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er in Tränen aus. Sophie erschrak zutiefst. Damit hatte sie nicht gerechnet, und sie hatte auch keine Ahnung, wie sie sich jetzt verhalten sollte.

      Haymo wandte sich ab, und es dauerte lange, bis er sich wieder in der Gewalt hatte.

      »Es war ein schrecklicher Unfall«, brach es schließlich aus ihm heraus, und seine Stimme schien direkt aus dem Herzen zu kommen – eine Stimme vol-ler Schmerz und Trauer. »Verena war auf der Stelle tot, und Werner… er wurde zwar noch operiert, doch er… er konnte nicht mehr gerettet werden.«

      *

      Stunden waren seither vergangen, und Sophie hätte später nicht mehr sagen können, wie sie sie verbracht hatten. Es war weit nach Mitternacht, und noch immer hielt Sophie den völlig gebrochenen Mann an ihrer Seite im Arm, um ihm Trost und Hilfe zu schenken.

      Das war nicht mehr der ruppige Haymo, den sie kennengelernt hatte. Es war ein sehr verletzlich wirkender junger Mann, der in den Armen einer Frau Geborgenheit suchte.

      Jetzt löste er sich von ihr, und auf seinem Gesicht lag wieder etwas von dem Ausdruck, den sie kannte.

      »Nun weißt du alles«, erklärte er leise. »Und du hältst mein Herz in deiner Hand.« Er senkte den Kopf. »Ich bin bei weitem nicht so hartherzig, wie ich mich hier gebe. Du bist jetzt die einzige, die das weiß, und ich kann nur hoffen, daß ich meine Offenheit niemals bereuen muß. Du hast die Macht, mich zu zerstören, denn noch einmal würde ich den Verrat meiner Liebe nicht überleben.«

      Langsam hob Haymo den Blick und sah in ein Paar tiefblaue Augen, die ihn voller Offenheit anschauten.

      »Heißt das…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.

      Haymo nickte. »Ja, Sophie, das heißt, daß ich zum dritten Mal in meinem Leben liebe. Von ganzem Herzen.«

      Sie konnte kaum glauben, was sie eben gehört hatte. Fassungslos starrte sie Haymo an.

      »Mich?« fragte sie dann leise. »Wirklich mich?«

      Haymo zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann nickte er. »Ja, Sophie, ich liebe dich.«

      Und jetzt endlich konnte sie an ihr Glück glauben. Mit einer stillen, ehrlichen Freude in den Augen schmiegte sie sich an Haymo, ließ zu, daß er sie zärtlich in den Arm nahm, und beugte sich ihm entgegen, als seine Lippen sich den ihren nä-herten.

      »Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet«, gestand sie leise.

      »Ich habe es gespürt«, entgegnete Haymo, »aber ich wollte es nicht wahrhaben. Meine Angst vor einer neuen Bindung war zu groß, und… sie ist noch immer sehr groß.« Mit ernstem Blick sah er sie an. »Bitte, Sophie, tu mir nicht weh.«

      »Niemals«, versprach sie. »Ich liebe dich, Haymo. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.«

      *

      Obwohl Sophie und Haymo aus ihrer Beziehung kein Geheimnis machten, hatte sich diese Nachricht noch nicht bis zu den Schwestern der Waldsee-Klinik herumgesprochen, als Sophie durch Zufall ein Gespräch zwischen Alexandra und Bianca mitbekam.

      »Das mit Dr. Parker ging ja voll daneben«, stellte Alexandra enttäuscht fest. »Dabei habe ich in ihn so große Hoffnungen gesetzt.«

      »Ja, er wäre für Sophie wirklich ideal gewesen«, stimmte Bianca zu. »Wen kann man ihr denn jetzt noch als Traumtyp anbieten?

      Da mußte Sophie, die unauffällig an der Tür gestanden hatte, herzlich lachen. Ihre Kolleginnen erschraken zutiefst, verlegene Röte überzog ihre Gesichter.

      »Ich finde es wirklich toll, daß ihr euch um mich solche Sorgen macht«, meinte sie, und die beiden Schwestern spürten, daß das ehrlich gemeint war. Erleichtert atmeten sie auf.

      »Dann bist du uns nicht böse?« vergewisserte sich Bianca trotzdem.

