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schwieg einen Moment. »Sie können die Patientin nach Steinhausen bringen lassen, wann Sie wollen. Ich werde gleich veranlassen, daß ein schönes Zimmer für sie hergerichtet wird.«

      »Danke, Herr Kollege«, erklärte Dr. Breuer. »Damit tun Sie mir wirklich einen großen Gefallen. Vielleicht gelingt es Ihnen ja, der armen Frau zu helfen. Ich glaube, daß sie große Probleme hat.«

      »Ich werde mein Bestes tun«, versprach Dr. Daniel.

      *

      »Sie wollen mich aus der Klinik werfen?« fragte Svenja entsetzt.

      »Um Himmels willen, nein, Frau Birkert«, wehrte Dr. Breuer energisch ab. »Von Hinauswerfen kann überhaupt nicht die Rede sein.« Er schwieg einen Moment, um sich seine Worte zurechtzulegen. »Ich habe mir seit Ihrer letzten Einlieferung ins Krankenhaus große Gedanken um Sie gemacht – nicht zuletzt, weil sie über Unterleibsbeschwerden geklagt haben. Es wäre sicher unsinnig, wenn Sie sich deswegen noch einmal an die Kollegin Steiger wenden würden – ganz davon abgesehen, daß ich Sie nur ungern jetzt schon entlassen möchte. Sie wissen ja, daß ich Sie nach Ihren Atembeschwerden immer eine Woche zur Beobachtung hierbehalte.«

      Svenja nickte. »Das beruhigt mich auch immer sehr.« Sie sah den Chefarzt an. »Aber besonders gut tun mir die Gespräche mit Ihnen.«

      Dr. Breuer nickte. »Das weiß ich, und deshalb habe ich die Klinik, in die ich Sie verlegen möchte, auch mit Bedacht ausgewählt. Kennen Sie Dr. Daniel aus Steinhausen?«

      Svenja schüttelte den Kopf. »Nicht persönlich.« Sie seufzte. »Wissen Sie, ich komme mit Frau Dr Steiger nicht besonders gut zurecht, aber irgendwie hatte ich immer Hemmungen, den Frauenarzt zu wechseln. Die Untersuchungen sind ja doch sehr intim, und… ich bin zwar nicht prüde, aber in dieser Hinsicht bevorzuge ich doch eine Ärztin.« Sie machte eine kurze Pause. »Allerdings will ich zugeben, daß ich über Dr. Daniel nur Gu-tes gehört habe.«

      »Er ist auch ein sehr rücksichtsvoller Arzt, der von seinem Beruf eine ganze Menge versteht«, meinte Dr. Breuer. »Überdies ist Dr. Daniel auch noch Direktor der Steinhausener Waldsee-Klinik, und ich glaube, dort wären Sie ganz besonders gut aufgehoben«, fuhr er fort. »Die Ärzte und Schwestern, die dort arbeiten, nehmen sich ausgesprochen viel Zeit für ihre Patienten. Die Klinik liegt auch ganz besonders hübsch. Die gute Luft am Waldsee müßte Ihnen gerade mit Blick auf Ihre Atembeschwerden helfen.«

      Svenja überlegte eine Weile, dann nickte sie. »Wenn Sie sagen, daß die Waldsee-Klinik gut für mich ist, dann glaube ich Ihnen das.« Sie zögerte kurz. »Wann werden Sie mich dorthin verlegen, Herr Chefarzt?«

      »Ich würde vorschlagen, so bald wie möglich, Frau Birkert – am besten heute noch.«

      Svenja senkte den Kopf. »Das geht aber sehr schnell.« Sie blickte auf. »Wenn ich mit den dortigen Ärzten nicht zurechtkomme… kann ich dann wieder zu Ihnen kommen?«

      »Selbstverständlich, Frau Birkert«, versicherte Dr. Breuer, dann lächelte er. »Aber ich bin sicher, daß Sie sich in der Waldsee-Klinik sehr wohl fühlen werden.«

      *

      »Fräulein Sarina, ich muß heute unbedingt pünktlich hier wegkommen«, erklärte Dr. Daniel, als er mit seiner jungen Sprechstundenhilfe einen Augenblick allein war. »Vom Kreiskrankenhaus soll um die Mittagszeit eine junge Frau in die Waldsee-Klinik überstellt werden, da ist meine Anwesenheit dringend erforderlich.«

      Sarina von Gehrau lächelte. »Das dürfte ausnahmsweise kein Problem sei, Herr Doktor. Nur Frau Rauh sitzt noch im Wartezimmer.«

      Dr. Daniel atmete auf. »Da bin ich aber froh. Die Patientin vom Kreiskrankenhaus ist mir nämlich von Chefarzt Breuer persönlich ans Herz gelegt worden.« Dann warf er einen Blick auf die Karteikarte seiner nächsten Patientin. »Bei Frau Rauh ist heute der erste Ultraschall fällig. Richten Sie mir drüben bitte schon alles dafür her.« Er sah auf die Uhr, doch die Zeit würde ganz leicht noch für ein ausführliches Gespräch reichen, und darauf legte Dr. Daniel gerade bei werdenden Müttern besonders wert. Überhaupt nahm er sich für jede Patientin so viel Zeit wie nötig, auch wenn sich die nachfolgenden Termine dadurch meistens verschoben. Die vielen Frauen, die Tag für Tag in seine Praxis kamen, dankten es ihm mit ihrem Vertrauen.

