ihm noch solange zu zu fliegen, bis er sich schließlich geschlagen gab und einwilligte.

      »Also okay, aber bitte ruf mich sofort an, wenn Yvonne bei dir war oder wenn ein Arzt sich deinen Fuß angesehen hat, versprichst du mir das?«

      »Ja, das verspreche ich … Ach, Tom, hoffentlich ist es bis zu unserer Hochzeit besser, damit ich nicht vor den Altar humpeln muss.«

      Er begann leise zu lachen.

      »Musst du nicht«, beruhigte er sie, »wenn du nicht richtig laufen kannst, dann trage ich dich eben zum Altar, so einfach ist das. Wenn es ginge, würde ich es ohnehin am liebsten tun, dich auf Händen durchs Leben tragen.«

      Bettina wurde ganz warm ums Herz. Er fand immer so wunderbare Worte, um seine Liebe auszudrücken. Ein unvorstellbarer Gedanke, durchs Leben getragen zu werden …

      Aber auf Dauer würde das vermutlich total langweilig sein, ganz besonders für jemanden wie sie, der mit festen Beinen im Leben stand, nun, die meiste Zeit wenigstens, jetzt war sie erst einmal gehandicapt.

      »Lass uns Hand in Hand durchs Leben gehen, mein Liebster«, antwortete sie. »Ein solcher Gedanke gefällt mir besser, aber es ist tröstlich zu wissen, dass ich mir für unseren Hochzeitstag keine Sorgen machen muss.«

      »Du musst dir nicht nur da keine Sorgen machen, liebste Tini. Du hast doch jetzt einen Mann an deiner Seite, der dich …«, er beendete den Satz nicht, und es dauerte einen Moment ehe er wieder zu sprechen begann. »Du, ich muss jetzt aufhören, da auf der rechten Fahrspur ist was los, ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren … Also, um es noch einmal klar auszudrücken …, ich fliege nach London, okay?«

      »Ja, du fliegst nach London, und ich warte auf deine Rückkehr«, bestätigte sie. »Ich warte mit einem Herzen, aus dem die Liebe fast schon überquillt, so viel Gefühl ist da für dich drin.«

      »Tini, ich …«

      Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, aber das musste auch überhaupt nicht sein. Er hätte ihr noch ein paar zärtliche, liebevolle Worte ins Ohr geflüstert, egal, welcher Art. Was aus seinem Mund kam, klang immer ganz wundervoll.

      Mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen legte Bettina das Telefon beiseite.

      »Es war Thomas«, sagte sie unnötigerweise.

      »Das hab ich mitbekommen«, bemerkte Leni trocken, »welch ein Gesäusel … Muss Liebe schön sein.«

      Für einen Augenblick vergaß Bettina ihren Kummer, ihren unverändert stark schmerzenden Fuß.

      »Ist sie auch«, antwortete sie, »ganz besonders wenn man einen Mann hat wie meinen Tom, der ist das Beste, was es gibt auf Erden. Mit niemandem als ihm könnte ich glücklicher sein.«

      Das kommentierte Leni nicht, stattdessen sagte sie: »Schieb mir mal das Telefon rüber, damit ich endlich Yvonne anrufen kann. Von selber wird dein Fuß nämlich nicht heile, und angesichts deiner bevorstehenden Hochzeit haben wir nämlich auch überhaupt keine Zeit zu verlieren.«

      Das ließ Bettina sich nicht zweimal sagen, sie gab dem Telefon einen gehörigen Schubs, dass es nur so über den blanken Holztisch schlidderte.

      *

      Yvonne hatte daheim wohl alles stehen und liegen lassen, denn sie war unglaublich schnell auf dem Fahrenbach-Hof, um sich Bettinas Fuß anzusehen. Sie betastete ihn, drehte ihn behutsam hin und her, dann richtete sie sich auf.

      »Vermutlich ist es eine Bänderzerrung«, sagte sie, »aber vorsichtshalber solltest du den Fuß röntgen lassen. Sicher ist sicher.«

      Bettina winkte ab.

      »Du, ich vertrau dir, Yvonne. Sag, was ich machen soll, vielleicht bandagieren?«

      »Schön, dass du mir vertraust, Bettina, aber so, wie du dir das vorstellst, geht es nicht. Ein kompetenter Kollege muss sich das ansehen. Es gibt doch in Steinfeld den Herrn Dr. Schrader, von dem halte ich sehr viel. Markus hat dort auch seinen Arm mit großem Erfolg behandeln lassen. Wenn du willst, bringe ich dich hin.«

      »Und die Kleine?«, erkundigte Bettina sich.

      »Markus passt auf sie auf.«

      »Also, und dein Mann hat auch nicht alle Zeit der Welt seine Arbeit macht sich auch nicht von selbst. Leni oder Arno werden mich fahren. Aber vielleicht kannst du vorher mit diesem Dr. Schrader telefonieren und ihm sagen, was du selbst bereits

Скачать книгу