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es gefährlich. »Ich will nicht, daß Sabrina und Patrick heiraten.«

      Irgend etwas in Tobias sträubte sich, dieser Frau noch länger zuzuhören, doch da war eben auch die Hoffnung, die sie durch ihre Worte in ihm geweckt hatte.

      »Sabrina ist deine Freundin«, stellte er fest. »Warum gönnst du ihr das Glück mit Patrick nicht?«

      »Weil man im Leben nicht alles haben kann«, entgegnete Mareike. »Reichtum, Schönheit und dann auch noch einen Mann wie Patrick – das wäre für eine Frau allein eindeutig des Guten zuviel.«

      »Was ist das für eine Freundschaft, die mit so viel Neid und Eifersucht gekoppelt ist?« wollte Tobias wissen.

      Mareike wich seinem Blick nicht aus, und dabei erkannte er die eisige Kälte in ihren Augen.

      »Es war nie eine Freundschaft«, erklärte sie. »Jedenfalls nicht von meiner Seite. Ich habe Sabrina immer gehaßt, und seit sie mir Patrick genommen hat…«

      »Sie hat ihn dir nicht genommen«, fiel Tobias ihr ins Wort. »In Patricks Leben gab und gibt es nur eine einzige Frau – Sabrina. Das wird sich wohl auch niemals ändern.«

      »Doch, Tobias. Wenn du mit mir an einem Strang ziehst, dann können wir das durchaus ändern.« Wieder zeigte sie dieses raffinierte Lächeln. »Du bekommst deine Sabrina, und ich… nun ja, vielleicht bekomme ich sogar Patrick.«

      Tobias schüttelte den Kopf. »Das halte ich für ausgeschlossen. Im übrigen…« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich habe keine Zeit für solche Spielchen.«

      Mit einem für eine Frau ungewöhnlich festen Griff hielt Mareike ihn am Arm fest. In ihren Augen flackerte es wieder, und nun wußte Tobias, was das war: namenloser Haß.

      »Es ist kein Spiel, Tobias«, erklärte sie, und ihre Stimme jagte einen Schauer über seinen Rükken. »Es ist bitterer Ernst.«

      »Meinetwegen«, entgegnete er gespielt gelassen. Die Aussicht, Sabrina letzten Endes doch noch für sich zu gewinnen, war verlockender, als er sich eingestehen wollte. »Trotzdem habe ich keine Zeit dafür und wohl auch keine Gelegenheit. Ich werde München in Kürze verlassen, um mich selbständig zu machen.«

      Ein kurzes Leuchten flog über Mareikes Gesicht. »Das paßt ausgezeichnet… besser, als ich es zu hoffen gewagt habe.« Sie berührte Tobias’ Arm. »Gemeinsam werden wir Sabrina und Patrick trennen.«

      Tobias schüttelte den Kopf, doch tief in seinem Innern begann Mareikes Saat bereits aufzugehen.

      *

      »Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll«, erklärte Natalie Meinhard verzweifelt. »Seit Monaten renne ich von Arzt zu Arzt, aber keiner kann feststellen, woher meine Unterleibsschmerzen kommen.«

      Teilnahmsvoll sah Tanja ihre Schwester an. Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut. Wie lange war sie selbst wegen ihrer Allergie von Arzt zu Arzt gegangen, aber letzten Endes hatte sie immer wieder auf Cortison zurückgreifen müssen. Erst als sie einen anderen Weg als den der Schulmedizin eingeschlagen hatte, war ihr Erfolg beschieden gewesen.

      »Vielleicht solltest du mal zu Herrn Hilgert gehen«, schlug sie ihrer Schwester vor.

      Natalie winkte ab. »Was soll ich mit einer Unterleibsgeschichte beim Heilpraktiker? Ich brauche einen guten Frauenarzt.«

      »Du bist zu sehr auf deinen Unterleib fixiert«, belehrte Tanja sie. »Ich habe mich auch nur immer auf meine Haut konzentriert, dabei ist es wichtiger, den Körper als Ganzes zu sehen. Herr Hilgert hat nicht nur meine Haut behandelt, sondern meine ganze Einstellung zu meiner Krankheit geändert. Die Salbe, die er mir verschrieben hat, nehme ich nur noch, wenn der Juckreiz kommt, ansonsten habe ich meine Krankheit bestens im Griff. Und ich bin sicher, daß deine Unterleibsschmerzen nur der Ausdruck für etwas ganz anderes sind. Du mußt deinen Körper ganzheitlich behandeln, um eine Genesung herbeizufüh-ren.« Sie schwieg kurz. »Im üb-rigen kann es nicht schaden, wenn du mal zu Herrn Hilgert gehst. Er wird dir ja keine gesundheitsschädigenden Medikamente verschreiben – höchstens eine Teemischung oder irgendwelche pflanzlichen Präparate. Und wenn sie nichts helfen sollten, dann kannst du ja wieder zu einem Arzt gehen.«

      Natalie seufzte. »Also schön. Ich werde es versuchen.«

      Gleich am nächsten Morgen rief sie bei Siegfried Hilgert an, um einen Termin zu vereinbaren. Überraschenderweise erklärte er, sie könne sofort kommen, da er gerade Zeit habe.

