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zu illustrieren, nimmt man das Muster von Zuglöchern und Legakkern am besten mit einer Drohne auf. Ein ehemaliges Torfstecherhäuschen rechts unten im Bild liefert den Maßstab und komplettiert das Bild. | Johan van der Wielen | DJI Mavic Pro bei 4,7 mm, 1/13 s, Blende 2,2, ISO 191

       1.Die Idee

      Das ist eigentlich die Bearbeitung der Fragestellung: »Was will ich fotografieren?« Noch wichtiger ist die dahinterliegende Frage: »Was will ich mit meinem Bild erzählen?«

       2.Recherche und Naturkenntnis

      Wenn Sie in einer pechschwarzen Nacht fotografieren wollen, ist es gut zu wissen, wann kein Vollmond ist. Uferschnepfen verbringen den Winter nicht bei uns, und Sonnentau wächst auf nassen, sauren Heideflächen. Wissen ist Macht. Je mehr Sie über die Umgebung, die Bedingungen, das Motiv, die Natur und das Wetter wissen, desto gezielter können Sie losziehen, um die Bilder zu machen, die Sie vor Augen haben. Vertiefen Sie sich in Ihr Motiv, belesen Sie sich dazu und lernen Sie Ihr Motiv kennen.

       3.Das Motiv

      Es ist vielleicht merkwürdig, dass hier von »Motiv« gesprochen wird. Bei der Tierfotografie liegt es in der Natur der Sache, dass man sich mit einem Motiv beschäftigt, aber beim Fotografieren eines Naturgebiets oder einer Landschaft steht das Motiv des Fotos noch nicht von vornherein fest. Doch zu jedem Bild gehört ein Motiv, das zu der Geschichte passt, die Sie erzählen wollen. Welches Motiv eignet sich am besten für Ihre Idee? Vielleicht gibt es ja mehrere Motive, die die gleiche Geschichte erzählen können?

       4.Perspektive und Umgebung

      Die Perspektive im Bild wird durch den von Ihnen gewählten Blickwinkel und die Position bestimmt, von der aus Sie fotografieren. Ein Weitwinkelfoto in Bodennähe hat eine völlig andere Perspektive als eine herangezoomte Aufnahme aus großer Entfernung. Durch die Wahl Ihrer Perspektive treffen Sie auch Entscheidungen für die Umgebung: Was nehmen Sie noch mit aufs Bild, was nicht? Einen Vogel können Sie sowohl mit einem Weitwinkel- als auch mit einem Teleobjektiv fotografieren – sogar genauso groß. Ein Weitwinkelbild sorgt für enorme Tiefenwirkung, mit viel Umgebung, erfordert jedoch, dass Sie ganz nahe dran sind. Das Teleobjektiv verschafft Ihnen großen Abstand zu Ihrem Motiv, allerdings auf Kosten der Umgebung und der Tiefenwirkung.

       5.Das Licht

      Zu Ihrer Idee passt ein bestimmtes Licht: warmes Morgenlicht, weiches Streiflicht, ein apokalyptischer Schauer oder, im Gegenteil, gleichmäßig graues Wetter und eigenes Blitzlicht. Sie werden sich genauer mit den Wettervorhersagen und dem Lichteinfall beschäftigen müssen, um das perfekte Licht für Ihr Bild vorhersagen zu können. Konsultieren Sie Websites oder Apps für Wettervorhersagen sowie Zeit und Richtung des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs. So bestimmen Sie den perfekten Augenblick und den perfekten Ort für das von Ihnen beabsichtigte Licht. Machen Sie sich nicht abhängig von Wetter und Licht, doch sorgen Sie dafür, dass Sie im Voraus wissen, was Sie erwarten können.

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       Die Idee war, das Gefühl vom »letzten Buschwindröschen« zu erzeugen. Dazu passten die Farben des Sonnenuntergangs und die Silhouette einer einzelnen Blume. Um das schöne Bokeh im Hintergrund zu erzeugen, war eine geringe Schärfentiefe erforderlich, deshalb großer Abstand und kleiner Bildwinkel. | Utrechtse Heuvelrug | Johan van der Wielen | Canon EOS 5D IV mit Canon 100 mm 1:2,8L Makro, 1/100 s, Blende 2,8, ISO 800

       6.Der Augenblick

      Wenn man jemanden, der ein preisgekröntes Foto gemacht hat, nach seinem oder ihrem Geheimnis fragt, hört man oft so etwas wie »90 Prozent Wissen und Vorbereitung und 10 Prozent Glück«. Das Glück hat oft etwas mit einem »Augenblick« zu tun. Wenn Sie zum perfekten Augenblick am perfekten Ort sind, haben Sie alles für das maximale Potenzial Ihres gewünschten Bildes getan. Doch wenn dann auch geschieht, worauf Sie gehofft haben – oder vielleicht sogar noch mehr – dann ist schon ein klein wenig Glück im Spiel. Die Natur lässt sich zu nichts zwingen. Sie können mit all Ihrem Wissen die Möglichkeiten abschätzen, so gut es geht, doch letztendlich gibt Ihnen die Natur den »Augenblick« – oder nicht.