      »Nicht die Spur«, betonte Sophie. »Allerdings ist es nicht nötig, daß ihr euch weitere Gedanken macht. Ich habe mir meinen Traumtyp nämlich schon selbst gesucht.« Sie überlegte einen Moment. »Na ja, Dr. Daniel hat wohl auch ein biß-chen dabei mitgeholfen. Ohne ihn und meine kleine Minka…« Sie beendete den Satz nicht, sondern sah ihre Kolleginnen an. »Anscheinend seid ihr so ziemlich die einzigen, die das noch nicht wissen.« Ein glückliches Lächeln erhellte ihr hübsches Gesicht. »Haymo Sattler und ich werden uns in Kürze verloben.«

      »Der Tierarzt?« vergewisserte sich Alexandra und tauschte einen kurzen Blick mit Bianca.

      »Ich weiß schon, was ihr denkt«, meinte Sophie, »aber es ist alles ganz anders. Haymo ist nicht der ruppige, unnahbare Mensch, den er immer gespielt hat. Er ist der beste Mann, den ich nur finden konnte.« Als sie jetzt wieder lächelte, schien ihr ganzes Gesicht von innen heraus zu leuchten. »Ich bin so glücklich, wie nie zuvor…«

      – E N D E –

Warten auf Patrick

      »Was sagst du zu diesem hier?« fragte Sabrina Harderborn und drehte sich in dem traumhaft schönen Cocktailkleid aus schwarzer und pinkfarbener Seide vor ihrer Freundin Mareike Kosian.

      Haß und Neid loderten in Mareikes eisgrauen Augen, doch Sabrina war zu sehr mit der Anprobe beschäftigt, um es zu bemerken.

      »Ich weiß nicht so recht«, entgegnete Mareike. »Ich finde, es läßt dich alt aussehen… älter als du bist.«

      Sabrina blieb vor dem Spiegel stehen und betrachtete sich eingehend. Das kräftige Pink harmonierte gut mit ihrem dunkelblonden Haar, das beruhigende Schwarz ließ die andere Farbe nicht aufdringlich wirken. Dar-über hinaus betonte das enganliegende Oberteil des Kleides Sabrinas grazile Figur, während der duftige, nicht zu lange Rock ihre wohlgeformten Beine vorteilhaft zur Geltung brachte.

      »Also, ich finde, es steht mir gut«, urteilte Sabrina schließlich.

      Mareike zuckte die Schultern. »Warum hast du mich eigentlich gebeten mitzukommen, wenn du auf meine Meinung doch keinen Wert legst.«

      Sabrina drehte sich noch einmal vor dem Spiegel, dann sah sie Mareike an, und ihr Lächeln war im Gegensatz zu dem der Freundin aufrichtig.

      »Weil du meine beste Freundin bist«, antwortete sie schlicht. »Und weil ich auf deine Meinung sehr wohl Wert lege. Allerdings…« Sie betrachtete sich wieder im Spiegel. »Ich glaube, diesmal werde ich mich auf meinen Instinkt verlassen müssen. Ich fühle mich wohl in diesem Kleid, und ich bin sicher, daß es Patrick gefallen wird.« Sie seufzte glücklich. »Ich freue mich schon so auf unsere Verlobungsfeier. Meine Eltern wollten ja eine riesige Gesellschaft geben, aber Patrick und ich möchten lieber im kleinen Kreis feiern. Nur ein paar Freunde und Verwandte – nicht mehr als zwanzig Personen.«

      Sabrina wollte mit diesen Worten nicht angeben. Sie war in einer riesigen Villa aufgewachsen und hatte ein Leben lang Bedienstete gehabt. Ihr erstes Auto hatte sie mit Chauffeur geschenkt bekommen. Der Reichtum stellte für sie nichts Besonderes dar.

      Mareike, die bereits seit der Schulzeit voller Neid auf Sabrinas gehobenen Lebensstandard geblickt hatte, fühlte wieder einmal unbändigen Haß in sich aufsteigen. Warum mußte Sabrina alles haben? Reichtum, Luxus und auch noch Patrick – den begehrenswertesten Mann, den Mareike je kennengelernt hatte! Und das Schlimmste war, daß er sie wirklich liebte. Hätte er sie nur des Geldes wegen geheiratet, wäre Mareike weniger verbittert gewesen. So aber wurde ihr Haß auf Sabrina immer größer und der Wunsch, etwas in ihrem Leben zu zerstören, immer drängender. Es gab Tage, da konnte Mareike an nichts anderes mehr denken, und auch jetzt schwor sie sich, daß es für Sabrina und Patrick keine gemeinsame Zukunft mehr geben soll-

      te.

      *

      Tobias Scholz wußte, daß es nichts Gutes bedeuten konnte, wenn er allein zu seinem Vater gerufen wurde. Seit Patrick im Begriff war, in die steinreiche Familie Hardenborn einzuheiraten, galt Tobias im Hause Scholz nichts mehr. Er wurde gerade noch geduldet, und aus dem recht

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