      Natalie hatte ein ungutes Gefühl, verscheuchte es aber. Immerhin hatte dieser Mann Tanja geholfen. Er mußte also etwas von seinem Fach verstehen.

      »Da hatten Sie wirklich Glück«, betonte der Heilpraktiker, als Natalie sein Ordinationszimmer betrat. »Normalerweise müssen meine Patienten mindestens drei Wochen auf einen Termin warten, aber gestern abend hat eine Dame kurzfristig abgesagt.« Er zeigte ein verlegenes Lächeln. »Gleich zu Anfang muß ich Ihnen allerdings sagen, daß ich Sie nicht auf Krankenschein behandeln kann.«

      Natalie nickte. »Meine Schwester hat mir schon gesagt, daß ich die Behandlung selbst bezahlen muß.« Sie seufzte. »Wenn Sie mir helfen können, dann zahle ich gern.«

      »Wir werden das schon in den Griff bekommen«, entgegnete Siegfried Hilgert zuversichtlich, dann lächelte er Natalie wieder bedauernd an. »Ich muß also um zwanzig Mark bitten.«

      Natalie holte ihre Geldbörse hervor und zahlte. Der Heilpraktiker stellte ihr eine Quittung aus.

      »Wenn Sie die bei der Krankenkasse einreichen, bekommen Sie möglicherweise einen Teil der Kosten erstattet«, erklärte er, dann sah er die junge Frau an. »Was kann ich für Sie tun?«

      Natalie seufzte erneut. »Ich habe seit Monaten Unterleibsbeschwerden – nicht so schlimm, daß ich es nicht aushalten könnte, aber… es ist furchtbar störend, und manchmal… immer kurz bevor ich meine Tage bekommen, ist es auch jedesmal sehr schmerzhaft.«

      Siegfried Hilgert nickte nachdenklich. »Ich nehme an, Sie waren bereits beim Arzt.«

      »Nicht nur bei einem«, betonte Natalie, dann zuckte sie die Schultern. »Angeblich ist alles in Ordnung.« Sie sah den Heilpraktiker an. »Meine Schwester meint, die Schmerzen wären vielleicht Ausdruck einer anderen Krankheit.«

      Wieder nickte Siegfried Hilgert. »Das ist durchaus möglich, allerdings… ich kenne einen Arzt, der hier an einer kleinen Klinik arbeitet.« Er lächelte. »Nun ja, wir kennen uns nicht nur, sondern sind sogar gut befreundet. Ich würde Sie sehr gern mal zu einer Untersuchung zu ihm schicken.«

      Natalie seufzte. »Dann lande ich also doch wieder bei einem Arzt, dabei wollte ich eigentlich versuchen, einen anderen Weg zu gehen.«

      »Vertrauen Sie mir«, bat Siegfried Hilgert. »Dr. Kreutzer und ich arbeiten eng zusammen. Ich möchte nur sichergehen, daß wir nichts übersehen. Möglicherweise leiden Sie an einer Krankheit, die man nur operativ beheben kann. Im Unterleib befinden sich ja nicht nur Gebärmutter und Eierstöcke. Es könnte beispielsweise sein, daß Ihnen eine chronische Blinddarmentzündung zu schaffen macht. Da wäre meine ganzheitliche Behandlungsmethode fehl am Platz, denn in einem solchen Fall kann nur eine Operation helfen.«

      Natalie dachte eine Weile über diese Worte nach, dann nickte sie. »Das ist einleuchtend. Also schön, ich werde in diese Klinik gehen.«

      Siegfried Hilgert griff zum Telefonhörer. »Ich werde Sie gleich anmelden, Fräulein Meinardt.«

      Er wählte eine Nummer, sprach kurz und legte dann auf.

      »Sie können nächsten Montag untersucht werden«, erklärte er. »Je nachdem, welchen Befund Dr. Kreutzer erhebt, wird er Sie entweder gleich in der Klinik behalten oder Sie wieder zu mir schicken.«

      Dankbar reichte Natalie ihm die Hand. »Ich bin froh, daß ich zu Ihnen gekommen bin.« Sie wurde ein wenig verlegen. »Zuerst wollte ich ja gar nicht, aber meine Schwester ist eigentlich der beste Beweis dafür, wie gut Sie in Ihrem Fach sind. Und wenn Sie mir helfen können, dann wird mich mit Sicherheit kein Arzt mehr in seiner Praxis sehen.«

      *

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