       7.Die Komposition

      Wenn Perspektive, Ort, Umgebung, Licht und Motiv feststehen, ist es an Ihnen, eine passende Komposition zu wählen. Durch die beabsichtigte Perspektive ist oft die Objektivwahl bereits getroffen – und damit stehen auch Grundlagen für die Komposition fest. Denken Sie bei Weitwinkel an Linien: vorn, Mitte, hinten und die Positionierung des Horizonts. Mit einem Teleobjektiv muss man sich eher Gedanken über die Position des Motivs im Raum machen. Denken Sie an den Goldenen Schnitt. Nach einer guten Vorbereitung haben Sie oft auch schon Ideen zur Komposition, denn Sie wollen bestimmte Elemente im Bild haben – oder gerade nicht. Und Sie sind sich auch schon darüber im Klaren, wo Sie diese im Bild platzieren wollen.

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       Diese stimmungsvollen Sonnenstrahlen im herbstlichen Buchenwald waren guter Vorbereitung und Wetterkenntnis zu verdanken. Dass genau in diesem Moment ein Mädchen mit seinem Pferd durch das Bild ritt, waren diese zehn Prozent Glück. | Utrechtse Heuvelrug | Johan van der Wielen | Canon EOS 5D IV mit Canon 70–200 mm 1:2,8L bei 115 mm, 1/200s, Blende 6,3, ISO 400, Polarisationsfilter

       8.Die Technik

      Erst jetzt kommt die Kamera ins Spiel, und man beginnt, sich mit Verschlusszeit, Blende, ISO-Wert, Fokus und Belichtung zu beschäftigen. Für viele Menschen beginnt der kreative Prozess mit der Kamera, doch eigentlich steht die Kamera beinahe an letzter Stelle. Wenn alle anderen Punkte durchdacht und festgelegt sind, sind Sie – wenn alles gut geht – im richtigen Moment am richtigen Ort für Ihr beabsichtigtes Bild. Dann ist es nur noch eine Frage der richtigen Einstellungen – und auf den Knopf zu drücken.

       9.Experimente: Was kann man sonst noch probieren?

      Danach sind Sie lange noch nicht fertig, denn nach diesem einen Foto sind noch Unmengen anderer Fotos denkbar, die alle die gleiche Geschichte erzählen. Nun beginnt die Experimentierphase: anderes Motiv, andere Perspektive, andere Umgebung, anderes Licht, anderer Augenblick, andere Komposition oder andere Technik. Geben Sie sich nicht zu schnell mit einem schönen Bild zufrieden, sondern zwingen Sie sich, all diese Facetten zu variieren, und schauen Sie dann, ob nicht vielleicht doch ein noch schöneres, packenderes oder spektakuläreres Bild dabei herauskommt.

      »Wenn man denkt, man ist fertig …

      hat man beinahe die Hälfte geschafft.«

       Naturphänomen im Februar

       2.2Schneelandschaften

       Bob Luijks

      Erst bei Schnee und Eis ist das Wintergefühl vollständig. Leider fehlt es in den niedrigen Lagen der Niederlande und Belgiens ziemlich häufig an Schnee. Zum Glück liegt das Hohe Venn »um die Ecke«. Mit einer Höhe von beinahe 700 Metern gibt es hier jeden Winter einige Wochen lang Schnee – regelmäßig mit einer Dicke von vielen Dezimetern!

      Schnee hat etwas Magisches, und sei es nur deshalb, weil wir hier so wenig davon haben. Alle störenden Elemente verschwinden aus dem Bild, übrig bleiben Ruhe und Einfachheit. Im Einfachen liegt auch sofort die größte Herausforderung – es lauert Langeweile. Je weißer, desto lieber haben wir es oft. Es muss aber schon so etwas wie ein Motiv übrigbleiben. Suchen Sie deshalb im Schnee nach interessanten Windmustern, nach Vegetation oder Wasser, die dem Auge im Vordergrund einen »Landeplatz« bieten oder es durch das Foto führen können. Ein markanter Baum im Hintergrund erledigt den Rest.

      Schnee ist weiß, während jede Kamera in Richtung Grau strebt.

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