      Auch Gerda Rauh gehörte zu diesen Patientinnen. Sie war wegen einer geplatzten Eierstockzyste als Notfall in der Waldsee-Klinik gelandet und dort von Dr. Daniel operiert worden. Seitdem gehörte sie zu seinem Patientenkreis, und ihre jetzige Schwangerschaft verdankte sie haupt-sächlich ihm, denn auf normalem Wege hätte Gerda vermutlich nie ein Kind bekommen können. Erst durch einen Eingriff, den Dr. Daniel zusammen mit seinem besten Freund, Dr. Georg Sommer, an dessen Klinik durchgeführt hatte, hatte sich bei Gerda endlich die langersehnte Schwangerschaft eingestellt.

      Jetzt betrat die junge Frau mit einem strahlenden Lächeln das Sprechzimmer. Dr. Daniel kam ihr entgegen und reichte ihr

      mit besonderer Herzlichkeit die Hand.

      »Guten Tag, Frau Rauh«, begrüßte er sie. »Wie fühlen Sie sich?«

      »Blendend!« betonte Gerda. »Abgesehen von ein bißchen morgendlicher Übelkeit geht es mir ausgezeichnet.« Sie seufzte selig. »Ferdinand und ich freuen uns schon so auf das Baby.«

      Dr. Daniel nickte lächelnd. »Das glaube ich gern. Sie haben beide einiges auf sich genommen, um dieses Kind zu bekommen.«

      Gerda wurde ernst. »Ich will ganz ehrlich sein, Herr Doktor, an diese ganze Prozedur denke ich nur mit Schaudern zurück. Von der Operation, bei der Ferdinands Samen in meinen Eileiter eingebracht worden ist, habe ich ja nichts mitbekommen, aber zuvor und danach… es waren zum Teil schon arge Schmerzen, die ich aushalten mußte.« Dann lächelte sie wieder. »Aber durch das Baby, das ich jetzt erwarte, bin ich mehr als versöhnt.«

      Dr. Daniel erhob sich. »Dann wollen wir mal sehen, ob es dem Kleinen auch so gut geht wie Ihnen.« Er lächelte. »Heute können Sie sich Ihren Nachwuchs ja zum ersten Mal auf dem Bildschirm anschauen.«

      Gerdas Augen strahlten. »Auf die Ultraschalluntersuchung freue ich mich schon richtig.«

      Sie trat hinter den dezent gemusterten Wandschirm und machte sich frei, dann nahm sie auf dem gynäkologischen Stuhl Platz.

      »Schade, daß man von der Schwangerschaft noch gar nichts sieht«, meinte sie bedauernd.

      Dr. Daniel mußte lachen. »Das kommt noch. Sie sind ja erst im dritten Monat. In ein paar Wochen wird man das Bäuchlein bereits ausmachen können.«

      »Ich habe kürzlich zum ersten Mal ein Umstandskleid angezogen«, vertraute Gerda ihm an. »Aber es sah noch zu komisch aus, und ich will ja auch nicht ausgelacht werden.«

      »Ich finde es schön, wenn sich eine werdende Mutter so auf ihr Kind freut«, meinte Dr. Daniel, während er sich Plastikhandschuhe überstreifte, dann trat er zu Gerda, um die anstehende Vorsorgeuntersuchung durchzuführen. »Die Gebärmutter hat sich schon sehr schön vergrößert.« Er zögerte. »Sie hat sich im Vergleich zum letzten Mal sogar ganz erheblich vergrößert.«

      In Gerdas Augen leuchtete es auf. »Heißt das, daß ich vielleicht doch Zwillinge bekomme?«

      Dr. Daniel nickte. »Ich habe Ihnen ja schon vor dem Eingriff gesagt, daß es bei diesem Verfahren sehr leicht zu einer Mehrlingsschwangerschaft kommen kann.«

      »Zwillinge wären auch überhaupt kein Problem«, betonte Gerda noch einmal. »Eine zweite Schwangerschaft ist für mich wahrscheinlich sowieso nicht drin, und ursprünglich wollten Ferdinand und ich ja mehrere Kinder haben.«

      »Ob sich dieser Wunsch erfüllt, werden wir auf Ultraschall gleich feststellen können«, meinte Dr. Daniel, streifte die Handschuhe ab und warf sie in den Abfalleimer, dann schaltete er den Bildschirm ein und griff nach einer Tube. »Nicht erschrecken, Frau Rauh. Das spezielle Gel, das ich auf Ihrem Bauch verteilen muß, fühlt sich im ersten Augenblick sehr kalt an.«

      Dann ließ Dr. Daniel den Schallkopf über Gerdas Bauch gleiten.

      »Es

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